ihm der Jesuitengeneral, damals der chochwürdige Pater Roothan selbst er¬ schloß. Das Werk hat seinem Versasser wahrhafte Ovationen in allen Resi¬ denzen des Ordens, welche Herr Cretineau nach dessen Veröffentlichung besuchte, eingetragen. DaS war nur gerecht; denn niemals war ein Schriftsteller ein so fanatischer, so eraltirter und absoluter Bewunderer des Ordens vom heiligen Ignaz von Loyola, als es Herr Cr^tineau gewesen ist. Bei ihm ist es mehr als Enthusiasmus; es ist Fetischmus. Ganz natürlich haben daher die Jesuiten einen Schriftsteller von unstreitig bedeutendem Talent, der ihnen so eminente Dienste geleistet, mit ihren eifrigsten Sympathien umgeben. Herr Crstineau hat außerdem bewiesen, daß er kein halber Höfling jener Institution ist, zu deren glühendem Lobredner er sich gemacht hat. In einer andern Schrift, betitelt "Clemens XlV. und die Jesuiten", hat er sich nicht gescheut, das Andenken dieses Papstes, der am Ende des vorigen Jahrhunderts auf drin¬ gendstes Anhalten aller Souveräne und aller Völker Europas die Unterdrückung des Jesuitenordens ausgesprochen hatte, mit den empörendsten Verleumdungen zu beschmuzen. Der Name des Herrn Cretineau-Joly, beigesellt dem Journal der Nord war also gewiß nicht ohne irgendeine specielle Bedeutung und man dürfte keine zu große Conjectur wagen, wenn man voraussetzt, daß der Nord nach der Absicht seiner Begründer ein kleines UnivnSband zwischen den Jesuiten und Nußland sein sollte. Die Jesuiten sahen sich aus Rußland ausgewiesen, wie sie in frühern Zeiten aus der Mehrzahl der Länver Europas ausgewiesen worden sind. Rußland ist ein ausgedehntes, ein sehr ausgedehntes Reich, welches die Jünger Loyolas nur mit Schmerz ihrer Ausbeutung ver¬ schlossen sehen. War Herr Cretineau nicht beauftragt, dem mächtigen Zaren den Olivenzweig der mächtigen Väter zu überbringen, in deren Reich, wie in dem Philipps it., die Sonne nicht untergeht und dennoch Zwielicht herrscht?
Gegen die Ausweisung des Herrn Cretineau und seiner Mitarbeiter hat übrigens die belgische Presse einstimmig protestirt; und wenn die klerikalen Blätter, gegenüber dem klerikalen Ministerium, auch geschwiegen haben, so war selbst ihr Schweigen darum nicht weniger eine Protestation. Jeder bel¬ gische Schriftsteller, welcher Partei er auch angehöre, muß sich in seiner Würve als Bürger eines Landes der Freiheit und Gleichheit verletzt fühlen, indem er bei dieser Gelegenheit unsere öffentlichen Freiheiten und die Gleichheit vor dem Gesetz dem allzubereitwilligen Wunsche, dem Auslande zu gefallen, aufopfern sah. Dieser Wunsch hat alle unsere Minister seit 4 848 wie ein Alp gedrückt, und das gegenwärtige Cabinet ist in solcher Dienstwilligkeit nur der Nachtreter seiner Vorgänger. Hätten die Generale B edeau, Chan garnier und La- moriciere, deren Verweilen in Belgien für die Tuilerien ein Gegenstand fort¬ währender Beunruhigung ist, nicht soviele und mächtige Freunde, so wäre auch ihnen vielleicht schon längst der Zwangspaß unterzeichnet worden. Auch im vorlie-
ihm der Jesuitengeneral, damals der chochwürdige Pater Roothan selbst er¬ schloß. Das Werk hat seinem Versasser wahrhafte Ovationen in allen Resi¬ denzen des Ordens, welche Herr Cretineau nach dessen Veröffentlichung besuchte, eingetragen. DaS war nur gerecht; denn niemals war ein Schriftsteller ein so fanatischer, so eraltirter und absoluter Bewunderer des Ordens vom heiligen Ignaz von Loyola, als es Herr Cr^tineau gewesen ist. Bei ihm ist es mehr als Enthusiasmus; es ist Fetischmus. Ganz natürlich haben daher die Jesuiten einen Schriftsteller von unstreitig bedeutendem Talent, der ihnen so eminente Dienste geleistet, mit ihren eifrigsten Sympathien umgeben. Herr Crstineau hat außerdem bewiesen, daß er kein halber Höfling jener Institution ist, zu deren glühendem Lobredner er sich gemacht hat. In einer andern Schrift, betitelt „Clemens XlV. und die Jesuiten", hat er sich nicht gescheut, das Andenken dieses Papstes, der am Ende des vorigen Jahrhunderts auf drin¬ gendstes Anhalten aller Souveräne und aller Völker Europas die Unterdrückung des Jesuitenordens ausgesprochen hatte, mit den empörendsten Verleumdungen zu beschmuzen. Der Name des Herrn Cretineau-Joly, beigesellt dem Journal der Nord war also gewiß nicht ohne irgendeine specielle Bedeutung und man dürfte keine zu große Conjectur wagen, wenn man voraussetzt, daß der Nord nach der Absicht seiner Begründer ein kleines UnivnSband zwischen den Jesuiten und Nußland sein sollte. Die Jesuiten sahen sich aus Rußland ausgewiesen, wie sie in frühern Zeiten aus der Mehrzahl der Länver Europas ausgewiesen worden sind. Rußland ist ein ausgedehntes, ein sehr ausgedehntes Reich, welches die Jünger Loyolas nur mit Schmerz ihrer Ausbeutung ver¬ schlossen sehen. War Herr Cretineau nicht beauftragt, dem mächtigen Zaren den Olivenzweig der mächtigen Väter zu überbringen, in deren Reich, wie in dem Philipps it., die Sonne nicht untergeht und dennoch Zwielicht herrscht?
