Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.linken Flügel vorrücken lassen, sondern es unverrückt erhalten; erst im nächsten Die ersten in Aussicht stehenden Operationen denkt sich Ihr Berichterstatter Was nun die Führung des eigentlichen Festungskrieges angeht, so bin ich Bei dem entscheidenden Kampfe gegen die Festungen wird es zunächst Dieser letztere Fall, welcher allerdings eine starke Zuversicht auf russischer linken Flügel vorrücken lassen, sondern es unverrückt erhalten; erst im nächsten Die ersten in Aussicht stehenden Operationen denkt sich Ihr Berichterstatter Was nun die Führung des eigentlichen Festungskrieges angeht, so bin ich Bei dem entscheidenden Kampfe gegen die Festungen wird es zunächst Dieser letztere Fall, welcher allerdings eine starke Zuversicht auf russischer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0316" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/99702"/> <p xml:id="ID_1077" prev="#ID_1076"> linken Flügel vorrücken lassen, sondern es unverrückt erhalten; erst im nächsten<lb/> Jahre dürste die Zeit gekommen sein, wo es rathsam wird , auch von hier<lb/> aus offensiv vorzugehen, wobei dann kein andres Ziel genommen werden könnte,<lb/> als Kiew.</p><lb/> <p xml:id="ID_1078"> Die ersten in Aussicht stehenden Operationen denkt sich Ihr Berichterstatter<lb/> etwa so eingeleitet. Man müßte bei Krakau vier östreichische Armeecorps und<lb/> am Pruth etwa drei concentriren, während man den Nest rechts oder links<lb/> von Tarnopol festhält. Die nordwärtige und südwärtige Masse agiren dann<lb/> ziemlich gleichzeitig und zwar werfen sich die vier erstgenannten Armeecorps in<lb/> den Raum zwischen Brescz Litewski und der Weichsel, um die großen Plätze<lb/> an diesem Strom, also im Besonderen Motum (Rooo Georgiewsk) und Demblin<lb/> lJwangorod) sozusagen vom russischen Staatskörper strategisch abzutrennen und<lb/> ihnen gleich mit dem Beginn des Krieges die Vortheile zu nehmen, welche<lb/> einem Befestigungssystem die Aufrechterhaltung seiner Verbindung mit rück¬<lb/> wärtigen Kräften in allen Fällen sichert. Aber um diesen Zweck vollständig<lb/> zu erreichen, wird es nicht genügend sein, mit dem Gros der Armee eine<lb/> Aufstellung etwa bei Siedlce zu nehmen; man wird sich auch der beiden<lb/> Straßen in den Stromthälern des Bug und Narew bemächtigen müssen, von<lb/> denen die erstere über Byalistvck und Wyskow auf Motum, die andre über<lb/> Lomza und Ostrolenka auf das nämliche Ziel hinläuft. Würde man diese<lb/> Maßregel versäumen, so liefe man damit Gefahr, daß den belagerten Plätzen<lb/> die Mittel zum Ersatz, offen blieben, wie dies bei Scbastopol der Fall ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1079"> Was nun die Führung des eigentlichen Festungskrieges angeht, so bin ich<lb/> immer noch der Hoffnung, daß dieselbe dereinst von dem deutschen Hilfscontingent<lb/> (dem Bundescontingent) wird übernommen werden. Diese Aufgabe gleichzeitig<lb/> mit den nämlichen vier Armeecorps lösen wollen, würde ganz enorme Schwierig¬<lb/> keiten haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1080"> Bei dem entscheidenden Kampfe gegen die Festungen wird es zunächst<lb/> darauf ankommen, dieselben untereinander zu isoliren, was nicht so leicht ist,<lb/> zumal wenn die russische Feldarmee in Polen es vorgezogen haben sollte, beim<lb/> Eindringen der östreichischen Heeresspitzen sich in den Raum zwischen den<lb/> Festungen, also etwa aus Warschau, anstatt auf Brescz Litewski zurückzuziehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1081" next="#ID_1082"> Dieser letztere Fall, welcher allerdings eine starke Zuversicht auf russischer<lb/> Seite voraussetzen würde, an die ich nicht recht glauben kann, dürfte die ganze<lb/> Sachlage anderen und auf das entschiedenste' die unter anderen Umständen<lb/> getroffenen Dispositionen alteriren. Die Beobachtungöarmee zwischen Brescz<lb/> Litewski und der Weichsel würde allerdings auch dann nicht entbehrt werden<lb/> können: allein es würde eine halb so starke Heeresmasse für sie genügen<lb/> müssen; mit dem Nest würde man bemüht sein, sich auf der Stromstrecke zwi¬<lb/> schen Demblin und Motum (Jwangorod und Nvwogevrgiewsk) festzusetzen,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0316]
linken Flügel vorrücken lassen, sondern es unverrückt erhalten; erst im nächsten
Jahre dürste die Zeit gekommen sein, wo es rathsam wird , auch von hier
aus offensiv vorzugehen, wobei dann kein andres Ziel genommen werden könnte,
als Kiew.
