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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band.

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Geschichte Englands während des dreißigjährigen Friedens von 1816 --18i6
von Harrtet Martineau. Aus dem Englischen übersetzt von Carl Ju¬
lius Bcrgius, Vierter Band. Berlin, Franz Duncker, --

Der gegenwärtige Band umfaßt die folgenschwere Periode von 18i1 --1866,
in welcher in der Parteibildung, dieser Grundlage der englischen Verfassung,
eine radicale Umgestaltung vor sich ging. Der Held des Zeitraums ist Sir
Robert Peel, dessen staatsmännische Gaben und dessen würdiger Charakter aus
eine ehrenvolle Weise anerkannt werden. Die Verfasserin, die entschiedenen
liberalen Grundsätzen huldigt, hat doch eine sehr ausgesprochene Abneigung
gegen die Partei der Whigs, deren Cvteriewesen, Unschlüssigkeit und praktisches
Ungeschick sie zuweilen zu allzuhartcn Urtheilen veranlassen; abgesehen davon
ist aber die Reflexion unbefangen und im ganzen gerecht und wird von einer
wohlthuenden Wärme für die Fortschritte der Humanität und die Größe Eng¬
lands beseelt. Vor allen Dingen zu loben ist die einfache, klare und sachgemäße
Darstellung, die uns in einem verhältnißmäßig sehr engen Raume ein ebenso
verständliches als erschöpfendes Bild von der neuesten englischen Entwicklung
gibt. In diesem Sinne hat das Buch in England und Frankreich eine ent¬
schiedene Anerkennung gefunden, es wird sie auch in Deutschland erwerbe". ---


Actenstücke der russischen Diplomatie. Herausgegeben und eingeleitet von
Friedrich Paalzow. Dritte Lieferung. Berlin, Franz Duncker. --

Das dritte Heft dieser interessanten Sammlung enthält zuerst eine Depesche
an den russischen Staatskanzler vom Gesandten in London, October 182S;
vom Gesandten in Wien, April 1826; vom Gesandten in Paris, Novem¬
ber 1828; und vom Gesandten in London 1829. So,dann die Depesche des
Staatskanzlers an den Großfürsten Konstantin -1830. Alle diese Staatsschriftcn
klären uns über die Stellung auf, welche Nußland in seinen damaligen Hän¬
deln mit der Türkei den europäischen Mächten gegenüber einnahm, wie über die po¬
litischen Gedanken, die seine Thätigkeit geleitet haben. Dann folgt der bekannte
Schriftenwechsel der russischen Diplomatie von der ersten Note des Fürsten Men-
schikoff bis zum Rundschreiben des Grafen Nesselrode an die russischen Gesandten
vom 31. October 18!i3 und dem zweiten Manifest des Kaisers von Nußland.
-- Wenn man den Lauf der langen und ruhmvollen Regierung des Kaisers
Nikolaus erwägt, die weise, feste und consequente Politik, die er von seiner
Thronbesteigung an verfolgt hat, und die gewaltige Stellung, die er nach dem
Jahre 1848 gewissermaßen als der Beschützer aller durch die Revolution be¬
drohten Regierungen einnahm, so kann man sich eines tragischen Eindrucks
nicht erwehren. Alle Welt hat ihn glücklich gepriesen und doch bedürfte es nur
eines falschen Schrittes, um ihn von seiner schwindelnden Höhe herabzustürzen
und die Rache des Geschicks an einem zu langen, über das Maß des Sterb-


Geschichte Englands während des dreißigjährigen Friedens von 1816 —18i6
von Harrtet Martineau. Aus dem Englischen übersetzt von Carl Ju¬
lius Bcrgius, Vierter Band. Berlin, Franz Duncker, —

Der gegenwärtige Band umfaßt die folgenschwere Periode von 18i1 —1866,
in welcher in der Parteibildung, dieser Grundlage der englischen Verfassung,
eine radicale Umgestaltung vor sich ging. Der Held des Zeitraums ist Sir
Robert Peel, dessen staatsmännische Gaben und dessen würdiger Charakter aus
eine ehrenvolle Weise anerkannt werden. Die Verfasserin, die entschiedenen
liberalen Grundsätzen huldigt, hat doch eine sehr ausgesprochene Abneigung
gegen die Partei der Whigs, deren Cvteriewesen, Unschlüssigkeit und praktisches
Ungeschick sie zuweilen zu allzuhartcn Urtheilen veranlassen; abgesehen davon
ist aber die Reflexion unbefangen und im ganzen gerecht und wird von einer
wohlthuenden Wärme für die Fortschritte der Humanität und die Größe Eng¬
lands beseelt. Vor allen Dingen zu loben ist die einfache, klare und sachgemäße
Darstellung, die uns in einem verhältnißmäßig sehr engen Raume ein ebenso
verständliches als erschöpfendes Bild von der neuesten englischen Entwicklung
gibt. In diesem Sinne hat das Buch in England und Frankreich eine ent¬
schiedene Anerkennung gefunden, es wird sie auch in Deutschland erwerbe». —-


Actenstücke der russischen Diplomatie. Herausgegeben und eingeleitet von
Friedrich Paalzow. Dritte Lieferung. Berlin, Franz Duncker. —

Das dritte Heft dieser interessanten Sammlung enthält zuerst eine Depesche
an den russischen Staatskanzler vom Gesandten in London, October 182S;
vom Gesandten in Wien, April 1826; vom Gesandten in Paris, Novem¬
ber 1828; und vom Gesandten in London 1829. So,dann die Depesche des
Staatskanzlers an den Großfürsten Konstantin -1830. Alle diese Staatsschriftcn
klären uns über die Stellung auf, welche Nußland in seinen damaligen Hän¬
deln mit der Türkei den europäischen Mächten gegenüber einnahm, wie über die po¬
litischen Gedanken, die seine Thätigkeit geleitet haben. Dann folgt der bekannte
Schriftenwechsel der russischen Diplomatie von der ersten Note des Fürsten Men-
schikoff bis zum Rundschreiben des Grafen Nesselrode an die russischen Gesandten
vom 31. October 18!i3 und dem zweiten Manifest des Kaisers von Nußland.
— Wenn man den Lauf der langen und ruhmvollen Regierung des Kaisers
Nikolaus erwägt, die weise, feste und consequente Politik, die er von seiner
Thronbesteigung an verfolgt hat, und die gewaltige Stellung, die er nach dem
Jahre 1848 gewissermaßen als der Beschützer aller durch die Revolution be¬
drohten Regierungen einnahm, so kann man sich eines tragischen Eindrucks
nicht erwehren. Alle Welt hat ihn glücklich gepriesen und doch bedürfte es nur
eines falschen Schrittes, um ihn von seiner schwindelnden Höhe herabzustürzen
und die Rache des Geschicks an einem zu langen, über das Maß des Sterb-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_281149/134>, abgerufen am 09.11.2024.