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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band.

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sich durch einzelne gute Witze nicht umgehen. Um sich in seinen muthwilligen Ein¬
fällen ungenirt ergehen zu können, muß der Verfasser der Gesetze seiner Kunst¬
gattung vollkommen mächtig sein, und diese sind ihm bis jetzt noch etwas Aeußer-
liches geblieben.

Der Feldzug in der Krim 18si, dargestellt in einer Sammlung officieller
Berichte beider kämpfenden Parteien. Leipzig, F. L. Hcrbig. -- Diese sehr
zweckmäßige Sammlung geht von dem Grundsatze aus, daß über den Kampf eher
zu viel als zu wenig veröffentlicht worden ist, und daß es zunächst mehr auf eine
Sichtung des Materials, als auf eine Vermehrung desselben ankommt. Die offi-
ciellen Depeschen der kriegführenden Generale bilden die angemessenste Grundlage
für eine spätere Kritik. Der Verfasser hat nur wenig Privatcorrcspvndenzen hin¬
zugefügt, und dazu nur solche ausgewählt, die das Gepräge der Zuverlässigkeit
an der Stirn tragen. Es sind bis jetzt zwei Hefte erschienen. Das erste geht
von der Landung der Verbündeten bis zur Schlacht von Jnkcrman, das zweite bis
zu Ende April. 1833. Die Fortsetzung wird wol nicht auf sich warten lassen,
und so von den großen Ereignissen, die wir gewissermaßen schaudernd mit erlebt,
ein angemessenes Spiegelbild geben.

Krim-Girai, ein Bundesgenosse Friedrichs des Großen. Ein Vorspiel der
russisch-türkischen Kämpfe. Von Theodor Munde. Berlin, H. Schindler. --
Das Werk schließt sich als eine Episode der größer" Schrift desselben Verfassers
an: Der Kampf um das schwarze Meer. Im October 1761 verbreitete sich in
Berlin die Nachricht, daß eine Gesandtschaft des Khans der Tartaren angekommen
sei. Der Gesandte hatte zu Hause die bescheidene Stellung eines Barbiers, aber
er verstand zu dem großen König verständig zu sprechen, und infolge seiner
Mission wurde ein preußischer Lieutenant, Herr von der Götz, in die Krim ge¬
schickt, um die guten Verhältnisse zwischen Preußen und der Tartarei zu reguliren.
Die Geschichte hat zwar im Ganzen nicht die Wichtigkeit, die man nach der Ein¬
leitung des Herausgebers vermuthen sollte, aber sie ist ein höchst ergötzliches Cha¬
rakterbild. Wenn Herr Mundt sich nur endlich einmal entschließen wollte, einfach
und natürlich zu schreiben. In der blühenden d. h. schwülstigen Sprache geht sein
wirkliches Talent zur Darstellung vollständig verloren.

Die Familie von Meyern in Hannover und am Markgräflichen Hofe zu
Baireuth. Von Kurt von Schlözer. Berlin, W. Hertz. -- Den Mittelpunkt
dieser Darstellungen bildet Johann Gottfried von Meyern, der Herausgeber der
^celi i'-loi" VVos>i>>ii>Il^e. An das Leben desselben knüpft sich die Beschreibung der
Culturverhältnisse jeuer Zeit, sehr geschickt und ansprechend ausgeführt. Auch in
der spätern Geschichte der Familie findet man noch interessante und für die Zeit¬
geschichte charakteristische Züge.




Herausgegeben von Gustav Freytag und. I"klar Schmidt.
Als veranlwvrtl. Redacteur legitimirt: F. W. Grunvw. --- Verlag von F. L. Hrvbig
in Leipzia.
Druck von C. E. Elvert in Leipzig

sich durch einzelne gute Witze nicht umgehen. Um sich in seinen muthwilligen Ein¬
fällen ungenirt ergehen zu können, muß der Verfasser der Gesetze seiner Kunst¬
gattung vollkommen mächtig sein, und diese sind ihm bis jetzt noch etwas Aeußer-
liches geblieben.

Der Feldzug in der Krim 18si, dargestellt in einer Sammlung officieller
Berichte beider kämpfenden Parteien. Leipzig, F. L. Hcrbig. — Diese sehr
zweckmäßige Sammlung geht von dem Grundsatze aus, daß über den Kampf eher
zu viel als zu wenig veröffentlicht worden ist, und daß es zunächst mehr auf eine
Sichtung des Materials, als auf eine Vermehrung desselben ankommt. Die offi-
ciellen Depeschen der kriegführenden Generale bilden die angemessenste Grundlage
für eine spätere Kritik. Der Verfasser hat nur wenig Privatcorrcspvndenzen hin¬
zugefügt, und dazu nur solche ausgewählt, die das Gepräge der Zuverlässigkeit
an der Stirn tragen. Es sind bis jetzt zwei Hefte erschienen. Das erste geht
von der Landung der Verbündeten bis zur Schlacht von Jnkcrman, das zweite bis
zu Ende April. 1833. Die Fortsetzung wird wol nicht auf sich warten lassen,
und so von den großen Ereignissen, die wir gewissermaßen schaudernd mit erlebt,
ein angemessenes Spiegelbild geben.

