Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.Besucher sind genöthigt, sich über Düngerhaufen und durch Unflath aller Art den Besucher sind genöthigt, sich über Düngerhaufen und durch Unflath aller Art den <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0014" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97260"/> <p xml:id="ID_17" prev="#ID_16" next="#ID_18"> Besucher sind genöthigt, sich über Düngerhaufen und durch Unflath aller Art den<lb/> Zugang zu suchen. — Betritt der Fremde das Innere der Hütte, so hält ihn<lb/> die Vorsicht zunächst an der Thüre fest, so groß ist der Wirrwarr und das Un¬<lb/> gewöhnliche des Anblicks drinnen. Abgesehen von der Schwierigkeit eines Ein¬<lb/> dringens in das bunte Durcheinander der lebenden Wesen und abgesehen von<lb/> allerlei Rücksichten gegen die eigenen Kleidungsstücke, kostet es auch ziemliche<lb/> Mühe, sich in der eigenthümlichen Anordnung der Geräthe zurechtzufinden und<lb/> einen sichern Tritt für den Fuß zu ermitteln. Da liegen ein Spaten, eine Hacke,<lb/> ein alter Besen, eine Leiter, ein Bettsack, ein alter Stiefel, eine Stuhllehne, ein<lb/> zerbrochener Kochtopf und ein Bündel Reiser nebst Torsstncken gemischt über- und<lb/> zwischeneinander, und alles das ist schwer zu erkennen und erscheint dem Ange<lb/> erst ucich und nach, da ein Halbdunkel in dem Raume herrscht, denn oft dringt<lb/> das Licht nur durch die Thüre, gewöhnlich ist mich die ganze Hütte mit einem<lb/> dicken Rauche erfüllt, der erst dann sich eiiM Ausweg sucht, wenn ihm seine<lb/> eigene Dicke unerträglich wird. An einem Ende der Hütte erblickt man endlich<lb/> die Feuerstelle, die freilich nichts weiter ist, als eine Stelle ans dem Boden, ohne<lb/> alle Abgränzung von dem übrigen Raume. Dort pflegt man den Torf zu einer<lb/> Pyramide aufzuschichten und sodann anzuzünden. Ein Haken in der Mauer hält<lb/> den eisernen Kochtopf über dem Feuer. Rund um dasselbe stehen entweder mehre<lb/> dreibeinige kleine Stühle oder Schemel oder es liegen ebenso viele Häuschen<lb/> Tors als Sitze umher. Statt Torf und Schemel findet man aber sehr oft auch<lb/> nur Häufen gebrochener Flachsstengel, die man umsonst aus den Flachs¬<lb/> mühlen holen kann und die als Feuerung, Sitze und Lager dienen. Bei<lb/> günstigerer Einrichtung des Raumes steht uicht sehr weit von, dem Feuer<lb/> eine Art Bettstelle, deren unterer Raum wol als Bewahrungsort der Kartof¬<lb/> felvorräthe dient und die mit Stroh spärlich ausgefüllt, einige Fragmente<lb/> von Strohsäcken und leinenen oder wollenen Decken von unbeschreiblicher Farbe<lb/> enthält. — In der Nähe dieses Bettes findet sich ein Gegenstand, der einem<lb/> jeden Reisenden, als seltsam vom übrige» abstechend, auffällt. Es ist ein klei¬<lb/> nes Spint oder eine ähnliche Vorrichtung, um die irdenen und anch' wohl por-<lb/> cellanenen Geräthe der Familie zu bewahren. Dort verweilt das Ange mit<lb/> einiger Erholung, denn es entdeckt wenigstens einige Ordnung, einige Reinlichkeit<lb/> und ein mäßiges Bestreben nach guter Einrichtung. Die Teller, Schüsseln, Tas¬<lb/> sen, Töpfe, Kessel da sind ziemlich sauber, meist sehr bunt, denn der Jrländer<lb/> liebt die grellen Farben. Ans letzterem Grnnde stellt er mit Pietät dort auch<lb/> die Scherben solcher zerbrochenen Gefäße auf, die sich durch grelle Bilder aus¬<lb/> zeichnen. Ist die Hütte eine der besseren Art, so ist der Raum, der bis jetzt<lb/> beschrieben wurde, durch eine Wand von dem anderen Ende derselben getrennt<lb/> und vorzüglich den menschlichen Bewohnern bestimmt; ist sie dagegen eine der<lb/> gewöhnlichen, so kann das Ange ungehindert auf der andern Seite des innern</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0014]
