etwas Auffälliges und noch größer wird das Bedenken durch die Aehnlichkeit mit dem mythischen Hippolyt; aber die hat ja der spanische Geistliche selbst gekannt und erschöpfte man alle Todesarten, warum sollte nicht auch einmal Viertheilung angewandt sein? Daß nun der zerstückle, wer weiß in welche Abgründe gestürzte Leichnam dennoch bis auf die geringsten Blutspuren con- servirt sein soll, ist freilich das Stärkste; aber es könnte auch daS nur einige Uebertreibung des Malers oder Dichters sein. Wer erlaubt an so heiligen Ueberlieferungen zu rütteln?
Dies Mal die alte Kirche selbst, indem sie sofort eine zweite Legende von einem von Pferden zerrissenen Hippolytus überliefert, nur daß dieser in Rom selbst, nicht wie jener in Ostia zu Haus ist, auch kein Priester, sondern ein Offizier und zugleich nur eine Nebenperson neben einem andern, noch gefeier¬ tern Helden, dem heiligen Laurentius ist. Dieser soll ein römischer Diakon gewesen sein, sehr eifrig im Bekehrer der Heiden, bis er unter Valerian As8 ergriffen, zum Tode verurtheilt und einem hochstehenden römischen Centurio mit Namen Hippolytus zur Bewachung übergeben ward. Dieser Hippolyt selbst aber wird nebst seiner ganzen zahlreichen Familie von Se. Lorenz zum Christenthum bekehrt. Se. Lorenz wird endlich zu einem gräßlichen Tode verurtheilt, bekannt¬ lich auf dem Rost gebraten, Hippolytus aber gefangen; seine Amme Concordia, die eine besondere Rolle in dieser Tragödie hat, gibt unter den Peitschenhieben der Henker ihren Geist auf, die übrigen Glieder seiner Familie werden ent¬ hauptet, Hippolyt aber nach mancherlei andern Martern an die Füße wilder Pferde gebunden, die ihn zu Tode schleifen. Diese Legende findet sich wieder in einer ganzen Reihe von Variationen, in denen nur die angegebenen Grund¬ züge sich gleichbleiben.
Es bleibt aber nicht bei diesen beiden Erzählungen, es taucht eine noch abweichendere und fabelhaftere Hippolytuslegende auf, in Verbindung mit einem andern Heiligenkrcis. Wir werden obendrein ganz in den Anfang der christlichen Zeit geführt. Unter dem Kaiser Claudius lebte eine kaiserliche Prinzessin Chryse oder Aurea, die von einem Bischof Quiriacus zum Christen¬ thum bekehrt wird. Es wüthet da aber ein Präfect, ein "olearius rü'bis" Ulpius Romulus, gegen die Christen und verschont selbst die kaiserliche Prinzessin nicht; er sucht sie abwendig zu machen, räth ihr namentlich, einen ihres hohen Standes würdigen Gemahl zu nehmen, und als alles Zureden nichts hilft, läßt sie der Vicarius in Ostia auf die Folter spannen, an ihrem entblößten Leibe mit brennenden Fackeln zu Tode martern und dann ins Meer ver¬ senken. Hippolyt aber mit andern Genossen hebt den Leichnam heraus und bestattet ihn feierlich. Er wir" dafür mit diesen ergriffen, auch gefoltert, er aber speciell in eine Grube versenkt, nach andern in das Meer, nach einigen bei Ostia, nach den meisten bei Porlus an der zweiten Tibermündung. Nach der
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etwas Auffälliges und noch größer wird das Bedenken durch die Aehnlichkeit mit dem mythischen Hippolyt; aber die hat ja der spanische Geistliche selbst gekannt und erschöpfte man alle Todesarten, warum sollte nicht auch einmal Viertheilung angewandt sein? Daß nun der zerstückle, wer weiß in welche Abgründe gestürzte Leichnam dennoch bis auf die geringsten Blutspuren con- servirt sein soll, ist freilich das Stärkste; aber es könnte auch daS nur einige Uebertreibung des Malers oder Dichters sein. Wer erlaubt an so heiligen Ueberlieferungen zu rütteln?
Dies Mal die alte Kirche selbst, indem sie sofort eine zweite Legende von einem von Pferden zerrissenen Hippolytus überliefert, nur daß dieser in Rom selbst, nicht wie jener in Ostia zu Haus ist, auch kein Priester, sondern ein Offizier und zugleich nur eine Nebenperson neben einem andern, noch gefeier¬ tern Helden, dem heiligen Laurentius ist. Dieser soll ein römischer Diakon gewesen sein, sehr eifrig im Bekehrer der Heiden, bis er unter Valerian As8 ergriffen, zum Tode verurtheilt und einem hochstehenden römischen Centurio mit Namen Hippolytus zur Bewachung übergeben ward. Dieser Hippolyt selbst aber wird nebst seiner ganzen zahlreichen Familie von Se. Lorenz zum Christenthum bekehrt. Se. Lorenz wird endlich zu einem gräßlichen Tode verurtheilt, bekannt¬ lich auf dem Rost gebraten, Hippolytus aber gefangen; seine Amme Concordia, die eine besondere Rolle in dieser Tragödie hat, gibt unter den Peitschenhieben der Henker ihren Geist auf, die übrigen Glieder seiner Familie werden ent¬ hauptet, Hippolyt aber nach mancherlei andern Martern an die Füße wilder Pferde gebunden, die ihn zu Tode schleifen. Diese Legende findet sich wieder in einer ganzen Reihe von Variationen, in denen nur die angegebenen Grund¬ züge sich gleichbleiben.
