Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.das seltsame Verhältniß ein, daß das Braminenthum sich bis zu einem gewissen Das Verdienst, diese Gliederung der indischen Geschichte, soweit es thunlich Wenden wir uns nun zu dem zweiten Theil dieses Bandes, so finden wir das seltsame Verhältniß ein, daß das Braminenthum sich bis zu einem gewissen Das Verdienst, diese Gliederung der indischen Geschichte, soweit es thunlich Wenden wir uns nun zu dem zweiten Theil dieses Bandes, so finden wir <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0184" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97430"/> <p xml:id="ID_467" prev="#ID_466"> das seltsame Verhältniß ein, daß das Braminenthum sich bis zu einem gewissen<lb/> Grade nach den Ideen des Buddhaismus reformirt und so den neuen religiösen<lb/> Strom des Geistes in das alte Bette leitet. In diesem schwankenden Zustand<lb/> zwischen zwei verschiedenen religiösen Principien finden wir Indien zur Zeit<lb/> Alexanders und der Seleuciden. ' Die nationale Erhebung, die sehr bald sich<lb/> gegen diese fremde Eroberung empörte, ging dann vom B'nddhaismns aus.</p><lb/> <p xml:id="ID_468"> Das Verdienst, diese Gliederung der indischen Geschichte, soweit es thunlich<lb/> ist, stxirt zu haben, kommt vorzugsweise. Lassen zu. Herr Duncker hat sich vor¬<lb/> zugsweise die Aufgabe gestellt, durch eine seine und sorgfältige Verarbeitung des<lb/> unendlichen Materials in dieser gegliederten Form ein lebendiges und colorirtes<lb/> Bild hervorzubringen. Die Gesetzbücher, die epischen Gedichte, die Denkmäler,<lb/> unsere eigene Naturanschauung werden in bunter Fülle durcheinander angewendet,<lb/> um das an sich sehr trockene Schema jener Entwickelung zu belebe». Zum<lb/> großen Theil ist ihm diese Aufgabe vollständig gelungen und einzelne Abschnitte<lb/> der Darstellung sind sogar sehr schön.. Hin und wieder würden wir einiges un¬<lb/> verarbeitete Material fortwünschen, um die Uebersicht zu erleichtern, da an Voll¬<lb/> ständigkeit hier dock nicht zu denken war. Namentlich in den Namen würden<lb/> wir eine größere Mäßigung gewünscht haben, da das Interesse der etymologischen<lb/> Forschungen, das sich daranknüpft, hier ganz wegfällt. Was das Letztere betrifft,<lb/> so geben wir dem Verfasser vollkommen recht, daß er es verschmäht hat, sich<lb/> auf ein Feld zu begeben, in welchem doch ein historischer Abschluß nicht<lb/> möglich war.</p><lb/> <p xml:id="ID_469" next="#ID_470"> Wenden wir uns nun zu dem zweiten Theil dieses Bandes, so finden wir<lb/> Uebelstände wieder anderer Art, nicht mehr eine so große Ueberfülle des Materials,<lb/> dagegen eine fast nnübermiudliche Schwierigkeit, das Ursprüngliche und Eigen¬<lb/> thümliche aus den unendlichen Verwandlungen, welche die Zeit herübergebracht<lb/> Hai-, wieder heraus zu erkennen. Ueber Indien brachten die Griechen sehr<lb/> wenig, wenigstens nichts, was uns in Bezug auf die indische Quellenforschung<lb/> verwirren könnte; die Quellen selbst sind in ihrer ursprünglichen Form erhalten.<lb/> Die hochasiatische Völkergruppe dagegen ist in sehr häufige Beziehung zu Griechen-<lb/> land getreten, sie ist außerdem noch in deu jüdischen Quellen dargestellt und die<lb/> Denkmale sind wenigstens zum Theil historischer Natur, d. h. sie lassen chronolo¬<lb/> gische Bestimmtheit zu. So ist einerseits die historische Aufgabe eine strengere,<lb/> sie erheischt eine bestimmtere Form, auf der andern Seite fehlt aber wieder das¬<lb/> jenige, was der Schilderung der indischen Zustände ein so reiches Leben gibt,<lb/> die nationale Poesie in ihrer ungetrübten Form. . Die persischen Sagen haben<lb/> eine unendliche Reihe von Metamorphosen durchgemacht, ehe sie in der Literatur<lb/> fixirt wurden und hier nun dasjenige herauszufinden, was in Beziehung auf den<lb/> Stoff, wie auf das sittliche Princip der historischen Ueberlieferung angehört, ist<lb/> eine Aufgabe, die sich vollständig gar nicht realistren läßt. Und so macht denn</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0184]
das seltsame Verhältniß ein, daß das Braminenthum sich bis zu einem gewissen
Grade nach den Ideen des Buddhaismus reformirt und so den neuen religiösen
Strom des Geistes in das alte Bette leitet. In diesem schwankenden Zustand
zwischen zwei verschiedenen religiösen Principien finden wir Indien zur Zeit
Alexanders und der Seleuciden. ' Die nationale Erhebung, die sehr bald sich
gegen diese fremde Eroberung empörte, ging dann vom B'nddhaismns aus.
