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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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Geschichte Kaiser Karl V. von Ludwig Storch, Leipzig, Expedition der
Hausbibliothek (Carl Lorck). --

Der Band ist mit dem schönen Porträt Karls V. von Tizian verziert, wel¬
ches auch recht gut gestochen ist. Uebrigens. befindet sich von diesem Kaiser in
der königlichen Galerie zu Berlin ein Porträt von Amberger, welches ihn in jungen
Jahren darstellt und welches uus noch feiner, bedeutender und charakteristischer zu
sein scheint; es ist eins der anzichensten Bildnisse dieser Galerie. -- Was die
Geschichte selbst betrifft, so hat der-Verfasser, was nach den bisherigen Bear¬
beitungen zugänglich war, leidlich gut und zusammenhangend erzählt und somit
den Anforderungen der Hausbibliothek entsprochen. Im übrigen haben wir weder
in der Auffassung der Thatsachen, "och in der Komposition und Charakteristik
etwas wesentlich Neues gefunden, woraus mau die Nothwendigkeit des Buchs her¬
leiten könnte. Es geht, uns damit, wie bei manchen andern Lieferungen der
historischen Hausbibliothek oder vielmehr wie bei allen Büchern, die bestellt sind,
ohne doch einen bestimmten praktischen Zweck zu haben. Wenn man Begeben¬
heiten aus der neuesten Zeit, die noch nicht behandelt sind und bei denen es
zunächst auf eine deutliche Orientirung ankommt, auf diese Weise behandelt, so ist
das ganz in der Ordnung; aber bei Stoffen, die man schon anderwärts dargestellt
findet, sehen wir den Zweck derselben nicht recht ein/ Die historische Hausbibliothek
hat eine ^sehr große Verbreitung gefunden und wir wünschen ihr von Herzen, daß
das fortdauern möge, denn sie kann nnr dazu beitragen, nützliche Kenntnisse und
Anschauungen im größern Publicum zu verbreiten; aber eine etwas größere Aus¬
wahl könnte man wol mit Recht verlangen. Wir wissen nicht, inwieweit der auf
dem Titel als Redacteur bezeichnete Professor Butan dabei betheiligt ist, wahrscheinlich
nicht in sehr hohem Grade. Das Beste, was die Hausbibliothek bis jetzt geliefert
hat, find die Uebersetzungen ans dem Englischen und Französischen, und wir finden
dagegen auch nicht das Geringste einzuwenden. Bei einem ausländischen Buch
ist der Ruf vorher schon ein fertiger und die Auswahl wird leicht. Man könnte
auch ältere Geschichtwerke in die Reihe ziehen und sie etwas zeitgemäß über¬
arbeiten lassen. An geschickten Federn, die so etwas zweckmäßig auszuführen im
Stande sind, wird es der weitverbreiteten Lorckschcn Buchhandlung nicht fehlen.
Ein deutsches Originalwerk, welches wirklich den Grund seines Bestehens in sich
selbst hat, wird auch ohne einen solchen äußern Anlaß sich Geltung zu verschaffen
wissen. Will aber die Redaction die Originalschriststeller bevorzugen, so muß sie
sich an wirkliche Historiker wenden und durch lebendige Wechselwirkung zweck¬
mäßige Werke hervorzurufen suchen, so daß man sich nicht etwa hinsetzt und einen
Gegenstand behandelr, weil seine Behandlung eben wünschenswerth ist. Von den
bessern deutschen Historikern ist bis jetzt in der ganzen Hausbibliothek (33 Bände)
noch kein einziger vertreten. --


Geschichte Kaiser Karl V. von Ludwig Storch, Leipzig, Expedition der
Hausbibliothek (Carl Lorck). —

