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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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beichtet zu haben, und so oft kaun man doch nicht beichten. D. Warum nicht?
I. Nun man beichtet etwa, wenn man geraubt oder gemordet hat oder dergleichen.
D> Wie übel denkt Ihr! Da beichtet Ihr wol selten genug. I. Oester als ein¬
mal im Jahre geschieht es wol kaum. D. Es soll aber viel öfter geschehen!
Ihr müßt beichten, so oft Ihr in Sünde verfallen seid, mindestens doch in jedem
Monat einmal. Am besten ist es, einer Kongregation beizutreten, da hat man
Predigt, Beichte, Abendmahl, alles beisammen. I. Aber sind denn all Eure
Vorschriften nur für Männer? Gehen die Frauen ganz leer ans? D. O die
Frauen siud frömmer als die Männer. I. Dummer (mu >in//<z), wollt Ihr
sagen. (Allgemeine Heiterkeit). D. Sagt doch von niemandem Uebles. Es gilt
ebenso auch für die Frauen. -- Fortan versäumt also nie, am Sonntag der Messe
ganz und mit Andacht beizuwohnen, eine Predigt zu hören oder die Erklärung
des Evangeliums, geht häufig zur Beichte und empfangt das heilige Abendmahl.
Ihr werdet bald die Besserung Eurer Seele spüren. Und wenn Ihr einige Zeit
diese Vorschriften befolgt habt, so wird es Euch bald unentbehrlich werden, sie
zu befolgen, und Ihr werdet es bedauern, wenn Ihr einmal zu einer Versäum-
niß gezwungen seid. I. Ich werde nach Eurem Rathe thu". Und so bitte ich
Euch denn, mich Gott zu empfehlen; denn die Wahrheit zu sagen, ist mir etwas
unheimlich zu Muthe (ni sereni an pv trecläo). D. Ich will es thun, aber
Ihr müßt Euch nicht allein auf fremdes Gebet verlassen. ^utuU v "Zio ti uMvrvr.

Der Dialog, der am nächsten Sonntag von denselben Geistlichen in der Je¬
suitenkirche Se. Ignacio gehalten wurde, hatte die Beobachtung der Fastengesetze
zum Gegenstände. Das hierüber erlassene Edict ist überall an den Straßenecken an¬
geschlagen. Es beginnt mit der Aufzählung der zahlreichen "ut schweren Züch¬
tigungen, die Gott gegenwärtig über die Christenheit verhängt habe, nämlich ein
drohender Krieg, große Theuerung, Befürchtungen sür ansteckende Krankheit, und
die fortwährenden Attentate der Feinde der Ordnung auf die Sicherheit der Zu-
stände. Alles dieses sind Folgen unserer Sünden, dnrch welche Gott uns in
seiner Gnade zur Buße auffordert. Zu dieser eignet sich die Fastenzeit ganz be¬
sonders. Da es aber Gott hauptsächlich auf den guten Willen ankommt, hat der
heilige Vater in seiner Milde die Gesetze für die Fasten sehr ermäßigt. Strenge
Fasttage sind eigentlich nur sechs während der ganzen Fastenzeit, an allen übrigen
Tagen sind Fleischspeisen erlaubt, mit verschiedenen einzelnen Beschränkungen.

D. Jedes Ding hat seine Zeit, sagt die heilige Schrift. Zwar ist für
deu gute" Christen das ganze Jahr eine Zeit der Buße, doch vorzüglich die
Fastenzeit. Haltet Ihr denn auch die Vorschriften über das Fasten? I. Ich
gestehe Euch, daß es nicht gut zu meinen Gewohnheiten paßt. Ich habe einen
sehr guten Appetit. D. Ihr müßt Eure Gewohnheiten bezwingen, um die Ge¬
bote der Kirche zu befolge". I. Glaubt Ihr denn wol, daß alle diese Leute
hier faste"? D. Ein Theil ja, el" anderer nicht; aber diese werden ohne Zwei-


