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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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Bezug nehmenden, kann man bereits ersehen, wie sie es als Hauptgrundsatz an¬
genommen haben, allerwärts als Verbündete, mit den Farben beider großen
Nationen dem Feinde entgegenzutreten. Dieses Princip, welches namentlich neulich
erst eine Zusammensetzung der baltischen Flotte, der zum Mindesten der "Austerlitz"
sich anschließen sollte, wenn anch die übrigen Fahrzeuge des dritten Geschwaders
noch verhindert seien, in der Ostsee zu erscheinen, klar und unumwunden aus¬
gesprochen wurde, wird nicht minder zu Lande wie zur See seine Geltung finden,
und wenn zwei Divisionen bei Batna oder sonst wo an der asiatischen Küste ans"
Land gesetzt werde" sollte", so ist mit Bestimmtheit daraus zu rechnen, daß es
eine englische neben einer französischen sein werde.

Das ganze zu treffende Arrangement ist so klar , und leicht zu fassen, daß
nnr die Rußland ergebene oder in einem reactionären Sinne wirkende kleine Zahl
unter den deutschen Blättern Schwierigkeiten darin zu entdecken im Staude sein
konnte. Man wird offenbar zwei Armeen aus gemischten Divisionen und von,
durchaus ungleicher Stärke formiren. Die große oder Donauarmee unter fran¬
zösischem Oberbefehl wird aus etwa drei französischen Divisionen und zwei oder
drei englischen sich zusammensetzen, und nach Maßgabe einiger Andeutungen in
offiziellen Mittheilungen des Moniteur eine Stärke von mehr als L0,000 Mann
erreichen, dagegen die ans zwei Divisionen, einer englischen und französischen,
formirte astatische Armee den Etat von 20,000 Manu schwerlich überschreiten wird.

Was die türkischen Streitkräfte anlangt, so liegt es wol nicht in der Absicht
der beiden Westmächte, ihre Truppe" auf den fragliche" Kriegstheatcrn mit jenen
je eine combinirte Armee formiren zu'lassen. Die verschiedene Religion und der
taktisch sehr verschiedene Werth derselben sind an sich schon Grund genng, um das
ganz unthunlich zu machen. Doch schließt die Aufrechterhaltung einer solchen
Sonderung das operative Zusammenwirken nicht aus. Die Türken haben allent¬
halben, wo sie seither in diesem Kriege den Russen gegcnübcrgetreten sind, ihre
Wassenehre und zumeist auch das Feld behauptet; es wäre daher im höchsten
Maße ungerecht und sehr ""weise zugleich, sie für nichts achten und- in ihrer
Armee die starke Stütze verkennen zu wollen, die sie thatsächlich den verbündeten
Heeren sein kann und sein wird. Ich gelange daher zu dem Schluß, daß die
türkischen und europäischen Truppe" gesondert, aber im Einklange miteinander
agiren und dem Fall nicht ausweichen werden, der sie ans ein und demselben
Schlachtfelde nebeneinanderstelle" dürfte.


Ich komme jetzt auf den eigentlichem Gegenstand meiner Aufgabe, auf den
Operativnsplan der verbündeten Armeen selbst zu sprechen. Was sich ans dem
seither Gesagten herleite" läßt, ist dies, daß derselbe el" einheitlicher wird sei"
müssen, d. h. ein zwischen Paris und Lo"do" verabredeter. Daß a"f dein


Bezug nehmenden, kann man bereits ersehen, wie sie es als Hauptgrundsatz an¬
genommen haben, allerwärts als Verbündete, mit den Farben beider großen
Nationen dem Feinde entgegenzutreten. Dieses Princip, welches namentlich neulich
erst eine Zusammensetzung der baltischen Flotte, der zum Mindesten der „Austerlitz"
sich anschließen sollte, wenn anch die übrigen Fahrzeuge des dritten Geschwaders
noch verhindert seien, in der Ostsee zu erscheinen, klar und unumwunden aus¬
gesprochen wurde, wird nicht minder zu Lande wie zur See seine Geltung finden,
und wenn zwei Divisionen bei Batna oder sonst wo an der asiatischen Küste ans«
Land gesetzt werde» sollte», so ist mit Bestimmtheit daraus zu rechnen, daß es
eine englische neben einer französischen sein werde.

Das ganze zu treffende Arrangement ist so klar , und leicht zu fassen, daß
nnr die Rußland ergebene oder in einem reactionären Sinne wirkende kleine Zahl
unter den deutschen Blättern Schwierigkeiten darin zu entdecken im Staude sein
konnte. Man wird offenbar zwei Armeen aus gemischten Divisionen und von,
durchaus ungleicher Stärke formiren. Die große oder Donauarmee unter fran¬
zösischem Oberbefehl wird aus etwa drei französischen Divisionen und zwei oder
drei englischen sich zusammensetzen, und nach Maßgabe einiger Andeutungen in
offiziellen Mittheilungen des Moniteur eine Stärke von mehr als L0,000 Mann
erreichen, dagegen die ans zwei Divisionen, einer englischen und französischen,
formirte astatische Armee den Etat von 20,000 Manu schwerlich überschreiten wird.

