Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.teressen nicht ausschloß, dem östreichischen und preußischen eben damit anpaßten Es ist das für die hiesige Hauptstadt seit einigen Tagen kein bloßes Ver¬ Die Veränderungen, welche im hiesigen Ministerium vorgegangen, beschrän¬ Es kann nicht fehlen, daß diesen Zeilen die Nachricht von dem am 24. v. Die Veranlassung zu diesem russischen Truppentransport scheint durch die teressen nicht ausschloß, dem östreichischen und preußischen eben damit anpaßten Es ist das für die hiesige Hauptstadt seit einigen Tagen kein bloßes Ver¬ Die Veränderungen, welche im hiesigen Ministerium vorgegangen, beschrän¬ Es kann nicht fehlen, daß diesen Zeilen die Nachricht von dem am 24. v. Die Veranlassung zu diesem russischen Truppentransport scheint durch die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0116" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97896"/> <p xml:id="ID_327" prev="#ID_326"> teressen nicht ausschloß, dem östreichischen und preußischen eben damit anpaßten<lb/> und identificirten.'</p><lb/> <p xml:id="ID_328"> Es ist das für die hiesige Hauptstadt seit einigen Tagen kein bloßes Ver¬<lb/> muthen mehr, sondern bereits zur Thatsache geworden. Wir kennen Oestreichs<lb/> enge Annäherung an die Westmächte durch den Belgrader Courier, der, aus An¬<lb/> laß der wichtigen und freudigen Post, welche er zu überbringen hatte, diesmal<lb/> zwei Tage früher hier eintraf, wie sonst üblich ist. Von Preußen aber hegen wir<lb/> die Zuversicht, daß es um so weniger unsere guten Erwartungen täuschen werde,<lb/> als es sich eine geraume Zeit zum Ueberlegen genommen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_329"> Die Veränderungen, welche im hiesigen Ministerium vorgegangen, beschrän¬<lb/> ken sich auf die Neubesetzung zweier Miuisterstellen, von denen, die eine, des<lb/> Scheit ni Islam von Wichtigkeit ist.. Der Abgetretene wollte sich durchaus nicht<lb/> zur Unterschrcibung der dem Christenthum und seinem Interesse gemachten Zu¬<lb/> geständnisse bequemen; er heißt Ans Efendi, und sein Nachfolger führt denselben<lb/> Namen, welcher zu deutsch weise und fromm zugleich bedeutet. „Hacke mir die<lb/> Hände ab!" — so erzählte mir ein Pascha — hatte er gerufen, „ich will, ich<lb/> darf, ich kann uicht unterschreiben! es ist gegen unsere heilige Religion; wir sind<lb/> keine Muselmanen mehr, wenn wir in das willigen!"</p><lb/> <p xml:id="ID_330"> Es kann nicht fehlen, daß diesen Zeilen die Nachricht von dem am 24. v.<lb/> Mes. erfolgten Auslaufen der Flotten weit vorangegangen sein wird. Sie sind<lb/> in einer Vollzahl in den Pontus cingesegclt, wie dies vordem noch nicht ge¬<lb/> schehen. Nur die beiden französischen Schiffe „Charlemagne" (Schraubenzwei¬<lb/> decker) und Heron verblieben auf dem Ankerplätze von Beikos zurück. Warum<lb/> mau grade ein Dampflinienschiff zur Hut des Bospors zurückgelassen, wo es,<lb/> im Verein mit den Schlössern der Meerenge, immerhin nnr als schwimmende<lb/> Batterie wird wirken können, ist nicht klar ersichtlich. Soviel scheint aber aus<lb/> dem ganzen Arrangement und ans der Richtung, welche die ausgegangene combi-<lb/> nirte Flotte genommen, ersichtlich, daß man es ans eruste Dinge bei dieser Ope¬<lb/> ration abgesehen hat und in dieser Hinsicht ist es möglich, daß. zur Zeit, wo die¬<lb/> ser Brief Ihnen vorliegt, schon eine telegraphische Depesche rücksichtlich der ersten<lb/> scharfen französisch-englischen Schießproben im Euxin in Leipzig angelangt sein<lb/> wird. Möglich, daß die Admiräle Dundas und Hamelin im Sinne haben, die<lb/> russische Flotte, vou der man sagte, daß sie 1ö Segel (Linienschiffe?) stark Seba-<lb/> stopol verlassen habe, um bei Odessa Truppe» für Nedut-Kate einzunehmen, von<lb/> jenem Kriegshafen abzuschneiden gedenken.</p><lb/> <p xml:id="ID_331" next="#ID_332"> Die Veranlassung zu diesem russischen Truppentransport scheint durch die<lb/> Fortschritte der Bergvölker längs der Küste von Georgien gegeben worden zu<lb/> sein. Ein französischer Dampfer, welcher neulich hier eingelaufen, will bei Re-<lb/> dut-Kate gewesen, es brennen gesehen und aus der benachbarten Batterie einen<lb/> Schuß empfangen haben, infolge dessen er näher herangegangen sei, worauf</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0116]
teressen nicht ausschloß, dem östreichischen und preußischen eben damit anpaßten
und identificirten.'
