Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band.und Backsteinen emporragt. Der Lord beobachtet in socialer Hinsicht eine Der letztere hauset nunmehr schon seit mehren Wochen in Bujukdere und leitet Ohne Frage ist der Jntcrnuntius ein Genie, aber eins, welches sich innerhalb Der preußische Gesandte, Herr von Wildenbruch, hat jüngst am kleinen Camp" Die Hauptthätigkeit, welche sich hier bemerklich macht, ist nun seit langer Zeit In dem jüngst erschienenen Journal von Konstantinopel schloß eine Mittheilung und Backsteinen emporragt. Der Lord beobachtet in socialer Hinsicht eine Der letztere hauset nunmehr schon seit mehren Wochen in Bujukdere und leitet Ohne Frage ist der Jntcrnuntius ein Genie, aber eins, welches sich innerhalb Der preußische Gesandte, Herr von Wildenbruch, hat jüngst am kleinen Camp» Die Hauptthätigkeit, welche sich hier bemerklich macht, ist nun seit langer Zeit In dem jüngst erschienenen Journal von Konstantinopel schloß eine Mittheilung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0124" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/281275"/> <p xml:id="ID_366" prev="#ID_365"> und Backsteinen emporragt. Der Lord beobachtet in socialer Hinsicht eine<lb/> strenge Zurückgezogenheit — aber kaum jemals mag er arbeitsamer gewesen sein,<lb/> als in diesen letzten Wochen. Ich habe Grund zu vermuthen, daß all das Ge-<lb/> klatsch, welches die giftige Presse am adriatischen Meere über ihn verbreitete, zum<lb/> größeren Theil aus der Lust gegriffen ist, und als unbestrittenes Factum allein sein<lb/> doppeltes Mißverhältniß zu dem früheren Vertreter Frankreichs, General Baraguay<lb/> dHilliers und zu dem östreichischen Jntcruuntius vou Brück feststeht.</p><lb/> <p xml:id="ID_367"> Der letztere hauset nunmehr schon seit mehren Wochen in Bujukdere und leitet<lb/> aus seinem dortigen Pavillon die Geschäfte. Sein Aeußeres dürste Ihnen bekannt<lb/> sein. Eine ziemlich aufragende Gestalt, deren in dem breiten Knochenbau ausge¬<lb/> sprochene Anlage zur Beleibtheit durch Arbeiten und Strapazen modcrirt worden<lb/> zu sein scheint. Im Blick Klugheit, Umsicht und ein gewisses Wohlwollen — um<lb/> den Mund herum aber jene Züge, die den mit Wort und Rede wenig ausgiebigen<lb/> Mann ankünden. ,</p><lb/> <p xml:id="ID_368"> Ohne Frage ist der Jntcrnuntius ein Genie, aber eins, welches sich innerhalb<lb/> scharfgezogener Schranken cinßcrcr Convenienz zu bewegen hat, und in demselben<lb/> Maße, in welchem seine Hvchhcbung seine Bedeutung steigerte, von den Rücksichten,<lb/> die der neue Standpunkt mit sich bringt, beengt wird. Was man auch darüber<lb/> sagen möge: Konstantinopel ist nicht sein Platz. Als Handelsminister, inmitten des<lb/> Cabinets, als mitwirkendes Princip desselben, würde er seine nicht zu leugnenden<lb/> Gaben freier verwenden können: hier ist und bleibt er wesentlich nur der Ausführende<lb/> dessen, was ein Graf Buvl Schauenstein ihm befiehlt oder als Willensmeinung<lb/> des Kaisers communicirt.</p><lb/> <p xml:id="ID_369"> Der preußische Gesandte, Herr von Wildenbruch, hat jüngst am kleinen Camp»<lb/> ein neues Hotel bezogen. Dieses scheint darauf hinzudeuten, daß er seinen Aufent¬<lb/> halt in Stambul für dauernder erachtet als früher. Er spielt hier eine nur un¬<lb/> bedeutende oder vielmehr gar keine Rolle.</p><lb/> <p xml:id="ID_370"> Die Hauptthätigkeit, welche sich hier bemerklich macht, ist nun seit langer Zeit<lb/> schon die militärische. Man schifft täglich, nach wie vor, Truppen für Varna, sowol<lb/> fremde ixie türkische ein, außerdem ein unermeßliches Kriegsmaterial, und sendet da¬<lb/> bei tausende von Packpferden auf dem Landwege nach dem Balkan. Dieselbe<lb/> Straße nahm anch die französische dritte Division, ni'er weiche jüngst der Sultan<lb/> Parade abgehalten. Sie scheint eine absonderliche Bestimmung zu haben, da ihr<lb/> vier türkische Bataillone, zwei Reiterregimenter und drei Batterien zugetheilt sind.