Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.Dies combinirt er mit seinen eignen Absichten, und er findet so die Mittel Das Gefecht verwickelt sich. Der Angreifer und der Angegriffene unter¬ Unterdeß manoeuvrirt ein Theil der Truppen, welche "och nicht im Unterdeß erreicht die Verwicklung des Gefechts ihren Höhenpunkt, das 6ö *
Dies combinirt er mit seinen eignen Absichten, und er findet so die Mittel Das Gefecht verwickelt sich. Der Angreifer und der Angegriffene unter¬ Unterdeß manoeuvrirt ein Theil der Truppen, welche »och nicht im Unterdeß erreicht die Verwicklung des Gefechts ihren Höhenpunkt, das 6ö *
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0523" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/99909"/> <p xml:id="ID_1770" prev="#ID_1769"> Dies combinirt er mit seinen eignen Absichten, und er findet so die Mittel<lb/> für seinen Zweck. Diese werden nun nach und nach in Bewegung gesetzt. .</p><lb/> <p xml:id="ID_1771"> Das Gefecht verwickelt sich. Der Angreifer und der Angegriffene unter¬<lb/> stützen und verstärken die Vortruppen auf den wichtigsten Punkten. Angriffe<lb/> gegen die Flanken des Gegners, Umgehungen, werden vorbereitet; Stoß und<lb/> Gegenstoß werde» immer heftiger, je näher die Massen einander kommen. Der<lb/> Kampf dreht sich um den Besitz wichtiger Terraingegenstände und um das Zu¬<lb/> rückdrücken des Gegners. Er zerfällt jetzt in mehrere einzelne Acte, welche oft<lb/> gleichzeitig an verschiedenen Punkten durchgeführt werden, in denen sich die<lb/> Energie eines hartnäckigen Kampfes concentrirt. Jetzt ist vorzugsweise Artillerie-<lb/> und Jnfanteriefeuer wirksam; ein heftiges Feuergefecht, um dem Feind bedeu¬<lb/> tende Verluste zuzufügen, seine Kräfte zu brechen, seine Gefechtstüchtigkeit zu<lb/> lähmen; unterbrochen von theilweisen Angriffen mit der blanken Waffe, um<lb/> schneller in den Besitz einzelner Punkte zu gelangen, oder um den angreifen¬<lb/> den Feind entschiedener auf ihn zurückzuwerfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1772"> Unterdeß manoeuvrirt ein Theil der Truppen, welche »och nicht im<lb/> Feuergefecht sind. Man macht Bewegungen, um einzelnen Truppentheilen eine<lb/> bessere Aufstellung zu geben, sie zweckmäßiger zu gruppiren, auch wol um den<lb/> Gegner zu falschen Bewegungen zu verleiten. Die Gegner Napoleons manoeuv-<lb/> rirten viel auf dem Schlachtfelde und hielten es für den höchsten Gipfel der<lb/> Kriegskunst, durch kunstvolles Hin- und Herziehen ihrer Truppen Terrain und<lb/> Stellung des Feindes unhaltbar zu machen. Darüber schien man vergessen zu<lb/> haben, daß der Hauptzweck der Schlacht die Zerstörung der feindlichen Streit¬<lb/> kräfte sein soll. Es war eine Force Napoleons, das Netz der feindlichen Ma-<lb/> noeuvres durchzuhauen. Seine eigne Gefechtführung ist arm an Schlacht-<lb/> , manoeuvern, sein System ist ein einfaches Niederringen des Gegners, seine<lb/> . Stärke liegt vorzugsweise in der Nährung des Gefechtes und dem plötzlichen<lb/> überraschenden Auftreten mit starken Reserven, in dem Festhalten eines großen<lb/> Ziels, von dem kleine Erfolge, wie kleine Unfälle ihn nicht abbringen konnten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1773" next="#ID_1774"> Unterdeß erreicht die Verwicklung des Gefechts ihren Höhenpunkt, das<lb/> Gefecht der Massen beginnt. Es hat den Zweck, im Nahgefecht, im Hand¬<lb/> gemenge den Gegner schnell zu überwältigen oder seine Gefechtslinie auf einem<lb/> Punkt zu durchbrechen. Die Artillerie concentrirt ihr Feuer auf einzelne<lb/> schwache Punkte des Feindes. Die Infanterie bildet durch Massenfeuer und<lb/> Bajonettangriffe eine Oeffung in den Schlachtreihen der Gegner, um seine<lb/> Massen zu trennen und nach den Flügeln zu aufzurollen. Die Cavale-rie stürmt<lb/> herzu, und versucht in gewaltigen Choes den Durchbruch. Jetzt naht die Ent¬<lb/> scheidung, und sie hängt fast immer ab von der Stärke der Reserven und von<lb/> der Geschicklichkeit der beiden Feldherrn, dieselben richtig aufzustellen, und zu<lb/> rechter Zeit an den entscheidenden Punkt herbeizuführen. sowol die Truppen</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 6ö *</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0523]
Dies combinirt er mit seinen eignen Absichten, und er findet so die Mittel
für seinen Zweck. Diese werden nun nach und nach in Bewegung gesetzt. .
