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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.

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derlandc" sprichwörtlich sind, werden dann die niederländischen Capitalien zu pro-
ductiven Unternehmungen in Deutschland, den Niederlanden und den Kolonien
in Bewegung setzen, und beide Länder werden gefunden haben, was ihnen ge¬
genwärtig fehlt: Deutschland Capitalien und ein großes Arbeitsfeld; die Nieder¬
lande Schutz, Arbeiter und productive Sclbstverwcndung ihres Reichthums. --

Dann auch erst werde" die untern Stände in den Niederlanden bei dem
frischen Lebenshauch des prodnctiv-circulirenden Capitals ausathmen; die Nieder¬
länder werden wieder ganz audere Kaufleute, Rheder und Schiffer werden, als
sie jetzt sind, und das Budget wird bald so verringert werden können, daß auch
das jetzige Steuersystem leicht geändert werden kann.

Die Niederlande können weder an Frankreich, noch an England je aufrich¬
tige Freunde finden, wol aber an Deutschland, da die beiderseitigen In¬
teressen die Freundschaft gebieten; Deutschland 'hat jetzt hoffentlich mit seiner
Zvlleinignng auch eine weitsichtige und einige Handelspolitik erhalten; sie muß
sich zuerst nach den Niederlanden wenden und fordern, was ein so bedeutender
Cvnsument von dem Producenten fordern darf, nämlich zu den bevorrechtigtsten
Nationen in den Kolonien zu gehören. Freilich wird Deutschland alle seine zu¬
künftigen Rechte in Ostindien mit den Engländern theilen müssen, welche im
Tractate von 182i sich darin sicher-gestellt haben; aber besser theilen, als n,indes
erhalten!

Ueber die nächsten Mittel dazu werde" wir uns nächstens aussprechen.

Mögen diese Zeilen etwas zur Erregung der Aufmerksamkeit auf die
Stellung der Niederlande zu Deutschland beitrage", und ihr Zweck ist erreicht.




i.

Nur kurze Ausläufer mese"det die hohe Alpenkette nach Norden herab; die
Berge hören plötzlich auf und wir stehen auf der großen bairisch-schwäbischen Hoch¬
ebene. Dann bleibt das Laud bis zur Donau flach wie ein ausgebreiteter Fächer,
in welchen: Iller, Lech, Jsar und Jnn mit einer Menge von Nebenflüssen und
Bächen ein buntes Geäder bilden. Während die Quellen der genannte" Haupt¬
ströme i" den Alpe" nur wenige Meilen voneinander entfcriit liege", laufe" ihre
Mündungen, gegen vierzig auseinander und die Donau bildet, um de" Vergleich
zu vervollständigen, den Kreisbogen des Fächers, sollten auch weder Bogen noch
Abtheilungen allznregclmäßig ausgefallen sein.

Auf der Hochebene liegen zahlreiche Seen und Weiher zerstreut, so daß sich
für die Hüninger Fischzucht die beste Gelegenheit bieten wird und würden vollends


derlandc» sprichwörtlich sind, werden dann die niederländischen Capitalien zu pro-
ductiven Unternehmungen in Deutschland, den Niederlanden und den Kolonien
in Bewegung setzen, und beide Länder werden gefunden haben, was ihnen ge¬
genwärtig fehlt: Deutschland Capitalien und ein großes Arbeitsfeld; die Nieder¬
lande Schutz, Arbeiter und productive Sclbstverwcndung ihres Reichthums. —

Dann auch erst werde» die untern Stände in den Niederlanden bei dem
frischen Lebenshauch des prodnctiv-circulirenden Capitals ausathmen; die Nieder¬
länder werden wieder ganz audere Kaufleute, Rheder und Schiffer werden, als
sie jetzt sind, und das Budget wird bald so verringert werden können, daß auch
das jetzige Steuersystem leicht geändert werden kann.

Die Niederlande können weder an Frankreich, noch an England je aufrich¬
tige Freunde finden, wol aber an Deutschland, da die beiderseitigen In¬
teressen die Freundschaft gebieten; Deutschland 'hat jetzt hoffentlich mit seiner
Zvlleinignng auch eine weitsichtige und einige Handelspolitik erhalten; sie muß
sich zuerst nach den Niederlanden wenden und fordern, was ein so bedeutender
Cvnsument von dem Producenten fordern darf, nämlich zu den bevorrechtigtsten
Nationen in den Kolonien zu gehören. Freilich wird Deutschland alle seine zu¬
künftigen Rechte in Ostindien mit den Engländern theilen müssen, welche im
Tractate von 182i sich darin sicher-gestellt haben; aber besser theilen, als n,indes
erhalten!

