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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band.

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S. 206 Z. 18:


Vor ein ein Geist sich öffne" und verschließen --

lies vor seinem.

Im 21. Auftritt eröffnet Achill dem Diomedes, daß er die Amazone zu>"
Zweikampf herausgefordert habe, nur um sich ihr freiwillig zu ergeben; s^n
ungläubiges Staunen erwidert er mit dem Ausruf: (S. 218, Z. ö>)


-- Er hört mich nicht!
Was er im Weltkreis noch, so lang er lebt,
Mit seinem blauen Auge nicht gesehn,
Das kaun er in Gedanken auch nicht fassen.

Was soll das blaue Auge des Diomcd? Eine an sich gewiß sehr schätzenswert
Notiz, die vielleicht durch mündliche Ueberlieferung auf Kleist gekommen ist, l)^
aber doch nicht ganz an ihrem Platze. Es heißt augenscheinlich mit Aenderung
kaum eines Buchstaben:


Mit seinem blöden Auge --

S. 226, Z. 8:


Und steht, von einer Schaar schon abgeschnitten, --

ebenso wie oben schon zweimal statt seiner.

S, 227 Z. 10 v. u.:


Dem dürren Nees des Hagdorns --

lies Reis.

Penthcsilca, schon wahnsinnig und dem Tode nah. läßt den königlichen W'g^
ihrer Hand entsinken -- Dieser "klirrt und wankt und fällt."


Und noch einmal am Boden zuckt --Und stirbt,
Wie er der Tanais geboren ward.

Daß ein Bogen oder ein anderes lebloses Ding "stirbt", kann vielleicht e
Dichter uuter Umständen sagen, aber daß er ., geboren ward" -- doch es de ^
keiner ästhetischen Erörterung, um die Unhaltbarkeit dieser Stelle darzuthun. >-
jener häßlichen Scene, in der es Kleist ganz ohne Noth unternimmt, eine sah^?"
Etymologie zu dramatisiren -- und die gegen den Verlauf dieses praesto" ^
Schauspiels so wundersam absticht -- stürzt in dem Augenblicke, da Tanais se^^
Brust abgerissen hatte und entseelt zu Boden sank, anch der königliche Böge","
große goldene des Reichs" zur Erde --


Und klirrte von der Marmorstufc dreimal
Mit dem Gcdrön' der Glocken auf und legte
Stumm wie der Tod zu ihre" Fußen sich. --

Und ebendarum schrickt auch jetzt die Oberpriesterin voll Entsetzen zurück'^
wieder einmal das Symbol des Reichs der Hand der Königin entsinkt. ^^.^
ziehung ist unverkennbar und der Sinn der Stelle im allgemeinen daher unzweife ^
Allein die Worte, die hier gestanden haben, können wir nur mehr durch Vera" /
bestimme". Ich weiß nichts völlig Entsprechendes.

S. 236, Z. 8:


Doch el" Verräther ist die Kunst der Schuhen --

offenbar des zu lesen.

Noch eine Kleinigkeit: Im ersten Auftritt S. 126. Z. 13 hat Tieck


Sie ruht . .. mit trunk'mein Blick
Auf des Aegincrs schimmernde Gestalt --

in schimmernder geändert, ich denke ohne Berechtigung dazu. Denn auch in der "


S. 206 Z. 18:


Vor ein ein Geist sich öffne» und verschließen —

lies vor seinem.

Im 21. Auftritt eröffnet Achill dem Diomedes, daß er die Amazone zu>»
Zweikampf herausgefordert habe, nur um sich ihr freiwillig zu ergeben; s^n
ungläubiges Staunen erwidert er mit dem Ausruf: (S. 218, Z. ö>)


— Er hört mich nicht!
Was er im Weltkreis noch, so lang er lebt,
Mit seinem blauen Auge nicht gesehn,
Das kaun er in Gedanken auch nicht fassen.

Was soll das blaue Auge des Diomcd? Eine an sich gewiß sehr schätzenswert
Notiz, die vielleicht durch mündliche Ueberlieferung auf Kleist gekommen ist, l)^
aber doch nicht ganz an ihrem Platze. Es heißt augenscheinlich mit Aenderung
kaum eines Buchstaben:


Mit seinem blöden Auge —

S. 226, Z. 8:


Und steht, von einer Schaar schon abgeschnitten, —

ebenso wie oben schon zweimal statt seiner.

S, 227 Z. 10 v. u.:


Dem dürren Nees des Hagdorns —

lies Reis.

Penthcsilca, schon wahnsinnig und dem Tode nah. läßt den königlichen W'g^
ihrer Hand entsinken — Dieser „klirrt und wankt und fällt."


Und noch einmal am Boden zuckt —Und stirbt,
Wie er der Tanais geboren ward.