Das Gefecht verwickelt sich. Der Angreifer und der Angegriffene unter¬
stützen und verstärken die Vortruppen auf den wichtigsten Punkten. Angriffe
gegen die Flanken des Gegners, Umgehungen, werden vorbereitet; Stoß und
Gegenstoß werde» immer heftiger, je näher die Massen einander kommen. Der
Kampf dreht sich um den Besitz wichtiger Terraingegenstände und um das Zu¬
rückdrücken des Gegners. Er zerfällt jetzt in mehrere einzelne Acte, welche oft
gleichzeitig an verschiedenen Punkten durchgeführt werden, in denen sich die
Energie eines hartnäckigen Kampfes concentrirt. Jetzt ist vorzugsweise Artillerie-
und Jnfanteriefeuer wirksam; ein heftiges Feuergefecht, um dem Feind bedeu¬
tende Verluste zuzufügen, seine Kräfte zu brechen, seine Gefechtstüchtigkeit zu
lähmen; unterbrochen von theilweisen Angriffen mit der blanken Waffe, um
schneller in den Besitz einzelner Punkte zu gelangen, oder um den angreifen¬
den Feind entschiedener auf ihn zurückzuwerfen.
Unterdeß manoeuvrirt ein Theil der Truppen, welche »och nicht im
Feuergefecht sind. Man macht Bewegungen, um einzelnen Truppentheilen eine
bessere Aufstellung zu geben, sie zweckmäßiger zu gruppiren, auch wol um den
Gegner zu falschen Bewegungen zu verleiten. Die Gegner Napoleons manoeuv-
rirten viel auf dem Schlachtfelde und hielten es für den höchsten Gipfel der
Kriegskunst, durch kunstvolles Hin- und Herziehen ihrer Truppen Terrain und
Stellung des Feindes unhaltbar zu machen. Darüber schien man vergessen zu
haben, daß der Hauptzweck der Schlacht die Zerstörung der feindlichen Streit¬
kräfte sein soll. Es war eine Force Napoleons, das Netz der feindlichen Ma-
noeuvres durchzuhauen. Seine eigne Gefechtführung ist arm an Schlacht-
, manoeuvern, sein System ist ein einfaches Niederringen des Gegners, seine
. Stärke liegt vorzugsweise in der Nährung des Gefechtes und dem plötzlichen
überraschenden Auftreten mit starken Reserven, in dem Festhalten eines großen
Ziels, von dem kleine Erfolge, wie kleine Unfälle ihn nicht abbringen konnten.
Unterdeß erreicht die Verwicklung des Gefechts ihren Höhenpunkt, das
Gefecht der Massen beginnt. Es hat den Zweck, im Nahgefecht, im Hand¬
gemenge den Gegner schnell zu überwältigen oder seine Gefechtslinie auf einem
Punkt zu durchbrechen. Die Artillerie concentrirt ihr Feuer auf einzelne
schwache Punkte des Feindes. Die Infanterie bildet durch Massenfeuer und
Bajonettangriffe eine Oeffung in den Schlachtreihen der Gegner, um seine
Massen zu trennen und nach den Flügeln zu aufzurollen. Die Cavale-rie stürmt
herzu, und versucht in gewaltigen Choes den Durchbruch. Jetzt naht die Ent¬
scheidung, und sie hängt fast immer ab von der Stärke der Reserven und von
der Geschicklichkeit der beiden Feldherrn, dieselben richtig aufzustellen, und zu
rechter Zeit an den entscheidenden Punkt herbeizuführen. sowol die Truppen
6ö *
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