Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.diese Frage bereits längst im Kriegsconseil zu Wien entschieden wurde und Ein Gegenangriff oder Rückschlag unterliegt an sich keinen andern Rück¬ Auf den hier . vorliegenden concreten Fall angewendet ergeben diese Wenn daher schon in der ersten Hälfte dieses Aufsatzes entwickelt wurde, Grenzboten. II. ->Lü6. 39
diese Frage bereits längst im Kriegsconseil zu Wien entschieden wurde und Ein Gegenangriff oder Rückschlag unterliegt an sich keinen andern Rück¬ Auf den hier . vorliegenden concreten Fall angewendet ergeben diese Wenn daher schon in der ersten Hälfte dieses Aufsatzes entwickelt wurde, Grenzboten. II. ->Lü6. 39
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diese Frage bereits längst im Kriegsconseil zu Wien entschieden wurde und
die darüber gefaßte Ansicht in umfassender Weise auf die bis dahin getroffenen
Dispositionen deS k. k. Feldzeugmeisters von Heß eingewirkt hat, kann mich,
.der ich hier keinen andern Zweck habe, als den Lefern die Lage klar zumachen,
und ihnen eine Durchsicht auf die etwaigen kommenden Operationen zu eröffnen,
nicht davon entbinden, sie in nähere Erörterung zu ziehen.
Ein Gegenangriff oder Rückschlag unterliegt an sich keinen andern Rück¬
sichten oder Bedingungen, wie der primitive Angriff selbst. Wie dieser hat er
ein Object im Auge, ein Ziel, dem er zustrebt und auf welches er gleich¬
zeitig mit der größtmöglichen Kraft, also entscheidend und in der möglichst kür¬
zesten Zeit zu treffen bemüht ist. Diese beiden Bestrebungen werden die Richtung
entscheiden, welche der Rückschlag sich aussucht. Sie wird in der Regel
der nächste Weg zum Object sein, derjenige, welcher die herangeführte Kraft am
wenigsten zu zersplittern droht und auf welchem die Verpflegung erleichtert ist.
Auf den hier . vorliegenden concreten Fall angewendet ergeben diese
Principien folgende Grundzüge des russischen Gegenangriffs. Derselbe wird,
wenn er entscheidend treffen will, nothwendig Wien zum Object nehmen
müssen. Um seine Massen heranzuführen wird er entschieden die Linie nord¬
wärts der PinSker und Nokitnosümpfe denen südlich derselben vorziehen, weil
jene Straßen um vieles prakticabler wie letztere sind; es sei denn, daß es aus
eine Operation mit der Gesammtmacht abgesehen wäre, in welchem Fall
Bresz Litewski der Vereinigungspunkt für die verschiedenen Heersäulen sein
würde. Um auf die östreichische Hauptstadt zu fallen, haben dieselben aber
auch von daher keine bessere, an Bewegungsmitteln ausgiebigere Marschrichtung
vor sich, wie die durch Polen. Zugleich setzt sie dieser Weg der Zersplitterung
durch Detachirungen am mindesten aus und zwar deshalb, weil die polnischen
Festungen, zumal die großen Weichselplätze und BreSz LitewSki selbst in aus¬
reichendster Weise die Sicherung der Operationslinie gewähren, welche andern
Falls nur durch rückgelassene Heerestheile erreicht werden möchte. Mit andern
Worten: Denkt man sich Nußland in dem Fall mit 200,000 Mann (nachdem
der Angriff seines Gegners scheiterte), einen Rückschlag auf Wien zu unter¬
nehmen, so würde ein Marsch von Kiew über Tarnopol durch Galizien und
Ungarn aus der Mitte des Wegs oder auf »kehren Punkten die Abzweigung
bedeutender Massen erheischen, die nicht nothwendig wird, wenn man den Weg
durch Polen einschlägt, weil man hier an der Weichsel und andrerseits über
befestigte Stützpunkte zu verfügen hat.
Wenn daher schon in der ersten Hälfte dieses Aufsatzes entwickelt wurde,
daß die eigentliche Angriffsrichtung gegen Rußland oder diejenige^ in welcher
bei einem europäischen Kampfe gegen das Zarthum die Hauptmassen bewegt
werden müßten, die nach Polen und von da aus nordwärts der Sumpfregion
Grenzboten. II. ->Lü6. 39
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