Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.und weißem Haar, der Dotto ein junger Mann mit feinen klugen Zügen und D. Ich fürchtete, Ihr würdet deu Sonntag im Karneval lieber draußen ver¬ und weißem Haar, der Dotto ein junger Mann mit feinen klugen Zügen und D. Ich fürchtete, Ihr würdet deu Sonntag im Karneval lieber draußen ver¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0090" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97870"/> <p xml:id="ID_249" prev="#ID_248"> und weißem Haar, der Dotto ein junger Mann mit feinen klugen Zügen und<lb/> freundlichem Benehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_250" next="#ID_251"> D. Ich fürchtete, Ihr würdet deu Sonntag im Karneval lieber draußen ver¬<lb/> bringen. Ich freue mich, daß Ihr nach unserer Verabredung gekommen seid.<lb/> Laßt uns einmal über die Art sprechen, deu Sonntag würdig zu begehen. I. Nun,<lb/> man muß nicht arbeiten. D. Aber mau muß ihn auch durch heilige Werke feiern,<lb/> und vor allem hat die Kirche das Hören der Messe vorgeschrieben. Wie haltet<lb/> Ihr es damit? Hört Ihr sie immer? Hört Ihr sie ganz? Hort Ihr sie gut?<lb/> I. guklita rodal Volote 8apsr<z well i nun katU? (Gelächter). Ob ich sie immer<lb/> höre? Nun, wenn ich kann, höre ich sie, wo nicht, nicht. D. Wie ist es mög¬<lb/> lich, daß Ihr jemals acht könnt? Da Ihr nicht arbeitet, habt Ihr doch keine<lb/> Abhaltung. I. Aber ich gehe dann Sonntags auf die Jagd, und so versäume<lb/> ich die Messe. D. Ihr versäumt das Nothwendige über dem Unnützen. Gott<lb/> befiehlt, die Messe zu hören, wo befiehlt er aber, ans die Jagd zu gehen?<lb/> I. Man sagt doch, daß ein zu hart gespannter Bogen bricht. Und dann jagt<lb/> man auch nur bei schönem Wetter. Ist es schlecht, so macht man Geschäftsgange,<lb/> man hat hie und da Geld einzutreiben, geht uach Maria de Monti, dann<lb/> nach Trastevere — unterdessen geht die Zeit hin, der Schuß fällt vom Castell<lb/> und es ist Mittag. D. Welches Interesse ist in Euern Augen das erste, quoll»<lb/> äst L-^oeeo 0 quollo äoll' aniwa? I. 1Al em<zUo 6e1 .Mirnxiarc;. (Gelächter).<lb/> D. Vertraut auf Gott und es wird Euch und den Eurigen nie fehlen. Ihr wer¬<lb/> det wol auch nicht so arm sein, als Ihr Euch anstellt. Und durch die halbe<lb/> Stunde, die Ihr in der Messe zubringt, könnte Ihr schwerlich einen Verlust er¬<lb/> leiden. I. Man sagt doch, daß die Kirche selbst erlaubt, die Messe zu versäume»,<lb/> wenn man Gründe hat. D. Ja, aber es müssen triftige sein. Wenn Ihr z. B.<lb/> krank seid oder gewesen seid, und könntet Euch durch Ausgehen einen Rückfall<lb/> in das Fieber zuziehen; oder wenn Ihr eine Person zu bewachen habt, die Ihr we¬<lb/> der verlassen noch in die Kirche mitnehmen könnt; oder Ihr seid augenblicklich<lb/> nicht im Staude, Euch anständig zu kleiden, Eure Schuhe sind zerrissen, dann<lb/> legt Euch die Kirche nicht die Schande (äigormrs) ans, so vor den Leuten zu er¬<lb/> scheinen. — Hört Ihr die Messe denn auch ganz? I. Manchmal ja, aber manch¬<lb/> mal höre ich nur das Wesentliche, die mittleren Theile. D. Auch das ist nur<lb/> durch triftige Gründe zu entschuldigen, daß man Anfang und'Ende versäumt.<lb/> Es ist grade keine Todsünde, aber es ist doch immer eine Sünde. I. Ich muß<lb/> Euch sagen, es will mir nicht in den Kopf, daß ich den Priester soll lateinisch<lb/> sprechen hören, das ich nicht verstehe, während ich doch italienisch rede.<lb/> D. gu-into si<M Material?! Nicht auf das äußerliche Verständniß der Worte,<lb/> sondern auf den innerlichen Antheil, den Ihr an der Messe nehmen sollt, kommt<lb/> es an. Auch ein Tauber, soll die Messe,mit anhören. Ihr müßt während der<lb/> ganzen Zeit für Euch im stillen anbeten. I. Ich kann aber die Gebetbücher<lb/> -''</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0090]
und weißem Haar, der Dotto ein junger Mann mit feinen klugen Zügen und
freundlichem Benehmen.