<lb/> Andere deuten diese Maßregel dahin, daß man in Rücksicht auf die Zuavcn, ans<lb/> denen der Kern der Division besteht, hier eine Art Heeresverbrüdernng am ehesten,<lb/> bewerkstelligen zu können meinte. Wie dem nun auch sein möge, der Ersatz an<lb/> Cavaleric und Artillerie aus dem Fond des türkischen Heeres dürfte den Franzosen<lb/> in diesem Augenblick sehr angenehm sein, da man an beiden Waffen immer noch<lb/> Mangel leidet. . -</p><lb/> <p xml:id="ID_371" next="#ID_372"> In dem jüngst erschienenen Journal von Konstantinopel schloß eine Mittheilung<lb/> aus Varna mit dem Bemerken, daß aus der Richtung von Schumla her ein starker<lb/> und andauernder Kanonendonner vernommen werde. Auf Grund dessen hat man<lb/> sich hier allerhand Vermuthungen hingegeben, und selbst die Alttürken, die vor ih¬<lb/> ren Kaffeehäusern mit den lange,» Tschibucks rauchend auf kleinen Schemeln fitzen,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0124]
und Backsteinen emporragt. Der Lord beobachtet in socialer Hinsicht eine
strenge Zurückgezogenheit — aber kaum jemals mag er arbeitsamer gewesen sein,
als in diesen letzten Wochen. Ich habe Grund zu vermuthen, daß all das Ge-
klatsch, welches die giftige Presse am adriatischen Meere über ihn verbreitete, zum
größeren Theil aus der Lust gegriffen ist, und als unbestrittenes Factum allein sein
doppeltes Mißverhältniß zu dem früheren Vertreter Frankreichs, General Baraguay
dHilliers und zu dem östreichischen Jntcruuntius vou Brück feststeht.
Der letztere hauset nunmehr schon seit mehren Wochen in Bujukdere und leitet
aus seinem dortigen Pavillon die Geschäfte. Sein Aeußeres dürste Ihnen bekannt
sein. Eine ziemlich aufragende Gestalt, deren in dem breiten Knochenbau ausge¬
sprochene Anlage zur Beleibtheit durch Arbeiten und Strapazen modcrirt worden
zu sein scheint. Im Blick Klugheit, Umsicht und ein gewisses Wohlwollen — um
den Mund herum aber jene Züge, die den mit Wort und Rede wenig ausgiebigen
Mann ankünden. ,
Ohne Frage ist der Jntcrnuntius ein Genie, aber eins, welches sich innerhalb
scharfgezogener Schranken cinßcrcr Convenienz zu bewegen hat, und in demselben
Maße, in welchem seine Hvchhcbung seine Bedeutung steigerte, von den Rücksichten,
die der neue Standpunkt mit sich bringt, beengt wird. Was man auch darüber
sagen möge: Konstantinopel ist nicht sein Platz. Als Handelsminister, inmitten des
Cabinets, als mitwirkendes Princip desselben, würde er seine nicht zu leugnenden
Gaben freier verwenden können: hier ist und bleibt er wesentlich nur der Ausführende
dessen, was ein Graf Buvl Schauenstein ihm befiehlt oder als Willensmeinung
des Kaisers communicirt.
Der preußische Gesandte, Herr von Wildenbruch, hat jüngst am kleinen Camp»
ein neues Hotel bezogen. Dieses scheint darauf hinzudeuten, daß er seinen Aufent¬
halt in Stambul für dauernder erachtet als früher. Er spielt hier eine nur un¬
bedeutende oder vielmehr gar keine Rolle.
Die Hauptthätigkeit, welche sich hier bemerklich macht, ist nun seit langer Zeit
schon die militärische. Man schifft täglich, nach wie vor, Truppen für Varna, sowol
fremde ixie türkische ein, außerdem ein unermeßliches Kriegsmaterial, und sendet da¬
bei tausende von Packpferden auf dem Landwege nach dem Balkan. Dieselbe
Straße nahm anch die französische dritte Division, ni'er weiche jüngst der Sultan
Parade abgehalten. Sie scheint eine absonderliche Bestimmung zu haben, da ihr
vier türkische Bataillone, zwei Reiterregimenter und drei Batterien zugetheilt sind.
Andere deuten diese Maßregel dahin, daß man in Rücksicht auf die Zuavcn, ans
denen der Kern der Division besteht, hier eine Art Heeresverbrüdernng am ehesten,
bewerkstelligen zu können meinte. Wie dem nun auch sein möge, der Ersatz an
Cavaleric und Artillerie aus dem Fond des türkischen Heeres dürfte den Franzosen
in diesem Augenblick sehr angenehm sein, da man an beiden Waffen immer noch
Mangel leidet. . -
In dem jüngst erschienenen Journal von Konstantinopel schloß eine Mittheilung
aus Varna mit dem Bemerken, daß aus der Richtung von Schumla her ein starker
und andauernder Kanonendonner vernommen werde. Auf Grund dessen hat man
sich hier allerhand Vermuthungen hingegeben, und selbst die Alttürken, die vor ih¬
ren Kaffeehäusern mit den lange,» Tschibucks rauchend auf kleinen Schemeln fitzen,
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |