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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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gedeihliche Früchte tragen, sondern auch dem gesammten Volke Liebe und Verständ¬
niß seiner Sprache einflößen sott. Der Umfang deö vorliegenden Werkes wird lediglich auf
das Hochdeutsche eingeschränkt, welches durch das Gesetz der zweifachen Lantverschiebung
sich von den andern deutschen Mundarten ebenso scheidet, wie durch die einfache
Lautverschiebung die gesammte deutsche, Sprache von den übrigen stammverwandten.
Ein Wörterbuch der niederdeutsche" Sprache muß also ein eignes von dem gegen¬
wärtigen vollständig getrenntes Unternehmen werden. Dagegen dehnt sich der
Umfang in der Zeit sehr weit ans, und die Beziehungen nicht blos auf das Mittel¬
hochdeutsche, sondern auch auf das Althochdeutsche und Gothische werden absichtlich
gehäuft, um'die Entwicklung der Sprache in ihrer Gesammtheit als lebendige Gegen¬
wart darzustellen. In Beziehung auf die fremden Wörter, die sich in der deutschen
Sprache eingebürgert haben, spricht sich Grimm entschieden gegen die Puristen aus,
welche das Recht der Sprache, sich die fehlenden Begriffe anderweitig her zu er¬
gänzen, einseitig beschränken wollen. Das Wörterbuch hat sich bemüht, auch die
Sprache der Hirten, Jäger, Vogelsteller u. s. w. in seinen Kreis zu ziehen und
hat, um den Gcsammtschatz der Sprache darzustellen, auch das Anstößige nicht ver¬
mieden. Zur Worterklärung ist die lateinische Sprache benutzt, nicht um den Inhalt
jedes Wortes vollständig zu erschöpfen, sondern um womöglich den sinnlichen Grnnd-
bestandthcil derselben wiederzugeben. In der Etymologie ist so weit hin aufge-
griffen als möglich, aber mit jener Besonnenheit, die alle Arbeiten der Gebrüder
Grimm charakterisirt. Die drei ersten Buchstaben des Alphabets sind von Jacob
Grimm allein bearbeitet, die folgenden wird Wilhelm Grimm übernehmen. 83 Ge¬
lehrte sind verzeichnet, die durch Auszüge aus Schriftstellern ihre Beiträge zum
Wörterbuch geliefert haben. Das vorläufige Quelleuverzcichniß umfaßt 2t Spalten.

Sehr schade ist es, daß Jacob Grimm den erhebenden Eindruck seiner Auseinan¬
dersetzungen, denen wol jedermann beipflichten wird, durch eine ganz.unnöthige Po¬
lemik gegen ein paar übelwollende Recensenten einigermaßen gestört hat. Gewiß
haben diese in allen Punkten unrecht, aber ein Mann wie Jacob Grimm hätte zu
vornehm sein sollen, um überhaupt darauf einzugehen, um namentlich in diesem
Ton daraus einzugehen. Jedes literarische Werk muß starken Anfechtungen aus¬
gesetzt sein. Das Recht, das Grimm gegen seine Vorgänger in reichem Maße aus¬
übt, muß er auch seinen Gegnern zugestehen, wenn auch dieses formelle Recht sich
in ihren Händen in materielles Unrecht verwandelt. Der Mißklang, den diese wenn
auch nur wenigen Zeilen in die schöne Harmonie des Ganzen einführen, erscheint
uns so erheblich, daß wir deu lebhaften Wunsch nicht unterdrücken können, sie möch¬
ten noch nachträglich wegfallen, was ja bei einer stcrcvtypirtcn Ausgabe leicht thun-
lich ist. Ein Nationalwer! muß ganz rein dastehen.

Möge ein günstiger Stern über der Vollendung dieses großen Unternehmens
walten, welches so ruhmwürdig und segensreich begonnen ist. "Deutsche geliebte
Landsleute," schließt Grimm seine Vorrede, "welches Berufs, welches Glaubens ihr
seid, tretet ein in die euch allen aufgcthane Halle eurer angestammten uralten
'Sprache, lernt und heiligt sie und haltet an ihr, eure Volkskraft und Dauer liegt
in ihr. Noch reicht sie über den Rhein in das Elsaß bis nach Lothringen, über
die Eider tief in Schleswig-Holstein, am Ostsccgestade hin nach Riga und Reval,
jenseits der Karpathen in Siebenbürgens altdakischcs Gebiet. Auch zu euch, ihr
ausgewanderten Deutschen, über das salzige Meer getragen, wird das Buch euch
wehmüthige, liebliche Gedanken an die Heimatsprache eingeben oder befestigen, mit
der ihr zugleich unsere neueren Dichter hinüberzieht, wie die englischen und 'spa¬
nischen in 'Amerika fortleben." --




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Als vcrantwertl, Redacteur legitimirn F. W. Grunvw,-- Verlag von F. V. Herbig
in Leipzig.
Druck von C. (5. Albert in Leipzig.