Es bleibt aber nicht bei diesen beiden Erzählungen, es taucht eine noch abweichendere und fabelhaftere Hippolytuslegende auf, in Verbindung mit einem andern Heiligenkrcis. Wir werden obendrein ganz in den Anfang der christlichen Zeit geführt. Unter dem Kaiser Claudius lebte eine kaiserliche Prinzessin Chryse oder Aurea, die von einem Bischof Quiriacus zum Christen¬ thum bekehrt wird. Es wüthet da aber ein Präfect, ein „olearius rü'bis" Ulpius Romulus, gegen die Christen und verschont selbst die kaiserliche Prinzessin nicht; er sucht sie abwendig zu machen, räth ihr namentlich, einen ihres hohen Standes würdigen Gemahl zu nehmen, und als alles Zureden nichts hilft, läßt sie der Vicarius in Ostia auf die Folter spannen, an ihrem entblößten Leibe mit brennenden Fackeln zu Tode martern und dann ins Meer ver¬ senken. Hippolyt aber mit andern Genossen hebt den Leichnam heraus und bestattet ihn feierlich. Er wir» dafür mit diesen ergriffen, auch gefoltert, er aber speciell in eine Grube versenkt, nach andern in das Meer, nach einigen bei Ostia, nach den meisten bei Porlus an der zweiten Tibermündung. Nach der
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etwas Auffälliges und noch größer wird das Bedenken durch die Aehnlichkeit
mit dem mythischen Hippolyt; aber die hat ja der spanische Geistliche selbst
gekannt und erschöpfte man alle Todesarten, warum sollte nicht auch einmal
Viertheilung angewandt sein? Daß nun der zerstückle, wer weiß in welche
Abgründe gestürzte Leichnam dennoch bis auf die geringsten Blutspuren con-
servirt sein soll, ist freilich das Stärkste; aber es könnte auch daS nur einige
Uebertreibung des Malers oder Dichters sein. Wer erlaubt an so heiligen
Ueberlieferungen zu rütteln?
Dies Mal die alte Kirche selbst, indem sie sofort eine zweite Legende von
einem von Pferden zerrissenen Hippolytus überliefert, nur daß dieser in Rom
selbst, nicht wie jener in Ostia zu Haus ist, auch kein Priester, sondern ein
Offizier und zugleich nur eine Nebenperson neben einem andern, noch gefeier¬
tern Helden, dem heiligen Laurentius ist. Dieser soll ein römischer Diakon
gewesen sein, sehr eifrig im Bekehrer der Heiden, bis er unter Valerian As8
ergriffen, zum Tode verurtheilt und einem hochstehenden römischen Centurio mit
Namen Hippolytus zur Bewachung übergeben ward. Dieser Hippolyt selbst aber
wird nebst seiner ganzen zahlreichen Familie von Se. Lorenz zum Christenthum
bekehrt. Se. Lorenz wird endlich zu einem gräßlichen Tode verurtheilt, bekannt¬
lich auf dem Rost gebraten, Hippolytus aber gefangen; seine Amme Concordia,
die eine besondere Rolle in dieser Tragödie hat, gibt unter den Peitschenhieben
der Henker ihren Geist auf, die übrigen Glieder seiner Familie werden ent¬
hauptet, Hippolyt aber nach mancherlei andern Martern an die Füße wilder
Pferde gebunden, die ihn zu Tode schleifen. Diese Legende findet sich wieder
in einer ganzen Reihe von Variationen, in denen nur die angegebenen Grund¬
züge sich gleichbleiben.
Es bleibt aber nicht bei diesen beiden Erzählungen, es taucht eine noch
abweichendere und fabelhaftere Hippolytuslegende auf, in Verbindung mit
einem andern Heiligenkrcis. Wir werden obendrein ganz in den Anfang der
christlichen Zeit geführt. Unter dem Kaiser Claudius lebte eine kaiserliche
Prinzessin Chryse oder Aurea, die von einem Bischof Quiriacus zum Christen¬
thum bekehrt wird. Es wüthet da aber ein Präfect, ein „olearius rü'bis" Ulpius
Romulus, gegen die Christen und verschont selbst die kaiserliche Prinzessin nicht;
er sucht sie abwendig zu machen, räth ihr namentlich, einen ihres hohen
Standes würdigen Gemahl zu nehmen, und als alles Zureden nichts hilft,
läßt sie der Vicarius in Ostia auf die Folter spannen, an ihrem entblößten
Leibe mit brennenden Fackeln zu Tode martern und dann ins Meer ver¬
senken. Hippolyt aber mit andern Genossen hebt den Leichnam heraus und
bestattet ihn feierlich. Er wir» dafür mit diesen ergriffen, auch gefoltert, er
aber speciell in eine Grube versenkt, nach andern in das Meer, nach einigen bei
Ostia, nach den meisten bei Porlus an der zweiten Tibermündung. Nach der
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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/251>, abgerufen am 07.01.2025.
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