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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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muß, denen fürtrefflichen Einrichtungen unserer Bühne, mehrere Publizität zu ver¬
schaffen. Ich werde zu dem Ende, einen Aufsatz darüber in das deutsche Museum
schicke", die durchaus schlechte Einrichtung des Mannheimer Buchhandels verhindert
freilich auch Vieles, in dem Fortkommen der Pfälzischen Litteratur.

Ich habe dann auch in Hanvvcr, den ersten, dritten und fünften Acte, von
Göthe's Iphigenie gelesen. Denn ich bekam sie nur auf eine Stunde, da Göthe
sehr geheimnißvoll damit ist -- aber ich finde nicht, was man davon sagte! Seyn
sollende Griechische Simplizität, die oft in Trivialität ausartet -- sonderbare Wort¬
fügung, seltsame Wortschaffung, und statt Erhabenheit oft solche Kälte als die,
womit die Ministerial-Rede beim Bergbau zu Ilmenau, geschrieben ist.

Eine wichtige Nachricht ist gestern durch eine Staffette von Braunschweig
hierher gekommen: sie brachte die Wiederherstellung des Königs von Preußen mit,
der vor Vier Tagen an dem Podagra, das zu sehr in die Höhe stieg, ohne Hoff¬
nung lag. Noch einmal hat ihn seine Natur gerettet.

Meine Reise wird sehr schnell seyn, w"um anders die ausgetretenen Waßer
sie nicht hindert. Ich komme mit erneuter Kräfftcn, mit warmen Eiffer für die
Mannheimer Bühne und mit dem Wunsch, thätlich zu beweisen, wie sehr ich bin


Jhro Excellenz Hochgeborener Gnädiger Herr
Jhro gehorsamst dankbarer Diener
August Wilhelm Jffland.

Hanover den 2. Oktober 1785.




Literatur.

Lesebuch zur Förderung humaner Bildung in Realschulen und
in anderen zu weiterer Bildung vorbereitenden Mittelschulen, von
Adalbert Stifter nud I. Aprent. Pesth, Heckenast. -- Das Lesebuch entspricht
schon insofern seinem Zwecke, als es fast nur gute Sachen enthält und wenigstens
vorwiegend solche, die dem Fassungsvermögen der Jugend angemessen sind. Der
Inhalt zerfällt in zwei Abtheilungen, welche durch die etwas gezierten Titel "von
Außer" und "uach Innen" unterschieden werden. Der erste Theil enthält erzählende
Dichtungen, sehr bedeutende Fragmente aus dem Homer, dem Nibelungenlied und
dem Eid; ferner Märchen nach Grimm, Balladen von Goethe, Schiller u. s. w.
Fabeln nach Aesop, Lessing, Herder und Goethe; sodann prosaische Skizzen aus
Hebel, Claudius, Musäus, Stilling, Engel und Goethe; anch ein Fragment aus
dem Livius. -- Im Gegensatz gegen die Beschreibungen und Erzählungen des
ersten Theils ist der zweite betrachtender Natur. Fragmente aus den Propheten
eröffnen die Sammlung; daun folgen Oden verschiedenen Inhalts, im ganzen
recht gut ausgewählt; eine große Zahl poetischer und prosaischer Sinnsvrüche, na¬
mentlich von Goethe und Wilhelm von Humboldt; dann Bruchstücke aus größere"
Abhandlungen und zuletzt ein Auszug ans dem Phaedon. -- Man sieht, daß die
Sammlung mit Verstand angelegt ist und wenigstens nicht in jenes wüste Experi-
mentiren verfällt, das die. meisten Versuche der Art sür den Gebildeten so un¬
erträglich macht. --




Herausaegeben von Gustav F^'eytaa und Julian Schmidt.
Als verantwortl. Redacteur legitimirt: F. W. Grunow.-- Verlan von F. L,'. Herbig
" in Leipzia.
Druck von K. E. Elvert in Leipzig.

muß, denen fürtrefflichen Einrichtungen unserer Bühne, mehrere Publizität zu ver¬
schaffen. Ich werde zu dem Ende, einen Aufsatz darüber in das deutsche Museum
schicke», die durchaus schlechte Einrichtung des Mannheimer Buchhandels verhindert
freilich auch Vieles, in dem Fortkommen der Pfälzischen Litteratur.

