Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band.bringen, in den engen Kreis einer einzigen Hauptregel nicht hineinziehen; Die im Han eingetroffenen Gäste hatten es sich inzwischen flink und in echt Inzwischen war die Abendmahlzeit fertig geworden, bestehend aus Reis Greujboreu. IV. 59
bringen, in den engen Kreis einer einzigen Hauptregel nicht hineinziehen; Die im Han eingetroffenen Gäste hatten es sich inzwischen flink und in echt Inzwischen war die Abendmahlzeit fertig geworden, bestehend aus Reis Greujboreu. IV. 59
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0473" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/100927"/> <p xml:id="ID_1394" prev="#ID_1393"> bringen, in den engen Kreis einer einzigen Hauptregel nicht hineinziehen;<lb/> aber in anderer Hinsicht, nach der dynamischen Seite hin, .beruhte die<lb/> Vorausberechnung des Erfolges aus dem unerwarteten Auftreten großer<lb/> Reserven. Die Einleitung und Durchführung des Gefechts zielte auf ein<lb/> verlustreiches Hinhalten des Gegners, auf ein Mürbemachen desselben; Zu¬<lb/> sammentreffen mit geschlossenen Massen behuf deS Handgemenges, und um<lb/> das Bajonett wirken zu lassen, wurde vermieden, wenn es sich nicht um die Weg¬<lb/> nahme von Punkten handelte, deren Besitz für die Ausführung des Schlacht¬<lb/> entwurfes bedingend ist; alle Action schien an die Tirailleurlinien, an die<lb/> großen Batterien und an einzelne kleine Neiterhaufen vergeben zu sein. DaS<lb/> ist heute nicht ganz mehr so. An der Alma kam das Schützcngefecht nicht<lb/> zur eigentlichen Entwicklung; die Zuaven nöthigten den Feind im schnellen<lb/> und ungeordneten Anlauf seine Tirailleurs einzuziehen und die russischen Colon-<lb/> yen sahen sich, ehe sie noch aufgelichtet waren, nicht durch den Stoß einer<lb/> anderen Masse, sondern durch Entwicklung einer Schwärmlinie und durch den<lb/> gewaltsamen und gleichzeitigen Einbruch scheinbar ordnungsloser Haufen be¬<lb/> siegt. ---</p><lb/> <p xml:id="ID_1395"> Die im Han eingetroffenen Gäste hatten es sich inzwischen flink und in echt<lb/> orientalischer Weise bequem gemacht. Die ziemlich hohen und schweren Sättel<lb/> waren unter Mithilfe des Hansche von den Pferden abgehoben und auf der<lb/> beschriebenen Terrasse an eines jeden Platz, und zwar da, wo sein Kops<lb/> zu ruhen kommen sollte, niedergelegt worden. Man hatte die Riemen der<lb/> eingerollten kleinen Teppiche, deren man sich auf der Reise hier zu Lande<lb/> als'Decke und Matratze bedient, gelöst, und ihre im Wagen und auf dem Boden<lb/> der unreinlichen Hans schmuzig gewordenen Farbenmuster enthüllt, Auf ihnen<lb/> hockte man nun mit untergeschlagenen Beinen, der eine daS Nargileh Me<lb/> Wasserpfeife) der andere den Tschibuck am Munde. Nur ein Jude, der sich<lb/> unter den Reisenden befand,, hatte aus seiner Satteltasche ein türkisches Reise¬<lb/> schreibzeug, welches beinahe wie ein Briefbeschwerer aussteht, herausgenommen<lb/> und schrieb, auf einem nur mit den Fingern der linken Hand unterstützten<lb/> Blatte in türkischen Schriftzügen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1396" next="#ID_1397"> Inzwischen war die Abendmahlzeit fertig geworden, bestehend aus Reis<lb/> mit eingeschnittenen Hühnerfleisch, oder dem Gericht, welches man hier all¬<lb/> gemein Pillau nennt. Es war, ungeachtet des ärmlichen Aussehens der Küche,<lb/> vortrefflich zubereitet und machte dem Koch von fünfzehn oder sechzehn Jahren,<lb/> der am Herde dirigirte, alle Ehre. Während Wind und Regen draußen um<lb/> das Haus tosten, legte ich mich schlafen. Die erwähnten Reisenden aber<lb/> waren einander näher gerückt, neigten einander, das kleine Kaffceschälchen in<lb/> der Hand, die Köpfe entgegen'und erzählten sich flüsternd, nicht etwa Märchen<lb/> aus tausend und eine Nacht, sondern von den Profiten, die sie jüngst hier und</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Greujboreu. IV. 59</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0473]
bringen, in den engen Kreis einer einzigen Hauptregel nicht hineinziehen;
aber in anderer Hinsicht, nach der dynamischen Seite hin, .beruhte die
Vorausberechnung des Erfolges aus dem unerwarteten Auftreten großer
Reserven. Die Einleitung und Durchführung des Gefechts zielte auf ein
verlustreiches Hinhalten des Gegners, auf ein Mürbemachen desselben; Zu¬
sammentreffen mit geschlossenen Massen behuf deS Handgemenges, und um
das Bajonett wirken zu lassen, wurde vermieden, wenn es sich nicht um die Weg¬
nahme von Punkten handelte, deren Besitz für die Ausführung des Schlacht¬
entwurfes bedingend ist; alle Action schien an die Tirailleurlinien, an die
großen Batterien und an einzelne kleine Neiterhaufen vergeben zu sein. DaS
ist heute nicht ganz mehr so. An der Alma kam das Schützcngefecht nicht
zur eigentlichen Entwicklung; die Zuaven nöthigten den Feind im schnellen
und ungeordneten Anlauf seine Tirailleurs einzuziehen und die russischen Colon-
yen sahen sich, ehe sie noch aufgelichtet waren, nicht durch den Stoß einer
anderen Masse, sondern durch Entwicklung einer Schwärmlinie und durch den
gewaltsamen und gleichzeitigen Einbruch scheinbar ordnungsloser Haufen be¬
siegt. ---
Die im Han eingetroffenen Gäste hatten es sich inzwischen flink und in echt
orientalischer Weise bequem gemacht. Die ziemlich hohen und schweren Sättel
waren unter Mithilfe des Hansche von den Pferden abgehoben und auf der
beschriebenen Terrasse an eines jeden Platz, und zwar da, wo sein Kops
zu ruhen kommen sollte, niedergelegt worden. Man hatte die Riemen der
eingerollten kleinen Teppiche, deren man sich auf der Reise hier zu Lande
als'Decke und Matratze bedient, gelöst, und ihre im Wagen und auf dem Boden
der unreinlichen Hans schmuzig gewordenen Farbenmuster enthüllt, Auf ihnen
hockte man nun mit untergeschlagenen Beinen, der eine daS Nargileh Me
Wasserpfeife) der andere den Tschibuck am Munde. Nur ein Jude, der sich
unter den Reisenden befand,, hatte aus seiner Satteltasche ein türkisches Reise¬
schreibzeug, welches beinahe wie ein Briefbeschwerer aussteht, herausgenommen
und schrieb, auf einem nur mit den Fingern der linken Hand unterstützten
Blatte in türkischen Schriftzügen.
Inzwischen war die Abendmahlzeit fertig geworden, bestehend aus Reis
mit eingeschnittenen Hühnerfleisch, oder dem Gericht, welches man hier all¬
gemein Pillau nennt. Es war, ungeachtet des ärmlichen Aussehens der Küche,
vortrefflich zubereitet und machte dem Koch von fünfzehn oder sechzehn Jahren,
der am Herde dirigirte, alle Ehre. Während Wind und Regen draußen um
das Haus tosten, legte ich mich schlafen. Die erwähnten Reisenden aber
waren einander näher gerückt, neigten einander, das kleine Kaffceschälchen in
der Hand, die Köpfe entgegen'und erzählten sich flüsternd, nicht etwa Märchen
aus tausend und eine Nacht, sondern von den Profiten, die sie jüngst hier und
Greujboreu. IV. 59
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