Daß ein Bogen oder ein anderes lebloses Ding „stirbt", kann vielleicht e
Dichter uuter Umständen sagen, aber daß er ., geboren ward" — doch es de ^
keiner ästhetischen Erörterung, um die Unhaltbarkeit dieser Stelle darzuthun. >-
jener häßlichen Scene, in der es Kleist ganz ohne Noth unternimmt, eine sah^?„
Etymologie zu dramatisiren — und die gegen den Verlauf dieses praesto" ^
Schauspiels so wundersam absticht — stürzt in dem Augenblicke, da Tanais se^^
Brust abgerissen hatte und entseelt zu Boden sank, anch der königliche Böge»,"
große goldene des Reichs" zur Erde —


Und klirrte von der Marmorstufc dreimal
Mit dem Gcdrön' der Glocken auf und legte
Stumm wie der Tod zu ihre» Fußen sich. —

Und ebendarum schrickt auch jetzt die Oberpriesterin voll Entsetzen zurück'^
wieder einmal das Symbol des Reichs der Hand der Königin entsinkt. ^^.^
ziehung ist unverkennbar und der Sinn der Stelle im allgemeinen daher unzweife ^
Allein die Worte, die hier gestanden haben, können wir nur mehr durch Vera» /
bestimme». Ich weiß nichts völlig Entsprechendes.

S. 236, Z. 8:


Doch el» Verräther ist die Kunst der Schuhen —

offenbar des zu lesen.

Noch eine Kleinigkeit: Im ersten Auftritt S. 126. Z. 13 hat Tieck


Sie ruht . .. mit trunk'mein Blick
Auf des Aegincrs schimmernde Gestalt —

in schimmernder geändert, ich denke ohne Berechtigung dazu. Denn auch in der »


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[0406] S. 206 Z. 18: Vor ein ein Geist sich öffne» und verschließen — lies vor seinem. Im 21. Auftritt eröffnet Achill dem Diomedes, daß er die Amazone zu>» Zweikampf herausgefordert habe, nur um sich ihr freiwillig zu ergeben; s^n ungläubiges Staunen erwidert er mit dem Ausruf: (S. 218, Z. ö>) — Er hört mich nicht! Was er im Weltkreis noch, so lang er lebt, Mit seinem blauen Auge nicht gesehn, Das kaun er in Gedanken auch nicht fassen. Was soll das blaue Auge des Diomcd? Eine an sich gewiß sehr schätzenswert Notiz, die vielleicht durch mündliche Ueberlieferung auf Kleist gekommen ist, l)^ aber doch nicht ganz an ihrem Platze. Es heißt augenscheinlich mit Aenderung kaum eines Buchstaben: Mit seinem blöden Auge — S. 226, Z. 8: Und steht, von einer Schaar schon abgeschnitten, — ebenso wie oben schon zweimal statt seiner. S, 227 Z. 10 v. u.: Dem dürren Nees des Hagdorns — lies Reis. Penthcsilca, schon wahnsinnig und dem Tode nah. läßt den königlichen W'g^ ihrer Hand entsinken — Dieser „klirrt und wankt und fällt." Und noch einmal am Boden zuckt —Und stirbt, Wie er der Tanais geboren ward. Daß ein Bogen oder ein anderes lebloses Ding „stirbt", kann vielleicht e Dichter uuter Umständen sagen, aber daß er ., geboren ward" — doch es de ^ keiner ästhetischen Erörterung, um die Unhaltbarkeit dieser Stelle darzuthun. >- jener häßlichen Scene, in der es Kleist ganz ohne Noth unternimmt, eine sah^?„ Etymologie zu dramatisiren — und die gegen den Verlauf dieses praesto" ^ Schauspiels so wundersam absticht — stürzt in dem Augenblicke, da Tanais se^^ Brust abgerissen hatte und entseelt zu Boden sank, anch der königliche Böge»," große goldene des Reichs" zur Erde — Und klirrte von der Marmorstufc dreimal Mit dem Gcdrön' der Glocken auf und legte Stumm wie der Tod zu ihre» Fußen sich. — Und ebendarum schrickt auch jetzt die Oberpriesterin voll Entsetzen zurück'^ wieder einmal das Symbol des Reichs der Hand der Königin entsinkt. ^^.^ ziehung ist unverkennbar und der Sinn der Stelle im allgemeinen daher unzweife ^ Allein die Worte, die hier gestanden haben, können wir nur mehr durch Vera» / bestimme». Ich weiß nichts völlig Entsprechendes. S. 236, Z. 8: Doch el» Verräther ist die Kunst der Schuhen — offenbar des zu lesen. Noch eine Kleinigkeit: Im ersten Auftritt S. 126. Z. 13 hat Tieck Sie ruht . .. mit trunk'mein Blick Auf des Aegincrs schimmernde Gestalt — in schimmernder geändert, ich denke ohne Berechtigung dazu. Denn auch in der »

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_281149/406>, abgerufen am 27.07.2024.