Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.genommen hat, den vordem die Eingeweide beanspruchten. Nach dem Braten Nach dem Mahle erscheinen die Waschbecken und sodann ohne Verzug die Das Kriegstheater. Obwol strategische Erörterungen nicht eigentlich zu den Gegenständen ge¬ Vierzehn englische Transportfahrzeuge harren eben wiederum auf der genommen hat, den vordem die Eingeweide beanspruchten. Nach dem Braten Nach dem Mahle erscheinen die Waschbecken und sodann ohne Verzug die Das Kriegstheater. Obwol strategische Erörterungen nicht eigentlich zu den Gegenständen ge¬ Vierzehn englische Transportfahrzeuge harren eben wiederum auf der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0511" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98291"/> <p xml:id="ID_1636" prev="#ID_1635"> genommen hat, den vordem die Eingeweide beanspruchten. Nach dem Braten<lb/> erscheint das unvermeidliche Gericht Dolma (zu deutsch: Gefülltes), bestehend<lb/> aus einer Reis-, Zwiebel- und Fleischkomposition, die von Weinblättern<lb/> eingehüllt und in Citronensaft gelegt, ist; sodann Kaback, eine Gurkengattung<lb/> von feinem Geschmack. Auch diese Frucht ist ausgehöhlt, und mit Reis oder<lb/> Fleisch gefüllt. Endlich schließt die Mahlzeit eine Schüssel von unermeßlichen<lb/> Umfang, deren Erscheinen die Tafelrunde erweitert, indem sie größer ist, als<lb/> der vorher enggeschlossene Kreis. Es ist Katris, eine Torte aus Nudeln fein¬<lb/> ster Qualität, Eiern und Zucker. Der Pillau, der letztlich nicht ausbleibt und<lb/> in dieser Jahreszeit mit Göhre oder saurer Milch gegessen wird, ist im Rama-<lb/> san wenig beliebt, und geht bisweilen ganz unberührt wieder hinweg. Ist der<lb/> Tag heiß gewesen, so wird schließlich noch eine große kristallene Schale mit<lb/> Scherbet ausgetragen, in welchem Stücken Eis schwimmen. Man genießt ihn<lb/> wie Suppe, mit dem Löffel.</p><lb/> <p xml:id="ID_1637"> Nach dem Mahle erscheinen die Waschbecken und sodann ohne Verzug die<lb/> Tschibucks. Alles hockt aufs neue längs der Divanlehnen, während die<lb/> Diener harrend an der geöffneten Zimmerthür stehen und die Ohren spitzen,<lb/> um den Befehlen des Herrn oder seiner Gäste, dem Ruf: 8u xalior (bringe<lb/> Wasser) oder /u,a»el>! (Kohle für den Tschibuck!), sofort nachzukommen. Da¬<lb/> für ist ihnen beim Weggehen der Gäste ein Backschisch (Trinkgeld) ans der<lb/> Hand eines jeden gewiß. Der Aufwand, der in dieser Hinsicht gemacht wird,<lb/> ist nicht gering; man gibt selten unter zwanzig Piaster (über e.inen Thaler)<lb/> und oft an zwei Personen. Dafür geht auf den Wink des Hausherrn ein<lb/> Diener freilich gern mit der zierlichen Papierlaterne neben uns her, wenn wir<lb/> uns verabschiedet haben und durch die nur stellenweis von den Minarets er¬<lb/> leuchteten oder vielmehr angeleuchteten Straßen nach Hause eilen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Das Kriegstheater.</head><lb/> <p xml:id="ID_1638"> Obwol strategische Erörterungen nicht eigentlich zu den Gegenständen ge¬<lb/> hören, welchen Sie Ihre Blätter zu eröffnen bereit sind, so wird mich dennoch<lb/> diesmal der Moment reichlich entschuldigen, wenn ich meinem Briefe eine solche<lb/> einverleibe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1639" next="#ID_1640"> Vierzehn englische Transportfahrzeuge harren eben wiederum auf der<lb/> Außenrhede des Hafens, gegenüber von Skutari, um den Rest der hier<lb/> lagernden englischen Truppen an Bord zu nehmen und nach Varna zu führen.