Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band.weit anzuerkennen -- daS sind keine Hunde, das sind Engländer, welche einer Leps, der Belgier, stand auf der ursprünglichen Liste vor Landseer und Ki*
weit anzuerkennen — daS sind keine Hunde, das sind Engländer, welche einer Leps, der Belgier, stand auf der ursprünglichen Liste vor Landseer und Ki*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0515" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/100969"/> <p xml:id="ID_1539" prev="#ID_1538"> weit anzuerkennen — daS sind keine Hunde, das sind Engländer, welche einer<lb/> stummen Vorlesung in irgendeinem Mäsiigkeitsvereine beiwohnen und Jack Esq.<lb/> ist der Präsident, welcher die neuen Mitglieder auf die Probe stellt. Aehn-<lb/> liches gilt von allen seinen Thieren, es mögen nun Hunde, Affen, Pferde oder<lb/> Schafe sein. Das Pferd in der Schmiede z. B. ist mit bemerkenswerther<lb/> PorlraitAhnlichkeit gemalt, man glaubt, der Maler habe eine Pferdehaut<lb/> auf seine Leinwand geklebt. ' Aber es ist doch kein echter Neiz darin, der<lb/> Zauber, welcher uns bei poetischen Werken entzückt, sehlt. Vollends der<lb/> Schmied sieht aus wie ein kleines Ungethüm. Sir Edwin Lcmdseer ist zu<lb/> constitutionell, um gegen das Vorrecht seiner Thierheldcn sich den geringsten<lb/> Eingriff zu erlauben. Selbst das Sanctuary jener bekannten Gemälde, wo<lb/> ein zu Tode gehetzter Hirsch in der Einsamkeit eines Waldsees seinen letzten<lb/> Zufluchtsort sucht und da seinen Schmerz ausweine, macht als Bild nicht den<lb/> gewaltigen Eindruck, der dem Kupferstich nachgerühmt werden muß — obgleich<lb/> dieses Gemälde seinem poetischen Gehalte und seiner Kunsiwahrheit nach in<lb/> unsern Augen das vorzüglichste von Landseers Bildern ist. Das ist kein Gent¬<lb/> lemen, sondern eil«! Wesen von wirklichem Adel — sein Schmerz ist tief gefühlt<lb/> und nicht conventionell. Die Engländer, welche L0—60,000 Franken für ein<lb/> Bild von Landieer bezahlen , erheben ihren Landsmann über Snyders — wir<lb/> ziehen ihm sogar die Belgier und einige Franzosen der Zeit vor. Diese er¬<lb/> heben sich weder zu seiner Virtuosität, noch zu seinem Humor........aber sie ver¬<lb/> rathen hier und da jene Naivetät und jenen unberechneten Schwung, der bei<lb/> diesem bedeutenden Künstler niemals zu finden ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1540" next="#ID_1541"> Leps, der Belgier, stand auf der ursprünglichen Liste vor Landseer und<lb/> mit Recht. Auch in diesem Künstler sollte mehr das Gesammtstreben der bel¬<lb/> gischen Maler ausgezeichnet werden, als seine persönlichen Leistungen, obschon<lb/> dieselben gerechtes Aufsehen erregten und verdienten Beifall fanden. Wir<lb/> haben der außerordentlichen Technik der belgischen Schule bereits uusern Tribut<lb/> gezollt, wir haben auch schon bemerkt, daß es den Belgiern an allgemeiner<lb/> Originalität fehle und daß man in ihren Werken fast überall den Einfluß der<lb/> französischen Schule erkennt. Leps gehört zu den wenigen, welche ihre Schöpfun¬<lb/> gen durch begeisterte Anschauung der heimischen Kunst zu starken suchen. Er<lb/> hat das offenbare Bestreben, von den Traditionen der vaterländischen Meister<lb/> zu retten, waS sich aus'den Fluten der allgemeinen Nivellirung noch retten<lb/> läßt. Dies ist zwar nicht der Weg, der zur Originalität führt, aber im Ver¬<lb/> gleiche mit den andern Werken des modernen Belgiens hat Leps doch etwas<lb/> Eigenthümliches, wofür wir ihm gern Anerkennung und Bewunderung zollen.<lb/> Leps lebt, wie Ingres in römischen Reminiscenzen, so in flamändischen und<lb/> daher haben seine Bilder auch etwas vom Pastiche, ohn« daß ihnen grade<lb/> Plagiat nachgesagt werden kann. Leps besitzt nämlich neben außerordentlicher</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Ki*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0515]
weit anzuerkennen — daS sind keine Hunde, das sind Engländer, welche einer
stummen Vorlesung in irgendeinem Mäsiigkeitsvereine beiwohnen und Jack Esq.
