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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.

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Brust beschwerlich falle; nur die Augen sind noch vollkommen gut. Das
Jagen im Winter hat ihn in seinem dreißigsten Jahre alt gemacht, so daß der
kühne Jager fürchtet, nicht lange mehr das Feld halten zu können. Daher
bittet er seinen etwaigen Nachfolger zu eilen und sendet ihm schon von Algier
aus die nöthigen Verhaltungsregeln entgegen. Von körperlichen und geistigen
Eigenschaften verlangt er von dem Löwenjäger Jugend und Kraft, eine gute
Brust, um gut laufen zu können, ein scharfes Auge und einen eisernen Willen.
Als Gewehr empfiehlt er eine Doppelflinte, die genau und scharf schießt und
auf die der Schütze so eingeübt sein muß, daß er in einer Entfernung von
30 Schritten mit den Kugeln aus beiden Läufen auf einen Punkt trifft. Zur
weitern Bewaffnung dient ein gutes Pistol und beide Schutzwaffen werden
mit konischen Kugeln mit Stahlspitzen geladen. Um einen Führer zu finden
empfiehlt Gerard in dem Duar, in dessen Nähe sich ein Löwe aufhält, nach
einem Manne zu fragen, der an Nachtwanderungen gewöhnt ist oder vor der
Nacht sich nicht fürchtet d. h. nach einem Diebe, denn nur diese pflegen in
der Nacht spazieren zu gehen^, ehrliche Araber bleiben von Sonnenunter¬
gang an, wo der Löwe regelmäßig sein Lager verläßt und auf Raub ausgeht,
zu Hause.

Vor allen Dingen gilt es, den Versteck des Löwen auszuspüren. Ist der
Boden hart und dürr, so muß man eine seuchte Stelle aufsuchen und sich dort
nach einer Löwenfährte umsehen. Man mißt sie mit der Hand; bedecken die
ausgebreiteten Finger die Krallen des Thieres nicht, so rührt die Fährte von
einem ausgewachsenen Löwen her. Bedeckt die Hand die Fährte, so ist sie die
einer Löwin oder eines jungen Löwen. Anstatt einer Fährte, die nicht zu
finden ist, muß man sich auch oft mit der Losung begnügen. Sie ist voll an¬
sehnlicher Knochenstücke und im frischen Zustande weiß, wird aber schon nach
24 Stunden fast schwarz. Nur wenn sie die Größe einer Hand erreicht, rührt
sie von einem ausgewachsenen Löwen her. Gelingt es nicht, auf diese Weise
den Ausenthalt des Löwen zu ermitteln und setzt er seine Raubzüge fort ohne
zu brüllen, so muß man mit dem Führer in einer Mondscheinnacht auf¬
brechen und langsam die Wege begehen, welche die verschiedenen von dem
Raubthiere heimgesuchten Duars miteinander verbinden. Ein heiserer Schrei
verräth die Nähe eines Schakals, der aber nicht blos dem Löwen, sondern auch
der Hyäne und dem Räuber folgt, denn er weiß, daß auch von dem Raube
dieser etwas sür ihn übrig bleibt. Folgt er einem Löwen in der Ebene, so
braucht man sich nicht weiter um das Aufsuchen des letzteren zu bekümmern,
denn er kommt stets auf den Menschen zu, sowie er ihn von weitem erblickt.
Ist dagegen die Gegend bewaldet, so läßt man sich von dem Führer nach
einer Stelle bringen, wo der Löwe vorbeikommen muß, und versteckt sich
hinter einem Busch so, daß das Thier den Jäger erst sieht, wenn er es schuß-


Brust beschwerlich falle; nur die Augen sind noch vollkommen gut. Das
Jagen im Winter hat ihn in seinem dreißigsten Jahre alt gemacht, so daß der
kühne Jager fürchtet, nicht lange mehr das Feld halten zu können. Daher
bittet er seinen etwaigen Nachfolger zu eilen und sendet ihm schon von Algier
aus die nöthigen Verhaltungsregeln entgegen. Von körperlichen und geistigen
Eigenschaften verlangt er von dem Löwenjäger Jugend und Kraft, eine gute
Brust, um gut laufen zu können, ein scharfes Auge und einen eisernen Willen.
Als Gewehr empfiehlt er eine Doppelflinte, die genau und scharf schießt und
auf die der Schütze so eingeübt sein muß, daß er in einer Entfernung von
30 Schritten mit den Kugeln aus beiden Läufen auf einen Punkt trifft. Zur
weitern Bewaffnung dient ein gutes Pistol und beide Schutzwaffen werden
mit konischen Kugeln mit Stahlspitzen geladen. Um einen Führer zu finden
empfiehlt Gerard in dem Duar, in dessen Nähe sich ein Löwe aufhält, nach
einem Manne zu fragen, der an Nachtwanderungen gewöhnt ist oder vor der
Nacht sich nicht fürchtet d. h. nach einem Diebe, denn nur diese pflegen in
der Nacht spazieren zu gehen^, ehrliche Araber bleiben von Sonnenunter¬
gang an, wo der Löwe regelmäßig sein Lager verläßt und auf Raub ausgeht,
zu Hause.

Vor allen Dingen gilt es, den Versteck des Löwen auszuspüren. Ist der
Boden hart und dürr, so muß man eine seuchte Stelle aufsuchen und sich dort
nach einer Löwenfährte umsehen. Man mißt sie mit der Hand; bedecken die
ausgebreiteten Finger die Krallen des Thieres nicht, so rührt die Fährte von
einem ausgewachsenen Löwen her. Bedeckt die Hand die Fährte, so ist sie die
einer Löwin oder eines jungen Löwen. Anstatt einer Fährte, die nicht zu
finden ist, muß man sich auch oft mit der Losung begnügen. Sie ist voll an¬
sehnlicher Knochenstücke und im frischen Zustande weiß, wird aber schon nach
24 Stunden fast schwarz. Nur wenn sie die Größe einer Hand erreicht, rührt
sie von einem ausgewachsenen Löwen her. Gelingt es nicht, auf diese Weise
den Ausenthalt des Löwen zu ermitteln und setzt er seine Raubzüge fort ohne
zu brüllen, so muß man mit dem Führer in einer Mondscheinnacht auf¬
brechen und langsam die Wege begehen, welche die verschiedenen von dem
Raubthiere heimgesuchten Duars miteinander verbinden. Ein heiserer Schrei
verräth die Nähe eines Schakals, der aber nicht blos dem Löwen, sondern auch
der Hyäne und dem Räuber folgt, denn er weiß, daß auch von dem Raube
dieser etwas sür ihn übrig bleibt. Folgt er einem Löwen in der Ebene, so
braucht man sich nicht weiter um das Aufsuchen des letzteren zu bekümmern,
denn er kommt stets auf den Menschen zu, sowie er ihn von weitem erblickt.
Ist dagegen die Gegend bewaldet, so läßt man sich von dem Führer nach
einer Stelle bringen, wo der Löwe vorbeikommen muß, und versteckt sich
hinter einem Busch so, daß das Thier den Jäger erst sieht, wenn er es schuß-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/426>, abgerufen am 23.12.2024.