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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.

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lungen, Museen und sonstige Sehenswürdigkeiten den Fremden darbietet. Es schien
nicht zufrieden, indem es alle Theater nen herausstaffirte und damit begann, den
Fremden die Erfolge der letzten Jahrzehnte vorzuführen. Man begnügte sich auch
nicht damit, die öffentlichen Belustignngsortc neu herzurichten, die Orchester zu
verstärken, ans den Eisenbahnen, die nach den Umgebungen von Paris führen,
LusttrainS zu organisiren, es traten auch neue Unternehmungen ins Leben. Die
italienischen Schauspieler, deren vorzüglicher Leistungen wir in einem nächsten Briefe
gedenken wollen, sind eine angenehme Beigabe. Auch der Jardin d'hiver, dieses
kolossale Glashaus, das noch einen Nebengarten im Freien sich beigelegt hat, macht
den Tanzgärten und verführerischen Lorettenexhibitionen von Mabille, Chüteau des
Flcurs, Nauelagh und den Chanmitiren Concurrenz. Er soll diesen Anstalten gegen¬
über die allgemeine Ausstellung repräsentiren. Cellarius, der Tanzmeister der
Quartier Breda, der.Kapitän Cook der tanzenden Vohüme. hat die Leitung über¬
nommen, und Musard, der durch den falschen Strauß entthronte Gott der Opernbälle,
hat sich mit seinem Orchester im Wintergarten installirt und wird seine Quadrillen
der cancanhüpfenden Aristokratie des Loretteuthums vorspielen. Die Polizei
wird aus kosmopolitischen Rücksichten manchem verbotenen Sprung, welcher dem
transcendentalen Deutschland neue Aussichten eröffnen dürfte, durch die Finger
schauen und das blonde Germanenthum vielleicht die Befriedigung mit nach Hause,
tragen -- den wahren, den wirklichen Cancan in seiner volizeiuugetrübte" Gestalt
gesehen zu haben. Auch spanische Tänzerinnen, die der Reclame zufolge die Petra
Canara und Pepita zu übertreffe" versprechen, sind angekündigt. Herz ,' was
begehrst du mehr?


Neue Bücher.

--Schule der Physik, auf einfache Experimente gegründet
und in populärer Darstellung für Schule und Haus von ">', F. E. I. Crüger.
Dritte Auflage. Erfurt u. Leipzig, Körner. I8ü->. -- Das Werk enthält 400 in
den Text gedruckte Abbildungen, setzt keine großen Vorkenntnisse voraus, ver¬
zichtet auf mathematische Begründung und stellt das Experiment als das unmittel¬
bar Anschauliche in den Vordergrund. Die Darstellung ist klar, die zahlreiche"
Beispiele, zu welchen Erscheinungen des täglichen Lebens herangezogen werden, sind
zweckmäßig gewählt und obgleich die Behandlung sehr populär ist, hat sie doch den
Vorzug, streng methodisch und wissenschaftlich zu sein. Außer dem, was sonst Lehr¬
bücher der Physik enthalten, sind anch unter der Rubrik "Chemische Erscheinungen"
die ersten Elemente der Chemie kurz gesaßt darin ausgenommen. So ist das Buch
nnter vielen andern Werke" als ein sehr brauchbares Handbuch für den gebildeten
Handwerker, den angehenden Techniker, wie alle wißbegierigen Leute zu empfehle".




Herausgegeben von Gustav Freyrag und Julian Schmidt.
Als veranlworll. Redacteur legitimin: F. W. Grunow.-- Verlag von F. "L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C> E. Eiden in Leipzig.

lungen, Museen und sonstige Sehenswürdigkeiten den Fremden darbietet. Es schien
nicht zufrieden, indem es alle Theater nen herausstaffirte und damit begann, den
Fremden die Erfolge der letzten Jahrzehnte vorzuführen. Man begnügte sich auch
nicht damit, die öffentlichen Belustignngsortc neu herzurichten, die Orchester zu
verstärken, ans den Eisenbahnen, die nach den Umgebungen von Paris führen,
LusttrainS zu organisiren, es traten auch neue Unternehmungen ins Leben. Die
italienischen Schauspieler, deren vorzüglicher Leistungen wir in einem nächsten Briefe
gedenken wollen, sind eine angenehme Beigabe. Auch der Jardin d'hiver, dieses
kolossale Glashaus, das noch einen Nebengarten im Freien sich beigelegt hat, macht
den Tanzgärten und verführerischen Lorettenexhibitionen von Mabille, Chüteau des
Flcurs, Nauelagh und den Chanmitiren Concurrenz. Er soll diesen Anstalten gegen¬
über die allgemeine Ausstellung repräsentiren. Cellarius, der Tanzmeister der
Quartier Breda, der.Kapitän Cook der tanzenden Vohüme. hat die Leitung über¬
nommen, und Musard, der durch den falschen Strauß entthronte Gott der Opernbälle,
hat sich mit seinem Orchester im Wintergarten installirt und wird seine Quadrillen
der cancanhüpfenden Aristokratie des Loretteuthums vorspielen. Die Polizei
wird aus kosmopolitischen Rücksichten manchem verbotenen Sprung, welcher dem
transcendentalen Deutschland neue Aussichten eröffnen dürfte, durch die Finger
schauen und das blonde Germanenthum vielleicht die Befriedigung mit nach Hause,
tragen — den wahren, den wirklichen Cancan in seiner volizeiuugetrübte» Gestalt
gesehen zu haben. Auch spanische Tänzerinnen, die der Reclame zufolge die Petra
Canara und Pepita zu übertreffe» versprechen, sind angekündigt. Herz ,' was
begehrst du mehr?


Neue Bücher.

—Schule der Physik, auf einfache Experimente gegründet
und in populärer Darstellung für Schule und Haus von »>', F. E. I. Crüger.
Dritte Auflage. Erfurt u. Leipzig, Körner. I8ü->. — Das Werk enthält 400 in
den Text gedruckte Abbildungen, setzt keine großen Vorkenntnisse voraus, ver¬
zichtet auf mathematische Begründung und stellt das Experiment als das unmittel¬
bar Anschauliche in den Vordergrund. Die Darstellung ist klar, die zahlreiche»
Beispiele, zu welchen Erscheinungen des täglichen Lebens herangezogen werden, sind
zweckmäßig gewählt und obgleich die Behandlung sehr populär ist, hat sie doch den
Vorzug, streng methodisch und wissenschaftlich zu sein. Außer dem, was sonst Lehr¬
bücher der Physik enthalten, sind anch unter der Rubrik „Chemische Erscheinungen"
die ersten Elemente der Chemie kurz gesaßt darin ausgenommen. So ist das Buch
nnter vielen andern Werke» als ein sehr brauchbares Handbuch für den gebildeten
Handwerker, den angehenden Techniker, wie alle wißbegierigen Leute zu empfehle«.




Herausgegeben von Gustav Freyrag und Julian Schmidt.
Als veranlworll. Redacteur legitimin: F. W. Grunow.— Verlag von F. "L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C> E. Eiden in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99385/448>, abgerufen am 03.07.2024.