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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.

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mögen, von der Lotterie 8064, von den Posten 26,0-00, voit den Forsten 23,420
und von den Jagden 7606 Thlr.

Nach dem veranschlagten Budget von 1846/46 ergaben die Domänen -1,0-13,369
Thaler, die Steuern 298,062 Thlr., die Zölle 226,240 Thlr., die Regalien 51,737
Thaler, die Verträge Mit den Ständen 48,247 Thlr,, außerordentliche Einkünfte
43,627 Thlr. reinen Ueberschuß der Einnahme; dagegen war für die Civilver¬
waltung 234,996, das großberzogliche Hans 1-16,760, die Hofhaltung 274,768,
für Schuldverzinsung 329,244, für Pensionen und Remunerationen -137,076, für
das Militär 433,-19-1, für Verschiedenes 60,624, für Reserve endlich 26,000 Thlr.
als Neinauögabe augesetzt. Das Budget stand also in Brutto auf 3,203,026 Thlr.
Einnahme und 3,-143,6-13 Thlr. Ausg., oder in Netto -1,681,-172:-1,621,669 Thlr.
und in beiden Darstellungsformen auf 69,613 Thaler Ueberschuß. Aber dieser
äußerlich günstige Abschluß der Staatsfinanzen reicht nicht hin, um eine wirklich
vortheilhafte und haltbare Lage der öffentlichen Wirthschaft zu beweisen. Dazu
bedarf es einer rationellen Ordnung sowol im Bestand der Einnahmen wie im
Bestand der Ausgaben, und vor allen Dingen einer solchen Vertheilung der Lasten
nnter die Pflichtigen, wie sie den rechtlichen und politischen Begriffen der Gegenwart
entspricht. solange die ökonomische Gesetzgebung Mecklenburgs ein wüstes Chaos
von Freiheit ohne Sinn und von Beschränkung ohne Nutzen ist, solange können
die Finanzen dieses übelbewirthschafteten Staats nun und nimmermehr zu einem
Muster von Zusammenhang und Ordnung werden.




Literatur.

Ueber den Naturalismus, seine Macht und seine Widerlegung von Prof. Erd¬
mann. Halle, Pfeffer.

Es begegnet uns bei den Schriften dieses Verfassers sast regelmäßig, daß
.wir in einzelnen Punkten ihm vollkommen beipflichten müssen , während uns an¬
dere nicht nur einen entschiedenen Widerspruch abnöthigen, sondern uns sogar
völlig rathlos darüber lassen, wie wir sie mit dem sonstigen Bildnngskreise des
Verfassers in Einklang bringen sollen. Das geht zuweilen soweit, daß wir uns
nur schwer des Verdachtes erwehren können, eine pikante Wendung sei dem Ver¬
fasser wichtiger gewesen^ als der ruhige und sorgfältig motivirte Ausdruck seiner
wirklichen Ueberzeugung. Wir wollen in Beziehung ans die vorliegende Ab¬
handlung zunächst die Punkte bezeichnen, denen wir beipflichten. 1) Er tadelt
die moderne snvranaturalisrische Theorie, daß sie, um dem Pantheismus, der Ver¬
tiefung des Göttlichen in die endliche Welt, zu entgehen, sich in die absolute
Transscendenz flüchtet, die Natur vollständig leugnet und das Leben Gottes von


mögen, von der Lotterie 8064, von den Posten 26,0-00, voit den Forsten 23,420
und von den Jagden 7606 Thlr.

Nach dem veranschlagten Budget von 1846/46 ergaben die Domänen -1,0-13,369
Thaler, die Steuern 298,062 Thlr., die Zölle 226,240 Thlr., die Regalien 51,737
Thaler, die Verträge Mit den Ständen 48,247 Thlr,, außerordentliche Einkünfte
43,627 Thlr. reinen Ueberschuß der Einnahme; dagegen war für die Civilver¬
waltung 234,996, das großberzogliche Hans 1-16,760, die Hofhaltung 274,768,
für Schuldverzinsung 329,244, für Pensionen und Remunerationen -137,076, für
das Militär 433,-19-1, für Verschiedenes 60,624, für Reserve endlich 26,000 Thlr.
als Neinauögabe augesetzt. Das Budget stand also in Brutto auf 3,203,026 Thlr.
Einnahme und 3,-143,6-13 Thlr. Ausg., oder in Netto -1,681,-172:-1,621,669 Thlr.
und in beiden Darstellungsformen auf 69,613 Thaler Ueberschuß. Aber dieser
äußerlich günstige Abschluß der Staatsfinanzen reicht nicht hin, um eine wirklich
vortheilhafte und haltbare Lage der öffentlichen Wirthschaft zu beweisen. Dazu
bedarf es einer rationellen Ordnung sowol im Bestand der Einnahmen wie im
Bestand der Ausgaben, und vor allen Dingen einer solchen Vertheilung der Lasten
nnter die Pflichtigen, wie sie den rechtlichen und politischen Begriffen der Gegenwart
entspricht. solange die ökonomische Gesetzgebung Mecklenburgs ein wüstes Chaos
von Freiheit ohne Sinn und von Beschränkung ohne Nutzen ist, solange können
die Finanzen dieses übelbewirthschafteten Staats nun und nimmermehr zu einem
Muster von Zusammenhang und Ordnung werden.




Literatur.

Ueber den Naturalismus, seine Macht und seine Widerlegung von Prof. Erd¬
mann. Halle, Pfeffer.

Es begegnet uns bei den Schriften dieses Verfassers sast regelmäßig, daß
.wir in einzelnen Punkten ihm vollkommen beipflichten müssen , während uns an¬
dere nicht nur einen entschiedenen Widerspruch abnöthigen, sondern uns sogar
völlig rathlos darüber lassen, wie wir sie mit dem sonstigen Bildnngskreise des
Verfassers in Einklang bringen sollen. Das geht zuweilen soweit, daß wir uns
nur schwer des Verdachtes erwehren können, eine pikante Wendung sei dem Ver¬
fasser wichtiger gewesen^ als der ruhige und sorgfältig motivirte Ausdruck seiner
wirklichen Ueberzeugung. Wir wollen in Beziehung ans die vorliegende Ab¬
handlung zunächst die Punkte bezeichnen, denen wir beipflichten. 1) Er tadelt
die moderne snvranaturalisrische Theorie, daß sie, um dem Pantheismus, der Ver¬
tiefung des Göttlichen in die endliche Welt, zu entgehen, sich in die absolute
Transscendenz flüchtet, die Natur vollständig leugnet und das Leben Gottes von


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97245/64>, abgerufen am 22.07.2024.