Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.ermäßigt; muthmaßlich wird die Abkühlung indeß nur für die Dauer weniger Tage Ein Gerücht, wonach jüngst hier eine außerordentlich große Menge von nament¬ In Hinsicht auf die Abreise des Generals Canrobert habe ich noch zu bemerken, Englische Literatur. -- Eine interessante Neuigkeit ist Duncans "L-im^-nFn" ermäßigt; muthmaßlich wird die Abkühlung indeß nur für die Dauer weniger Tage Ein Gerücht, wonach jüngst hier eine außerordentlich große Menge von nament¬ In Hinsicht auf die Abreise des Generals Canrobert habe ich noch zu bemerken, Englische Literatur. — Eine interessante Neuigkeit ist Duncans „L-im^-nFn» <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0405" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/100325"/> <p xml:id="ID_1163" prev="#ID_1162"> ermäßigt; muthmaßlich wird die Abkühlung indeß nur für die Dauer weniger Tage<lb/> anhalten, und darnach die Hitze, wie dies hier zu Ende August zu geschehen pflegt,<lb/> im verstärkten Maße austreten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1164"> Ein Gerücht, wonach jüngst hier eine außerordentlich große Menge von nament¬<lb/> lich englischen Verwundeten angekommen wären, scheint auf einem Irrthum zu be¬<lb/> ruhen. Als Ankunftstage wurden Freitag und Sonnabend genannt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1165"> In Hinsicht auf die Abreise des Generals Canrobert habe ich noch zu bemerken,<lb/> daß dieselbe scheinbar im besten Einvernehmen mit dem jetzigen Generalissimus vor<lb/> sich gegangen ist. Derselbe gab dem scheidenden Exchef mit einem großen Theil<lb/> des französischen Gcneralstabes das Geleit von dem Hauptquartier nach Kamiesch.<lb/> Pelissier und Canrobert saßen in demselben Wagen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Englische Literatur. </head> <p xml:id="ID_1166" next="#ID_1167"> — Eine interessante Neuigkeit ist Duncans „L-im^-nFn»<lb/> wiu> u,<z rin'Ks i» ^«>->" als die erste zuverlässige Kunde, die uns über die<lb/> gegenwärtigen Zustände des türkischen Heeres in Asien zukommt. Als der Verfasser<lb/> Anfang vorigen Jahres in Erzerum ankam, befand sich die türkische Armee in der<lb/> jämmerlichsten Lage, denn sie hatte seit 18 Monaten keine Löhnung erhalten;<lb/> während Duncans Aufenthalt in Erzerum erhielt sie einen Monatsold und sofort<lb/> trat eine wahrhaft wunderbare Veränderung in den Soldaten ein. Kaum hatten<lb/> sie ihre 20 Piaster (etwas über -I Thlr.) erhalten, so eilten sie nach den Bädern,<lb/> reinigten sich und verrauchten dann in ernster Würde den Nest. Das Betragen der<lb/> Truppen war vortrefflich, selbst als sie vor Kälte und Mangel starben: „Trotz der<lb/> Noth, in welcher die Truppen schmachteten, vergaß der türkische Soldat auch nicht<lb/> für einen Augenblick die merkwürdige Geduld und Ehrlichkeit, die ihn auszeichnet.<lb/> Die Kaufleute im Bazar klagten selten über Diebe, obgleich die Vorräthe von Kaffee,<lb/> Tabak und eingemachten Früchten die halbverhungerter Truppen in starke Versuchung<lb/> gesetzt haben müssen. In den einsamen Straßen sah man Hühner, (von deren<lb/> Eiern die Einwohner hauptsächlich lebten), unbeaufsichtigt und unbelästigt zwischen<lb/> den aus der Erde erbauten Hütten herumwandern. Selbst in der schlimmsten Zeit<lb/> ihrer Prüfungen legten die türkischen Soldaten nie Hand an diese verlockende<lb/> Beute und ich bezweifle sehr, ob eine civilistrtere Armee eine ebenso große Ach¬<lb/> tung vor dem Eigenthum andrer an den Tag gelegt haben würde." Mr. Duncan<lb/> reiste am 18. März 18S4 von Erzerum nach Kars. Unterwegs wurde er von der<lb/> Grenzbcvölkerung, unter der Verbrechen fast so selten sind, wie Armuth, mit der<lb/> größten Gastlichkeit aufgenommen. Kars liegt im Westen einer der Hochebenen,<lb/> die sich vom Araxes nach dem Arpatschai hinziehen und ungefähr 12 Stunden von<lb/> der russischen' Grenzstadt Gumri oder Alcxandropol. Die Truppen befanden sich<lb/> hier in einer noch viel schlimmern Lage, als in Erzerum und die Kälte war sehr<lb/> groß. Manchmal war Holz nur durch Einreißen der Häuser zu erlangen, denn ans<lb/> diesen 7000 Fuß über dem Meere gelegenen Hochebenen wachsen keine Bäume.<lb/> Dagegen waren im Sommer die Flöhe um so reichlicher vorhanden. Die Armee<lb/> stand unter dem Befehle des Muschirs oder Feldmarschalls Zarif Mustapha, eines<lb/> Civilisten, der nicht das Mindeste vom Militär verstand und der keine'Section hätte<lb/> commandiren können. Zu seinem Beistand hatte er 21 militärische und eine aus¬<lb/> gewählte Gesellschaft Civilpaschas. Verschiedene ehemalige Offiziere des magyari-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0405]
ermäßigt; muthmaßlich wird die Abkühlung indeß nur für die Dauer weniger Tage
anhalten, und darnach die Hitze, wie dies hier zu Ende August zu geschehen pflegt,
im verstärkten Maße austreten.