Gegen die Ausweisung des Herrn Cretineau und seiner Mitarbeiter hat übrigens die belgische Presse einstimmig protestirt; und wenn die klerikalen Blätter, gegenüber dem klerikalen Ministerium, auch geschwiegen haben, so war selbst ihr Schweigen darum nicht weniger eine Protestation. Jeder bel¬ gische Schriftsteller, welcher Partei er auch angehöre, muß sich in seiner Würve als Bürger eines Landes der Freiheit und Gleichheit verletzt fühlen, indem er bei dieser Gelegenheit unsere öffentlichen Freiheiten und die Gleichheit vor dem Gesetz dem allzubereitwilligen Wunsche, dem Auslande zu gefallen, aufopfern sah. Dieser Wunsch hat alle unsere Minister seit 4 848 wie ein Alp gedrückt, und das gegenwärtige Cabinet ist in solcher Dienstwilligkeit nur der Nachtreter seiner Vorgänger. Hätten die Generale B edeau, Chan garnier und La- moriciere, deren Verweilen in Belgien für die Tuilerien ein Gegenstand fort¬ währender Beunruhigung ist, nicht soviele und mächtige Freunde, so wäre auch ihnen vielleicht schon längst der Zwangspaß unterzeichnet worden. Auch im vorlie-
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ihm der Jesuitengeneral, damals der chochwürdige Pater Roothan selbst er¬
schloß. Das Werk hat seinem Versasser wahrhafte Ovationen in allen Resi¬
denzen des Ordens, welche Herr Cretineau nach dessen Veröffentlichung besuchte,
eingetragen. DaS war nur gerecht; denn niemals war ein Schriftsteller ein
so fanatischer, so eraltirter und absoluter Bewunderer des Ordens vom heiligen
Ignaz von Loyola, als es Herr Cr^tineau gewesen ist. Bei ihm ist es mehr
als Enthusiasmus; es ist Fetischmus. Ganz natürlich haben daher die Jesuiten
einen Schriftsteller von unstreitig bedeutendem Talent, der ihnen so eminente
Dienste geleistet, mit ihren eifrigsten Sympathien umgeben. Herr Crstineau hat
außerdem bewiesen, daß er kein halber Höfling jener Institution ist, zu deren
glühendem Lobredner er sich gemacht hat. In einer andern Schrift, betitelt
„Clemens XlV. und die Jesuiten", hat er sich nicht gescheut, das
Andenken dieses Papstes, der am Ende des vorigen Jahrhunderts auf drin¬
gendstes Anhalten aller Souveräne und aller Völker Europas die Unterdrückung
des Jesuitenordens ausgesprochen hatte, mit den empörendsten Verleumdungen
zu beschmuzen. Der Name des Herrn Cretineau-Joly, beigesellt dem Journal
der Nord war also gewiß nicht ohne irgendeine specielle Bedeutung und
man dürfte keine zu große Conjectur wagen, wenn man voraussetzt, daß der
Nord nach der Absicht seiner Begründer ein kleines UnivnSband zwischen
den Jesuiten und Nußland sein sollte. Die Jesuiten sahen sich aus Rußland
ausgewiesen, wie sie in frühern Zeiten aus der Mehrzahl der Länver Europas
ausgewiesen worden sind. Rußland ist ein ausgedehntes, ein sehr ausgedehntes
Reich, welches die Jünger Loyolas nur mit Schmerz ihrer Ausbeutung ver¬
schlossen sehen. War Herr Cretineau nicht beauftragt, dem mächtigen Zaren
den Olivenzweig der mächtigen Väter zu überbringen, in deren Reich, wie in
dem Philipps it., die Sonne nicht untergeht und dennoch Zwielicht herrscht?
Gegen die Ausweisung des Herrn Cretineau und seiner Mitarbeiter hat
übrigens die belgische Presse einstimmig protestirt; und wenn die klerikalen
Blätter, gegenüber dem klerikalen Ministerium, auch geschwiegen haben, so
war selbst ihr Schweigen darum nicht weniger eine Protestation. Jeder bel¬
gische Schriftsteller, welcher Partei er auch angehöre, muß sich in seiner Würve
als Bürger eines Landes der Freiheit und Gleichheit verletzt fühlen, indem er
bei dieser Gelegenheit unsere öffentlichen Freiheiten und die Gleichheit vor dem
Gesetz dem allzubereitwilligen Wunsche, dem Auslande zu gefallen, aufopfern sah.
Dieser Wunsch hat alle unsere Minister seit 4 848 wie ein Alp gedrückt, und
das gegenwärtige Cabinet ist in solcher Dienstwilligkeit nur der Nachtreter
seiner Vorgänger. Hätten die Generale B edeau, Chan garnier und La-
moriciere, deren Verweilen in Belgien für die Tuilerien ein Gegenstand fort¬
währender Beunruhigung ist, nicht soviele und mächtige Freunde, so wäre auch
ihnen vielleicht schon längst der Zwangspaß unterzeichnet worden. Auch im vorlie-
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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/277>, abgerufen am 02.01.2025.
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