Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.treffliche Soldaten zu bilden, daß aber -ebendaselbst für höhere Führung sich keine Ich bedauere, nicht im Stande zu sei", irgendwie ein Urtheil über die Be¬ Der wichtigste Punkt für die Erörterung ist nunmehr der: was geschehen wird? Was sich soeben -vorbereitet, oder besser zu -sagen in der Ausführung be¬ Hiesige Gerüchte behaupten, -daß diese Streitmacht in drei Kolonnen zunächst treffliche Soldaten zu bilden, daß aber -ebendaselbst für höhere Führung sich keine Ich bedauere, nicht im Stande zu sei», irgendwie ein Urtheil über die Be¬ Der wichtigste Punkt für die Erörterung ist nunmehr der: was geschehen wird? Was sich soeben -vorbereitet, oder besser zu -sagen in der Ausführung be¬ Hiesige Gerüchte behaupten, -daß diese Streitmacht in drei Kolonnen zunächst <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0442" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/99828"/> <p xml:id="ID_1499" prev="#ID_1498"> treffliche Soldaten zu bilden, daß aber -ebendaselbst für höhere Führung sich keine<lb/> Schule eröffnete. ,</p><lb/> <p xml:id="ID_1500"> Ich bedauere, nicht im Stande zu sei», irgendwie ein Urtheil über die Be¬<lb/> fähigung Pclissiers als Feldherr abzugeben. Man sondert diese Eigenschaften bei<lb/> den Franzosen nicht so scharf wie bei uns vom a-llgemeinen militärischen Geschick<lb/> und der rein taktischen Begabung. Beinahe scheint mW, als ob er etwas zu viel<lb/> vom bloßen Haudegen habe. General -Canrob-art wa-r auch das kaum, sondern<lb/> überwiegend Komödiant. Die Wage über seine Berechtigung, als Generalissimus<lb/> den befiederten Marschallshut zu tragen, nahm unter den -Gegenständen seiner -Er¬<lb/> wägungen eine bedeutende Stelle -ein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1501"> Der wichtigste Punkt für die Erörterung ist nunmehr der: was geschehen wird?<lb/> Bereits im Eingange dieses Briefes sprach ich ti>e Ansicht aus, daß Sie wahrscheinlich<lb/> darüber schon bestimmte Auflaufe haben würden, wenn diese Zeilen Ihnen -vo-r-<lb/> licgen werden. Indeß kann ich -nicht umhin, hier -einige Bemerkungen einfließen<lb/> zu lassen, ans die Gesah-r -hin, das -sie -verspätet kommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1502"> Was sich soeben -vorbereitet, oder besser zu -sagen in der Ausführung be¬<lb/> griffen ist, das ist die Coneentriru-ng -sämmtlicher Streitkräfte der Verbündeten aus<lb/> dem Terrain vor Sebaftopol. Selbst -in'Euvatoria -scheint -nur eine einzige türkische<lb/> Division zurückbleiben zu sollen, die eben ausreichend erscheint, um die Enceinte<lb/> des Platzes zu vertheidige». Durch -diese Zusammennähme aller Kräfte wird man<lb/> bereits gegenwärtig auf -dem Raume zwischen Kamiesch und Balaklava über etwa<lb/> -100,000 Mann Franzosen, 20,000 Mein-n Engländer, 4Ä.000 Mann Sardinier, und<lb/> 20,000 Mann Türken verfügen, <a-lief in allem ü-der etwas mehr als -160,000 Mann.<lb/> Da Sebaftopol -recht-füglich -mit 40,000 Mann auf der Südseite im Zaume gehal¬<lb/> ten werden kann, so verbleiben für -die Unternehmung jenseits der Tschernaja<lb/> volle --120,000 Mann. Mit dieser Masse, scheint eS, will man die Entscheidung<lb/> geben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1503"> Hiesige Gerüchte behaupten, -daß diese Streitmacht in drei Kolonnen zunächst<lb/> gegen die Tschernaja agiren werde. Die mittlere sei die stärkste und habe die Aus¬<lb/> gabe, Simpheropol und das daselbst lagernde russische Armee-Gros anzugreifen. Die<lb/> linkswärtigc Colonne werde sich gegen die russische Aufstellung im Norden von Se¬<lb/> baftopol wende», und endlich die rechtswärtigc das Baidarthal hüten und den Vor¬<lb/> gang der Hauptmasse in der rechten Flanke decken. Positive» Halt hat diese Aus--<lb/> lcguug wol kaum; im Gegentheil scheint sie nur eine Vermuthung zu sei», die<lb/> sich auf die allgemeine Lage der strategischen Verhältnisse stützt. Man