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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.

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Es bleibt uns mir noch übrig, die Versuche zu erwähnen, die man nach
Sir James Roß Rückkehr zur Entdeckung, der Vermißten von Osten her gemacht
hat. Sechs verschiedene Expeditionen, darunter eine von den Vereinigten Staaten
ausgerüstete, und eine auf Kosten der Lady Franklin, sind nacheinander abge¬
gangen, haben aber keine Nachricht zurückgebracht. I" geographischer Hinsicht
sind ihre Entdeckungen nicht unbedeutend gewesen. Capitän Penny hat offenes
Meer im Norden vom Wellingtonkanal entdeckt; Mr. Kennedy und Lieutenant
Bellot vom "Prince Albert" haben die schmale Meerenge, die North Somerset von
Boothia trennt, untersucht, und dadurch, sowie durch eine Expedition quer über
Prinz Walesland eine Verbindung zu Wasser von der Barrowstraße nach Westen
dnrch eine" Kanal südlich, von Cap Walker fast so gut wie festgestellt. Die Ka¬
pitäne Austin und Ommaney haben das Meer westlich von Prinz Walesland, in
der Melviilestraße, und den Jonessnnd durchforscht.

Die letzte Hoffnung, etwas von Sir John Franklin zu erfahren, beruht auf
-den Expeditionen Sir E. Belcherö, Kellets und Pnllens, die von der Baffinsbai
aus nach Westen, und auf der Colliusons und MClures, die seit 18S0 von der
Beringsstraße ans nach Osten vorgedrungen sind, und die erst vor wenigen
Woche" Nachricht vou sich gegeben haben. Die Enterprise unter Collinson, und
der Jnvestigator uuter M'Clure gingen in Gesellschaft unter Segel, kamen aber
bald auseinander. Collinson erreichte am 13. Aug. 1850 Waiuwright Inlet,
wurde aber vom Eise von weiterem Vordringen abgehalten, - und mußte uach
Point Hope zurückkehren. Nach amerikanischen Zeitungsnachrichten ist er Ende
1832 von amerikanischen Wallftschfahrern gesehen worden. Den Juvcstigator
unter M'Clure hielt man lange Zeit für verloren, denn zur letzten Male hatte
ihn am 31. Juli 1830 der Herald in der Beringsstraße, westwärts steuernd,
gesehen. Durch Capitän Kellet habe", wir jetzt die Nachricht, daß der Juvcstigator,
nachdem er im August 1830 Point Barrow umfahren, und dnrch dicke Nebel
und widrige Winde im Colville River aufgehalten, endlich die Mündung des
Mackenzie und Cap Bathurst erreichte. Beim Cap Parry sah M'Clure offenes
Wasser vor sich, und versuchte nach Banksland zu gelangen, fand aber unterwegs eine
große Insel, die er die Baringinsel nannte. Durch eine Meerenge zwischen dieser Insel
und einer Küste, Prinz Alberts Land, hinanfsegelnd, erreichte er den 73. Breite-
grad, als ihm das Eis den Weiterweg versperrte. Er überwinterte unter 72"
30' n. B. 117" 55' w. L. unweit der von ihm entdeckten Princess-Royal-Jnseln,
in der Prinz von Waleöstraße. Im Juli des nächsten Jahres versuchte M'Clure
nördlich uach der Melvilleinsel vorzudringen, aber das Eis versperrte unter 73"
35' n. B. vollständig den Weg. Ebensowenig gelang es ihm, um die Südküste der
Baringinsel herum nach der Barrowstraße vorzudringen, die uur noch 23 Meilen ent¬
fernt war. Eine Landexpedition drang dagegen bis zum Winterhafen vor, und stellte
d"s Vorhandensein einer Nordwestpassage fest, die allerdings uur in der günstigsten


Grenzl'man, I, > 22

Es bleibt uns mir noch übrig, die Versuche zu erwähnen, die man nach
Sir James Roß Rückkehr zur Entdeckung, der Vermißten von Osten her gemacht
hat. Sechs verschiedene Expeditionen, darunter eine von den Vereinigten Staaten
ausgerüstete, und eine auf Kosten der Lady Franklin, sind nacheinander abge¬
gangen, haben aber keine Nachricht zurückgebracht. I» geographischer Hinsicht
sind ihre Entdeckungen nicht unbedeutend gewesen. Capitän Penny hat offenes
Meer im Norden vom Wellingtonkanal entdeckt; Mr. Kennedy und Lieutenant
Bellot vom „Prince Albert" haben die schmale Meerenge, die North Somerset von
Boothia trennt, untersucht, und dadurch, sowie durch eine Expedition quer über
Prinz Walesland eine Verbindung zu Wasser von der Barrowstraße nach Westen
dnrch eine» Kanal südlich, von Cap Walker fast so gut wie festgestellt. Die Ka¬
pitäne Austin und Ommaney haben das Meer westlich von Prinz Walesland, in
der Melviilestraße, und den Jonessnnd durchforscht.

