Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.Macht sich geltend zu machen. Dies ist dem Gesang gegenüber nicht das Es schien nicht überflüssig, auf diese Betrachtungen etwas näher einzugehn, Es war auf das schwierige Werk viel Mühe und Sorgfalt verwendet Macht sich geltend zu machen. Dies ist dem Gesang gegenüber nicht das Es schien nicht überflüssig, auf diese Betrachtungen etwas näher einzugehn, Es war auf das schwierige Werk viel Mühe und Sorgfalt verwendet <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0029" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/99949"/> <p xml:id="ID_50" prev="#ID_49"> Macht sich geltend zu machen. Dies ist dem Gesang gegenüber nicht das<lb/> richtige Verhältniß, noch weniger aber ist es zu loben, daß die Singstimmen<lb/> vielfach als Instrumente, und zwar in einer gewissen abstracten Weise behandelt<lb/> sind, so daß sie ungleich weniger in charakteristischer Individualität aufgefaßt<lb/> sind als die einzelnen Instrumente, Deshalb sind die einzelnen Partien auch<lb/> für keinen Sänger ganz genehm und hier tritt die Intention des Componisten<lb/> nickt immer klar hervor. Auch dies ist ein Grund, weshalb dies Oratorium<lb/> sich für ein Musikfest weniger eignet, weil die großen Gesangskräfte, die dort<lb/> vereinigt sind, in demselben nicht zur vollen Geltung kommen, und dies wirkte<lb/> ganz besonders auch auf die Zuhörer nicht günstig ein,</p><lb/> <p xml:id="ID_51"> Es schien nicht überflüssig, auf diese Betrachtungen etwas näher einzugehn,<lb/> weil die im Ganzen nicht durchschlagende Wirkung auf das Publicum dadurch<lb/> begreiflich wird, ohne daß man diesem oder den großen Schönheiten der Com-<lb/> Position zu nahe tritt. Paradies und Perl nimmt unter den musikalischen<lb/> Lnstungen der neueren Zeit eine hervorragende Stelle el", die dadurch nicht<lb/> verkümmert wird, daß es von der Wirkung gewisser Richtungen und Ansichten<lb/> nicht frei geblieben ist, die gegenwärtig durchgängig sich geltend machen, ohne<lb/> daß man so wie hier durch soviel Geist und Poesie, Tiefe und Feinheit der<lb/> Erfindung und Ausführung entschädigt und erfreut würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_52" next="#ID_53"> Es war auf das schwierige Werk viel Mühe und Sorgfalt verwendet<lb/> worden, und die Aufführung entsprach derselben. Bei dem oben angedeuteten<lb/> Charakter der Comvosttion läßt sich über die Auffassung im Einzelnen vielleicht<lb/> rechten, sowie es begreiflich ist, daß von sovielen, feinen Intentionen die eine<lb/> mehr die andere weniger deutlich und schön hervortrat; aber schon das war<lb/> sehr anerkennenswert!),, daß bei sovielen, zum großen Theil scharf auf die<lb/> Spitze gestellten Effecten nichts mislang, nichts störte. Einzelnes, wie es wol<lb/> zu gehen pflegt, gelang in der Probe besser als in der Aufführung. z, B. der<lb/> Chor der Nilgeister, der an Leichtigkeit und Flüchtigkeit etwas eingebüßt hatte.<lb/> Wo der Chor sich geltend machen konnte, war er von trefflicher Wirkung; daS<lb/> Schlummerlied, das wunderlieblich klang, ist schon erwähnt, auch der Eingangs¬<lb/> chor des dritten Theils, dessen Erfindung sonst weniger originell ist, klang<lb/> besonders durch den zarten Vortrag sehr gut. Daß die großen kräftigen Chöre<lb/> tüchtig heraustraten war nicht anders zu erwarten. Frau Goldschmidt,<lb/> deren Wunsch den Ausschlag für die Aufführung der Perl gegeben hatte, sang<lb/> die Perl, die der Stimmlage nach eigentlich keine ganz günstige Partie für sie<lb/> war; allein wenn eiye Sängerin, so war sie geeignet, das Geistige und Poetische<lb/> dieser Erscheinung zur Geltung zu bringen, und daß sie für die auch durch die<lb/> Höhe außerordentlich anstrengende Schlußpartie die volle Frische und Kraft<lb/> bewahrt hatte, war ein neuer Beweis für ihre große Kunst. Der Damen,<lb/> welche neben ihr ,wi,c die Sterne um den Mond glänzten, ist schon dankbar</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0029]
