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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band.

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Oölilier dlraven, Fionne Arler 8in"s,
Lclers Von son elslil^s ,ser s"s. ssiirs,
IIsn er >>s".I: o >^se l>a Junkers Klus,
tlsie Lulu, l.in klinge VeklmnilsUisre.
Ilviilv Kose, med ein bleZe 8nul,
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Vincler Kater8 könnts owloiiiA cleri "s/ig;
Luli ein. llovecl et)->>l a>^!t Krott, o

etwa so:


Deckt das Grab, ihr Kräuter grün und klein,
Euer Freund, der euch geliebt so herzlich,
Er ist todt! O Fichte, hoch l)iuein
Falle deine Thräne schwer und schmerzlich.
Weiße Rose mit dem Lächeln bleich.
Süß verschling dich mit der frischen rothen.
Windet euern Kranz rings um den Todten,
Buel dich tief in Thränen. Wcidenzwcig!

Man hat hier im Grunde nichts weiter zu thun, als den schönen Vollklang
fahre: Veämoüslam'ö durch einen gleich bedeutsamen Reim festzuhalten. Die
Hauptsache ist, daß man den lautlicher Charakter des Dänischen zu
bewahren sucht. Diese, sanfte Sprache mit ihren wasserblauen Augen
und ihrem weichen gebrochenen Stimmchen (hinter denen übrigens einiger
guter Humor und andre tückischere Kobolde lauern) eignet sich besonders
für alle weichen Stoffe wie den vorliegenden, und auch der Uebersetzer
wird nach besondrer Vermeidung aller Härten streben müssen. Das Schwedische
hat viel reinere Vocale, aber auch schärfere Consonanten; unsre auch nach
beiden Seiten hin schön entwickelte Sprache, obgleich rauher, eignet sich sehr
wohl zur Aufnahme schwedischer Dichtung, und obwol die Nordländer alle vor
uns eine eigen gestaltreiche Götter- und Heroenwelt voraus, poetischen Sinn
aber und eine schöne reiche Dichtersprache mit uns gemein haben, so ist eS
kein Wunder, daß die Frithiofssage von Tegner bei uns heimisch wurde, und
eine Menge neuer Anschauungen und Bilder uns zuführte. Ob wir von der
breiten Gemächlichkeit und soliden Bäuerlichkeit des Holländischen, etwas
Profitiren könnten, kann ich nicht sagen.

Schon das Englische steht ferner. Sprache und Volk sind zwar in den
Grundbestandtheilen germanisch, aber doch einestheils in schrofferer insularischer
Selbständigkeit entwickelt, anderntheils mit mehr fremden Elementen bereichert.
Allein/diese lexikalische und phraseologische Fülle macht nicht die Haupt¬
schwierigkeitaus, sondern eine ländliche Gedrängtheit, welche diese Sprache
durch Abwerfung der Flerions- und Bildungssilben fast zum chinesischen Prin¬
cip der Einsilbigkeit reducirt hat. Sie erhält dadurch eine eigenthümliche


Greiijvotm. IV. -I8as . 47
Oölilier dlraven, Fionne Arler 8in»s,
Lclers Von son elslil^s ,ser s»s. ssiirs,
IIsn er >>s«.I: o >^se l>a Junkers Klus,
tlsie Lulu, l.in klinge VeklmnilsUisre.
Ilviilv Kose, med ein bleZe 8nul,
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Vincler Kater8 könnts owloiiiA cleri »s/ig;
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etwa so:


Deckt das Grab, ihr Kräuter grün und klein,
Euer Freund, der euch geliebt so herzlich,
Er ist todt! O Fichte, hoch l)iuein
Falle deine Thräne schwer und schmerzlich.
Weiße Rose mit dem Lächeln bleich.
Süß verschling dich mit der frischen rothen.
Windet euern Kranz rings um den Todten,
Buel dich tief in Thränen. Wcidenzwcig!