Krim-Girai, ein Bundesgenosse Friedrichs des Großen. Ein Vorspiel der
russisch-türkischen Kämpfe. Von Theodor Munde. Berlin, H. Schindler. —
Das Werk schließt sich als eine Episode der größer» Schrift desselben Verfassers
an: Der Kampf um das schwarze Meer. Im October 1761 verbreitete sich in
Berlin die Nachricht, daß eine Gesandtschaft des Khans der Tartaren angekommen
sei. Der Gesandte hatte zu Hause die bescheidene Stellung eines Barbiers, aber
er verstand zu dem großen König verständig zu sprechen, und infolge seiner
Mission wurde ein preußischer Lieutenant, Herr von der Götz, in die Krim ge¬
schickt, um die guten Verhältnisse zwischen Preußen und der Tartarei zu reguliren.
Die Geschichte hat zwar im Ganzen nicht die Wichtigkeit, die man nach der Ein¬
leitung des Herausgebers vermuthen sollte, aber sie ist ein höchst ergötzliches Cha¬
rakterbild. Wenn Herr Mundt sich nur endlich einmal entschließen wollte, einfach
und natürlich zu schreiben. In der blühenden d. h. schwülstigen Sprache geht sein
wirkliches Talent zur Darstellung vollständig verloren.

Die Familie von Meyern in Hannover und am Markgräflichen Hofe zu
Baireuth. Von Kurt von Schlözer. Berlin, W. Hertz. — Den Mittelpunkt
dieser Darstellungen bildet Johann Gottfried von Meyern, der Herausgeber der
^celi i'-loi« VVos>i>>ii>Il^e. An das Leben desselben knüpft sich die Beschreibung der
Culturverhältnisse jeuer Zeit, sehr geschickt und ansprechend ausgeführt. Auch in
der spätern Geschichte der Familie findet man noch interessante und für die Zeit¬
geschichte charakteristische Züge.




Herausgegeben von Gustav Freytag und. I»klar Schmidt.
Als veranlwvrtl. Redacteur legitimirt: F. W. Grunvw. —- Verlag von F. L. Hrvbig
in Leipzia.
Druck von C. E. Elvert in Leipzig
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[0368] sich durch einzelne gute Witze nicht umgehen. Um sich in seinen muthwilligen Ein¬ fällen ungenirt ergehen zu können, muß der Verfasser der Gesetze seiner Kunst¬ gattung vollkommen mächtig sein, und diese sind ihm bis jetzt noch etwas Aeußer- liches geblieben. Der Feldzug in der Krim 18si, dargestellt in einer Sammlung officieller Berichte beider kämpfenden Parteien. Leipzig, F. L. Hcrbig. — Diese sehr zweckmäßige Sammlung geht von dem Grundsatze aus, daß über den Kampf eher zu viel als zu wenig veröffentlicht worden ist, und daß es zunächst mehr auf eine Sichtung des Materials, als auf eine Vermehrung desselben ankommt. Die offi- ciellen Depeschen der kriegführenden Generale bilden die angemessenste Grundlage für eine spätere Kritik. Der Verfasser hat nur wenig Privatcorrcspvndenzen hin¬ zugefügt, und dazu nur solche ausgewählt, die das Gepräge der Zuverlässigkeit an der Stirn tragen. Es sind bis jetzt zwei Hefte erschienen. Das erste geht von der Landung der Verbündeten bis zur Schlacht von Jnkcrman, das zweite bis zu Ende April. 1833. Die Fortsetzung wird wol nicht auf sich warten lassen, und so von den großen Ereignissen, die wir gewissermaßen schaudernd mit erlebt, ein angemessenes Spiegelbild geben. Krim-Girai, ein Bundesgenosse Friedrichs des Großen. Ein Vorspiel der russisch-türkischen Kämpfe. Von Theodor Munde. Berlin, H. Schindler. — Das Werk schließt sich als eine Episode der größer» Schrift desselben Verfassers an: Der Kampf um das schwarze Meer. Im October 1761 verbreitete sich in Berlin die Nachricht, daß eine Gesandtschaft des Khans der Tartaren angekommen sei. Der Gesandte hatte zu Hause die bescheidene Stellung eines Barbiers, aber er verstand zu dem großen König verständig zu sprechen, und infolge seiner Mission wurde ein preußischer Lieutenant, Herr von der Götz, in die Krim ge¬ schickt, um die guten Verhältnisse zwischen Preußen und der Tartarei zu reguliren. Die Geschichte hat zwar im Ganzen nicht die Wichtigkeit, die man nach der Ein¬ leitung des Herausgebers vermuthen sollte, aber sie ist ein höchst ergötzliches Cha¬ rakterbild. Wenn Herr Mundt sich nur endlich einmal entschließen wollte, einfach und natürlich zu schreiben. In der blühenden d. h. schwülstigen Sprache geht sein wirkliches Talent zur Darstellung vollständig verloren. Die Familie von Meyern in Hannover und am Markgräflichen Hofe zu Baireuth. Von Kurt von Schlözer. Berlin, W. Hertz. — Den Mittelpunkt dieser Darstellungen bildet Johann Gottfried von Meyern, der Herausgeber der ^celi i'-loi« VVos>i>>ii>Il^e. An das Leben desselben knüpft sich die Beschreibung der Culturverhältnisse jeuer Zeit, sehr geschickt und ansprechend ausgeführt. Auch in der spätern Geschichte der Familie findet man noch interessante und für die Zeit¬ geschichte charakteristische Züge. Herausgegeben von Gustav Freytag und. I»klar Schmidt. Als veranlwvrtl. Redacteur legitimirt: F. W. Grunvw. —- Verlag von F. L. Hrvbig in Leipzia. Druck von C. E. Elvert in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453/368>, abgerufen am 24.08.2024.