Ein Gerücht, wonach jüngst hier eine außerordentlich große Menge von nament¬
lich englischen Verwundeten angekommen wären, scheint auf einem Irrthum zu be¬
ruhen. Als Ankunftstage wurden Freitag und Sonnabend genannt.
In Hinsicht auf die Abreise des Generals Canrobert habe ich noch zu bemerken,
daß dieselbe scheinbar im besten Einvernehmen mit dem jetzigen Generalissimus vor
sich gegangen ist. Derselbe gab dem scheidenden Exchef mit einem großen Theil
des französischen Gcneralstabes das Geleit von dem Hauptquartier nach Kamiesch.
Pelissier und Canrobert saßen in demselben Wagen.
Englische Literatur. — Eine interessante Neuigkeit ist Duncans „L-im^-nFn»
wiu> u,<z rin'Ks i» ^«>->" als die erste zuverlässige Kunde, die uns über die
gegenwärtigen Zustände des türkischen Heeres in Asien zukommt. Als der Verfasser
Anfang vorigen Jahres in Erzerum ankam, befand sich die türkische Armee in der
jämmerlichsten Lage, denn sie hatte seit 18 Monaten keine Löhnung erhalten;
während Duncans Aufenthalt in Erzerum erhielt sie einen Monatsold und sofort
trat eine wahrhaft wunderbare Veränderung in den Soldaten ein. Kaum hatten
sie ihre 20 Piaster (etwas über -I Thlr.) erhalten, so eilten sie nach den Bädern,
reinigten sich und verrauchten dann in ernster Würde den Nest. Das Betragen der
Truppen war vortrefflich, selbst als sie vor Kälte und Mangel starben: „Trotz der
Noth, in welcher die Truppen schmachteten, vergaß der türkische Soldat auch nicht
für einen Augenblick die merkwürdige Geduld und Ehrlichkeit, die ihn auszeichnet.
Die Kaufleute im Bazar klagten selten über Diebe, obgleich die Vorräthe von Kaffee,
Tabak und eingemachten Früchten die halbverhungerter Truppen in starke Versuchung
gesetzt haben müssen. In den einsamen Straßen sah man Hühner, (von deren
Eiern die Einwohner hauptsächlich lebten), unbeaufsichtigt und unbelästigt zwischen
den aus der Erde erbauten Hütten herumwandern. Selbst in der schlimmsten Zeit
ihrer Prüfungen legten die türkischen Soldaten nie Hand an diese verlockende
Beute und ich bezweifle sehr, ob eine civilistrtere Armee eine ebenso große Ach¬
tung vor dem Eigenthum andrer an den Tag gelegt haben würde." Mr. Duncan
reiste am 18. März 18S4 von Erzerum nach Kars. Unterwegs wurde er von der
Grenzbcvölkerung, unter der Verbrechen fast so selten sind, wie Armuth, mit der
größten Gastlichkeit aufgenommen. Kars liegt im Westen einer der Hochebenen,
die sich vom Araxes nach dem Arpatschai hinziehen und ungefähr 12 Stunden von
der russischen' Grenzstadt Gumri oder Alcxandropol. Die Truppen befanden sich
hier in einer noch viel schlimmern Lage, als in Erzerum und die Kälte war sehr
groß. Manchmal war Holz nur durch Einreißen der Häuser zu erlangen, denn ans
diesen 7000 Fuß über dem Meere gelegenen Hochebenen wachsen keine Bäume.
Dagegen waren im Sommer die Flöhe um so reichlicher vorhanden. Die Armee
stand unter dem Befehle des Muschirs oder Feldmarschalls Zarif Mustapha, eines
Civilisten, der nicht das Mindeste vom Militär verstand und der keine'Section hätte
commandiren können. Zu seinem Beistand hatte er 21 militärische und eine aus¬
gewählte Gesellschaft Civilpaschas. Verschiedene ehemalige Offiziere des magyari-
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