Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.schlingt, während sie durch ihre Mitwirkung den Krieg zu einer schnellen Entscheidung Wir wollen noch einmal unsere eigne Ansicht hinstellen. Wir stimmen Herrn Entweder suchen die Westmächte dadurch, daß sie den Krieg ans eine revo¬ Oder sie machen mit Rußland Frieden, was nur ans die Art geschehen kann, Welcher von diesen beiden Eventualitäten -- eine dritte gibt es nicht -- Die dritte Broschüre ist in unserem Sinn mit Geist und-Einsicht geschrieben, schlingt, während sie durch ihre Mitwirkung den Krieg zu einer schnellen Entscheidung Wir wollen noch einmal unsere eigne Ansicht hinstellen. Wir stimmen Herrn Entweder suchen die Westmächte dadurch, daß sie den Krieg ans eine revo¬ Oder sie machen mit Rußland Frieden, was nur ans die Art geschehen kann, Welcher von diesen beiden Eventualitäten — eine dritte gibt es nicht — Die dritte Broschüre ist in unserem Sinn mit Geist und-Einsicht geschrieben, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0034" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97814"/> <p xml:id="ID_59" prev="#ID_58"> schlingt, während sie durch ihre Mitwirkung den Krieg zu einer schnellen Entscheidung<lb/> bringen könnten. Und wie lange soll diese Neutralität dauern? „Was die besondern<lb/> Interessen Oestreichs betrifft, so würden sie erst in dem Augenblicke gefährdet sein,<lb/> wo Rußland erklären würde, die Donaufürstenthümer sich einverleiben zu wollen...<lb/> Sollte diese Einverleibung jemals ohne vvrgängiges Einvernehmen geschehen, so<lb/> würde der Krieg zwischen beiden Reichen unvermeidlich werden." — In welchem<lb/> Moment soll also Rußland erklären, daß es sich die Donaufürstenthümer einver¬<lb/> leiben will? Doch wol nicht während des Krieges? >So lange die Kanonen<lb/> sprechen, pflegen die Wünsche und Ansprüche zu schweigen. Also doch erst bet<lb/> etwaigen Friedensunterhandlungen. Soll es nur sogleich als eine Kriegserklärung<lb/> an Oestreich betrachtet werden, wenn Rußland an England, Frankreich und die Tür¬<lb/> kei die Anforderung stellt, ihm die Donaufürstenthümer abzutreten? oder soll es<lb/> als eine Kriegserklärung betrachtet werden, wenn diese Mächte vielleicht gegen an¬<lb/> dere Entschädigungen ihm die Donaufürstenthümer wirklich zugestehe»? Will<lb/> Oestreich alsdann mit Rußland, England, Frankreich und der Türkei gemeinschaft¬<lb/> lich anbinden? — Kurz, wenn in der wirklichen Regierung Oestreichs nicht eine<lb/> größere Einsicht in die Lage der Dinge herrscht, als in den Visionen des Herrn<lb/> von Ficquelmont, so würden wir an Deutschlands Zukunft verzweifeln.</p><lb/> <p xml:id="ID_60"> Wir wollen noch einmal unsere eigne Ansicht hinstellen. Wir stimmen Herrn<lb/> von Ficquelmont bei, daß ohne Theilnahme der deutschen Mächte der Krieg aller<lb/> Wahrscheinlichkeit nach nicht zu entscheiden sein wird. Hier sind also zwei Fälle<lb/> möglich.</p><lb/> <p xml:id="ID_61"> Entweder suchen die Westmächte dadurch, daß sie den Krieg ans eine revo¬<lb/> lutionäre Weise führen, die ihnen widerstrebende deutsche Masse inFlnß zu setzen.,</p><lb/> <p xml:id="ID_62"> Oder sie machen mit Rußland Frieden, was nur ans die Art geschehen kann,<lb/> 'daß alle Beteiligten sich ans Kosten der deutschen Interessen bereichern. Wenn<lb/> alle drei Mächte einsehen, daß durch das Widerstreben Dentschlands die Entschei¬<lb/> dung des Krieges unmöglich wird, so werden sich zu diesem Ausgang gewiß<lb/> Mittel und, Wege finden. ></p><lb/> <p xml:id="ID_63"> Welcher von diesen beiden Eventualitäten — eine dritte gibt es nicht —<lb/> will Herr von Ficquelmont seinen Staat aussetze»? '—</p><lb/> <p xml:id="ID_64" next="#ID_65"> Die dritte Broschüre ist in unserem Sinn mit Geist und-Einsicht geschrieben,<lb/> obgleich dem Verfasser die neuesten Enthüllungen noch nicht vorlagen, die ihn zu<lb/> noch weit entschiedeneren Schlüssen berechtigt hätten. Er setzt vollkommen richtig<lb/> auseinander, daß Rußland, so lange es in seiner gegenwärtigen Macht existirt,<lb/> seine Entwürfe auf die Türkei nicht aufgeben kann, daß also die europäischen<lb/> Mächte, wenn sie sich nur ans die Defensive'beschränken wollen, ihm beständig<lb/> bewaffnet gegenüberstehen müssen. „Eine solche Polizeirvlle bringt aber nicht nur<lb/> eine Menge von Uebelständen mit sich, sondern sie läßt sich anch ans die Dauer<lb/> nicht durchführen, da die Mächte, denen die Ausübung derselbe» obliegt, natürlich</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0034]
schlingt, während sie durch ihre Mitwirkung den Krieg zu einer schnellen Entscheidung
bringen könnten. Und wie lange soll diese Neutralität dauern? „Was die besondern
Interessen Oestreichs betrifft, so würden sie erst in dem Augenblicke gefährdet sein,
wo Rußland erklären würde, die Donaufürstenthümer sich einverleiben zu wollen...