Die letzte Hoffnung, etwas von Sir John Franklin zu erfahren, beruht auf
-den Expeditionen Sir E. Belcherö, Kellets und Pnllens, die von der Baffinsbai
aus nach Westen, und auf der Colliusons und MClures, die seit 18S0 von der
Beringsstraße ans nach Osten vorgedrungen sind, und die erst vor wenigen
Woche» Nachricht vou sich gegeben haben. Die Enterprise unter Collinson, und
der Jnvestigator uuter M'Clure gingen in Gesellschaft unter Segel, kamen aber
bald auseinander. Collinson erreichte am 13. Aug. 1850 Waiuwright Inlet,
wurde aber vom Eise von weiterem Vordringen abgehalten, - und mußte uach
Point Hope zurückkehren. Nach amerikanischen Zeitungsnachrichten ist er Ende
1832 von amerikanischen Wallftschfahrern gesehen worden. Den Juvcstigator
unter M'Clure hielt man lange Zeit für verloren, denn zur letzten Male hatte
ihn am 31. Juli 1830 der Herald in der Beringsstraße, westwärts steuernd,
gesehen. Durch Capitän Kellet habe», wir jetzt die Nachricht, daß der Juvcstigator,
nachdem er im August 1830 Point Barrow umfahren, und dnrch dicke Nebel
und widrige Winde im Colville River aufgehalten, endlich die Mündung des
Mackenzie und Cap Bathurst erreichte. Beim Cap Parry sah M'Clure offenes
Wasser vor sich, und versuchte nach Banksland zu gelangen, fand aber unterwegs eine
große Insel, die er die Baringinsel nannte. Durch eine Meerenge zwischen dieser Insel
und einer Küste, Prinz Alberts Land, hinanfsegelnd, erreichte er den 73. Breite-
grad, als ihm das Eis den Weiterweg versperrte. Er überwinterte unter 72»
30' n. B. 117" 55' w. L. unweit der von ihm entdeckten Princess-Royal-Jnseln,
in der Prinz von Waleöstraße. Im Juli des nächsten Jahres versuchte M'Clure
nördlich uach der Melvilleinsel vorzudringen, aber das Eis versperrte unter 73»
35' n. B. vollständig den Weg. Ebensowenig gelang es ihm, um die Südküste der
Baringinsel herum nach der Barrowstraße vorzudringen, die uur noch 23 Meilen ent¬
fernt war. Eine Landexpedition drang dagegen bis zum Winterhafen vor, und stellte
d»s Vorhandensein einer Nordwestpassage fest, die allerdings uur in der günstigsten


Grenzl'man, I, > 22
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[0177] Es bleibt uns mir noch übrig, die Versuche zu erwähnen, die man nach Sir James Roß Rückkehr zur Entdeckung, der Vermißten von Osten her gemacht hat. Sechs verschiedene Expeditionen, darunter eine von den Vereinigten Staaten ausgerüstete, und eine auf Kosten der Lady Franklin, sind nacheinander abge¬ gangen, haben aber keine Nachricht zurückgebracht. I» geographischer Hinsicht sind ihre Entdeckungen nicht unbedeutend gewesen. Capitän Penny hat offenes Meer im Norden vom Wellingtonkanal entdeckt; Mr. Kennedy und Lieutenant Bellot vom „Prince Albert" haben die schmale Meerenge, die North Somerset von Boothia trennt, untersucht, und dadurch, sowie durch eine Expedition quer über Prinz Walesland eine Verbindung zu Wasser von der Barrowstraße nach Westen dnrch eine» Kanal südlich, von Cap Walker fast so gut wie festgestellt. Die Ka¬ pitäne Austin und Ommaney haben das Meer westlich von Prinz Walesland, in der Melviilestraße, und den Jonessnnd durchforscht. Die letzte Hoffnung, etwas von Sir John Franklin zu erfahren, beruht auf -den Expeditionen Sir E. Belcherö, Kellets und Pnllens, die von der Baffinsbai aus nach Westen, und auf der Colliusons und MClures, die seit 18S0 von der Beringsstraße ans nach Osten vorgedrungen sind, und die erst vor wenigen Woche» Nachricht vou sich gegeben haben. Die Enterprise unter Collinson, und der Jnvestigator uuter M'Clure gingen in Gesellschaft unter Segel, kamen aber bald auseinander. Collinson erreichte am 13. Aug. 1850 Waiuwright Inlet, wurde aber vom Eise von weiterem Vordringen abgehalten, - und mußte uach Point Hope zurückkehren. Nach amerikanischen Zeitungsnachrichten ist er Ende 1832 von amerikanischen Wallftschfahrern gesehen worden. Den Juvcstigator unter M'Clure hielt man lange Zeit für verloren, denn zur letzten Male hatte ihn am 31. Juli 1830 der Herald in der Beringsstraße, westwärts steuernd, gesehen. Durch Capitän Kellet habe», wir jetzt die Nachricht, daß der Juvcstigator, nachdem er im August 1830 Point Barrow umfahren, und dnrch dicke Nebel und widrige Winde im Colville River aufgehalten, endlich die Mündung des Mackenzie und Cap Bathurst erreichte. Beim Cap Parry sah M'Clure offenes Wasser vor sich, und versuchte nach Banksland zu gelangen, fand aber unterwegs eine große Insel, die er die Baringinsel nannte. Durch eine Meerenge zwischen dieser Insel und einer Küste, Prinz Alberts Land, hinanfsegelnd, erreichte er den 73. Breite- grad, als ihm das Eis den Weiterweg versperrte. Er überwinterte unter 72» 30' n. B. 117" 55' w. L. unweit der von ihm entdeckten Princess-Royal-Jnseln, in der Prinz von Waleöstraße. Im Juli des nächsten Jahres versuchte M'Clure nördlich uach der Melvilleinsel vorzudringen, aber das Eis versperrte unter 73» 35' n. B. vollständig den Weg. Ebensowenig gelang es ihm, um die Südküste der Baringinsel herum nach der Barrowstraße vorzudringen, die uur noch 23 Meilen ent¬ fernt war. Eine Landexpedition drang dagegen bis zum Winterhafen vor, und stellte d»s Vorhandensein einer Nordwestpassage fest, die allerdings uur in der günstigsten Grenzl'man, I, > 22

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97245/177>, abgerufen am 22.07.2024.