Ich habe dann auch in Hanvvcr, den ersten, dritten und fünften Acte, von
Göthe's Iphigenie gelesen. Denn ich bekam sie nur auf eine Stunde, da Göthe
sehr geheimnißvoll damit ist — aber ich finde nicht, was man davon sagte! Seyn
sollende Griechische Simplizität, die oft in Trivialität ausartet — sonderbare Wort¬
fügung, seltsame Wortschaffung, und statt Erhabenheit oft solche Kälte als die,
womit die Ministerial-Rede beim Bergbau zu Ilmenau, geschrieben ist.

Eine wichtige Nachricht ist gestern durch eine Staffette von Braunschweig
hierher gekommen: sie brachte die Wiederherstellung des Königs von Preußen mit,
der vor Vier Tagen an dem Podagra, das zu sehr in die Höhe stieg, ohne Hoff¬
nung lag. Noch einmal hat ihn seine Natur gerettet.

Meine Reise wird sehr schnell seyn, w«um anders die ausgetretenen Waßer
sie nicht hindert. Ich komme mit erneuter Kräfftcn, mit warmen Eiffer für die
Mannheimer Bühne und mit dem Wunsch, thätlich zu beweisen, wie sehr ich bin


Jhro Excellenz Hochgeborener Gnädiger Herr
Jhro gehorsamst dankbarer Diener
August Wilhelm Jffland.

Hanover den 2. Oktober 1785.




Literatur.

Lesebuch zur Förderung humaner Bildung in Realschulen und
in anderen zu weiterer Bildung vorbereitenden Mittelschulen, von
Adalbert Stifter nud I. Aprent. Pesth, Heckenast. — Das Lesebuch entspricht
schon insofern seinem Zwecke, als es fast nur gute Sachen enthält und wenigstens
vorwiegend solche, die dem Fassungsvermögen der Jugend angemessen sind. Der
Inhalt zerfällt in zwei Abtheilungen, welche durch die etwas gezierten Titel „von
Außer" und „uach Innen" unterschieden werden. Der erste Theil enthält erzählende
Dichtungen, sehr bedeutende Fragmente aus dem Homer, dem Nibelungenlied und
dem Eid; ferner Märchen nach Grimm, Balladen von Goethe, Schiller u. s. w.
Fabeln nach Aesop, Lessing, Herder und Goethe; sodann prosaische Skizzen aus
Hebel, Claudius, Musäus, Stilling, Engel und Goethe; anch ein Fragment aus
dem Livius. — Im Gegensatz gegen die Beschreibungen und Erzählungen des
ersten Theils ist der zweite betrachtender Natur. Fragmente aus den Propheten
eröffnen die Sammlung; daun folgen Oden verschiedenen Inhalts, im ganzen
recht gut ausgewählt; eine große Zahl poetischer und prosaischer Sinnsvrüche, na¬
mentlich von Goethe und Wilhelm von Humboldt; dann Bruchstücke aus größere»
Abhandlungen und zuletzt ein Auszug ans dem Phaedon. — Man sieht, daß die
Sammlung mit Verstand angelegt ist und wenigstens nicht in jenes wüste Experi-
mentiren verfällt, das die. meisten Versuche der Art sür den Gebildeten so un¬
erträglich macht. —