Der Band ist mit dem schönen Porträt Karls V. von Tizian verziert, wel¬
ches auch recht gut gestochen ist. Uebrigens. befindet sich von diesem Kaiser in
der königlichen Galerie zu Berlin ein Porträt von Amberger, welches ihn in jungen
Jahren darstellt und welches uus noch feiner, bedeutender und charakteristischer zu
sein scheint; es ist eins der anzichensten Bildnisse dieser Galerie. — Was die
Geschichte selbst betrifft, so hat der-Verfasser, was nach den bisherigen Bear¬
beitungen zugänglich war, leidlich gut und zusammenhangend erzählt und somit
den Anforderungen der Hausbibliothek entsprochen. Im übrigen haben wir weder
in der Auffassung der Thatsachen, »och in der Komposition und Charakteristik
etwas wesentlich Neues gefunden, woraus mau die Nothwendigkeit des Buchs her¬
leiten könnte. Es geht, uns damit, wie bei manchen andern Lieferungen der
historischen Hausbibliothek oder vielmehr wie bei allen Büchern, die bestellt sind,
ohne doch einen bestimmten praktischen Zweck zu haben. Wenn man Begeben¬
heiten aus der neuesten Zeit, die noch nicht behandelt sind und bei denen es
zunächst auf eine deutliche Orientirung ankommt, auf diese Weise behandelt, so ist
das ganz in der Ordnung; aber bei Stoffen, die man schon anderwärts dargestellt
findet, sehen wir den Zweck derselben nicht recht ein/ Die historische Hausbibliothek
hat eine ^sehr große Verbreitung gefunden und wir wünschen ihr von Herzen, daß
das fortdauern möge, denn sie kann nnr dazu beitragen, nützliche Kenntnisse und
Anschauungen im größern Publicum zu verbreiten; aber eine etwas größere Aus¬
wahl könnte man wol mit Recht verlangen. Wir wissen nicht, inwieweit der auf
dem Titel als Redacteur bezeichnete Professor Butan dabei betheiligt ist, wahrscheinlich
nicht in sehr hohem Grade. Das Beste, was die Hausbibliothek bis jetzt geliefert
hat, find die Uebersetzungen ans dem Englischen und Französischen, und wir finden
dagegen auch nicht das Geringste einzuwenden. Bei einem ausländischen Buch
ist der Ruf vorher schon ein fertiger und die Auswahl wird leicht. Man könnte
auch ältere Geschichtwerke in die Reihe ziehen und sie etwas zeitgemäß über¬
arbeiten lassen. An geschickten Federn, die so etwas zweckmäßig auszuführen im
Stande sind, wird es der weitverbreiteten Lorckschcn Buchhandlung nicht fehlen.
Ein deutsches Originalwerk, welches wirklich den Grund seines Bestehens in sich
selbst hat, wird auch ohne einen solchen äußern Anlaß sich Geltung zu verschaffen
wissen. Will aber die Redaction die Originalschriststeller bevorzugen, so muß sie
sich an wirkliche Historiker wenden und durch lebendige Wechselwirkung zweck¬
mäßige Werke hervorzurufen suchen, so daß man sich nicht etwa hinsetzt und einen
Gegenstand behandelr, weil seine Behandlung eben wünschenswerth ist. Von den
bessern deutschen Historikern ist bis jetzt in der ganzen Hausbibliothek (33 Bände)
noch kein einziger vertreten. —


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[0184] Geschichte Kaiser Karl V. von Ludwig Storch, Leipzig, Expedition der Hausbibliothek (Carl Lorck). — Der Band ist mit dem schönen Porträt Karls V. von Tizian verziert, wel¬ ches auch recht gut gestochen ist. Uebrigens. befindet sich von diesem Kaiser in der königlichen Galerie zu Berlin ein Porträt von Amberger, welches ihn in jungen Jahren darstellt und welches uus noch feiner, bedeutender und charakteristischer zu sein scheint; es ist eins der anzichensten Bildnisse dieser Galerie. — Was die Geschichte selbst betrifft, so hat der-Verfasser, was nach den bisherigen Bear¬ beitungen zugänglich war, leidlich gut und zusammenhangend erzählt und somit den Anforderungen der Hausbibliothek entsprochen. Im übrigen haben wir weder in der Auffassung der Thatsachen, »och in der Komposition und Charakteristik etwas wesentlich Neues gefunden, woraus mau die Nothwendigkeit des Buchs her¬ leiten könnte. Es geht, uns damit, wie bei manchen andern Lieferungen der historischen Hausbibliothek oder vielmehr wie bei allen Büchern, die bestellt sind, ohne doch einen bestimmten praktischen Zweck zu haben. Wenn man Begeben¬ heiten aus der neuesten Zeit, die noch nicht behandelt sind und bei denen es zunächst auf eine deutliche Orientirung ankommt, auf diese Weise behandelt, so ist das ganz in der Ordnung; aber bei Stoffen, die man schon anderwärts dargestellt findet, sehen wir den Zweck derselben nicht recht ein/ Die historische Hausbibliothek hat eine ^sehr große Verbreitung gefunden und wir wünschen ihr von Herzen, daß das fortdauern möge, denn sie kann nnr dazu beitragen, nützliche Kenntnisse und Anschauungen im größern Publicum zu verbreiten; aber eine etwas größere Aus¬ wahl könnte man wol mit Recht verlangen. Wir wissen nicht, inwieweit der auf dem Titel als Redacteur bezeichnete Professor Butan dabei betheiligt ist, wahrscheinlich nicht in sehr hohem Grade. Das Beste, was die Hausbibliothek bis jetzt geliefert hat, find die Uebersetzungen ans dem Englischen und Französischen, und wir finden dagegen auch nicht das Geringste einzuwenden. Bei einem ausländischen Buch ist der Ruf vorher schon ein fertiger und die Auswahl wird leicht. Man könnte auch ältere Geschichtwerke in die Reihe ziehen und sie etwas zeitgemäß über¬ arbeiten lassen. An geschickten Federn, die so etwas zweckmäßig auszuführen im Stande sind, wird es der weitverbreiteten Lorckschcn Buchhandlung nicht fehlen. Ein deutsches Originalwerk, welches wirklich den Grund seines Bestehens in sich selbst hat, wird auch ohne einen solchen äußern Anlaß sich Geltung zu verschaffen wissen. Will aber die Redaction die Originalschriststeller bevorzugen, so muß sie sich an wirkliche Historiker wenden und durch lebendige Wechselwirkung zweck¬ mäßige Werke hervorzurufen suchen, so daß man sich nicht etwa hinsetzt und einen Gegenstand behandelr, weil seine Behandlung eben wünschenswerth ist. Von den bessern deutschen Historikern ist bis jetzt in der ganzen Hausbibliothek (33 Bände) noch kein einziger vertreten. —

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/183>, abgerufen am 23.07.2024.