Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band.Rücksicht auf die Herstellung der Festungen an der Donau und am Balkan Durch den im Mai des vergangenen Jahres erfolgten Tod der Sultauin Rechnet man diese verschiedenen Summen zusammen, so ergibt sich, daß In seiner Berechnung der Einnahmen (des osmanischen Reiches) hat Herr Die Zölle, welche Herr Ubicini auf 86 Millionen Piaster anschlägt,, blie¬ Rücksicht auf die Herstellung der Festungen an der Donau und am Balkan Durch den im Mai des vergangenen Jahres erfolgten Tod der Sultauin Rechnet man diese verschiedenen Summen zusammen, so ergibt sich, daß In seiner Berechnung der Einnahmen (des osmanischen Reiches) hat Herr Die Zölle, welche Herr Ubicini auf 86 Millionen Piaster anschlägt,, blie¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0114" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/281265"/> <p xml:id="ID_334" prev="#ID_333"> Rücksicht auf die Herstellung der Festungen an der Donau und am Balkan<lb/> sicherlich auf 30, und die der Marine von 60 auf 80 Millionen. Wenn<lb/> keine Ersparnisse in den übrigen Verwaltungszweigen gemacht worden wären,<lb/> würden demnach die Ausgaben eine Gesammtsumme von 1264^2 Millionen<lb/> Piaster pr. Kriegsjahr erreichen. Des erwähnten Umstandes wegen sind sie<lb/> indeß geringer. Es fragt sich, auf welche Höhe sie in Bezug auf den Weg¬<lb/> fall angenommen werden können.</p><lb/> <p xml:id="ID_335"> Durch den im Mai des vergangenen Jahres erfolgten Tod der Sultauin<lb/> Mutter (Valide Sultan) sind zunächst die 8^/2 Millionen Piaster, welche ihre<lb/> Civilliste ausmachen, in Abzug vom Budget gekommen. Den Beamten sind<lb/> 20 Procent von ihren Besoldungen gestrichen, was auf 193 Millionen eine<lb/> Ersparniß von 39 ausmacht. Sodann hat der Sultan, glaubwürdigen Ver¬<lb/> sicherungen nach, von seiner eignen auf 73 Millionen Piaster angeschlagenen<lb/> Civilliste ein starkes Drittheil, also mindestens As Millionen, dem Staate zum<lb/> Opfer gebracht. Es sind ferner die 12 Millionen in Wegfall gekommen, welche<lb/> der Staat jährlich als Zuschuß für die frommen Stiftungen entrichtete, indem<lb/> dieser Zahlungsposten von der islamitischen Kirche übernommen worden. End¬<lb/> lich empfängt die osmanische Bank selbstredend, nachdem sie ihre Operationen<lb/> eingestellt hat, nicht fernerhin die bedeutende jährliche Subvention im Belaufe<lb/> von 30 Millionen Piastern.</p><lb/> <p xml:id="ID_336"> Rechnet man diese verschiedenen Summen zusammen, so ergibt sich, daß<lb/> dieselben eine Gesammtersparniß von 11lV<- Millionen Piaster repräsentiren,<lb/> welche, von den obigen 126L Millionen in Abzug gestellt, das diesjährige<lb/> Ausgabenbudget auf 1-130 Millionen Piaster feststellen.</p><lb/> <p xml:id="ID_337"> In seiner Berechnung der Einnahmen (des osmanischen Reiches) hat Herr<lb/> Ubicini das Deficit auf jährlich 21 Millionen Piaster angenommen, indem er<lb/> die Gesammtsumme jener aus 731 Millionen (oder 168 Mill. Franken) be¬<lb/> rechnet. Dei ich das Budget der Ausgaben nunmehr als 22 Millionen für<lb/> zu klein angenommen betrachte, erhellt indeß, daß das wahre Deficit im<lb/> Frieden mindestens gegen 43 Millionen erreicht haben muß. Indeß sind<lb/> Gründe vorhanden, welche es auf noch bedeutend höher schätzen lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_338"> Die Zölle, welche Herr Ubicini auf 86 Millionen Piaster anschlägt,, blie¬<lb/> ben erweislich unter dieser Summe zurück, und zwar