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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.

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Kopfsteuer, von der erst durch die Statthalterschaft das Land 18i>8 befreit wurde.
In den kriegerischen Stürmen zu Anfang dieses Jahrhunderts hatte eine verfehlte
Politik, verbunden mit fehlerhafter Finanzverwaltung, die Staatsmaschine an den
Rand des Abgrunds gebracht. Norwegen ward verloren und die ungeheure
Staatsschuld vou 387 Mittönen Rbthlr. (1 Rbthlr. ^ Thlr. Pr.) mußte
reducirt werden. Aus der Papicrschnld von 237 Millionen wurden mit einem
Schlage 3i Millionen gemacht, zur lauge dauernden Beschädigung des Nationalwohl¬
standes. Norwegen hätte bei dem Ausscheiden 21 Millionen übernehmen müssen,
es ward freigelassen mit 10V2 Millionen. Die Herzogtümer waren die Mitleiden¬
den und wurden, gleich dem Königreich, zur Fnndiruug der Reichsbauk mit einer
Steuer von 6 Proc. aller Grundwerthe überzogen; den Steuerpflichtigen des
Königreichs ward indessen sehr bald °/g der Steuer erlassen, und dieser Betrag
von der Staatskasse übernommen; die Herzogthümer steuerten also verhältnißmäßig
mit für die Bankhast des Königreichs. Ein Vergleich vom Jahre 1836 endlich,
zwischen den Finanzen und der dänischen Nationalbank, verletzte abermals die
Herzogthümer aufs empfindlichste; es ist dies die vielbesprochene Zwölfmillionen¬
frage; die Bank erhielt als Eigenthum die Baukhaft der Herzogthümer von
11,888,328 Rbthlr. und die Finanzen übernahmen auf die gemeinsame Staats¬
kasse, mithin unter Zuziehung der Einnahmen aus den Herzogthümern, die Ein¬
lösung von 10,813,000 Rbthlr. dänisches Papiergeld, bezahlten davon sofort
2 Millionen in iprocentigcu sicheren Staatsaktien und verzichteten für alle Zukunft
auf eine Rente von 80,000 Rbthlr.; für den Nest werden jährliche Abträge von
320,000 Rbthlr. bis zum 1. September 1876 geleistet.

Die gemeinsame Staatsschuld belief sich, nach 3S Friedensjahren, am 1. Jan.
1848 auf 10S Millionen Rbthlr. Die Actien betrugen 21'/- Millionen. Wäh¬
rend des Kriegs war die Staatsschuld gestiegen ans 123 Millionen, das Activum
vermindert auf 12Vs Millionen, der Zustand also verschlechtert um 27 Millionen
Rbthlr. Am Schlusse des Jahres 18S2 berechnete sich die Staatsschuld uoch
auf circa 121 Millionen; nächst Holland, England und Oestreich kann Dänemark
der größten Schuld sich rühmen. Die Herzogthümer müssen nun anch in die
neue Schuld eintreten, die in Verbindung mit den ausgezehrten Activen verwendet
ist, um Unrecht an die Stelle des Rechts zu setzen, während die Anleihe der
Herzogthümer, zum großen Schaden der Gemeinden "ut Einzelnen im Inlands,
bei denen sie gemacht worden, für null und nichtig erklärt sind. Die Leistungs-
pflicht ist erhöht, die Leistungsfähigkeit vermindert. Ebensowenig anlockend sind
die jährlichen Budgets uach eingetretenem Frieden, die für Dänemark der Reichs¬
tag votirt, für die Herzogthümer der dänische Finanzminister aufgestellt, ohne sie
zu publiciren. -- Nur ans den Protocollen des Reichstags und den veröffent¬
lichten dänischen Budgets fällt ein Licht auf die Sache, und zwar ein sehr grelles.--
Vorher noch die Bemerkung, daß weder die Landesverwaltung in Schleswig,


