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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.

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Etwas abgeschwächt ist freilich die letzte Zeile gegen das Deutsche:

"Und das Herz des-flüchtigen Thiers hört die stille'Wüste klopfen."

Wir glauben, daß die angeführten Proben ausreichen werden, unser Urtheil
über das Buch als einer sehr interessanten Bereicherung der dahin einschlagenden
Literatur zu begründen.




Neue Schriften über bildende Kunst.
Handbuch der. kirchlichen Kunst-Archäologie des deutschen Mittelalters
von Heinrich Otte, Pastor in Fröhdcn. Dritte umgearbeitete Auflage.
Mit 13 Stahlstichen und über 362 Holzschnitten. Leipzig, T. O. Weigel. 1854. --
Der christliche Kirchenbau, seine Geschichte, Symbolik, Bildnerei nebst.Andeutun¬
gen für Neubauten, von I. Kreuser. 2 Bände. Bonn, Verlag von Henry
und Comp. 18L1. --
Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte von Franz Kugler.
Mit Illustrationen und andern artistischen Beilagen, -l--6. Lieferung. Stutt¬
gart, Verlag von Ebner und seubert. >18S2----
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.Wir haben die beiden erstgenannten Schriften, obgleich die zweite schon ein
paar Jahre alt ist, zusammengestellt, um auf d-en Unterschied einer wissenschaftlichen,
sachgemäßen Darstellung, und eurer leidenschaftlichen, vorurtheilsvoller Apotheose
aufmerksam zu machen. Je wichtiger das genaue Studium der germanischen Kunst
auch für die Fortschritte unsrer eignen künstlerischen Bildung ist, je behutsamer
muß man dabei zu Werke gehe", damit mau nicht die Gesichtspunkte verwirrt und
wieder wie in früheren Zeiten dem Zufälligen zu Liebe das Wesentliche fallen läßt.
So begegnet es namentlich den Vertheidigern der germanischen Baukunst, die i"
dem Kölner Dombauvcrein ihren Mittelpunkt haben und unter denen Herr
Kreuser einer der eifrigsten ist, daß sie zwei verschiedene Gesichtspunkte durch-
einanderwirrcn und dadurch die Wirkung beider aufheben. Ans der einen Seite
preisen sie die innere Vortrefflichkeit der mittelalterlichen Kunst, auf der andern
die Segnungen des Katholicismus. Nun fällt aber beides keineswegs zusammen,
es widerspricht sich vielmehr recht häufig. So findet Herr Kreuser gar nicht Aus¬
drücke, die stark genug wären, seinen Abscheu gegen die Bildungsform des Zeitalters
Leo X. auszusprechen, welches in der Literatur wie in der Kunst den Ueberlieferun¬
gen der christlich-germanischen Bildung sich entriß und durch Wiederaufnahme der grie¬
chischen Ideale die christliche Kunst entheiligte. Wie dem nnn sei, jedenfalls war es
nicht der Protestantismus, ans dem diese neue Richtung hervorging, im Gegentheil
sträubte sich lange der deutsche Geist, der sich ebeu in der religiösen Form des Prote¬
stantismus gegen Rom empörte, auch gegen die Neuerungen in der Kunst und hielt


Etwas abgeschwächt ist freilich die letzte Zeile gegen das Deutsche:

„Und das Herz des-flüchtigen Thiers hört die stille'Wüste klopfen."

Wir glauben, daß die angeführten Proben ausreichen werden, unser Urtheil
über das Buch als einer sehr interessanten Bereicherung der dahin einschlagenden
Literatur zu begründen.




Neue Schriften über bildende Kunst.
Handbuch der. kirchlichen Kunst-Archäologie des deutschen Mittelalters
von Heinrich Otte, Pastor in Fröhdcn. Dritte umgearbeitete Auflage.
Mit 13 Stahlstichen und über 362 Holzschnitten. Leipzig, T. O. Weigel. 1854. --
Der christliche Kirchenbau, seine Geschichte, Symbolik, Bildnerei nebst.Andeutun¬
gen für Neubauten, von I. Kreuser. 2 Bände. Bonn, Verlag von Henry
und Comp. 18L1. —
Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte von Franz Kugler.
Mit Illustrationen und andern artistischen Beilagen, -l—6. Lieferung. Stutt¬
gart, Verlag von Ebner und seubert. >18S2——
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.Wir haben die beiden erstgenannten Schriften, obgleich die zweite schon ein
paar Jahre alt ist, zusammengestellt, um auf d-en Unterschied einer wissenschaftlichen,
sachgemäßen Darstellung, und eurer leidenschaftlichen, vorurtheilsvoller Apotheose
aufmerksam zu machen. Je wichtiger das genaue Studium der germanischen Kunst
auch für die Fortschritte unsrer eignen künstlerischen Bildung ist, je behutsamer
muß man dabei zu Werke gehe», damit mau nicht die Gesichtspunkte verwirrt und
wieder wie in früheren Zeiten dem Zufälligen zu Liebe das Wesentliche fallen läßt.
So begegnet es namentlich den Vertheidigern der germanischen Baukunst, die i»
dem Kölner Dombauvcrein ihren Mittelpunkt haben und unter denen Herr
Kreuser einer der eifrigsten ist, daß sie zwei verschiedene Gesichtspunkte durch-
einanderwirrcn und dadurch die Wirkung beider aufheben. Ans der einen Seite
preisen sie die innere Vortrefflichkeit der mittelalterlichen Kunst, auf der andern
die Segnungen des Katholicismus. Nun fällt aber beides keineswegs zusammen,
es widerspricht sich vielmehr recht häufig. So findet Herr Kreuser gar nicht Aus¬
drücke, die stark genug wären, seinen Abscheu gegen die Bildungsform des Zeitalters
Leo X. auszusprechen, welches in der Literatur wie in der Kunst den Ueberlieferun¬
gen der christlich-germanischen Bildung sich entriß und durch Wiederaufnahme der grie¬
chischen Ideale die christliche Kunst entheiligte. Wie dem nnn sei, jedenfalls war es
nicht der Protestantismus, ans dem diese neue Richtung hervorging, im Gegentheil
sträubte sich lange der deutsche Geist, der sich ebeu in der religiösen Form des Prote¬
stantismus gegen Rom empörte, auch gegen die Neuerungen in der Kunst und hielt


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97245/464>, abgerufen am 22.07.2024.