D. Ich fürchtete, Ihr würdet deu Sonntag im Karneval lieber draußen ver¬
bringen. Ich freue mich, daß Ihr nach unserer Verabredung gekommen seid.
Laßt uns einmal über die Art sprechen, deu Sonntag würdig zu begehen. I. Nun,
man muß nicht arbeiten. D. Aber mau muß ihn auch durch heilige Werke feiern,
und vor allem hat die Kirche das Hören der Messe vorgeschrieben. Wie haltet
Ihr es damit? Hört Ihr sie immer? Hört Ihr sie ganz? Hort Ihr sie gut?
I. guklita rodal Volote 8apsr<z well i nun katU? (Gelächter). Ob ich sie immer
höre? Nun, wenn ich kann, höre ich sie, wo nicht, nicht. D. Wie ist es mög¬
lich, daß Ihr jemals acht könnt? Da Ihr nicht arbeitet, habt Ihr doch keine
Abhaltung. I. Aber ich gehe dann Sonntags auf die Jagd, und so versäume
ich die Messe. D. Ihr versäumt das Nothwendige über dem Unnützen. Gott
befiehlt, die Messe zu hören, wo befiehlt er aber, ans die Jagd zu gehen?
I. Man sagt doch, daß ein zu hart gespannter Bogen bricht. Und dann jagt
man auch nur bei schönem Wetter. Ist es schlecht, so macht man Geschäftsgange,
man hat hie und da Geld einzutreiben, geht uach Maria de Monti, dann
nach Trastevere — unterdessen geht die Zeit hin, der Schuß fällt vom Castell
und es ist Mittag. D. Welches Interesse ist in Euern Augen das erste, quoll»
äst L-^oeeo 0 quollo äoll' aniwa? I. 1Al em<zUo 6e1 .Mirnxiarc;. (Gelächter).
D. Vertraut auf Gott und es wird Euch und den Eurigen nie fehlen. Ihr wer¬
det wol auch nicht so arm sein, als Ihr Euch anstellt. Und durch die halbe
Stunde, die Ihr in der Messe zubringt, könnte Ihr schwerlich einen Verlust er¬
leiden. I. Man sagt doch, daß die Kirche selbst erlaubt, die Messe zu versäume»,
wenn man Gründe hat. D. Ja, aber es müssen triftige sein. Wenn Ihr z. B.
krank seid oder gewesen seid, und könntet Euch durch Ausgehen einen Rückfall
in das Fieber zuziehen; oder wenn Ihr eine Person zu bewachen habt, die Ihr we¬
der verlassen noch in die Kirche mitnehmen könnt; oder Ihr seid augenblicklich
nicht im Staude, Euch anständig zu kleiden, Eure Schuhe sind zerrissen, dann
legt Euch die Kirche nicht die Schande (äigormrs) ans, so vor den Leuten zu er¬
scheinen. — Hört Ihr die Messe denn auch ganz? I. Manchmal ja, aber manch¬
mal höre ich nur das Wesentliche, die mittleren Theile. D. Auch das ist nur
durch triftige Gründe zu entschuldigen, daß man Anfang und'Ende versäumt.
Es ist grade keine Todsünde, aber es ist doch immer eine Sünde. I. Ich muß
Euch sagen, es will mir nicht in den Kopf, daß ich den Priester soll lateinisch
sprechen hören, das ich nicht verstehe, während ich doch italienisch rede.
D. gu-into si<M Material?! Nicht auf das äußerliche Verständniß der Worte,
sondern auf den innerlichen Antheil, den Ihr an der Messe nehmen sollt, kommt
es an. Auch ein Tauber, soll die Messe,mit anhören. Ihr müßt während der
ganzen Zeit für Euch im stillen anbeten. I. Ich kann aber die Gebetbücher
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