Herausaegeben von Gustav F^'eytaa und Julian Schmidt.
Als verantwortl. Redacteur legitimirt: F. W. Grunow.— Verlan von F. L,'. Herbig
» in Leipzia.
Druck von K. E. Elvert in Leipzig.
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[0488] muß, denen fürtrefflichen Einrichtungen unserer Bühne, mehrere Publizität zu ver¬ schaffen. Ich werde zu dem Ende, einen Aufsatz darüber in das deutsche Museum schicke», die durchaus schlechte Einrichtung des Mannheimer Buchhandels verhindert freilich auch Vieles, in dem Fortkommen der Pfälzischen Litteratur. Ich habe dann auch in Hanvvcr, den ersten, dritten und fünften Acte, von Göthe's Iphigenie gelesen. Denn ich bekam sie nur auf eine Stunde, da Göthe sehr geheimnißvoll damit ist — aber ich finde nicht, was man davon sagte! Seyn sollende Griechische Simplizität, die oft in Trivialität ausartet — sonderbare Wort¬ fügung, seltsame Wortschaffung, und statt Erhabenheit oft solche Kälte als die, womit die Ministerial-Rede beim Bergbau zu Ilmenau, geschrieben ist. Eine wichtige Nachricht ist gestern durch eine Staffette von Braunschweig hierher gekommen: sie brachte die Wiederherstellung des Königs von Preußen mit, der vor Vier Tagen an dem Podagra, das zu sehr in die Höhe stieg, ohne Hoff¬ nung lag. Noch einmal hat ihn seine Natur gerettet. Meine Reise wird sehr schnell seyn, w«um anders die ausgetretenen Waßer sie nicht hindert. Ich komme mit erneuter Kräfftcn, mit warmen Eiffer für die Mannheimer Bühne und mit dem Wunsch, thätlich zu beweisen, wie sehr ich bin Jhro Excellenz Hochgeborener Gnädiger Herr Jhro gehorsamst dankbarer Diener August Wilhelm Jffland. Hanover den 2. Oktober 1785. Literatur. Lesebuch zur Förderung humaner Bildung in Realschulen und in anderen zu weiterer Bildung vorbereitenden Mittelschulen, von Adalbert Stifter nud I. Aprent. Pesth, Heckenast. — Das Lesebuch entspricht schon insofern seinem Zwecke, als es fast nur gute Sachen enthält und wenigstens vorwiegend solche, die dem Fassungsvermögen der Jugend angemessen sind. Der Inhalt zerfällt in zwei Abtheilungen, welche durch die etwas gezierten Titel „von Außer" und „uach Innen" unterschieden werden. Der erste Theil enthält erzählende Dichtungen, sehr bedeutende Fragmente aus dem Homer, dem Nibelungenlied und dem Eid; ferner Märchen nach Grimm, Balladen von Goethe, Schiller u. s. w. Fabeln nach Aesop, Lessing, Herder und Goethe; sodann prosaische Skizzen aus Hebel, Claudius, Musäus, Stilling, Engel und Goethe; anch ein Fragment aus dem Livius. — Im Gegensatz gegen die Beschreibungen und Erzählungen des ersten Theils ist der zweite betrachtender Natur. Fragmente aus den Propheten eröffnen die Sammlung; daun folgen Oden verschiedenen Inhalts, im ganzen recht gut ausgewählt; eine große Zahl poetischer und prosaischer Sinnsvrüche, na¬ mentlich von Goethe und Wilhelm von Humboldt; dann Bruchstücke aus größere» Abhandlungen und zuletzt ein Auszug ans dem Phaedon. — Man sieht, daß die Sammlung mit Verstand angelegt ist und wenigstens nicht in jenes wüste Experi- mentiren verfällt, das die. meisten Versuche der Art sür den Gebildeten so un¬ erträglich macht. — Herausaegeben von Gustav F^'eytaa und Julian Schmidt. Als verantwortl. Redacteur legitimirt: F. W. Grunow.— Verlan von F. L,'. Herbig » in Leipzia. Druck von K. E. Elvert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/487>, abgerufen am 22.12.2024.