<lb/> Nach geschehener Ausschiffung werden dann etwa -17,»00 Mann, Briten auf<lb/> bulgarischen Boden stehen. Etwa ebenso viele Franzosen sind auf der Straße<lb/> über Adriaiiopel und Karnabat schon vor längerer Zeit gegen den Balkan vor¬<lb/> geschoben worden und dürften gegenwärtig entweder Varna schon erreicht haben,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0511]
genommen hat, den vordem die Eingeweide beanspruchten. Nach dem Braten
erscheint das unvermeidliche Gericht Dolma (zu deutsch: Gefülltes), bestehend
aus einer Reis-, Zwiebel- und Fleischkomposition, die von Weinblättern
eingehüllt und in Citronensaft gelegt, ist; sodann Kaback, eine Gurkengattung
von feinem Geschmack. Auch diese Frucht ist ausgehöhlt, und mit Reis oder
Fleisch gefüllt. Endlich schließt die Mahlzeit eine Schüssel von unermeßlichen
Umfang, deren Erscheinen die Tafelrunde erweitert, indem sie größer ist, als
der vorher enggeschlossene Kreis. Es ist Katris, eine Torte aus Nudeln fein¬
ster Qualität, Eiern und Zucker. Der Pillau, der letztlich nicht ausbleibt und
in dieser Jahreszeit mit Göhre oder saurer Milch gegessen wird, ist im Rama-
san wenig beliebt, und geht bisweilen ganz unberührt wieder hinweg. Ist der
Tag heiß gewesen, so wird schließlich noch eine große kristallene Schale mit
Scherbet ausgetragen, in welchem Stücken Eis schwimmen. Man genießt ihn
wie Suppe, mit dem Löffel.
Nach dem Mahle erscheinen die Waschbecken und sodann ohne Verzug die
Tschibucks. Alles hockt aufs neue längs der Divanlehnen, während die
Diener harrend an der geöffneten Zimmerthür stehen und die Ohren spitzen,
um den Befehlen des Herrn oder seiner Gäste, dem Ruf: 8u xalior (bringe
Wasser) oder /u,a»el>! (Kohle für den Tschibuck!), sofort nachzukommen. Da¬
für ist ihnen beim Weggehen der Gäste ein Backschisch (Trinkgeld) ans der
Hand eines jeden gewiß. Der Aufwand, der in dieser Hinsicht gemacht wird,
ist nicht gering; man gibt selten unter zwanzig Piaster (über e.inen Thaler)
und oft an zwei Personen. Dafür geht auf den Wink des Hausherrn ein
Diener freilich gern mit der zierlichen Papierlaterne neben uns her, wenn wir
uns verabschiedet haben und durch die nur stellenweis von den Minarets er¬
leuchteten oder vielmehr angeleuchteten Straßen nach Hause eilen.
Das Kriegstheater.
Obwol strategische Erörterungen nicht eigentlich zu den Gegenständen ge¬
hören, welchen Sie Ihre Blätter zu eröffnen bereit sind, so wird mich dennoch
diesmal der Moment reichlich entschuldigen, wenn ich meinem Briefe eine solche
einverleibe.
Vierzehn englische Transportfahrzeuge harren eben wiederum auf der
Außenrhede des Hafens, gegenüber von Skutari, um den Rest der hier
lagernden englischen Truppen an Bord zu nehmen und nach Varna zu führen.
Nach geschehener Ausschiffung werden dann etwa -17,»00 Mann, Briten auf
bulgarischen Boden stehen. Etwa ebenso viele Franzosen sind auf der Straße
über Adriaiiopel und Karnabat schon vor längerer Zeit gegen den Balkan vor¬
geschoben worden und dürften gegenwärtig entweder Varna schon erreicht haben,
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