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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band.

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vielen schönen Stellen gibt es andere, in denen der Sprache Durchsichtigkeit
und leichter Fluß fehlt. Die Versform, eine vierzeilige Strophe, ist die
bekannte Auflösung von zwei langen Zeilen des alten Nibelungenmaßes, das
Metrum ist in den einzelnen Gesängen verschieden variirt und im ganzen mit
gutem Takt gebraucht, da wo ein alterthümlicher Ton durch Weglassen oder
Häufung der Senkungen und Verlängerung der vierten Verszeile zu vier
Hebungen erstrebt ist, wird der Vers für ein modernes Ohr bisweilen zu wenig
rhythmisch. Es ist eine schwere Sache mit dem Nachbilden der kunstvollen
Variationen, durch welche die Nibelungenstrophe im Mittelalter so reizvoll gemacht
wird, wir können nur ungefähr den Takt der Verssiguren nachahmen, und
müssen dabei doch manche von den Gesetzen des modernen Versbaues opfern.
Die Feinheit, Grazie und den Reichthum dieser alten schönen Strophe ver¬
mögen wir nicht mehr zu erreichen, da die Gesetze unsres Versbaues, d. h. der
Tonfall unsrer Sprache seit dem Mittelalter ganz andere geworden sind.

Außer der poetischen Anlage des Dichters, dem interessanten Stoff und
der eigenthümlichen Behandlung desselben zeigt das Buch auch den patriotischen
Sinn eines Mannes, der den Grundgedanken darstellt, daß deutsche Fürsten¬
größe sich nicht in Souveränetätsgelüsten, fondern in der Selbstaufopferung
für unser gemeinsames Vaterland bethätige. Das Werk hat grade jetzt eine
schöne und gute Tendenz. Die Ausstattung des Buches ist so glänzend, wie
die bekannte Firma sie den Lieblingen ihres Verlags bei der Reise in die Welt
mitzugeben weiß.




Wochenbericht.

-- Die letzten Erklärungen Lord Clarendons lind Lord
I. Rüssels im Parlamente werden nun wol diejenigen beruhigen, die bisher an
einem aufrichtigen Willen Englands, den Krieg gegen Rußland im Ernste zu
führen, gezweifelt haben. Man war von vornherein entschlossen, keine Verletzung
des öffentlichen Rechts Europas zu dulden, denn man war sich seiner Pflicht als eine der
Großmächte, welche die völkerrechtliche Polizei gegen alle Uebelthäter und Land-
sriedenöstörer in Europa auszuüben haben, vollkommen bewußt. Eingedenk der
großen Segnungen des Friedens hätte man jedoch gern ohne diesen zu stören den
alten Rechtszustand, wieder hergestellt gesehen, und ließ deshalb keine diplomatischen
Mittel unversucht. Da diese aber fehlgeschlagen haben, und man einmal die kost¬
spieligen Rüstungen zum Kriege gemacht hat, so wird man jetzt nicht mehr blos
mit der Wiederherstellung des "",->>,"" c^lo ->iue zufrieden sein, sondern mit aller
Energie dafür sorgen, daß Rußland aus seiner Angrtffsstellung gegen die Türkei
verdrängt wird. Eine entsprechende Vermehrung der Landtruppen im Orient ist
bereits im Werke, und zwar auf die in einem frühern Artikel angedeutete Weise:


vielen schönen Stellen gibt es andere, in denen der Sprache Durchsichtigkeit
und leichter Fluß fehlt. Die Versform, eine vierzeilige Strophe, ist die
bekannte Auflösung von zwei langen Zeilen des alten Nibelungenmaßes, das
Metrum ist in den einzelnen Gesängen verschieden variirt und im ganzen mit
gutem Takt gebraucht, da wo ein alterthümlicher Ton durch Weglassen oder
Häufung der Senkungen und Verlängerung der vierten Verszeile zu vier
Hebungen erstrebt ist, wird der Vers für ein modernes Ohr bisweilen zu wenig
rhythmisch. Es ist eine schwere Sache mit dem Nachbilden der kunstvollen
Variationen, durch welche die Nibelungenstrophe im Mittelalter so reizvoll gemacht
wird, wir können nur ungefähr den Takt der Verssiguren nachahmen, und
müssen dabei doch manche von den Gesetzen des modernen Versbaues opfern.
Die Feinheit, Grazie und den Reichthum dieser alten schönen Strophe ver¬
mögen wir nicht mehr zu erreichen, da die Gesetze unsres Versbaues, d. h. der
Tonfall unsrer Sprache seit dem Mittelalter ganz andere geworden sind.

Außer der poetischen Anlage des Dichters, dem interessanten Stoff und
der eigenthümlichen Behandlung desselben zeigt das Buch auch den patriotischen
Sinn eines Mannes, der den Grundgedanken darstellt, daß deutsche Fürsten¬
größe sich nicht in Souveränetätsgelüsten, fondern in der Selbstaufopferung
für unser gemeinsames Vaterland bethätige. Das Werk hat grade jetzt eine
schöne und gute Tendenz. Die Ausstattung des Buches ist so glänzend, wie
die bekannte Firma sie den Lieblingen ihres Verlags bei der Reise in die Welt
mitzugeben weiß.




Wochenbericht.

— Die letzten Erklärungen Lord Clarendons lind Lord
I. Rüssels im Parlamente werden nun wol diejenigen beruhigen, die bisher an
einem aufrichtigen Willen Englands, den Krieg gegen Rußland im Ernste zu
führen, gezweifelt haben. Man war von vornherein entschlossen, keine Verletzung
des öffentlichen Rechts Europas zu dulden, denn man war sich seiner Pflicht als eine der
Großmächte, welche die völkerrechtliche Polizei gegen alle Uebelthäter und Land-
sriedenöstörer in Europa auszuüben haben, vollkommen bewußt. Eingedenk der
großen Segnungen des Friedens hätte man jedoch gern ohne diesen zu stören den
alten Rechtszustand, wieder hergestellt gesehen, und ließ deshalb keine diplomatischen
Mittel unversucht. Da diese aber fehlgeschlagen haben, und man einmal die kost¬
spieligen Rüstungen zum Kriege gemacht hat, so wird man jetzt nicht mehr blos
mit der Wiederherstellung des ««,->>,»» c^lo ->iue zufrieden sein, sondern mit aller
Energie dafür sorgen, daß Rußland aus seiner Angrtffsstellung gegen die Türkei
verdrängt wird. Eine entsprechende Vermehrung der Landtruppen im Orient ist
bereits im Werke, und zwar auf die in einem frühern Artikel angedeutete Weise:


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_281149/236>, abgerufen am 09.11.2024.