Sollte diese Einverleibung jemals ohne vvrgängiges Einvernehmen geschehen, so
würde der Krieg zwischen beiden Reichen unvermeidlich werden." — In welchem
Moment soll also Rußland erklären, daß es sich die Donaufürstenthümer einver¬
leiben will? Doch wol nicht während des Krieges? >So lange die Kanonen
sprechen, pflegen die Wünsche und Ansprüche zu schweigen. Also doch erst bet
etwaigen Friedensunterhandlungen. Soll es nur sogleich als eine Kriegserklärung
an Oestreich betrachtet werden, wenn Rußland an England, Frankreich und die Tür¬
kei die Anforderung stellt, ihm die Donaufürstenthümer abzutreten? oder soll es
als eine Kriegserklärung betrachtet werden, wenn diese Mächte vielleicht gegen an¬
dere Entschädigungen ihm die Donaufürstenthümer wirklich zugestehe»? Will
Oestreich alsdann mit Rußland, England, Frankreich und der Türkei gemeinschaft¬
lich anbinden? — Kurz, wenn in der wirklichen Regierung Oestreichs nicht eine
größere Einsicht in die Lage der Dinge herrscht, als in den Visionen des Herrn
von Ficquelmont, so würden wir an Deutschlands Zukunft verzweifeln.
Wir wollen noch einmal unsere eigne Ansicht hinstellen. Wir stimmen Herrn
von Ficquelmont bei, daß ohne Theilnahme der deutschen Mächte der Krieg aller
Wahrscheinlichkeit nach nicht zu entscheiden sein wird. Hier sind also zwei Fälle
möglich.
Entweder suchen die Westmächte dadurch, daß sie den Krieg ans eine revo¬
lutionäre Weise führen, die ihnen widerstrebende deutsche Masse inFlnß zu setzen.,
Oder sie machen mit Rußland Frieden, was nur ans die Art geschehen kann,
'daß alle Beteiligten sich ans Kosten der deutschen Interessen bereichern. Wenn
alle drei Mächte einsehen, daß durch das Widerstreben Dentschlands die Entschei¬
dung des Krieges unmöglich wird, so werden sich zu diesem Ausgang gewiß
Mittel und, Wege finden. >
Welcher von diesen beiden Eventualitäten — eine dritte gibt es nicht —
will Herr von Ficquelmont seinen Staat aussetze»? '—
Die dritte Broschüre ist in unserem Sinn mit Geist und-Einsicht geschrieben,
obgleich dem Verfasser die neuesten Enthüllungen noch nicht vorlagen, die ihn zu
noch weit entschiedeneren Schlüssen berechtigt hätten. Er setzt vollkommen richtig
auseinander, daß Rußland, so lange es in seiner gegenwärtigen Macht existirt,
seine Entwürfe auf die Türkei nicht aufgeben kann, daß also die europäischen
Mächte, wenn sie sich nur ans die Defensive'beschränken wollen, ihm beständig
bewaffnet gegenüberstehen müssen. „Eine solche Polizeirvlle bringt aber nicht nur
eine Menge von Uebelständen mit sich, sondern sie läßt sich anch ans die Dauer
nicht durchführen, da die Mächte, denen die Ausübung derselbe» obliegt, natürlich
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