Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.Stil verwendet, würde sich versucht fühlen, diese capriciöse Erfindung gradezu Die Wundersüchtigen (18Z1). Eine der besten Novellen unsres Der Jahrmarkt (1832). Dies Mal überwiegt das stoffliche Interesse. Der Mondsüchtige (1832). Eine Apologie Goethes gegen die Libe¬ Die Ahnenprobe (1833). Die Tendenz, die socialen Gegensätze möglichst Grciizboten. IV. 18si. -I i
Stil verwendet, würde sich versucht fühlen, diese capriciöse Erfindung gradezu Die Wundersüchtigen (18Z1). Eine der besten Novellen unsres Der Jahrmarkt (1832). Dies Mal überwiegt das stoffliche Interesse. Der Mondsüchtige (1832). Eine Apologie Goethes gegen die Libe¬ Die Ahnenprobe (1833). Die Tendenz, die socialen Gegensätze möglichst Grciizboten. IV. 18si. -I i
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Stil verwendet, würde sich versucht fühlen, diese capriciöse Erfindung gradezu
Hoffmann zuzuschreiben. An sich ist die Erfindung der gespenstischen Ernestine
auch nicht schlecht, obgleich wir es immer für eine Entwürdigung der Kunst
halten, wenn sie sich mit Larven abgibt,. Aber der Eindruck wird durch zuviel
unnützes Beiwerk und durch eine zu breite Darstellung abgeschwächt.
Die Wundersüchtigen (18Z1). Eine der besten Novellen unsres
Dichters. Die beiden Figuren des Cagliostro und Schrepfer sind sogar nicht
ohne Genialität angelegt, und der Wunderglaube des gebildeten Pöbels ist
mit einem köstlichen Humor dargestellt. Nur hat die Novelle zwei Fehler.
Einmal ist das Costüm der Zeit vergriffen, was hier, wo es sich um eine be¬
stimmte Verirrung des Geistes handelt, nicht unwesentlich war; sodann ist der
Geist des Dichters doch nicht ganz von den Thorheiten frei, die er verspottet.
Freilich wollte er das Wunder nur für die. Poesie gelten lassen, nicht sür das
praktische Leben, aber die Scheidelinie ist schwer zu ziehen, und wenn beide
Gebiete ineinander übergreifen, so wird dadurch die Darstellung verwirrt.
Der Jahrmarkt (1832). Dies Mal überwiegt das stoffliche Interesse.
Es ist eine phantastische Posse, in der eine Reihe glücklich geschilderter komi¬
scher Figuren und Intriguen sich zusammendrängt. Einzelne Erfindungen sind
vortrefflich und werden ihre Wirkung nie verfehlen. Im ganzen ist das Ge¬
dränge zu groß, um einen unbefangenen und ruhigen Genuß zu'erlauben;
ümsonK'hr, da die Sünden gegen die Naturwahrheit doch gar zu häufig vor¬
kommen. In dem Versuch, die Naivetät darzustellen, fällt der Dichter nicht
selten in die Kotzebuesche Manier und erinnert uns gradezu an Gurly. Die
Satire gegen die Jean Paulsche Empfindsamkeit, gegen die Jesui.tenriecherei und
ähnliche Thorheiten, die Tieck auch so oft verspottet, macht dies Mal eine um
so bessere Wirkung, da sie ziemlich harmlos ist.
Der Mondsüchtige (1832). Eine Apologie Goethes gegen die Libe¬
ralen, deren Angriffe gegen den aristokratischen Dichter damals grade sehr
lebhaft wurden. Fade und manierirt.
Die Ahnenprobe (1833). Die Tendenz, die socialen Gegensätze möglichst
auszugleichen und die guten Seiten der gesellschaftlichen Unterschiede hervorzu¬
heben, ist an sich sehr zu loben, aber die Ausführung läßt vieles zu wünschen
übrig/ Die liberalen Gegner des Adels werden als lauter Elende und Tolle
dargestellt; der Edelmann selbst ist in seinem Ahnenstolz zu sehr doctrinär, zu
wenig natürlich, zu sehr der Reflexion ausgesetzt, um als eine historisch berech¬
tigte Erscheinung zu wirken. Er ist im Grunde doch nur veredelter Kotzebue.
Der Ahnenstolz hat gewiß, wie alle Einseitigkeiten, seine sehr berechtigten Seiten.
Wenn man ihn aber schildern will, so muß man sich aller modernen Empfind¬
samkeit entschlagen. Man muß eine Leidenschaft und ein Vorurtheil, das als
solches bedeutend in die Geschichte eingegriffen hat, nicht als eine bloße
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