ist der Präsident, welcher die neuen Mitglieder auf die Probe stellt. Aehn-
liches gilt von allen seinen Thieren, es mögen nun Hunde, Affen, Pferde oder
Schafe sein. Das Pferd in der Schmiede z. B. ist mit bemerkenswerther
PorlraitAhnlichkeit gemalt, man glaubt, der Maler habe eine Pferdehaut
auf seine Leinwand geklebt. ' Aber es ist doch kein echter Neiz darin, der
Zauber, welcher uns bei poetischen Werken entzückt, sehlt. Vollends der
Schmied sieht aus wie ein kleines Ungethüm. Sir Edwin Lcmdseer ist zu
constitutionell, um gegen das Vorrecht seiner Thierheldcn sich den geringsten
Eingriff zu erlauben. Selbst das Sanctuary jener bekannten Gemälde, wo
ein zu Tode gehetzter Hirsch in der Einsamkeit eines Waldsees seinen letzten
Zufluchtsort sucht und da seinen Schmerz ausweine, macht als Bild nicht den
gewaltigen Eindruck, der dem Kupferstich nachgerühmt werden muß — obgleich
dieses Gemälde seinem poetischen Gehalte und seiner Kunsiwahrheit nach in
unsern Augen das vorzüglichste von Landseers Bildern ist. Das ist kein Gent¬
lemen, sondern eil«! Wesen von wirklichem Adel — sein Schmerz ist tief gefühlt
und nicht conventionell. Die Engländer, welche L0—60,000 Franken für ein
Bild von Landieer bezahlen , erheben ihren Landsmann über Snyders — wir
ziehen ihm sogar die Belgier und einige Franzosen der Zeit vor. Diese er¬
heben sich weder zu seiner Virtuosität, noch zu seinem Humor........aber sie ver¬
rathen hier und da jene Naivetät und jenen unberechneten Schwung, der bei
diesem bedeutenden Künstler niemals zu finden ist.
Leps, der Belgier, stand auf der ursprünglichen Liste vor Landseer und
mit Recht. Auch in diesem Künstler sollte mehr das Gesammtstreben der bel¬
gischen Maler ausgezeichnet werden, als seine persönlichen Leistungen, obschon
dieselben gerechtes Aufsehen erregten und verdienten Beifall fanden. Wir
haben der außerordentlichen Technik der belgischen Schule bereits uusern Tribut
gezollt, wir haben auch schon bemerkt, daß es den Belgiern an allgemeiner
Originalität fehle und daß man in ihren Werken fast überall den Einfluß der
französischen Schule erkennt. Leps gehört zu den wenigen, welche ihre Schöpfun¬
gen durch begeisterte Anschauung der heimischen Kunst zu starken suchen. Er
hat das offenbare Bestreben, von den Traditionen der vaterländischen Meister
zu retten, waS sich aus'den Fluten der allgemeinen Nivellirung noch retten
läßt. Dies ist zwar nicht der Weg, der zur Originalität führt, aber im Ver¬
gleiche mit den andern Werken des modernen Belgiens hat Leps doch etwas
Eigenthümliches, wofür wir ihm gern Anerkennung und Bewunderung zollen.
Leps lebt, wie Ingres in römischen Reminiscenzen, so in flamändischen und
daher haben seine Bilder auch etwas vom Pastiche, ohn« daß ihnen grade
Plagiat nachgesagt werden kann. Leps besitzt nämlich neben außerordentlicher
Ki*
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