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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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. Der Aufstand in China von seiner Entstehung bis zur Einnahme von Nanking.
>Aus dem Französischen des Callcry und Ivan von Richard Otto. Mit
einer topographischen Originalkarte und dem Bildnisse des Thronprätcn-
dcntcn. -- Braunschweig, Vieweg und Sohn. --

Wir haben beim Erscheinen des französischen Originals von diesem höchst
merkwürdigen Werke, welches uns über das erstaunlichste Ereigniß des 19. Jahr¬
hunderts die besten Aufschlüsse gibt, bereits sehr ausführliche Auszüge gegeben.
Wir begnügen uns hier auf dieselben zu verweisen. Wenn auch durch das immer
drohendere Unwetter der orientalischen Frage im gegenwärtigen Augenblicke die
Aufmerksamkeit des deutschen Publicums von den Ereignissen des fernsten Ostens
einigermaßen abgezogen ist, so wird doch schon der culturhistorische Gesichtspunkt
sie bald von neuem dahin wenden. Und so hat das Unternehmen des Ueber-
setzers eine vollkommene Berechtigung. Eine vollständige Aufklärung jener räth-
selhaften Ereignisse wird man auch hier nicht erwarten, da die chinesische Bewegung
sich selbst-ein Räthsel zu sein scheint, aber man gewinnt wenigstens ein lebhaftes
und anschauliches Bild. -- '


Beiträge zur Geschichte des Hexenglaubens und des Hcxeupro ce sses
in Siebenbürgen, von Friedrich Müller. -- Braunschweig,
Schwetschke und Sohn. --

Eine sehr'fleißige, sorgfältige und gewissenhafte Arbeit, die, wenn auch nnr
für einen beschränkten LändcrkreiS, eine werthvolle Grundlage für eine zukünftige
allgemeine Geschichte der Hexenprocesse bildet. Der Verfasser hat aus den Acten,
soweit es möglich war, ein vollständiges Verzeichnis; gegeben, um uns über den
Umfang dieses mehre Jahrhunderte umfassenden Wahnsinns eine Vorstellung zu
verschaffen und alles, was für die culturhistorischen Zustände charakteristisch sein
tan", daraus mitzutheilen. Erfreulich ist eine solche Lectüre nicht, denn es ist
vielleicht eine der schwärzesten Seiten der allgemeinen Geschichte, da sie zeigt,
wie ein ganzes Zeitalter das natürliche Gefühl, das Gewissen und den Verstand
durch einen herrschenden Wahn vollständig untergraben kann; aber sehr lehrreich
ist sie, denn wir gewinnen durch sie eine deutlichere Einsicht in das Labyrinth
der menschlichen Phantasie, aus dem alle Krankheiten der Menschheit hervorge¬
gangen sind, als dnrch die beredtesten politischen Geschichten. Mit Recht hat es
der Verfasser verschmäht, seinem Stoff dnrch erregtere Formen nachzuhelfen, er
spricht in diesen einfachen und trockenen Formen vernehmlicher z" unserer Einbil-
dungskraft, als die schwungreichste Rhetorik vermöchte. --


Vaterländische Geschichte von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart von
Eduard Dukter, fortgesetzt von .Karl Hagen. Frankfurt a/M.
Meidinger Sohn. --

Wir müssen zunächst einen Irrthum berichtigen, deu wir in einer früheren An-


. Der Aufstand in China von seiner Entstehung bis zur Einnahme von Nanking.
>Aus dem Französischen des Callcry und Ivan von Richard Otto. Mit
einer topographischen Originalkarte und dem Bildnisse des Thronprätcn-
dcntcn. — Braunschweig, Vieweg und Sohn. —

Wir haben beim Erscheinen des französischen Originals von diesem höchst
merkwürdigen Werke, welches uns über das erstaunlichste Ereigniß des 19. Jahr¬
hunderts die besten Aufschlüsse gibt, bereits sehr ausführliche Auszüge gegeben.
Wir begnügen uns hier auf dieselben zu verweisen. Wenn auch durch das immer
drohendere Unwetter der orientalischen Frage im gegenwärtigen Augenblicke die
Aufmerksamkeit des deutschen Publicums von den Ereignissen des fernsten Ostens
einigermaßen abgezogen ist, so wird doch schon der culturhistorische Gesichtspunkt
sie bald von neuem dahin wenden. Und so hat das Unternehmen des Ueber-
setzers eine vollkommene Berechtigung. Eine vollständige Aufklärung jener räth-
selhaften Ereignisse wird man auch hier nicht erwarten, da die chinesische Bewegung
sich selbst-ein Räthsel zu sein scheint, aber man gewinnt wenigstens ein lebhaftes
und anschauliches Bild. — '


Beiträge zur Geschichte des Hexenglaubens und des Hcxeupro ce sses
in Siebenbürgen, von Friedrich Müller. — Braunschweig,
Schwetschke und Sohn. —

Eine sehr'fleißige, sorgfältige und gewissenhafte Arbeit, die, wenn auch nnr
für einen beschränkten LändcrkreiS, eine werthvolle Grundlage für eine zukünftige
allgemeine Geschichte der Hexenprocesse bildet. Der Verfasser hat aus den Acten,
soweit es möglich war, ein vollständiges Verzeichnis; gegeben, um uns über den
Umfang dieses mehre Jahrhunderte umfassenden Wahnsinns eine Vorstellung zu
verschaffen und alles, was für die culturhistorischen Zustände charakteristisch sein
tan», daraus mitzutheilen. Erfreulich ist eine solche Lectüre nicht, denn es ist
vielleicht eine der schwärzesten Seiten der allgemeinen Geschichte, da sie zeigt,
wie ein ganzes Zeitalter das natürliche Gefühl, das Gewissen und den Verstand
durch einen herrschenden Wahn vollständig untergraben kann; aber sehr lehrreich
ist sie, denn wir gewinnen durch sie eine deutlichere Einsicht in das Labyrinth
der menschlichen Phantasie, aus dem alle Krankheiten der Menschheit hervorge¬
gangen sind, als dnrch die beredtesten politischen Geschichten. Mit Recht hat es
der Verfasser verschmäht, seinem Stoff dnrch erregtere Formen nachzuhelfen, er
spricht in diesen einfachen und trockenen Formen vernehmlicher z» unserer Einbil-
dungskraft, als die schwungreichste Rhetorik vermöchte. —


Vaterländische Geschichte von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart von
Eduard Dukter, fortgesetzt von .Karl Hagen. Frankfurt a/M.
Meidinger Sohn. —

Wir müssen zunächst einen Irrthum berichtigen, deu wir in einer früheren An-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/179>, abgerufen am 03.07.2024.