Besucher sind genöthigt, sich über Düngerhaufen und durch Unflath aller Art den
Zugang zu suchen. — Betritt der Fremde das Innere der Hütte, so hält ihn
die Vorsicht zunächst an der Thüre fest, so groß ist der Wirrwarr und das Un¬
gewöhnliche des Anblicks drinnen. Abgesehen von der Schwierigkeit eines Ein¬
dringens in das bunte Durcheinander der lebenden Wesen und abgesehen von
allerlei Rücksichten gegen die eigenen Kleidungsstücke, kostet es auch ziemliche
Mühe, sich in der eigenthümlichen Anordnung der Geräthe zurechtzufinden und
einen sichern Tritt für den Fuß zu ermitteln. Da liegen ein Spaten, eine Hacke,
ein alter Besen, eine Leiter, ein Bettsack, ein alter Stiefel, eine Stuhllehne, ein
zerbrochener Kochtopf und ein Bündel Reiser nebst Torsstncken gemischt über- und
zwischeneinander, und alles das ist schwer zu erkennen und erscheint dem Ange
erst ucich und nach, da ein Halbdunkel in dem Raume herrscht, denn oft dringt
das Licht nur durch die Thüre, gewöhnlich ist mich die ganze Hütte mit einem
dicken Rauche erfüllt, der erst dann sich eiiM Ausweg sucht, wenn ihm seine
eigene Dicke unerträglich wird. An einem Ende der Hütte erblickt man endlich
die Feuerstelle, die freilich nichts weiter ist, als eine Stelle ans dem Boden, ohne
alle Abgränzung von dem übrigen Raume. Dort pflegt man den Torf zu einer
Pyramide aufzuschichten und sodann anzuzünden. Ein Haken in der Mauer hält
den eisernen Kochtopf über dem Feuer. Rund um dasselbe stehen entweder mehre
dreibeinige kleine Stühle oder Schemel oder es liegen ebenso viele Häuschen
Tors als Sitze umher. Statt Torf und Schemel findet man aber sehr oft auch
nur Häufen gebrochener Flachsstengel, die man umsonst aus den Flachs¬
mühlen holen kann und die als Feuerung, Sitze und Lager dienen. Bei
günstigerer Einrichtung des Raumes steht uicht sehr weit von, dem Feuer
eine Art Bettstelle, deren unterer Raum wol als Bewahrungsort der Kartof¬
felvorräthe dient und die mit Stroh spärlich ausgefüllt, einige Fragmente
von Strohsäcken und leinenen oder wollenen Decken von unbeschreiblicher Farbe
enthält. — In der Nähe dieses Bettes findet sich ein Gegenstand, der einem
jeden Reisenden, als seltsam vom übrige» abstechend, auffällt. Es ist ein klei¬
nes Spint oder eine ähnliche Vorrichtung, um die irdenen und anch' wohl por-
cellanenen Geräthe der Familie zu bewahren. Dort verweilt das Ange mit
einiger Erholung, denn es entdeckt wenigstens einige Ordnung, einige Reinlichkeit
und ein mäßiges Bestreben nach guter Einrichtung. Die Teller, Schüsseln, Tas¬
sen, Töpfe, Kessel da sind ziemlich sauber, meist sehr bunt, denn der Jrländer
liebt die grellen Farben. Ans letzterem Grnnde stellt er mit Pietät dort auch
die Scherben solcher zerbrochenen Gefäße auf, die sich durch grelle Bilder aus¬
zeichnen. Ist die Hütte eine der besseren Art, so ist der Raum, der bis jetzt
beschrieben wurde, durch eine Wand von dem anderen Ende derselben getrennt
und vorzüglich den menschlichen Bewohnern bestimmt; ist sie dagegen eine der
gewöhnlichen, so kann das Ange ungehindert auf der andern Seite des innern
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