gedeihliche Früchte tragen, sondern auch dem gesammten Volke Liebe und Verständ¬
niß seiner Sprache einflößen sott. Der Umfang deö vorliegenden Werkes wird lediglich auf
das Hochdeutsche eingeschränkt, welches durch das Gesetz der zweifachen Lantverschiebung
sich von den andern deutschen Mundarten ebenso scheidet, wie durch die einfache
Lautverschiebung die gesammte deutsche, Sprache von den übrigen stammverwandten.
Ein Wörterbuch der niederdeutsche» Sprache muß also ein eignes von dem gegen¬
wärtigen vollständig getrenntes Unternehmen werden. Dagegen dehnt sich der
Umfang in der Zeit sehr weit ans, und die Beziehungen nicht blos auf das Mittel¬
hochdeutsche, sondern auch auf das Althochdeutsche und Gothische werden absichtlich
gehäuft, um'die Entwicklung der Sprache in ihrer Gesammtheit als lebendige Gegen¬
wart darzustellen. In Beziehung auf die fremden Wörter, die sich in der deutschen
Sprache eingebürgert haben, spricht sich Grimm entschieden gegen die Puristen aus,
welche das Recht der Sprache, sich die fehlenden Begriffe anderweitig her zu er¬
gänzen, einseitig beschränken wollen. Das Wörterbuch hat sich bemüht, auch die
Sprache der Hirten, Jäger, Vogelsteller u. s. w. in seinen Kreis zu ziehen und
hat, um den Gcsammtschatz der Sprache darzustellen, auch das Anstößige nicht ver¬
mieden. Zur Worterklärung ist die lateinische Sprache benutzt, nicht um den Inhalt
jedes Wortes vollständig zu erschöpfen, sondern um womöglich den sinnlichen Grnnd-
bestandthcil derselben wiederzugeben. In der Etymologie ist so weit hin aufge-
griffen als möglich, aber mit jener Besonnenheit, die alle Arbeiten der Gebrüder
Grimm charakterisirt. Die drei ersten Buchstaben des Alphabets sind von Jacob
Grimm allein bearbeitet, die folgenden wird Wilhelm Grimm übernehmen. 83 Ge¬
lehrte sind verzeichnet, die durch Auszüge aus Schriftstellern ihre Beiträge zum
Wörterbuch geliefert haben. Das vorläufige Quelleuverzcichniß umfaßt 2t Spalten.

Sehr schade ist es, daß Jacob Grimm den erhebenden Eindruck seiner Auseinan¬
dersetzungen, denen wol jedermann beipflichten wird, durch eine ganz.unnöthige Po¬
lemik gegen ein paar übelwollende Recensenten einigermaßen gestört hat. Gewiß
haben diese in allen Punkten unrecht, aber ein Mann wie Jacob Grimm hätte zu
vornehm sein sollen, um überhaupt darauf einzugehen, um namentlich in diesem
Ton daraus einzugehen. Jedes literarische Werk muß starken Anfechtungen aus¬
gesetzt sein. Das Recht, das Grimm gegen seine Vorgänger in reichem Maße aus¬
übt, muß er auch seinen Gegnern zugestehen, wenn auch dieses formelle Recht sich
in ihren Händen in materielles Unrecht verwandelt. Der Mißklang, den diese wenn
auch nur wenigen Zeilen in die schöne Harmonie des Ganzen einführen, erscheint
uns so erheblich, daß wir deu lebhaften Wunsch nicht unterdrücken können, sie möch¬
ten noch nachträglich wegfallen, was ja bei einer stcrcvtypirtcn Ausgabe leicht thun-
lich ist. Ein Nationalwer! muß ganz rein dastehen.

Möge ein günstiger Stern über der Vollendung dieses großen Unternehmens
walten, welches so ruhmwürdig und segensreich begonnen ist. „Deutsche geliebte
Landsleute," schließt Grimm seine Vorrede, „welches Berufs, welches Glaubens ihr
seid, tretet ein in die euch allen aufgcthane Halle eurer angestammten uralten
'Sprache, lernt und heiligt sie und haltet an ihr, eure Volkskraft und Dauer liegt
in ihr. Noch reicht sie über den Rhein in das Elsaß bis nach Lothringen, über
die Eider tief in Schleswig-Holstein, am Ostsccgestade hin nach Riga und Reval,
jenseits der Karpathen in Siebenbürgens altdakischcs Gebiet. Auch zu euch, ihr
ausgewanderten Deutschen, über das salzige Meer getragen, wird das Buch euch
wehmüthige, liebliche Gedanken an die Heimatsprache eingeben oder befestigen, mit
der ihr zugleich unsere neueren Dichter hinüberzieht, wie die englischen und 'spa¬
nischen in 'Amerika fortleben." —