Die ersten in Aussicht stehenden Operationen denkt sich Ihr Berichterstatter
etwa so eingeleitet. Man müßte bei Krakau vier östreichische Armeecorps und
am Pruth etwa drei concentriren, während man den Nest rechts oder links
von Tarnopol festhält. Die nordwärtige und südwärtige Masse agiren dann
ziemlich gleichzeitig und zwar werfen sich die vier erstgenannten Armeecorps in
den Raum zwischen Brescz Litewski und der Weichsel, um die großen Plätze
an diesem Strom, also im Besonderen Motum (Rooo Georgiewsk) und Demblin
lJwangorod) sozusagen vom russischen Staatskörper strategisch abzutrennen und
ihnen gleich mit dem Beginn des Krieges die Vortheile zu nehmen, welche
einem Befestigungssystem die Aufrechterhaltung seiner Verbindung mit rück¬
wärtigen Kräften in allen Fällen sichert. Aber um diesen Zweck vollständig
zu erreichen, wird es nicht genügend sein, mit dem Gros der Armee eine
Aufstellung etwa bei Siedlce zu nehmen; man wird sich auch der beiden
Straßen in den Stromthälern des Bug und Narew bemächtigen müssen, von
denen die erstere über Byalistvck und Wyskow auf Motum, die andre über
Lomza und Ostrolenka auf das nämliche Ziel hinläuft. Würde man diese
Maßregel versäumen, so liefe man damit Gefahr, daß den belagerten Plätzen
die Mittel zum Ersatz, offen blieben, wie dies bei Scbastopol der Fall ist.
Was nun die Führung des eigentlichen Festungskrieges angeht, so bin ich
immer noch der Hoffnung, daß dieselbe dereinst von dem deutschen Hilfscontingent
(dem Bundescontingent) wird übernommen werden. Diese Aufgabe gleichzeitig
mit den nämlichen vier Armeecorps lösen wollen, würde ganz enorme Schwierig¬
keiten haben.
Bei dem entscheidenden Kampfe gegen die Festungen wird es zunächst
darauf ankommen, dieselben untereinander zu isoliren, was nicht so leicht ist,
zumal wenn die russische Feldarmee in Polen es vorgezogen haben sollte, beim
Eindringen der östreichischen Heeresspitzen sich in den Raum zwischen den
Festungen, also etwa aus Warschau, anstatt auf Brescz Litewski zurückzuziehen.
Dieser letztere Fall, welcher allerdings eine starke Zuversicht auf russischer
Seite voraussetzen würde, an die ich nicht recht glauben kann, dürfte die ganze
Sachlage anderen und auf das entschiedenste' die unter anderen Umständen
getroffenen Dispositionen alteriren. Die Beobachtungöarmee zwischen Brescz
Litewski und der Weichsel würde allerdings auch dann nicht entbehrt werden
können: allein es würde eine halb so starke Heeresmasse für sie genügen
müssen; mit dem Nest würde man bemüht sein, sich auf der Stromstrecke zwi¬
schen Demblin und Motum (Jwangorod und Nvwogevrgiewsk) festzusetzen,
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