Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.bestimmte Weisungen für die Löschmannschaften in Verbindung ständen. Jeder Stadt¬ Inzwischen hat in der Regel der Brand sich bereits einen weiten Herd er¬ bestimmte Weisungen für die Löschmannschaften in Verbindung ständen. Jeder Stadt¬ Inzwischen hat in der Regel der Brand sich bereits einen weiten Herd er¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0301" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98081"/> <p xml:id="ID_934" prev="#ID_933"> bestimmte Weisungen für die Löschmannschaften in Verbindung ständen. Jeder Stadt¬<lb/> theil hat besondere Schuppen, in denen nicht fahrbare, sondern tragbare Spritzen auf¬<lb/> gestellt stehen, welche jede ihre Besatzung hat. Eine Wache ist allezeit im Schup¬<lb/> pen bereit und dirigirt, je nach der Entfernung der Brandstätte, beim ersten Sig¬<lb/> nal eine, zwei oder Mehre Spritzen, Feuerhaken u. s. w. dahin. Es ist ein nicht<lb/> uninteressanter Anblick, eine derartige portative Spritze durch die Straßen fliegen<lb/> zu sehen. Voraus eilen Vorläufer mit einem schrillenden, langathmigen Geschrei,<lb/> welches meistens xar>sis og,i- (es ist Feuer) lautet, oder den Ort bezeichnet, wo<lb/> der Brand ausgebrochen ist. Sodann kommen ein Halbdutzend fast rankende<lb/> Kerle, welche an langen Stangen, welche über die Schultern gelegt sind, eine<lb/> Spritze tragen und mit dieser Last im vollsten Laufe dahineilen. Endlich hinter<lb/> ihnen, im gleichen, unvollständigen Costüm noch ein weiteres Dutzend gebrannter,<lb/> muskelstarker Burschen, mit langen Feuerhaken und Tauen. Oft stürzen die Leute<lb/> an der Spritze über irgend einen auf dem Wege liegenden" Gegenstand, worauf,<lb/> ehe sie sich wieder erhoben haben, die Nachfolgenden sofort ihre Bürde fallen lassen<lb/> und dagegen die Löschmaschine, rascher, als der Gedanke ihnen folgen kann, er¬<lb/> greifen, um sie dem Ort des Feuers so schnell wie möglich entgegenznfördern.</p><lb/> <p xml:id="ID_935" next="#ID_936"> Inzwischen hat in der Regel der Brand sich bereits einen weiten Herd er¬<lb/> obert. Von dem Hause, wo er entstanden, hat er sich zu den Nachbarhäusern<lb/> rechts und links verbreitet, ist über die enge Straße mit einem Fnnkenregen<lb/> hinübergesprnugen und hat die leichten Breter entzündet, mit denen die Häuser<lb/> gegenüber der Feuerstätte bekleidet sind. So finden die ersten Löschmannschaften,<lb/> welche mit Spritzen und Feuerhaken anlangen, das entfesselte Element. An seine<lb/> Bekämpfung ha«! noch niemand gedacht. Alles ist mit Rettung von Hausrath,<lb/> mit Bergung des beweglichen Besitzes beschäftigt. Vor den Fenerleuten stäuben<lb/> die gaffenden Zuschauer, die in der Ferne stehen, auseinander, ein türkischer Po-<lb/> lizeibeamter zu Pferde ist mit ihnen gekommen, und gibt mit der Hand winkend<lb/> seine Befehle, im Takt heben und senken sich die ungeheuren Feuerhaken. Siehe,<lb/> da ist ein bisher vom Feuer verschontes Haus an der Spitze des Giebels von<lb/> jenen kleinen züngelnden blaugelbrothen Flammen ergriffen, welche die Vorläufer<lb/> der hochausflackerudeu Feuersäule sind; vielleicht kann ein schneller Entschluß hier<lb/> dem Element noch Schranken setzen; der Aga zu Pferde winkt aufs neue; zwan¬<lb/> zig lange, hoch , aufgehobene Haken bewegen sich gleichzeitig und hurtig dem Gie¬<lb/> bel entgegen; eine Minute und sie sind in das Sparrenwerk eingeschlagen; ein<lb/> langtönendes Uschas (herunter!)'erschallt von hundert Stimmen zugleich, .es träl¬<lb/> lern und bersten Breter, Bohlen und Latten, tausend Ziegel prasseln nieder und<lb/> ehe der Blick der Bewegung folgen kann, ist die ganze dem Feuer.zugewendete<lb/> Hälfte niedergerissen; die andere liegt in weiteren zehn Minuten am Boden.<lb/> Jetzt sind zwei, drei Spritzen bereits in voller Thätigkeit; man verzichtet darauf,<lb/> das einmal im Brand Begriffene zu löschen, aber man cmicentrirt seine Unseren-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0301]