setzt hinzu:<lb/> die Anstalten seien so getroffen, daß.man, ohne dnrch el»c» großen Provisionstrai»<lb/> belästigt zu sein, Nahrungsuüttel ans sieben Tage mit sich führen werde. Die Frage<lb/> liegt nahe, >was eintreten werde, wenn diese sieben Tage vorüber -sind. I» der<lb/> Hinsicht wäre es außerordentlich interessant zu wissen, ob man zum nachträglichen<lb/> Einrichten -eines regulären Verpflegungsdienstes für die vorgeschobene Armee end¬<lb/> lich die unerläßliche Anzahl von Maulthiere» -und Packpferden zur Stelle geschafft<lb/> hat; aber es bestehen leider über diesen hochwichtigen Punkt noch vielfache<lb/> Zweifel.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0442]
treffliche Soldaten zu bilden, daß aber -ebendaselbst für höhere Führung sich keine
Schule eröffnete. ,
Ich bedauere, nicht im Stande zu sei», irgendwie ein Urtheil über die Be¬
fähigung Pclissiers als Feldherr abzugeben. Man sondert diese Eigenschaften bei
den Franzosen nicht so scharf wie bei uns vom a-llgemeinen militärischen Geschick
und der rein taktischen Begabung. Beinahe scheint mW, als ob er etwas zu viel
vom bloßen Haudegen habe. General -Canrob-art wa-r auch das kaum, sondern
überwiegend Komödiant. Die Wage über seine Berechtigung, als Generalissimus
den befiederten Marschallshut zu tragen, nahm unter den -Gegenständen seiner -Er¬
wägungen eine bedeutende Stelle -ein.
Der wichtigste Punkt für die Erörterung ist nunmehr der: was geschehen wird?
Bereits im Eingange dieses Briefes sprach ich ti>e Ansicht aus, daß Sie wahrscheinlich
darüber schon bestimmte Auflaufe haben würden, wenn diese Zeilen Ihnen -vo-r-
licgen werden. Indeß kann ich -nicht umhin, hier -einige Bemerkungen einfließen
zu lassen, ans die Gesah-r -hin, das -sie -verspätet kommen.
Was sich soeben -vorbereitet, oder besser zu -sagen in der Ausführung be¬
griffen ist, das ist die Coneentriru-ng -sämmtlicher Streitkräfte der Verbündeten aus
dem Terrain vor Sebaftopol. Selbst -in'Euvatoria -scheint -nur eine einzige türkische
Division zurückbleiben zu sollen, die eben ausreichend erscheint, um die Enceinte
des Platzes zu vertheidige». Durch -diese Zusammennähme aller Kräfte wird man
bereits gegenwärtig auf -dem Raume zwischen Kamiesch und Balaklava über etwa
-100,000 Mann Franzosen, 20,000 Mein-n Engländer, 4Ä.000 Mann Sardinier, und
20,000 Mann Türken verfügen, <a-lief in allem ü-der etwas mehr als -160,000 Mann.
Da Sebaftopol -recht-füglich -mit 40,000 Mann auf der Südseite im Zaume gehal¬
ten werden kann, so verbleiben für -die Unternehmung jenseits der Tschernaja
volle --120,000 Mann. Mit dieser Masse, scheint eS, will man die Entscheidung
geben.
Hiesige Gerüchte behaupten, -daß diese Streitmacht in drei Kolonnen zunächst
gegen die Tschernaja agiren werde. Die mittlere sei die stärkste und habe die Aus¬
gabe, Simpheropol und das daselbst lagernde russische Armee-Gros anzugreifen. Die
linkswärtigc Colonne werde sich gegen die russische Aufstellung im Norden von Se¬
baftopol wende», und endlich die rechtswärtigc das Baidarthal hüten und den Vor¬
gang der Hauptmasse in der rechten Flanke decken. Positive» Halt hat diese Aus--
lcguug wol kaum; im Gegentheil scheint sie nur eine Vermuthung zu sei», die
sich auf die allgemeine Lage der strategischen Verhältnisse stützt. Man setzt hinzu:
die Anstalten seien so getroffen, daß.man, ohne dnrch el»c» großen Provisionstrai»
belästigt zu sein, Nahrungsuüttel ans sieben Tage mit sich führen werde. Die Frage
liegt nahe, >was eintreten werde, wenn diese sieben Tage vorüber -sind. I» der
Hinsicht wäre es außerordentlich interessant zu wissen, ob man zum nachträglichen
Einrichten -eines regulären Verpflegungsdienstes für die vorgeschobene Armee end¬
lich die unerläßliche Anzahl von Maulthiere» -und Packpferden zur Stelle geschafft
hat; aber es bestehen leider über diesen hochwichtigen Punkt noch vielfache
Zweifel.
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