Was die türkischen Streitkräfte anlangt, so liegt es wol nicht in der Absicht
der beiden Westmächte, ihre Truppe» auf den fragliche» Kriegstheatcrn mit jenen
je eine combinirte Armee formiren zu'lassen. Die verschiedene Religion und der
taktisch sehr verschiedene Werth derselben sind an sich schon Grund genng, um das
ganz unthunlich zu machen. Doch schließt die Aufrechterhaltung einer solchen
Sonderung das operative Zusammenwirken nicht aus. Die Türken haben allent¬
halben, wo sie seither in diesem Kriege den Russen gegcnübcrgetreten sind, ihre
Wassenehre und zumeist auch das Feld behauptet; es wäre daher im höchsten
Maße ungerecht und sehr »»weise zugleich, sie für nichts achten und- in ihrer
Armee die starke Stütze verkennen zu wollen, die sie thatsächlich den verbündeten
Heeren sein kann und sein wird. Ich gelange daher zu dem Schluß, daß die
türkischen und europäischen Truppe» gesondert, aber im Einklange miteinander
agiren und dem Fall nicht ausweichen werden, der sie ans ein und demselben
Schlachtfelde nebeneinanderstelle» dürfte.


Ich komme jetzt auf den eigentlichem Gegenstand meiner Aufgabe, auf den
Operativnsplan der verbündeten Armeen selbst zu sprechen. Was sich ans dem
seither Gesagten herleite» läßt, ist dies, daß derselbe el» einheitlicher wird sei»
müssen, d. h. ein zwischen Paris und Lo»do» verabredeter. Daß a»f dein


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[0189] Bezug nehmenden, kann man bereits ersehen, wie sie es als Hauptgrundsatz an¬ genommen haben, allerwärts als Verbündete, mit den Farben beider großen Nationen dem Feinde entgegenzutreten. Dieses Princip, welches namentlich neulich erst eine Zusammensetzung der baltischen Flotte, der zum Mindesten der „Austerlitz" sich anschließen sollte, wenn anch die übrigen Fahrzeuge des dritten Geschwaders noch verhindert seien, in der Ostsee zu erscheinen, klar und unumwunden aus¬ gesprochen wurde, wird nicht minder zu Lande wie zur See seine Geltung finden, und wenn zwei Divisionen bei Batna oder sonst wo an der asiatischen Küste ans« Land gesetzt werde» sollte», so ist mit Bestimmtheit daraus zu rechnen, daß es eine englische neben einer französischen sein werde. Das ganze zu treffende Arrangement ist so klar , und leicht zu fassen, daß nnr die Rußland ergebene oder in einem reactionären Sinne wirkende kleine Zahl unter den deutschen Blättern Schwierigkeiten darin zu entdecken im Staude sein konnte. Man wird offenbar zwei Armeen aus gemischten Divisionen und von, durchaus ungleicher Stärke formiren. Die große oder Donauarmee unter fran¬ zösischem Oberbefehl wird aus etwa drei französischen Divisionen und zwei oder drei englischen sich zusammensetzen, und nach Maßgabe einiger Andeutungen in offiziellen Mittheilungen des Moniteur eine Stärke von mehr als L0,000 Mann erreichen, dagegen die ans zwei Divisionen, einer englischen und französischen, formirte astatische Armee den Etat von 20,000 Manu schwerlich überschreiten wird. Was die türkischen Streitkräfte anlangt, so liegt es wol nicht in der Absicht der beiden Westmächte, ihre Truppe» auf den fragliche» Kriegstheatcrn mit jenen je eine combinirte Armee formiren zu'lassen. Die verschiedene Religion und der taktisch sehr verschiedene Werth derselben sind an sich schon Grund genng, um das ganz unthunlich zu machen. Doch schließt die Aufrechterhaltung einer solchen Sonderung das operative Zusammenwirken nicht aus. Die Türken haben allent¬ halben, wo sie seither in diesem Kriege den Russen gegcnübcrgetreten sind, ihre Wassenehre und zumeist auch das Feld behauptet; es wäre daher im höchsten Maße ungerecht und sehr »»weise zugleich, sie für nichts achten und- in ihrer Armee die starke Stütze verkennen zu wollen, die sie thatsächlich den verbündeten Heeren sein kann und sein wird. Ich gelange daher zu dem Schluß, daß die türkischen und europäischen Truppe» gesondert, aber im Einklange miteinander agiren und dem Fall nicht ausweichen werden, der sie ans ein und demselben Schlachtfelde nebeneinanderstelle» dürfte. Ich komme jetzt auf den eigentlichem Gegenstand meiner Aufgabe, auf den Operativnsplan der verbündeten Armeen selbst zu sprechen. Was sich ans dem seither Gesagten herleite» läßt, ist dies, daß derselbe el» einheitlicher wird sei» müssen, d. h. ein zwischen Paris und Lo»do» verabredeter. Daß a»f dein

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/188>, abgerufen am 23.07.2024.