Das Verdienst, diese Gliederung der indischen Geschichte, soweit es thunlich
ist, stxirt zu haben, kommt vorzugsweise. Lassen zu. Herr Duncker hat sich vor¬
zugsweise die Aufgabe gestellt, durch eine seine und sorgfältige Verarbeitung des
unendlichen Materials in dieser gegliederten Form ein lebendiges und colorirtes
Bild hervorzubringen. Die Gesetzbücher, die epischen Gedichte, die Denkmäler,
unsere eigene Naturanschauung werden in bunter Fülle durcheinander angewendet,
um das an sich sehr trockene Schema jener Entwickelung zu belebe». Zum
großen Theil ist ihm diese Aufgabe vollständig gelungen und einzelne Abschnitte
der Darstellung sind sogar sehr schön.. Hin und wieder würden wir einiges un¬
verarbeitete Material fortwünschen, um die Uebersicht zu erleichtern, da an Voll¬
ständigkeit hier dock nicht zu denken war. Namentlich in den Namen würden
wir eine größere Mäßigung gewünscht haben, da das Interesse der etymologischen
Forschungen, das sich daranknüpft, hier ganz wegfällt. Was das Letztere betrifft,
so geben wir dem Verfasser vollkommen recht, daß er es verschmäht hat, sich
auf ein Feld zu begeben, in welchem doch ein historischer Abschluß nicht
möglich war.
Wenden wir uns nun zu dem zweiten Theil dieses Bandes, so finden wir
Uebelstände wieder anderer Art, nicht mehr eine so große Ueberfülle des Materials,
dagegen eine fast nnübermiudliche Schwierigkeit, das Ursprüngliche und Eigen¬
thümliche aus den unendlichen Verwandlungen, welche die Zeit herübergebracht
Hai-, wieder heraus zu erkennen. Ueber Indien brachten die Griechen sehr
wenig, wenigstens nichts, was uns in Bezug auf die indische Quellenforschung
verwirren könnte; die Quellen selbst sind in ihrer ursprünglichen Form erhalten.
Die hochasiatische Völkergruppe dagegen ist in sehr häufige Beziehung zu Griechen-
land getreten, sie ist außerdem noch in deu jüdischen Quellen dargestellt und die
Denkmale sind wenigstens zum Theil historischer Natur, d. h. sie lassen chronolo¬
gische Bestimmtheit zu. So ist einerseits die historische Aufgabe eine strengere,
sie erheischt eine bestimmtere Form, auf der andern Seite fehlt aber wieder das¬
jenige, was der Schilderung der indischen Zustände ein so reiches Leben gibt,
die nationale Poesie in ihrer ungetrübten Form. . Die persischen Sagen haben
eine unendliche Reihe von Metamorphosen durchgemacht, ehe sie in der Literatur
fixirt wurden und hier nun dasjenige herauszufinden, was in Beziehung auf den
Stoff, wie auf das sittliche Princip der historischen Ueberlieferung angehört, ist
eine Aufgabe, die sich vollständig gar nicht realistren läßt. Und so macht denn
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