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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.

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Leipzig hat das Verdienst, vor hundert Jahren die Stätte gewesen zu sein,
von welcher eine neue Gestaltung der dramatischen Poesie und Schauspielkunst aus¬
ging. Es hat seit dieser Zeit nicht aufgehört, in der Kunstentwicklung eine ver¬
dienstliche Rolle zu spielen. Nach Gottsched und der Neuberin war Leipzig wieder
die erste Stadt, in welcher Musikaufführungen durch feste Organisation und aus¬
dauernde Theilnahme der Bürger zu einer Entwicklung kamen, welche man im Ver¬
gleich zu der Ausdehnung der Stadt immerhin großartig nennen kann. Und in
diesen Jahren folgt die Stadt wieder mit Theilnahme der Zeitrichtung, indem es
den Bau eiues städtischen Museums zur Aufnahme einer Gemäldegalerie bereitet.
Hier wie in Frankfurt und in Köln wird der allgemeine Antheil unterstützt durch
den patriotischen Sinn Einzelner, welche bedeutende Summen für .diesen Zweck
hergeben.

Da die Entwicklung des Instituts für bildende Kunst in der Stadt, welche
die Heimat der Grcnzvotcn geworden, mehrfach bezeichnend für die Bildnngs-
vcrl'ältnisse andrer deutschen Städte ist, so wird eine kurze Darstellung der Sachlage
auch für auswärtige Leser nicht uninteressant sein.'

Den ersten Anfang eines städtischen Museums verdankt die Stadt Leipzig,
ähnlich wie Breslau, Hamburg, Köln, Düsseldorf, Frankfurt u. f. w., ihrem
Kunstverein, welcher den dritten Theil seiner Jahreseinnahme statutengemäß zum
Ankauf von Kunstwerken für ein Museum der Stadt verwendet und die so an¬
geschafften Bilder der Stadt übereignete, nachdem die Anzahl derselben ans zwanzig
gestiegen war. Seitdem ist die Sammlung theils durch den Kunstverein, theils durch



Leipzig hat das Verdienst, vor hundert Jahren die Stätte gewesen zu sein,
von welcher eine neue Gestaltung der dramatischen Poesie und Schauspielkunst aus¬
ging. Es hat seit dieser Zeit nicht aufgehört, in der Kunstentwicklung eine ver¬
dienstliche Rolle zu spielen. Nach Gottsched und der Neuberin war Leipzig wieder
die erste Stadt, in welcher Musikaufführungen durch feste Organisation und aus¬
dauernde Theilnahme der Bürger zu einer Entwicklung kamen, welche man im Ver¬
gleich zu der Ausdehnung der Stadt immerhin großartig nennen kann. Und in
diesen Jahren folgt die Stadt wieder mit Theilnahme der Zeitrichtung, indem es
den Bau eiues städtischen Museums zur Aufnahme einer Gemäldegalerie bereitet.
Hier wie in Frankfurt und in Köln wird der allgemeine Antheil unterstützt durch
den patriotischen Sinn Einzelner, welche bedeutende Summen für .diesen Zweck
hergeben.

Da die Entwicklung des Instituts für bildende Kunst in der Stadt, welche
die Heimat der Grcnzvotcn geworden, mehrfach bezeichnend für die Bildnngs-
vcrl'ältnisse andrer deutschen Städte ist, so wird eine kurze Darstellung der Sachlage
auch für auswärtige Leser nicht uninteressant sein.'

Den ersten Anfang eines städtischen Museums verdankt die Stadt Leipzig,
ähnlich wie Breslau, Hamburg, Köln, Düsseldorf, Frankfurt u. f. w., ihrem
Kunstverein, welcher den dritten Theil seiner Jahreseinnahme statutengemäß zum
Ankauf von Kunstwerken für ein Museum der Stadt verwendet und die so an¬
geschafften Bilder der Stadt übereignete, nachdem die Anzahl derselben ans zwanzig
gestiegen war. Seitdem ist die Sammlung theils durch den Kunstverein, theils durch


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[0284] Leipzig hat das Verdienst, vor hundert Jahren die Stätte gewesen zu sein, von welcher eine neue Gestaltung der dramatischen Poesie und Schauspielkunst aus¬ ging. Es hat seit dieser Zeit nicht aufgehört, in der Kunstentwicklung eine ver¬ dienstliche Rolle zu spielen. Nach Gottsched und der Neuberin war Leipzig wieder die erste Stadt, in welcher Musikaufführungen durch feste Organisation und aus¬ dauernde Theilnahme der Bürger zu einer Entwicklung kamen, welche man im Ver¬ gleich zu der Ausdehnung der Stadt immerhin großartig nennen kann. Und in diesen Jahren folgt die Stadt wieder mit Theilnahme der Zeitrichtung, indem es den Bau eiues städtischen Museums zur Aufnahme einer Gemäldegalerie bereitet. Hier wie in Frankfurt und in Köln wird der allgemeine Antheil unterstützt durch den patriotischen Sinn Einzelner, welche bedeutende Summen für .diesen Zweck hergeben. Da die Entwicklung des Instituts für bildende Kunst in der Stadt, welche die Heimat der Grcnzvotcn geworden, mehrfach bezeichnend für die Bildnngs- vcrl'ältnisse andrer deutschen Städte ist, so wird eine kurze Darstellung der Sachlage auch für auswärtige Leser nicht uninteressant sein.' Den ersten Anfang eines städtischen Museums verdankt die Stadt Leipzig, ähnlich wie Breslau, Hamburg, Köln, Düsseldorf, Frankfurt u. f. w., ihrem Kunstverein, welcher den dritten Theil seiner Jahreseinnahme statutengemäß zum Ankauf von Kunstwerken für ein Museum der Stadt verwendet und die so an¬ geschafften Bilder der Stadt übereignete, nachdem die Anzahl derselben ans zwanzig gestiegen war. Seitdem ist die Sammlung theils durch den Kunstverein, theils durch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99385/284>, abgerufen am 01.10.2024.