Ueber die nächsten Mittel dazu werde» wir uns nächstens aussprechen.

Mögen diese Zeilen etwas zur Erregung der Aufmerksamkeit auf die
Stellung der Niederlande zu Deutschland beitrage», und ihr Zweck ist erreicht.




i.

Nur kurze Ausläufer mese»det die hohe Alpenkette nach Norden herab; die
Berge hören plötzlich auf und wir stehen auf der großen bairisch-schwäbischen Hoch¬
ebene. Dann bleibt das Laud bis zur Donau flach wie ein ausgebreiteter Fächer,
in welchen: Iller, Lech, Jsar und Jnn mit einer Menge von Nebenflüssen und
Bächen ein buntes Geäder bilden. Während die Quellen der genannte» Haupt¬
ströme i» den Alpe» nur wenige Meilen voneinander entfcriit liege», laufe» ihre
Mündungen, gegen vierzig auseinander und die Donau bildet, um de» Vergleich
zu vervollständigen, den Kreisbogen des Fächers, sollten auch weder Bogen noch
Abtheilungen allznregclmäßig ausgefallen sein.

Auf der Hochebene liegen zahlreiche Seen und Weiher zerstreut, so daß sich
für die Hüninger Fischzucht die beste Gelegenheit bieten wird und würden vollends


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[0426] derlandc» sprichwörtlich sind, werden dann die niederländischen Capitalien zu pro- ductiven Unternehmungen in Deutschland, den Niederlanden und den Kolonien in Bewegung setzen, und beide Länder werden gefunden haben, was ihnen ge¬ genwärtig fehlt: Deutschland Capitalien und ein großes Arbeitsfeld; die Nieder¬ lande Schutz, Arbeiter und productive Sclbstverwcndung ihres Reichthums. — Dann auch erst werde» die untern Stände in den Niederlanden bei dem frischen Lebenshauch des prodnctiv-circulirenden Capitals ausathmen; die Nieder¬ länder werden wieder ganz audere Kaufleute, Rheder und Schiffer werden, als sie jetzt sind, und das Budget wird bald so verringert werden können, daß auch das jetzige Steuersystem leicht geändert werden kann. Die Niederlande können weder an Frankreich, noch an England je aufrich¬ tige Freunde finden, wol aber an Deutschland, da die beiderseitigen In¬ teressen die Freundschaft gebieten; Deutschland 'hat jetzt hoffentlich mit seiner Zvlleinignng auch eine weitsichtige und einige Handelspolitik erhalten; sie muß sich zuerst nach den Niederlanden wenden und fordern, was ein so bedeutender Cvnsument von dem Producenten fordern darf, nämlich zu den bevorrechtigtsten Nationen in den Kolonien zu gehören. Freilich wird Deutschland alle seine zu¬ künftigen Rechte in Ostindien mit den Engländern theilen müssen, welche im Tractate von 182i sich darin sicher-gestellt haben; aber besser theilen, als n,indes erhalten! Ueber die nächsten Mittel dazu werde» wir uns nächstens aussprechen. Mögen diese Zeilen etwas zur Erregung der Aufmerksamkeit auf die Stellung der Niederlande zu Deutschland beitrage», und ihr Zweck ist erreicht. i. Nur kurze Ausläufer mese»det die hohe Alpenkette nach Norden herab; die Berge hören plötzlich auf und wir stehen auf der großen bairisch-schwäbischen Hoch¬ ebene. Dann bleibt das Laud bis zur Donau flach wie ein ausgebreiteter Fächer, in welchen: Iller, Lech, Jsar und Jnn mit einer Menge von Nebenflüssen und Bächen ein buntes Geäder bilden. Während die Quellen der genannte» Haupt¬ ströme i» den Alpe» nur wenige Meilen voneinander entfcriit liege», laufe» ihre Mündungen, gegen vierzig auseinander und die Donau bildet, um de» Vergleich zu vervollständigen, den Kreisbogen des Fächers, sollten auch weder Bogen noch Abtheilungen allznregclmäßig ausgefallen sein. Auf der Hochebene liegen zahlreiche Seen und Weiher zerstreut, so daß sich für die Hüninger Fischzucht die beste Gelegenheit bieten wird und würden vollends

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97245/426>, abgerufen am 22.07.2024.