Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

als den Grund- und Eckstein für das, was auf den andern Gebieten der Ton¬
kunst in entsprechender Weise zu erstreben ist.

Wir dürfen den Bericht über die Abounementcvncerte des Winters nicht
schließen, ohne auch auf die A bon n eine ntguartetts einen Blick zu werfen-
Nachdem die Quartettsoireen früher lange Zeit hindurch eine Privatunter-
nehnning gewesen waren, hat schon seit mehren Jahren die Concertdirection
auch diese Aufführungen unter ihre Leitung genommen, was um so dankens-
weither ist, da der Bestand derselben auf diese Weise gesichert und Ausführung
und Anordnung der Quartetts vor den zufälligen Schwankungen augenblick¬
licher Concurrenz bewahrt bleibt. Wenn es nur der Concertdirection gelin¬
ge" wollte, für die Quartettaufführungen bestimmte Abende in zweckmäßigen
Distanzen im voraus zu bestimmen und festzuhalten. Die Unsicherheit, welche
darin herrscht, das fast regelmäßige Unkundigen und Abbestellen, die ganz un-
verhältnißmäßigen Zwischenräume zwischen den einzelnen Quartettabenden --
las alles sind Uebelstände, welche das Publicum nicht allein belästigen und
verdrießen, sondern für Manche ein positives Hinderniß werden. Die Schwie¬
rigkeiten, welche sich einer Firirung der Quartertabende entgegenstellen, sind
unverkennbar; abgesehen von den nicht voraus zu berechnenden Zufälligkeiten^
welche nie ausbleiben, ist es besonders das Theater; denn da die mitwirken¬
den Herren auch Mitglieder deS Orchesters sind, macht das Ansetzen einer
Oper das Quartett unmöglich. Leider sieht die Theaterdirection die Cvncert-
direeiion vielfach nicht als eine Bundesgenossin in Sachen der Kunst, sondern
als eine Gegnerin in Sachen des Gelderwerbs an und ist daher selten geneigt,
über contractliche Verpflichtungen hinaus sich ihr gefällig zu erweisen, mit¬
unter wol nicht abgeneigt, ihr einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Uebelstände der Art ganz zu beseitigen würde wol sehr schwer halten; allein sie
sind es auch nicht allein. Wenn z. B. ein Quartett auf den Abend angesetzt war,
wo die Armenvorstellung im Theater war und deshalb wieder abgesagt werden
mußte, so war das eine Unbedachtsamkeit, über welche sich das Publicum mit
Recht beklagte. Man ging gar soweit, im Publicum zu behaupten, nur
einer Privatgesellschaft wegen sei das Quartett versetzt worden; eine solche
Rücksichtslosigkeit wird man zwar der Concertdirection im Ernst nicht zutrauen,
man kann aber daraus die Verstimmung des Publicums abnehmen. In
jedem Fall würde es den ernsten Versuch, eine Regel für die Quarletlsoireen
festzustellen, mit großer Genugthuung willkommen heißen.

Die mitwirkenden Herren waren die schon früher beschäftigten, an der
ersten Geige die Herren David und Dreyschock, einmal auch Hr. Rönt¬
gen, der sonst die zweite Geige vertrat, wie Hr. Hermann die Bratsche, am
Cello war Hr. Grützmacher, mitunter auch Hr. Rietz; wo es nöthig war
traten noch die Herren Haubold, Hcirtel und Hunger zu. Es waren


,37*

als den Grund- und Eckstein für das, was auf den andern Gebieten der Ton¬
kunst in entsprechender Weise zu erstreben ist.