Es ist das für die hiesige Hauptstadt seit einigen Tagen kein bloßes Ver¬
muthen mehr, sondern bereits zur Thatsache geworden. Wir kennen Oestreichs
enge Annäherung an die Westmächte durch den Belgrader Courier, der, aus An¬
laß der wichtigen und freudigen Post, welche er zu überbringen hatte, diesmal
zwei Tage früher hier eintraf, wie sonst üblich ist. Von Preußen aber hegen wir
die Zuversicht, daß es um so weniger unsere guten Erwartungen täuschen werde,
als es sich eine geraume Zeit zum Ueberlegen genommen hat.
Die Veränderungen, welche im hiesigen Ministerium vorgegangen, beschrän¬
ken sich auf die Neubesetzung zweier Miuisterstellen, von denen, die eine, des
Scheit ni Islam von Wichtigkeit ist.. Der Abgetretene wollte sich durchaus nicht
zur Unterschrcibung der dem Christenthum und seinem Interesse gemachten Zu¬
geständnisse bequemen; er heißt Ans Efendi, und sein Nachfolger führt denselben
Namen, welcher zu deutsch weise und fromm zugleich bedeutet. „Hacke mir die
Hände ab!" — so erzählte mir ein Pascha — hatte er gerufen, „ich will, ich
darf, ich kann uicht unterschreiben! es ist gegen unsere heilige Religion; wir sind
keine Muselmanen mehr, wenn wir in das willigen!"
Es kann nicht fehlen, daß diesen Zeilen die Nachricht von dem am 24. v.
Mes. erfolgten Auslaufen der Flotten weit vorangegangen sein wird. Sie sind
in einer Vollzahl in den Pontus cingesegclt, wie dies vordem noch nicht ge¬
schehen. Nur die beiden französischen Schiffe „Charlemagne" (Schraubenzwei¬
decker) und Heron verblieben auf dem Ankerplätze von Beikos zurück. Warum
mau grade ein Dampflinienschiff zur Hut des Bospors zurückgelassen, wo es,
im Verein mit den Schlössern der Meerenge, immerhin nnr als schwimmende
Batterie wird wirken können, ist nicht klar ersichtlich. Soviel scheint aber aus
dem ganzen Arrangement und ans der Richtung, welche die ausgegangene combi-
nirte Flotte genommen, ersichtlich, daß man es ans eruste Dinge bei dieser Ope¬
ration abgesehen hat und in dieser Hinsicht ist es möglich, daß. zur Zeit, wo die¬
ser Brief Ihnen vorliegt, schon eine telegraphische Depesche rücksichtlich der ersten
scharfen französisch-englischen Schießproben im Euxin in Leipzig angelangt sein
wird. Möglich, daß die Admiräle Dundas und Hamelin im Sinne haben, die
russische Flotte, vou der man sagte, daß sie 1ö Segel (Linienschiffe?) stark Seba-
stopol verlassen habe, um bei Odessa Truppe» für Nedut-Kate einzunehmen, von
jenem Kriegshafen abzuschneiden gedenken.
Die Veranlassung zu diesem russischen Truppentransport scheint durch die
Fortschritte der Bergvölker längs der Küste von Georgien gegeben worden zu
sein. Ein französischer Dampfer, welcher neulich hier eingelaufen, will bei Re-
dut-Kate gewesen, es brennen gesehen und aus der benachbarten Batterie einen
Schuß empfangen haben, infolge dessen er näher herangegangen sei, worauf
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