Macht sich geltend zu machen. Dies ist dem Gesang gegenüber nicht das
richtige Verhältniß, noch weniger aber ist es zu loben, daß die Singstimmen
vielfach als Instrumente, und zwar in einer gewissen abstracten Weise behandelt
sind, so daß sie ungleich weniger in charakteristischer Individualität aufgefaßt
sind als die einzelnen Instrumente, Deshalb sind die einzelnen Partien auch
für keinen Sänger ganz genehm und hier tritt die Intention des Componisten
nickt immer klar hervor. Auch dies ist ein Grund, weshalb dies Oratorium
sich für ein Musikfest weniger eignet, weil die großen Gesangskräfte, die dort
vereinigt sind, in demselben nicht zur vollen Geltung kommen, und dies wirkte
ganz besonders auch auf die Zuhörer nicht günstig ein,
Es schien nicht überflüssig, auf diese Betrachtungen etwas näher einzugehn,
weil die im Ganzen nicht durchschlagende Wirkung auf das Publicum dadurch
begreiflich wird, ohne daß man diesem oder den großen Schönheiten der Com-
Position zu nahe tritt. Paradies und Perl nimmt unter den musikalischen
Lnstungen der neueren Zeit eine hervorragende Stelle el", die dadurch nicht
verkümmert wird, daß es von der Wirkung gewisser Richtungen und Ansichten
nicht frei geblieben ist, die gegenwärtig durchgängig sich geltend machen, ohne
daß man so wie hier durch soviel Geist und Poesie, Tiefe und Feinheit der
Erfindung und Ausführung entschädigt und erfreut würde.
Es war auf das schwierige Werk viel Mühe und Sorgfalt verwendet
worden, und die Aufführung entsprach derselben. Bei dem oben angedeuteten
Charakter der Comvosttion läßt sich über die Auffassung im Einzelnen vielleicht
rechten, sowie es begreiflich ist, daß von sovielen, feinen Intentionen die eine
mehr die andere weniger deutlich und schön hervortrat; aber schon das war
sehr anerkennenswert!),, daß bei sovielen, zum großen Theil scharf auf die
Spitze gestellten Effecten nichts mislang, nichts störte. Einzelnes, wie es wol
zu gehen pflegt, gelang in der Probe besser als in der Aufführung. z, B. der
Chor der Nilgeister, der an Leichtigkeit und Flüchtigkeit etwas eingebüßt hatte.
Wo der Chor sich geltend machen konnte, war er von trefflicher Wirkung; daS
Schlummerlied, das wunderlieblich klang, ist schon erwähnt, auch der Eingangs¬
chor des dritten Theils, dessen Erfindung sonst weniger originell ist, klang
besonders durch den zarten Vortrag sehr gut. Daß die großen kräftigen Chöre
tüchtig heraustraten war nicht anders zu erwarten. Frau Goldschmidt,
deren Wunsch den Ausschlag für die Aufführung der Perl gegeben hatte, sang
die Perl, die der Stimmlage nach eigentlich keine ganz günstige Partie für sie
war; allein wenn eiye Sängerin, so war sie geeignet, das Geistige und Poetische
dieser Erscheinung zur Geltung zu bringen, und daß sie für die auch durch die
Höhe außerordentlich anstrengende Schlußpartie die volle Frische und Kraft
bewahrt hatte, war ein neuer Beweis für ihre große Kunst. Der Damen,
welche neben ihr ,wi,c die Sterne um den Mond glänzten, ist schon dankbar
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