vor Ausbruch des Krie¬<lb/> ges, schon seit mehreren Jahren. Zwar war man bemüht, derartige Ausfälle<lb/> möglichst schnell durch außerordentliche Maßregeln zu decken; dieselben hatten<lb/> indeß nicht immer Erfolge. Als Beispiel erinnere ich an die Einziehung des<lb/> Nischcms (Brillantorden), dessen Verwerthung in Güter so außerordentlich<lb/> schwer fiel und wol heute selbst noch nicht vollständig realisirt worden ist. Eine<lb/> Konsequenz davon war, daß sich eine schwebende Schuld bildete, die durch die<lb/> Kaimi oder daS Bankgeld repräsentirt wird.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0114]
Rücksicht auf die Herstellung der Festungen an der Donau und am Balkan
sicherlich auf 30, und die der Marine von 60 auf 80 Millionen. Wenn
keine Ersparnisse in den übrigen Verwaltungszweigen gemacht worden wären,
würden demnach die Ausgaben eine Gesammtsumme von 1264^2 Millionen
Piaster pr. Kriegsjahr erreichen. Des erwähnten Umstandes wegen sind sie
indeß geringer. Es fragt sich, auf welche Höhe sie in Bezug auf den Weg¬
fall angenommen werden können.
Durch den im Mai des vergangenen Jahres erfolgten Tod der Sultauin
Mutter (Valide Sultan) sind zunächst die 8^/2 Millionen Piaster, welche ihre
Civilliste ausmachen, in Abzug vom Budget gekommen. Den Beamten sind
20 Procent von ihren Besoldungen gestrichen, was auf 193 Millionen eine
Ersparniß von 39 ausmacht. Sodann hat der Sultan, glaubwürdigen Ver¬
sicherungen nach, von seiner eignen auf 73 Millionen Piaster angeschlagenen
Civilliste ein starkes Drittheil, also mindestens As Millionen, dem Staate zum
Opfer gebracht. Es sind ferner die 12 Millionen in Wegfall gekommen, welche
der Staat jährlich als Zuschuß für die frommen Stiftungen entrichtete, indem
dieser Zahlungsposten von der islamitischen Kirche übernommen worden. End¬
lich empfängt die osmanische Bank selbstredend, nachdem sie ihre Operationen
eingestellt hat, nicht fernerhin die bedeutende jährliche Subvention im Belaufe
von 30 Millionen Piastern.
Rechnet man diese verschiedenen Summen zusammen, so ergibt sich, daß
dieselben eine Gesammtersparniß von 11lV<- Millionen Piaster repräsentiren,
welche, von den obigen 126L Millionen in Abzug gestellt, das diesjährige
Ausgabenbudget auf 1-130 Millionen Piaster feststellen.
In seiner Berechnung der Einnahmen (des osmanischen Reiches) hat Herr
Ubicini das Deficit auf jährlich 21 Millionen Piaster angenommen, indem er
die Gesammtsumme jener aus 731 Millionen (oder 168 Mill. Franken) be¬
rechnet. Dei ich das Budget der Ausgaben nunmehr als 22 Millionen für
zu klein angenommen betrachte, erhellt indeß, daß das wahre Deficit im
Frieden mindestens gegen 43 Millionen erreicht haben muß. Indeß sind
Gründe vorhanden, welche es auf noch bedeutend höher schätzen lassen.
Die Zölle, welche Herr Ubicini auf 86 Millionen Piaster anschlägt,, blie¬
ben erweislich unter dieser Summe zurück, und zwar vor Ausbruch des Krie¬
ges, schon seit mehreren Jahren. Zwar war man bemüht, derartige Ausfälle
möglichst schnell durch außerordentliche Maßregeln zu decken; dieselben hatten
indeß nicht immer Erfolge. Als Beispiel erinnere ich an die Einziehung des
Nischcms (Brillantorden), dessen Verwerthung in Güter so außerordentlich
schwer fiel und wol heute selbst noch nicht vollständig realisirt worden ist. Eine
Konsequenz davon war, daß sich eine schwebende Schuld bildete, die durch die
Kaimi oder daS Bankgeld repräsentirt wird.
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