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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.

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weitläufige Appartements für den Generalgouvemeur und seinen Stab, die
Bureaus der Admiralität, vier Kasernen für Elitetruppen der Marine, jede zu
-1000 Mann, Magazine für Schiffsbedürsnisse, Werkstätten für eine Menge
Arbeiter, der Klub der. Marineoffiziere und sogar noch die seit 1832 gestiftete
Bibliothek der Flotte. Man rechnet, daß fortwährend an 6000 Menschen un¬
ter diesem einen Dache verkehren --> grade soviel, wie im kaiserlichen Winter-
palaste zu Se. Petersburg.

Rings um diesen gigantischen Bau zieht sich nun, ein breiter Kanal, vom
Meere hereingeleitet und dazu bestimmt, dem Feind ein letztes Hinderniß zu
bereiten, wenn er die Insel eroberte. So sind auch an. dem Gebäude, selbst,
dessen bombenfester Bau kaum noch besondrer Erwähnung bedarf, Vor¬
kehrungen getroffen, um in seinem Erdgeschosse Stückpfor,ten zu öffnen und so
aus unmittelbarster Nähe im furchtbarsten Verzweiflungökantpfe die Sieger
mit den Besiegten zugleich in den Schlund der Vernichtung hinabzureißen.

Aber halten wir uns hier nicht länger aus, de,um dicht nebenan steht das
kasernenartige Institut der Steuern,anno schule, wo.rin 4,00 Jünglinge
mit ihrem Lehrpersonale nicht blos untergebracht sind, sondern auch weite Untxr-
richtssäle, Oekonomieräume und dergl. sich dre.neu. Ein grüner Raum, Tummel¬
platz ter Zöglinge mit einigen Klettermasten, liegt vor der Fronte des Gebäu¬
des, und ein Geländer aus den kolossalsten vierarmigen Schiffsankern gebildet,
welche untereinander durch entsprechende Kette," verbunden sind, scheidet diesen
Pleasurground von dem Straßenraume ab.

Ein ähnliches, doch noch größeres Gebäude, dehnt, sich zweistockig und
düsteren Aussehens vom, andern Ende des Admiralitätsge.bandes hin. Den
Raum, welchen vor der Sleuermannsschule die Anker umzäunten, umstehen
hier drei kriegsfertige Batterien. Was dort Rasenplatz war, ist hier mit lauter
Geschützröhren, Lauf an Lauf, so daß kein Grashalmen emporwachsen kann,
in dreifacher Reihe belegt. An beiden Seitenfronten thürmen sich dazu-Hügel
auf Hügel von Kanonenkugeln, die centnerschweren als Basis, das kleinste
Kaliber die Hügelspitzen zierlich vollendend. Wir stehen vor dem kronstädter
Zeughaus.. ,

Frei bleibt ein, einziger Zugang zum einzigen Thore in der Mitte, der
Hauptfronte. Vor uns hebt sich eine majestätische Treppe, ip. das obere Ge-
stock, rechts und linkshin dehnt sich der halbhelle Raym scheinbar unabsehbar.
Doppelwachen schreiten natürlich auch hier auf und gb. Wohin wir aber
blicken, gähnen uns die hohlen Nachen der Mörser auf ihrem, schwerfälligen
Gestell entgegen; Reihen von Lafetten, Protzkästen, Pulverkarren, acontirten
Geschützen und andere Zerstörungsmaschinen sind unzählbar geordnet, bis sie
in der Ferne dem Blicke undeutlich zusammenschrumpfen. Kauvuenxäder,
Deichseln, Ringe, Kloben, Enterhaken, Nägel, Schrauben und-was sonst noch


weitläufige Appartements für den Generalgouvemeur und seinen Stab, die
Bureaus der Admiralität, vier Kasernen für Elitetruppen der Marine, jede zu
-1000 Mann, Magazine für Schiffsbedürsnisse, Werkstätten für eine Menge
Arbeiter, der Klub der. Marineoffiziere und sogar noch die seit 1832 gestiftete
Bibliothek der Flotte. Man rechnet, daß fortwährend an 6000 Menschen un¬
ter diesem einen Dache verkehren —> grade soviel, wie im kaiserlichen Winter-
palaste zu Se. Petersburg.

Rings um diesen gigantischen Bau zieht sich nun, ein breiter Kanal, vom
Meere hereingeleitet und dazu bestimmt, dem Feind ein letztes Hinderniß zu
bereiten, wenn er die Insel eroberte. So sind auch an. dem Gebäude, selbst,
dessen bombenfester Bau kaum noch besondrer Erwähnung bedarf, Vor¬
kehrungen getroffen, um in seinem Erdgeschosse Stückpfor,ten zu öffnen und so
aus unmittelbarster Nähe im furchtbarsten Verzweiflungökantpfe die Sieger
mit den Besiegten zugleich in den Schlund der Vernichtung hinabzureißen.

Aber halten wir uns hier nicht länger aus, de,um dicht nebenan steht das
kasernenartige Institut der Steuern,anno schule, wo.rin 4,00 Jünglinge
mit ihrem Lehrpersonale nicht blos untergebracht sind, sondern auch weite Untxr-
richtssäle, Oekonomieräume und dergl. sich dre.neu. Ein grüner Raum, Tummel¬
platz ter Zöglinge mit einigen Klettermasten, liegt vor der Fronte des Gebäu¬
des, und ein Geländer aus den kolossalsten vierarmigen Schiffsankern gebildet,
welche untereinander durch entsprechende Kette,« verbunden sind, scheidet diesen
Pleasurground von dem Straßenraume ab.