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Als vcrantwertl, Redacteur legitimirn F. W. Grunvw,— Verlag von F. V. Herbig
in Leipzig.
Druck von C. (5. Albert in Leipzig.
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[0208] gedeihliche Früchte tragen, sondern auch dem gesammten Volke Liebe und Verständ¬ niß seiner Sprache einflößen sott. Der Umfang deö vorliegenden Werkes wird lediglich auf das Hochdeutsche eingeschränkt, welches durch das Gesetz der zweifachen Lantverschiebung sich von den andern deutschen Mundarten ebenso scheidet, wie durch die einfache Lautverschiebung die gesammte deutsche, Sprache von den übrigen stammverwandten. Ein Wörterbuch der niederdeutsche» Sprache muß also ein eignes von dem gegen¬ wärtigen vollständig getrenntes Unternehmen werden. Dagegen dehnt sich der Umfang in der Zeit sehr weit ans, und die Beziehungen nicht blos auf das Mittel¬ hochdeutsche, sondern auch auf das Althochdeutsche und Gothische werden absichtlich gehäuft, um'die Entwicklung der Sprache in ihrer Gesammtheit als lebendige Gegen¬ wart darzustellen. In Beziehung auf die fremden Wörter, die sich in der deutschen Sprache eingebürgert haben, spricht sich Grimm entschieden gegen die Puristen aus, welche das Recht der Sprache, sich die fehlenden Begriffe anderweitig her zu er¬ gänzen, einseitig beschränken wollen. Das Wörterbuch hat sich bemüht, auch die Sprache der Hirten, Jäger, Vogelsteller u. s. w. in seinen Kreis zu ziehen und hat, um den Gcsammtschatz der Sprache darzustellen, auch das Anstößige nicht ver¬ mieden. Zur Worterklärung ist die lateinische Sprache benutzt, nicht um den Inhalt jedes Wortes vollständig zu erschöpfen, sondern um womöglich den sinnlichen Grnnd- bestandthcil derselben wiederzugeben. In der Etymologie ist so weit hin aufge- griffen als möglich, aber mit jener Besonnenheit, die alle Arbeiten der Gebrüder Grimm charakterisirt. Die drei ersten Buchstaben des Alphabets sind von Jacob Grimm allein bearbeitet, die folgenden wird Wilhelm Grimm übernehmen. 83 Ge¬ lehrte sind verzeichnet, die durch Auszüge aus Schriftstellern ihre Beiträge zum Wörterbuch geliefert haben. Das vorläufige Quelleuverzcichniß umfaßt 2t Spalten. Sehr schade ist es, daß Jacob Grimm den erhebenden Eindruck seiner Auseinan¬ dersetzungen, denen wol jedermann beipflichten wird, durch eine ganz.unnöthige Po¬ lemik gegen ein paar übelwollende Recensenten einigermaßen gestört hat. Gewiß haben diese in allen Punkten unrecht, aber ein Mann wie Jacob Grimm hätte zu vornehm sein sollen, um überhaupt darauf einzugehen, um namentlich in diesem Ton daraus einzugehen. Jedes literarische Werk muß starken Anfechtungen aus¬ gesetzt sein. Das Recht, das Grimm gegen seine Vorgänger in reichem Maße aus¬ übt, muß er auch seinen Gegnern zugestehen, wenn auch dieses formelle Recht sich in ihren Händen in materielles Unrecht verwandelt. Der Mißklang, den diese wenn auch nur wenigen Zeilen in die schöne Harmonie des Ganzen einführen, erscheint uns so erheblich, daß wir deu lebhaften Wunsch nicht unterdrücken können, sie möch¬ ten noch nachträglich wegfallen, was ja bei einer stcrcvtypirtcn Ausgabe leicht thun- lich ist. Ein Nationalwer! muß ganz rein dastehen. Möge ein günstiger Stern über der Vollendung dieses großen Unternehmens walten, welches so ruhmwürdig und segensreich begonnen ist. „Deutsche geliebte Landsleute," schließt Grimm seine Vorrede, „welches Berufs, welches Glaubens ihr seid, tretet ein in die euch allen aufgcthane Halle eurer angestammten uralten 'Sprache, lernt und heiligt sie und haltet an ihr, eure Volkskraft und Dauer liegt in ihr. Noch reicht sie über den Rhein in das Elsaß bis nach Lothringen, über die Eider tief in Schleswig-Holstein, am Ostsccgestade hin nach Riga und Reval, jenseits der Karpathen in Siebenbürgens altdakischcs Gebiet. Auch zu euch, ihr ausgewanderten Deutschen, über das salzige Meer getragen, wird das Buch euch wehmüthige, liebliche Gedanken an die Heimatsprache eingeben oder befestigen, mit der ihr zugleich unsere neueren Dichter hinüberzieht, wie die englischen und 'spa¬ nischen in 'Amerika fortleben." — Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt. Als vcrantwertl, Redacteur legitimirn F. W. Grunvw,— Verlag von F. V. Herbig in Leipzig. Druck von C. (5. Albert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/207>, abgerufen am 23.07.2024.