Man hat hier im Grunde nichts weiter zu thun, als den schönen Vollklang
fahre: Veämoüslam'ö durch einen gleich bedeutsamen Reim festzuhalten. Die
Hauptsache ist, daß man den lautlicher Charakter des Dänischen zu
bewahren sucht. Diese, sanfte Sprache mit ihren wasserblauen Augen
und ihrem weichen gebrochenen Stimmchen (hinter denen übrigens einiger
guter Humor und andre tückischere Kobolde lauern) eignet sich besonders
für alle weichen Stoffe wie den vorliegenden, und auch der Uebersetzer
wird nach besondrer Vermeidung aller Härten streben müssen. Das Schwedische
hat viel reinere Vocale, aber auch schärfere Consonanten; unsre auch nach
beiden Seiten hin schön entwickelte Sprache, obgleich rauher, eignet sich sehr
wohl zur Aufnahme schwedischer Dichtung, und obwol die Nordländer alle vor
uns eine eigen gestaltreiche Götter- und Heroenwelt voraus, poetischen Sinn
aber und eine schöne reiche Dichtersprache mit uns gemein haben, so ist eS
kein Wunder, daß die Frithiofssage von Tegner bei uns heimisch wurde, und
eine Menge neuer Anschauungen und Bilder uns zuführte. Ob wir von der
breiten Gemächlichkeit und soliden Bäuerlichkeit des Holländischen, etwas
Profitiren könnten, kann ich nicht sagen.

Schon das Englische steht ferner. Sprache und Volk sind zwar in den
Grundbestandtheilen germanisch, aber doch einestheils in schrofferer insularischer
Selbständigkeit entwickelt, anderntheils mit mehr fremden Elementen bereichert.
Allein/diese lexikalische und phraseologische Fülle macht nicht die Haupt¬
schwierigkeitaus, sondern eine ländliche Gedrängtheit, welche diese Sprache
durch Abwerfung der Flerions- und Bildungssilben fast zum chinesischen Prin¬
cip der Einsilbigkeit reducirt hat. Sie erhält dadurch eine eigenthümliche


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[0377] Oölilier dlraven, Fionne Arler 8in»s, Lclers Von son elslil^s ,ser s»s. ssiirs, IIsn er >>s«.I: o >^se l>a Junkers Klus, tlsie Lulu, l.in klinge VeklmnilsUisre. Ilviilv Kose, med ein bleZe 8nul, Lscll. in(!«I^nz; (lig meat den lrisbe r«ils; Vincler Kater8 könnts owloiiiA cleri »s/ig; Luli ein. llovecl et)->>l a>^!t Krott, o etwa so: Deckt das Grab, ihr Kräuter grün und klein, Euer Freund, der euch geliebt so herzlich, Er ist todt! O Fichte, hoch l)iuein Falle deine Thräne schwer und schmerzlich. Weiße Rose mit dem Lächeln bleich. Süß verschling dich mit der frischen rothen. Windet euern Kranz rings um den Todten, Buel dich tief in Thränen. Wcidenzwcig! Man hat hier im Grunde nichts weiter zu thun, als den schönen Vollklang fahre: Veämoüslam'ö durch einen gleich bedeutsamen Reim festzuhalten. Die Hauptsache ist, daß man den lautlicher Charakter des Dänischen zu bewahren sucht. Diese, sanfte Sprache mit ihren wasserblauen Augen und ihrem weichen gebrochenen Stimmchen (hinter denen übrigens einiger guter Humor und andre tückischere Kobolde lauern) eignet sich besonders für alle weichen Stoffe wie den vorliegenden, und auch der Uebersetzer wird nach besondrer Vermeidung aller Härten streben müssen. Das Schwedische hat viel reinere Vocale, aber auch schärfere Consonanten; unsre auch nach beiden Seiten hin schön entwickelte Sprache, obgleich rauher, eignet sich sehr wohl zur Aufnahme schwedischer Dichtung, und obwol die Nordländer alle vor uns eine eigen gestaltreiche Götter- und Heroenwelt voraus, poetischen Sinn aber und eine schöne reiche Dichtersprache mit uns gemein haben, so ist eS kein Wunder, daß die Frithiofssage von Tegner bei uns heimisch wurde, und eine Menge neuer Anschauungen und Bilder uns zuführte. Ob wir von der breiten Gemächlichkeit und soliden Bäuerlichkeit des Holländischen, etwas Profitiren könnten, kann ich nicht sagen. Schon das Englische steht ferner. Sprache und Volk sind zwar in den Grundbestandtheilen germanisch, aber doch einestheils in schrofferer insularischer Selbständigkeit entwickelt, anderntheils mit mehr fremden Elementen bereichert. Allein/diese lexikalische und phraseologische Fülle macht nicht die Haupt¬ schwierigkeitaus, sondern eine ländliche Gedrängtheit, welche diese Sprache durch Abwerfung der Flerions- und Bildungssilben fast zum chinesischen Prin¬ cip der Einsilbigkeit reducirt hat. Sie erhält dadurch eine eigenthümliche Greiijvotm. IV. -I8as . 47

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453/377>, abgerufen am 23.07.2024.