Ein ähnliches, doch noch größeres Gebäude, dehnt, sich zweistockig und
düsteren Aussehens vom, andern Ende des Admiralitätsge.bandes hin. Den
Raum, welchen vor der Sleuermannsschule die Anker umzäunten, umstehen
hier drei kriegsfertige Batterien. Was dort Rasenplatz war, ist hier mit lauter
Geschützröhren, Lauf an Lauf, so daß kein Grashalmen emporwachsen kann,
in dreifacher Reihe belegt. An beiden Seitenfronten thürmen sich dazu-Hügel
auf Hügel von Kanonenkugeln, die centnerschweren als Basis, das kleinste
Kaliber die Hügelspitzen zierlich vollendend. Wir stehen vor dem kronstädter
Zeughaus.. ,

Frei bleibt ein, einziger Zugang zum einzigen Thore in der Mitte, der
Hauptfronte. Vor uns hebt sich eine majestätische Treppe, ip. das obere Ge-
stock, rechts und linkshin dehnt sich der halbhelle Raym scheinbar unabsehbar.
Doppelwachen schreiten natürlich auch hier auf und gb. Wohin wir aber
blicken, gähnen uns die hohlen Nachen der Mörser auf ihrem, schwerfälligen
Gestell entgegen; Reihen von Lafetten, Protzkästen, Pulverkarren, acontirten
Geschützen und andere Zerstörungsmaschinen sind unzählbar geordnet, bis sie
in der Ferne dem Blicke undeutlich zusammenschrumpfen. Kauvuenxäder,
Deichseln, Ringe, Kloben, Enterhaken, Nägel, Schrauben und-was sonst noch


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[0258] weitläufige Appartements für den Generalgouvemeur und seinen Stab, die Bureaus der Admiralität, vier Kasernen für Elitetruppen der Marine, jede zu -1000 Mann, Magazine für Schiffsbedürsnisse, Werkstätten für eine Menge Arbeiter, der Klub der. Marineoffiziere und sogar noch die seit 1832 gestiftete Bibliothek der Flotte. Man rechnet, daß fortwährend an 6000 Menschen un¬ ter diesem einen Dache verkehren —> grade soviel, wie im kaiserlichen Winter- palaste zu Se. Petersburg. Rings um diesen gigantischen Bau zieht sich nun, ein breiter Kanal, vom Meere hereingeleitet und dazu bestimmt, dem Feind ein letztes Hinderniß zu bereiten, wenn er die Insel eroberte. So sind auch an. dem Gebäude, selbst, dessen bombenfester Bau kaum noch besondrer Erwähnung bedarf, Vor¬ kehrungen getroffen, um in seinem Erdgeschosse Stückpfor,ten zu öffnen und so aus unmittelbarster Nähe im furchtbarsten Verzweiflungökantpfe die Sieger mit den Besiegten zugleich in den Schlund der Vernichtung hinabzureißen. Aber halten wir uns hier nicht länger aus, de,um dicht nebenan steht das kasernenartige Institut der Steuern,anno schule, wo.rin 4,00 Jünglinge mit ihrem Lehrpersonale nicht blos untergebracht sind, sondern auch weite Untxr- richtssäle, Oekonomieräume und dergl. sich dre.neu. Ein grüner Raum, Tummel¬ platz ter Zöglinge mit einigen Klettermasten, liegt vor der Fronte des Gebäu¬ des, und ein Geländer aus den kolossalsten vierarmigen Schiffsankern gebildet, welche untereinander durch entsprechende Kette,« verbunden sind, scheidet diesen Pleasurground von dem Straßenraume ab. Ein ähnliches, doch noch größeres Gebäude, dehnt, sich zweistockig und düsteren Aussehens vom, andern Ende des Admiralitätsge.bandes hin. Den Raum, welchen vor der Sleuermannsschule die Anker umzäunten, umstehen hier drei kriegsfertige Batterien. Was dort Rasenplatz war, ist hier mit lauter Geschützröhren, Lauf an Lauf, so daß kein Grashalmen emporwachsen kann, in dreifacher Reihe belegt. An beiden Seitenfronten thürmen sich dazu-Hügel auf Hügel von Kanonenkugeln, die centnerschweren als Basis, das kleinste Kaliber die Hügelspitzen zierlich vollendend. Wir stehen vor dem kronstädter Zeughaus.. , Frei bleibt ein, einziger Zugang zum einzigen Thore in der Mitte, der Hauptfronte. Vor uns hebt sich eine majestätische Treppe, ip. das obere Ge- stock, rechts und linkshin dehnt sich der halbhelle Raym scheinbar unabsehbar. Doppelwachen schreiten natürlich auch hier auf und gb. Wohin wir aber blicken, gähnen uns die hohlen Nachen der Mörser auf ihrem, schwerfälligen Gestell entgegen; Reihen von Lafetten, Protzkästen, Pulverkarren, acontirten Geschützen und andere Zerstörungsmaschinen sind unzählbar geordnet, bis sie in der Ferne dem Blicke undeutlich zusammenschrumpfen. Kauvuenxäder, Deichseln, Ringe, Kloben, Enterhaken, Nägel, Schrauben und-was sonst noch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99385/258>, abgerufen am 22.07.2024.