bestimmte Weisungen für die Löschmannschaften in Verbindung ständen. Jeder Stadt¬
theil hat besondere Schuppen, in denen nicht fahrbare, sondern tragbare Spritzen auf¬
gestellt stehen, welche jede ihre Besatzung hat. Eine Wache ist allezeit im Schup¬
pen bereit und dirigirt, je nach der Entfernung der Brandstätte, beim ersten Sig¬
nal eine, zwei oder Mehre Spritzen, Feuerhaken u. s. w. dahin. Es ist ein nicht
uninteressanter Anblick, eine derartige portative Spritze durch die Straßen fliegen
zu sehen. Voraus eilen Vorläufer mit einem schrillenden, langathmigen Geschrei,
welches meistens xar>sis og,i- (es ist Feuer) lautet, oder den Ort bezeichnet, wo
der Brand ausgebrochen ist. Sodann kommen ein Halbdutzend fast rankende
Kerle, welche an langen Stangen, welche über die Schultern gelegt sind, eine
Spritze tragen und mit dieser Last im vollsten Laufe dahineilen. Endlich hinter
ihnen, im gleichen, unvollständigen Costüm noch ein weiteres Dutzend gebrannter,
muskelstarker Burschen, mit langen Feuerhaken und Tauen. Oft stürzen die Leute
an der Spritze über irgend einen auf dem Wege liegenden" Gegenstand, worauf,
ehe sie sich wieder erhoben haben, die Nachfolgenden sofort ihre Bürde fallen lassen
und dagegen die Löschmaschine, rascher, als der Gedanke ihnen folgen kann, er¬
greifen, um sie dem Ort des Feuers so schnell wie möglich entgegenznfördern.
Inzwischen hat in der Regel der Brand sich bereits einen weiten Herd er¬
obert. Von dem Hause, wo er entstanden, hat er sich zu den Nachbarhäusern
rechts und links verbreitet, ist über die enge Straße mit einem Fnnkenregen
hinübergesprnugen und hat die leichten Breter entzündet, mit denen die Häuser
gegenüber der Feuerstätte bekleidet sind. So finden die ersten Löschmannschaften,
welche mit Spritzen und Feuerhaken anlangen, das entfesselte Element. An seine
Bekämpfung ha«! noch niemand gedacht. Alles ist mit Rettung von Hausrath,
mit Bergung des beweglichen Besitzes beschäftigt. Vor den Fenerleuten stäuben
die gaffenden Zuschauer, die in der Ferne stehen, auseinander, ein türkischer Po-
lizeibeamter zu Pferde ist mit ihnen gekommen, und gibt mit der Hand winkend
seine Befehle, im Takt heben und senken sich die ungeheuren Feuerhaken. Siehe,
da ist ein bisher vom Feuer verschontes Haus an der Spitze des Giebels von
jenen kleinen züngelnden blaugelbrothen Flammen ergriffen, welche die Vorläufer
der hochausflackerudeu Feuersäule sind; vielleicht kann ein schneller Entschluß hier
dem Element noch Schranken setzen; der Aga zu Pferde winkt aufs neue; zwan¬
zig lange, hoch , aufgehobene Haken bewegen sich gleichzeitig und hurtig dem Gie¬
bel entgegen; eine Minute und sie sind in das Sparrenwerk eingeschlagen; ein
langtönendes Uschas (herunter!)'erschallt von hundert Stimmen zugleich, .es träl¬
lern und bersten Breter, Bohlen und Latten, tausend Ziegel prasseln nieder und
ehe der Blick der Bewegung folgen kann, ist die ganze dem Feuer.zugewendete
Hälfte niedergerissen; die andere liegt in weiteren zehn Minuten am Boden.
Jetzt sind zwei, drei Spritzen bereits in voller Thätigkeit; man verzichtet darauf,
das einmal im Brand Begriffene zu löschen, aber man cmicentrirt seine Unseren-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |