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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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Neue historische Schriften.
Deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gründung des
deutschen Bundes. Von Ludwig 'Hauffer. 1. Theil. Bis zum Frieden
von Basel (1793). -- Leipzig, Weidmann. ---

Unter Ver fast unübersehbaren Reihe neuer Schriften, die wir seit geraumer
Zeit anzuzeigen Gelegenheit hatten, ist dieses Buch die bedeutendste. Es ver¬
einigt den seltenen Vorzug, ein unmittelbares und eindringendes Interesse für das
ganze Volk zu haben, mit der ausgeprägteste" wissenschaftlichen Strenge. Indem
wir in die Verwicklungen der preußischen Diplomatie am Ende des vorigen Jahr¬
hunderts einen Blick thun, glauben wir uns in der unmittelbarsten Gegenwart zu be¬
finden. Die rechtlichen Zustände, die politischen Fragen, die Charaktere, die leitenden
politischen Maximen, das alles erinnert uns so lebhaft an die Ereignisse, die uns
gegenwärtig mit einem fieberhaften Wechsel von Sorge und Hoffnung ergreifen,
daß es uns mitunter so scheinen würde, als hätte" dem Verfasser bestimmte Seiten
der Gegenwart vorgeschwebt, wenn nicht urkundlich jede einzelne Wendung er¬
härtet wäre. So unheimlich der Eindruck ist, den die Geschichte dieses Zeit¬
raums 1787--95 auf uns macht, so charakteristisch ist sie für unsere gesammte
deutsche Entwicklung, so deutlich siud die Aussichten, die sie uns in unsere Zu¬
kunft eröffnet. Die Wahl des Stoffes war also eine sehr glückliche und der Ver¬
fasser hat seine Aufgabe auf eine würdige Weise gelöst.

Zunächst ist die wissenschaftliche Strenge zu loben, mit der er in einer schon
öfters behandelten Periode sich von den hergebrachten Ueberlieferungen freigemacht
hat. Er hat das Glück gehabt, eine große Zahl wichtiger, unbenützter historischer
Documente zur Disposition zu haben, namentlich über die Gestaltung des Fürsten-
bundes, über deu Reicheubacher Kongreß, über die diplomatischen Versuche während
des französischen Krieges und über die polnischen Angelegenheiten von 1793--95.
Diese Actenstücke geben nicht nur deu bekannten Ereignissen eine bestimmte Farbe
und Physiognomie, sondern sie werfen auch aus die Motive derselben ein neues
und überraschendes Licht. Die Methode des Verfassers bei der Benutzung der-


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Neue historische Schriften.
Deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gründung des
deutschen Bundes. Von Ludwig 'Hauffer. 1. Theil. Bis zum Frieden
von Basel (1793). — Leipzig, Weidmann. —-

Unter Ver fast unübersehbaren Reihe neuer Schriften, die wir seit geraumer
Zeit anzuzeigen Gelegenheit hatten, ist dieses Buch die bedeutendste. Es ver¬
einigt den seltenen Vorzug, ein unmittelbares und eindringendes Interesse für das
ganze Volk zu haben, mit der ausgeprägteste« wissenschaftlichen Strenge. Indem
wir in die Verwicklungen der preußischen Diplomatie am Ende des vorigen Jahr¬
hunderts einen Blick thun, glauben wir uns in der unmittelbarsten Gegenwart zu be¬
finden. Die rechtlichen Zustände, die politischen Fragen, die Charaktere, die leitenden
politischen Maximen, das alles erinnert uns so lebhaft an die Ereignisse, die uns
gegenwärtig mit einem fieberhaften Wechsel von Sorge und Hoffnung ergreifen,
daß es uns mitunter so scheinen würde, als hätte» dem Verfasser bestimmte Seiten
der Gegenwart vorgeschwebt, wenn nicht urkundlich jede einzelne Wendung er¬
härtet wäre. So unheimlich der Eindruck ist, den die Geschichte dieses Zeit¬
raums 1787—95 auf uns macht, so charakteristisch ist sie für unsere gesammte
deutsche Entwicklung, so deutlich siud die Aussichten, die sie uns in unsere Zu¬
kunft eröffnet. Die Wahl des Stoffes war also eine sehr glückliche und der Ver¬
fasser hat seine Aufgabe auf eine würdige Weise gelöst.

Zunächst ist die wissenschaftliche Strenge zu loben, mit der er in einer schon
öfters behandelten Periode sich von den hergebrachten Ueberlieferungen freigemacht
hat. Er hat das Glück gehabt, eine große Zahl wichtiger, unbenützter historischer
Documente zur Disposition zu haben, namentlich über die Gestaltung des Fürsten-
bundes, über deu Reicheubacher Kongreß, über die diplomatischen Versuche während
des französischen Krieges und über die polnischen Angelegenheiten von 1793—95.
Diese Actenstücke geben nicht nur deu bekannten Ereignissen eine bestimmte Farbe
und Physiognomie, sondern sie werfen auch aus die Motive derselben ein neues
und überraschendes Licht. Die Methode des Verfassers bei der Benutzung der-


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[0169] Neue historische Schriften. Deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gründung des deutschen Bundes. Von Ludwig 'Hauffer. 1. Theil. Bis zum Frieden von Basel (1793). — Leipzig, Weidmann. —- Unter Ver fast unübersehbaren Reihe neuer Schriften, die wir seit geraumer Zeit anzuzeigen Gelegenheit hatten, ist dieses Buch die bedeutendste. Es ver¬ einigt den seltenen Vorzug, ein unmittelbares und eindringendes Interesse für das ganze Volk zu haben, mit der ausgeprägteste« wissenschaftlichen Strenge. Indem wir in die Verwicklungen der preußischen Diplomatie am Ende des vorigen Jahr¬ hunderts einen Blick thun, glauben wir uns in der unmittelbarsten Gegenwart zu be¬ finden. Die rechtlichen Zustände, die politischen Fragen, die Charaktere, die leitenden politischen Maximen, das alles erinnert uns so lebhaft an die Ereignisse, die uns gegenwärtig mit einem fieberhaften Wechsel von Sorge und Hoffnung ergreifen, daß es uns mitunter so scheinen würde, als hätte» dem Verfasser bestimmte Seiten der Gegenwart vorgeschwebt, wenn nicht urkundlich jede einzelne Wendung er¬ härtet wäre. So unheimlich der Eindruck ist, den die Geschichte dieses Zeit¬ raums 1787—95 auf uns macht, so charakteristisch ist sie für unsere gesammte deutsche Entwicklung, so deutlich siud die Aussichten, die sie uns in unsere Zu¬ kunft eröffnet. Die Wahl des Stoffes war also eine sehr glückliche und der Ver¬ fasser hat seine Aufgabe auf eine würdige Weise gelöst. Zunächst ist die wissenschaftliche Strenge zu loben, mit der er in einer schon öfters behandelten Periode sich von den hergebrachten Ueberlieferungen freigemacht hat. Er hat das Glück gehabt, eine große Zahl wichtiger, unbenützter historischer Documente zur Disposition zu haben, namentlich über die Gestaltung des Fürsten- bundes, über deu Reicheubacher Kongreß, über die diplomatischen Versuche während des französischen Krieges und über die polnischen Angelegenheiten von 1793—95. Diese Actenstücke geben nicht nur deu bekannten Ereignissen eine bestimmte Farbe und Physiognomie, sondern sie werfen auch aus die Motive derselben ein neues und überraschendes Licht. Die Methode des Verfassers bei der Benutzung der- Mreuzbotcn, II. >»!ii. AI

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/168>, abgerufen am 22.12.2024.