Wir dürfen den Bericht über die Abounementcvncerte des Winters nicht
schließen, ohne auch auf die A bon n eine ntguartetts einen Blick zu werfen-
Nachdem die Quartettsoireen früher lange Zeit hindurch eine Privatunter-
nehnning gewesen waren, hat schon seit mehren Jahren die Concertdirection
auch diese Aufführungen unter ihre Leitung genommen, was um so dankens-
weither ist, da der Bestand derselben auf diese Weise gesichert und Ausführung
und Anordnung der Quartetts vor den zufälligen Schwankungen augenblick¬
licher Concurrenz bewahrt bleibt. Wenn es nur der Concertdirection gelin¬
ge» wollte, für die Quartettaufführungen bestimmte Abende in zweckmäßigen
Distanzen im voraus zu bestimmen und festzuhalten. Die Unsicherheit, welche
darin herrscht, das fast regelmäßige Unkundigen und Abbestellen, die ganz un-
verhältnißmäßigen Zwischenräume zwischen den einzelnen Quartettabenden —
las alles sind Uebelstände, welche das Publicum nicht allein belästigen und
verdrießen, sondern für Manche ein positives Hinderniß werden. Die Schwie¬
rigkeiten, welche sich einer Firirung der Quartertabende entgegenstellen, sind
unverkennbar; abgesehen von den nicht voraus zu berechnenden Zufälligkeiten^
welche nie ausbleiben, ist es besonders das Theater; denn da die mitwirken¬
den Herren auch Mitglieder deS Orchesters sind, macht das Ansetzen einer
Oper das Quartett unmöglich. Leider sieht die Theaterdirection die Cvncert-
direeiion vielfach nicht als eine Bundesgenossin in Sachen der Kunst, sondern
als eine Gegnerin in Sachen des Gelderwerbs an und ist daher selten geneigt,
über contractliche Verpflichtungen hinaus sich ihr gefällig zu erweisen, mit¬
unter wol nicht abgeneigt, ihr einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Uebelstände der Art ganz zu beseitigen würde wol sehr schwer halten; allein sie
sind es auch nicht allein. Wenn z. B. ein Quartett auf den Abend angesetzt war,
wo die Armenvorstellung im Theater war und deshalb wieder abgesagt werden
mußte, so war das eine Unbedachtsamkeit, über welche sich das Publicum mit
Recht beklagte. Man ging gar soweit, im Publicum zu behaupten, nur
einer Privatgesellschaft wegen sei das Quartett versetzt worden; eine solche
Rücksichtslosigkeit wird man zwar der Concertdirection im Ernst nicht zutrauen,
man kann aber daraus die Verstimmung des Publicums abnehmen. In
jedem Fall würde es den ernsten Versuch, eine Regel für die Quarletlsoireen
festzustellen, mit großer Genugthuung willkommen heißen.

Die mitwirkenden Herren waren die schon früher beschäftigten, an der
ersten Geige die Herren David und Dreyschock, einmal auch Hr. Rönt¬
gen, der sonst die zweite Geige vertrat, wie Hr. Hermann die Bratsche, am
Cello war Hr. Grützmacher, mitunter auch Hr. Rietz; wo es nöthig war
traten noch die Herren Haubold, Hcirtel und Hunger zu. Es waren