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Kopfsteuer, von der erst durch die Statthalterschaft das Land 18i>8 befreit wurde.
In den kriegerischen Stürmen zu Anfang dieses Jahrhunderts hatte eine verfehlte
Politik, verbunden mit fehlerhafter Finanzverwaltung, die Staatsmaschine an den
Rand des Abgrunds gebracht. Norwegen ward verloren und die ungeheure
Staatsschuld vou 387 Mittönen Rbthlr. (1 Rbthlr. ^ Thlr. Pr.) mußte
reducirt werden. Aus der Papicrschnld von 237 Millionen wurden mit einem
Schlage 3i Millionen gemacht, zur lauge dauernden Beschädigung des Nationalwohl¬
standes. Norwegen hätte bei dem Ausscheiden 21 Millionen übernehmen müssen,
es ward freigelassen mit 10V2 Millionen. Die Herzogtümer waren die Mitleiden¬
den und wurden, gleich dem Königreich, zur Fnndiruug der Reichsbauk mit einer
Steuer von 6 Proc. aller Grundwerthe überzogen; den Steuerpflichtigen des
Königreichs ward indessen sehr bald °/g der Steuer erlassen, und dieser Betrag
von der Staatskasse übernommen; die Herzogthümer steuerten also verhältnißmäßig
mit für die Bankhast des Königreichs. Ein Vergleich vom Jahre 1836 endlich,
zwischen den Finanzen und der dänischen Nationalbank, verletzte abermals die
Herzogthümer aufs empfindlichste; es ist dies die vielbesprochene Zwölfmillionen¬
frage; die Bank erhielt als Eigenthum die Baukhaft der Herzogthümer von
11,888,328 Rbthlr. und die Finanzen übernahmen auf die gemeinsame Staats¬
kasse, mithin unter Zuziehung der Einnahmen aus den Herzogthümern, die Ein¬
lösung von 10,813,000 Rbthlr. dänisches Papiergeld, bezahlten davon sofort
2 Millionen in iprocentigcu sicheren Staatsaktien und verzichteten für alle Zukunft
auf eine Rente von 80,000 Rbthlr.; für den Nest werden jährliche Abträge von
320,000 Rbthlr. bis zum 1. September 1876 geleistet.

Die gemeinsame Staatsschuld belief sich, nach 3S Friedensjahren, am 1. Jan.
1848 auf 10S Millionen Rbthlr. Die Actien betrugen 21'/- Millionen. Wäh¬
rend des Kriegs war die Staatsschuld gestiegen ans 123 Millionen, das Activum
vermindert auf 12Vs Millionen, der Zustand also verschlechtert um 27 Millionen
Rbthlr. Am Schlusse des Jahres 18S2 berechnete sich die Staatsschuld uoch
auf circa 121 Millionen; nächst Holland, England und Oestreich kann Dänemark
der größten Schuld sich rühmen. Die Herzogthümer müssen nun anch in die
neue Schuld eintreten, die in Verbindung mit den ausgezehrten Activen verwendet
ist, um Unrecht an die Stelle des Rechts zu setzen, während die Anleihe der
Herzogthümer, zum großen Schaden der Gemeinden »ut Einzelnen im Inlands,
bei denen sie gemacht worden, für null und nichtig erklärt sind. Die Leistungs-
pflicht ist erhöht, die Leistungsfähigkeit vermindert. Ebensowenig anlockend sind
die jährlichen Budgets uach eingetretenem Frieden, die für Dänemark der Reichs¬
tag votirt, für die Herzogthümer der dänische Finanzminister aufgestellt, ohne sie
zu publiciren. — Nur ans den Protocollen des Reichstags und den veröffent¬
lichten dänischen Budgets fällt ein Licht auf die Sache, und zwar ein sehr grelles.—
Vorher noch die Bemerkung, daß weder die Landesverwaltung in Schleswig,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96706/67>, abgerufen am 06.02.2025.