beichtet zu haben, und so oft kaun man doch nicht beichten. D. Warum nicht?
I. Nun man beichtet etwa, wenn man geraubt oder gemordet hat oder dergleichen.
D> Wie übel denkt Ihr! Da beichtet Ihr wol selten genug. I. Oester als ein¬
mal im Jahre geschieht es wol kaum. D. Es soll aber viel öfter geschehen!
Ihr müßt beichten, so oft Ihr in Sünde verfallen seid, mindestens doch in jedem
Monat einmal. Am besten ist es, einer Kongregation beizutreten, da hat man
Predigt, Beichte, Abendmahl, alles beisammen. I. Aber sind denn all Eure
Vorschriften nur für Männer? Gehen die Frauen ganz leer ans? D. O die
Frauen siud frömmer als die Männer. I. Dummer (mu >in//<z), wollt Ihr
sagen. (Allgemeine Heiterkeit). D. Sagt doch von niemandem Uebles. Es gilt
ebenso auch für die Frauen. — Fortan versäumt also nie, am Sonntag der Messe
ganz und mit Andacht beizuwohnen, eine Predigt zu hören oder die Erklärung
des Evangeliums, geht häufig zur Beichte und empfangt das heilige Abendmahl.
Ihr werdet bald die Besserung Eurer Seele spüren. Und wenn Ihr einige Zeit
diese Vorschriften befolgt habt, so wird es Euch bald unentbehrlich werden, sie
zu befolgen, und Ihr werdet es bedauern, wenn Ihr einmal zu einer Versäum-
niß gezwungen seid. I. Ich werde nach Eurem Rathe thu». Und so bitte ich
Euch denn, mich Gott zu empfehlen; denn die Wahrheit zu sagen, ist mir etwas
unheimlich zu Muthe (ni sereni an pv trecläo). D. Ich will es thun, aber
Ihr müßt Euch nicht allein auf fremdes Gebet verlassen. ^utuU v «Zio ti uMvrvr.

Der Dialog, der am nächsten Sonntag von denselben Geistlichen in der Je¬
suitenkirche Se. Ignacio gehalten wurde, hatte die Beobachtung der Fastengesetze
zum Gegenstände. Das hierüber erlassene Edict ist überall an den Straßenecken an¬
geschlagen. Es beginnt mit der Aufzählung der zahlreichen »ut schweren Züch¬
tigungen, die Gott gegenwärtig über die Christenheit verhängt habe, nämlich ein
drohender Krieg, große Theuerung, Befürchtungen sür ansteckende Krankheit, und
die fortwährenden Attentate der Feinde der Ordnung auf die Sicherheit der Zu-
stände. Alles dieses sind Folgen unserer Sünden, dnrch welche Gott uns in
seiner Gnade zur Buße auffordert. Zu dieser eignet sich die Fastenzeit ganz be¬
sonders. Da es aber Gott hauptsächlich auf den guten Willen ankommt, hat der
heilige Vater in seiner Milde die Gesetze für die Fasten sehr ermäßigt. Strenge
Fasttage sind eigentlich nur sechs während der ganzen Fastenzeit, an allen übrigen
Tagen sind Fleischspeisen erlaubt, mit verschiedenen einzelnen Beschränkungen.

D. Jedes Ding hat seine Zeit, sagt die heilige Schrift. Zwar ist für
deu gute» Christen das ganze Jahr eine Zeit der Buße, doch vorzüglich die
Fastenzeit. Haltet Ihr denn auch die Vorschriften über das Fasten? I. Ich
gestehe Euch, daß es nicht gut zu meinen Gewohnheiten paßt. Ich habe einen
sehr guten Appetit. D. Ihr müßt Eure Gewohnheiten bezwingen, um die Ge¬
bote der Kirche zu befolge». I. Glaubt Ihr denn wol, daß alle diese Leute
hier faste»? D. Ein Theil ja, el» anderer nicht; aber diese werden ohne Zwei-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/91>, abgerufen am 22.12.2024.