,37*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0299" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/99685"/>
            <p xml:id="ID_1027" prev="#ID_1026"> als den Grund- und Eckstein für das, was auf den andern Gebieten der Ton¬<lb/>
kunst in entsprechender Weise zu erstreben ist.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1028"> Wir dürfen den Bericht über die Abounementcvncerte des Winters nicht<lb/>
schließen, ohne auch auf die A bon n eine ntguartetts einen Blick zu werfen-<lb/>
Nachdem die Quartettsoireen früher lange Zeit hindurch eine Privatunter-<lb/>
nehnning gewesen waren, hat schon seit mehren Jahren die Concertdirection<lb/>
auch diese Aufführungen unter ihre Leitung genommen, was um so dankens-<lb/>
weither ist, da der Bestand derselben auf diese Weise gesichert und Ausführung<lb/>
und Anordnung der Quartetts vor den zufälligen Schwankungen augenblick¬<lb/>
licher Concurrenz bewahrt bleibt. Wenn es nur der Concertdirection gelin¬<lb/>
ge» wollte, für die Quartettaufführungen bestimmte Abende in zweckmäßigen<lb/>
Distanzen im voraus zu bestimmen und festzuhalten. Die Unsicherheit, welche<lb/>
darin herrscht, das fast regelmäßige Unkundigen und Abbestellen, die ganz un-<lb/>
verhältnißmäßigen Zwischenräume zwischen den einzelnen Quartettabenden &#x2014;<lb/>
las alles sind Uebelstände, welche das Publicum nicht allein belästigen und<lb/>
verdrießen, sondern für Manche ein positives Hinderniß werden. Die Schwie¬<lb/>
rigkeiten, welche sich einer Firirung der Quartertabende entgegenstellen, sind<lb/>
unverkennbar; abgesehen von den nicht voraus zu berechnenden Zufälligkeiten^<lb/>
welche nie ausbleiben, ist es besonders das Theater; denn da die mitwirken¬<lb/>
den Herren auch Mitglieder deS Orchesters sind, macht das Ansetzen einer<lb/>
Oper das Quartett unmöglich. Leider sieht die Theaterdirection die Cvncert-<lb/>
direeiion vielfach nicht als eine Bundesgenossin in Sachen der Kunst, sondern<lb/>
als eine Gegnerin in Sachen des Gelderwerbs an und ist daher selten geneigt,<lb/>
über contractliche Verpflichtungen hinaus sich ihr gefällig zu erweisen, mit¬<lb/>
unter wol nicht abgeneigt, ihr einen Strich durch die Rechnung zu machen.<lb/>
Uebelstände der Art ganz zu beseitigen würde wol sehr schwer halten; allein sie<lb/>
sind es auch nicht allein. Wenn z. B. ein Quartett auf den Abend angesetzt war,<lb/>
wo die Armenvorstellung im Theater war und deshalb wieder abgesagt werden<lb/>
mußte, so war das eine Unbedachtsamkeit, über welche sich das Publicum mit<lb/>
Recht beklagte. Man ging gar soweit, im Publicum zu behaupten, nur<lb/>
einer Privatgesellschaft wegen sei das Quartett versetzt worden; eine solche<lb/>
Rücksichtslosigkeit wird man zwar der Concertdirection im Ernst nicht zutrauen,<lb/>
man kann aber daraus die Verstimmung des Publicums abnehmen. In<lb/>
jedem Fall würde es den ernsten Versuch, eine Regel für die Quarletlsoireen<lb/>
festzustellen, mit großer Genugthuung willkommen heißen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1029" next="#ID_1030"> Die mitwirkenden Herren waren die schon früher beschäftigten, an der<lb/>
ersten Geige die Herren David und Dreyschock, einmal auch Hr. Rönt¬<lb/>
gen, der sonst die zweite Geige vertrat, wie Hr. Hermann die Bratsche, am<lb/>
Cello war Hr. Grützmacher, mitunter auch Hr. Rietz; wo es nöthig war<lb/>
traten noch die Herren Haubold, Hcirtel und Hunger zu.  Es waren</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> ,37*</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0299] als den Grund- und Eckstein für das, was auf den andern Gebieten der Ton¬ kunst in entsprechender Weise zu erstreben ist. Wir dürfen den Bericht über die Abounementcvncerte des Winters nicht schließen, ohne auch auf die A bon n eine ntguartetts einen Blick zu werfen- Nachdem die Quartettsoireen früher lange Zeit hindurch eine Privatunter- nehnning gewesen waren, hat schon seit mehren Jahren die Concertdirection auch diese Aufführungen unter ihre Leitung genommen, was um so dankens- weither ist, da der Bestand derselben auf diese Weise gesichert und Ausführung und Anordnung der Quartetts vor den zufälligen Schwankungen augenblick¬ licher Concurrenz bewahrt bleibt. Wenn es nur der Concertdirection gelin¬ ge» wollte, für die Quartettaufführungen bestimmte Abende in zweckmäßigen Distanzen im voraus zu bestimmen und festzuhalten. Die Unsicherheit, welche darin herrscht, das fast regelmäßige Unkundigen und Abbestellen, die ganz un- verhältnißmäßigen Zwischenräume zwischen den einzelnen Quartettabenden — las alles sind Uebelstände, welche das Publicum nicht allein belästigen und verdrießen, sondern für Manche ein positives Hinderniß werden. Die Schwie¬ rigkeiten, welche sich einer Firirung der Quartertabende entgegenstellen, sind unverkennbar; abgesehen von den nicht voraus zu berechnenden Zufälligkeiten^ welche nie ausbleiben, ist es besonders das Theater; denn da die mitwirken¬ den Herren auch Mitglieder deS Orchesters sind, macht das Ansetzen einer Oper das Quartett unmöglich. Leider sieht die Theaterdirection die Cvncert- direeiion vielfach nicht als eine Bundesgenossin in Sachen der Kunst, sondern als eine Gegnerin in Sachen des Gelderwerbs an und ist daher selten geneigt, über contractliche Verpflichtungen hinaus sich ihr gefällig zu erweisen, mit¬ unter wol nicht abgeneigt, ihr einen Strich durch die Rechnung zu machen. Uebelstände der Art ganz zu beseitigen würde wol sehr schwer halten; allein sie sind es auch nicht allein. Wenn z. B. ein Quartett auf den Abend angesetzt war, wo die Armenvorstellung im Theater war und deshalb wieder abgesagt werden mußte, so war das eine Unbedachtsamkeit, über welche sich das Publicum mit Recht beklagte. Man ging gar soweit, im Publicum zu behaupten, nur einer Privatgesellschaft wegen sei das Quartett versetzt worden; eine solche Rücksichtslosigkeit wird man zwar der Concertdirection im Ernst nicht zutrauen, man kann aber daraus die Verstimmung des Publicums abnehmen. In jedem Fall würde es den ernsten Versuch, eine Regel für die Quarletlsoireen festzustellen, mit großer Genugthuung willkommen heißen. Die mitwirkenden Herren waren die schon früher beschäftigten, an der ersten Geige die Herren David und Dreyschock, einmal auch Hr. Rönt¬ gen, der sonst die zweite Geige vertrat, wie Hr. Hermann die Bratsche, am Cello war Hr. Grützmacher, mitunter auch Hr. Rietz; wo es nöthig war traten noch die Herren Haubold, Hcirtel und Hunger zu. Es waren ,37*

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99385
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99385/299
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99385/299>, abgerufen am 05.12.2024.