Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.geschlagen, und selbst in dieser unglücklichen Affaire konnte man sehen, wieviel Soweit dies Tagebuch des Geueralstabsofsiziers. Wir glauben, man wird Schweizer Neujahr. Eine Grenz botschaft. Das neue Jahr ist gekommen, der Departcmentswechsel im Bundesrathe hat geschlagen, und selbst in dieser unglücklichen Affaire konnte man sehen, wieviel Soweit dies Tagebuch des Geueralstabsofsiziers. Wir glauben, man wird Schweizer Neujahr. Eine Grenz botschaft. Das neue Jahr ist gekommen, der Departcmentswechsel im Bundesrathe hat <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0222" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97468"/> <p xml:id="ID_572" prev="#ID_571"> geschlagen, und selbst in dieser unglücklichen Affaire konnte man sehen, wieviel<lb/> Zeug zu guten Soldaten in unsern Leuten steckt. Aber die Unordnung in dem<lb/> Hauptquartiere, die Verwirrung unter den einzelnen Corps, diese Menge wider¬<lb/> sprechender Befehle, Nichtbefolgen der Befehle des commandirenden Generals,<lb/> dies Mißverstehen der Commandos, der Signale, das Verkennen von Freund<lb/> und Feind, diese Eifersüchteleien und groben Ungeschicklichkeiten auch bei höheren<lb/> Officieren und sogar Mangel an Munition bei einzelnen Contingenten schon im<lb/> Anfange des Treffens, das hatte uns ruinirt. Es ist zum Verzweifeln! Die<lb/> Ordnung in diesem buntscheckige», zusammengewürfelten Heer wiederherzustellen,<lb/> scheint mir unmöglich. ES gibt nur eine Rettung für uns: einige Monate Zeit<lb/> und eine radicale, despotische Macht, welche alles Alte über den Haufen wirft,<lb/> Monturen, Waffen, Hornisten und Commandos, und vor allem den Generalstab<lb/> und die ganze chaotische Masse nach einem System von Grund aus neu<lb/> organisirt. Wo ist die starke militärische Kraft, die das für uns nud zum Heil<lb/> unsres Vaterlandes thut?</p><lb/> <p xml:id="ID_573"> Soweit dies Tagebuch des Geueralstabsofsiziers. Wir glauben, man wird<lb/> aus der Lectüre desselben die gute Absicht des Schreibers erkennen. Möge man<lb/> bessern, bevor es zu spät ist; es will uns dünken, daß wir von der letzten<lb/> Stunde, in der die langen Versäumnisse nicht nachgeholt werden können, nicht<lb/> mehr allzuweit entfernt find.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Schweizer Neujahr.<lb/> Eine Grenz botschaft.</head><lb/> <p xml:id="ID_574" next="#ID_575"> Das neue Jahr ist gekommen, der Departcmentswechsel im Bundesrathe hat<lb/> stattgefunden, die Stände- »ut Nationalräthe sind vollzählig zur Session versammelt,<lb/> und wenn das Thauwetter ernsthaft bleibt, können wol auch die Tuunelarbeiten gen<lb/> Haucrstein wieder beginnen, deren Vollendung dereinst vielleicht grade mit der des<lb/> Buudesrathhauses zusammenfällt. Der Bundespalast ist schon weit vorgerückt und das<lb/> soeben von der Weberschen Jllustrirten Zeitung gelieferte Bild ist soweit richtig, daß<lb/> wir uns eine Beschreibung ersparen können. Wer nur die Nachrichten deutscher<lb/> Blätter über die Schweiz liest, und namentlich die systematisch anschwärzenden<lb/> Korrespondenzen der Augsburger Allgemeinen, mag freilich den Kopf bedenklich<lb/> zu dem Prachtbau schütteln und meinen, es werde schließlich das Ceutralorgan<lb/> fehlen, um ihm seine rechte Bestimmung zu geben. Auch wer manche Schweizer<lb/> Blätter zu Hilfe nimmt, von denen, sich grade die giftigsten am eifrigsten nach</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0222]
geschlagen, und selbst in dieser unglücklichen Affaire konnte man sehen, wieviel
Zeug zu guten Soldaten in unsern Leuten steckt. Aber die Unordnung in dem
Hauptquartiere, die Verwirrung unter den einzelnen Corps, diese Menge wider¬
sprechender Befehle, Nichtbefolgen der Befehle des commandirenden Generals,
dies Mißverstehen der Commandos, der Signale, das Verkennen von Freund
und Feind, diese Eifersüchteleien und groben Ungeschicklichkeiten auch bei höheren
Officieren und sogar Mangel an Munition bei einzelnen Contingenten schon im
Anfange des Treffens, das hatte uns ruinirt. Es ist zum Verzweifeln! Die
Ordnung in diesem buntscheckige», zusammengewürfelten Heer wiederherzustellen,
scheint mir unmöglich. ES gibt nur eine Rettung für uns: einige Monate Zeit
und eine radicale, despotische Macht, welche alles Alte über den Haufen wirft,
Monturen, Waffen, Hornisten und Commandos, und vor allem den Generalstab
und die ganze chaotische Masse nach einem System von Grund aus neu
organisirt. Wo ist die starke militärische Kraft, die das für uns nud zum Heil
unsres Vaterlandes thut?
Soweit dies Tagebuch des Geueralstabsofsiziers. Wir glauben, man wird
aus der Lectüre desselben die gute Absicht des Schreibers erkennen. Möge man
bessern, bevor es zu spät ist; es will uns dünken, daß wir von der letzten
Stunde, in der die langen Versäumnisse nicht nachgeholt werden können, nicht
mehr allzuweit entfernt find.
Schweizer Neujahr.
Eine Grenz botschaft.
Das neue Jahr ist gekommen, der Departcmentswechsel im Bundesrathe hat
stattgefunden, die Stände- »ut Nationalräthe sind vollzählig zur Session versammelt,
und wenn das Thauwetter ernsthaft bleibt, können wol auch die Tuunelarbeiten gen
Haucrstein wieder beginnen, deren Vollendung dereinst vielleicht grade mit der des
Buudesrathhauses zusammenfällt. Der Bundespalast ist schon weit vorgerückt und das
soeben von der Weberschen Jllustrirten Zeitung gelieferte Bild ist soweit richtig, daß
wir uns eine Beschreibung ersparen können. Wer nur die Nachrichten deutscher
Blätter über die Schweiz liest, und namentlich die systematisch anschwärzenden
Korrespondenzen der Augsburger Allgemeinen, mag freilich den Kopf bedenklich
zu dem Prachtbau schütteln und meinen, es werde schließlich das Ceutralorgan
fehlen, um ihm seine rechte Bestimmung zu geben. Auch wer manche Schweizer
Blätter zu Hilfe nimmt, von denen, sich grade die giftigsten am eifrigsten nach
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