Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.den Lärm verstummen machte und die Indianer bewog, sich zur feierlichen Ein¬ Es wurde den Amerikanern nicht leicht, eine Audienz bei Castilla zu er¬ den Lärm verstummen machte und die Indianer bewog, sich zur feierlichen Ein¬ Es wurde den Amerikanern nicht leicht, eine Audienz bei Castilla zu er¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0514" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/100434"/> <p xml:id="ID_1471" prev="#ID_1470"> den Lärm verstummen machte und die Indianer bewog, sich zur feierlichen Ein¬<lb/> holung zu ordnen. Denn es kam wirklich das Hereito libertaSor ekel 8ur,<lb/> und Lu, Lxoklicinow, el den« merito ^snsral Ovn Ksmon (üastilla, Kran IVlaris-<lb/> eui, ?rösi6suis <Zs 1a Kspudlieg, Iib«zrta6ol- nel ?in'u wurde bei seinem Er¬<lb/> scheinen auf dem Markte von dem die Luft mit Vivat erschütterndem Volke<lb/> vom Pferde gehoben und auf den Schultern des süßett Pöbels in die Kathe¬<lb/> drale getragen, wo ihn der Bischof und die Geistlichkeit zur Begehung eines<lb/> feierlichen Hochamts erwarteten. Die Armee bestand aus etwa i bis 3000 Mann,<lb/> die erste Division, der noch drei andre folgten, leidlich gut gekleidet und be¬<lb/> waffnet, und schien allerdings einen Anflug von Enthusiasmus zu besitzen, ohne<lb/> den sie auch nicht so rasch hätte geschaffen werden können. Die Peruaner<lb/> betheuerten stets mit echt römischem Stolze, sie sei aus der Erde gestampft.</p><lb/> <p xml:id="ID_1472" next="#ID_1473"> Es wurde den Amerikanern nicht leicht, eine Audienz bei Castilla zu er¬<lb/> langen, aber endlich erreichten sie ihren Zweck durch einen glücklichen Zufall.<lb/> Der Deutschamerikaner, den die Goldsucher zu ihrem Abgeordneten ernannt<lb/> hatten, war grade in Unterhandlungen mit dem Geheimsecretär des Generals,<lb/> einem jungen intelligenten Advocaten begriffen, als die Thür aufging und<lb/> Castilla eintrat, um durch das Zimmer nach seinem Bureau zu gehen. Er ist<lb/> ein Mann von etwa SO Jahren, klein von Wuchs, aber sein gebaut, mit ver¬<lb/> hältnißmäßig etwas zu langem Kopfe. Sein Gesicht besitzt einen Ausdruck<lb/> großer Entschlossenheit, der sich deutlich aus der scharfgebogenen Nase, aus<lb/> der hohen Stirn und aus den kühnen grauen Augen, die unruhig unter den<lb/> buschig weißen Augenbrauen umherrollen, ausspricht, obwol in den letzteren<lb/> dann und wann der Funke jener finsteren Tücke glüht, die auch bei lange<lb/> fortgesetzter Mischung nie ganz aus dem indianischen Blute zu vertreiben ist.<lb/> Sein Vater soll Maulthiertreiber gewesen und er anfangs diesem Berufe ge¬<lb/> folgt sein, bevor er schon in früher Jugend in Kriegsdienste trat, wo er sich<lb/> durch Unerschrockenheit und Geistesgegenwart rasch in die Höhe schwang.<lb/> Jedenfalls gereicht es ihm zum Verdienst, daß er seine Präsidentschaft ohne<lb/> Unruhen bis zum gesetzlichen Ende brachte— ein in Peru bis dahin unerhör¬<lb/> tes Beispiel — und an seiner Popularität (freilich mehr bei den niedern Classen)<lb/> läßt sich, trotz seiner oft zu brutaler Rohheit ausartenden Härte nicht zweifeln,<lb/> da der für ihn glückliche Verlauf der Revolution wesentlich durch dieselbe be¬<lb/> dingt wurde. Sie beruht aus Beweisen persönlicher Tapferkeit, die er wieder¬<lb/> holt gegeben, auf seiner Unerschrockenheit, wie er z.B. auf seinem Zuge gegen<lb/> Vivanco unbewaffnet mitten unter eine Schar Aufständischer trat und sie zur<lb/> Pflicht zurückführte und endlich auf seiner Bereitwilligkeit, im Felde stets die<lb/> Strapazen des gemeinen Soldaten zu theilen. Bei den höhern Classen ist er<lb/> allerdings nicht beliebt und sie neigen sich eher seinem Gegner zu. Dies<lb/> macht jedoch wenig in einem Lande aus, wo sich die weichlichen Creolen stets</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0514]
den Lärm verstummen machte und die Indianer bewog, sich zur feierlichen Ein¬
holung zu ordnen. Denn es kam wirklich das Hereito libertaSor ekel 8ur,
und Lu, Lxoklicinow, el den« merito ^snsral Ovn Ksmon (üastilla, Kran IVlaris-
eui, ?rösi6suis <Zs 1a Kspudlieg, Iib«zrta6ol- nel ?in'u wurde bei seinem Er¬
scheinen auf dem Markte von dem die Luft mit Vivat erschütterndem Volke
vom Pferde gehoben und auf den Schultern des süßett Pöbels in die Kathe¬
drale getragen, wo ihn der Bischof und die Geistlichkeit zur Begehung eines
feierlichen Hochamts erwarteten. Die Armee bestand aus etwa i bis 3000 Mann,
die erste Division, der noch drei andre folgten, leidlich gut gekleidet und be¬
waffnet, und schien allerdings einen Anflug von Enthusiasmus zu besitzen, ohne
den sie auch nicht so rasch hätte geschaffen werden können. Die Peruaner
betheuerten stets mit echt römischem Stolze, sie sei aus der Erde gestampft.
Es wurde den Amerikanern nicht leicht, eine Audienz bei Castilla zu er¬
langen, aber endlich erreichten sie ihren Zweck durch einen glücklichen Zufall.
Der Deutschamerikaner, den die Goldsucher zu ihrem Abgeordneten ernannt
hatten, war grade in Unterhandlungen mit dem Geheimsecretär des Generals,
einem jungen intelligenten Advocaten begriffen, als die Thür aufging und
Castilla eintrat, um durch das Zimmer nach seinem Bureau zu gehen. Er ist
ein Mann von etwa SO Jahren, klein von Wuchs, aber sein gebaut, mit ver¬
hältnißmäßig etwas zu langem Kopfe. Sein Gesicht besitzt einen Ausdruck
großer Entschlossenheit, der sich deutlich aus der scharfgebogenen Nase, aus
der hohen Stirn und aus den kühnen grauen Augen, die unruhig unter den
buschig weißen Augenbrauen umherrollen, ausspricht, obwol in den letzteren
dann und wann der Funke jener finsteren Tücke glüht, die auch bei lange
fortgesetzter Mischung nie ganz aus dem indianischen Blute zu vertreiben ist.
Sein Vater soll Maulthiertreiber gewesen und er anfangs diesem Berufe ge¬
folgt sein, bevor er schon in früher Jugend in Kriegsdienste trat, wo er sich
durch Unerschrockenheit und Geistesgegenwart rasch in die Höhe schwang.
Jedenfalls gereicht es ihm zum Verdienst, daß er seine Präsidentschaft ohne
Unruhen bis zum gesetzlichen Ende brachte— ein in Peru bis dahin unerhör¬
tes Beispiel — und an seiner Popularität (freilich mehr bei den niedern Classen)
läßt sich, trotz seiner oft zu brutaler Rohheit ausartenden Härte nicht zweifeln,
da der für ihn glückliche Verlauf der Revolution wesentlich durch dieselbe be¬
dingt wurde. Sie beruht aus Beweisen persönlicher Tapferkeit, die er wieder¬
holt gegeben, auf seiner Unerschrockenheit, wie er z.B. auf seinem Zuge gegen
Vivanco unbewaffnet mitten unter eine Schar Aufständischer trat und sie zur
Pflicht zurückführte und endlich auf seiner Bereitwilligkeit, im Felde stets die
Strapazen des gemeinen Soldaten zu theilen. Bei den höhern Classen ist er
allerdings nicht beliebt und sie neigen sich eher seinem Gegner zu. Dies
macht jedoch wenig in einem Lande aus, wo sich die weichlichen Creolen stets
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