Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.Vorsitzender sein Votum in die Wagschale der Verneinung. Kaum ist dies ge¬ Theater. -- Von dem Drama: Mauprat v. George Sand wird eine deutsche Die Waise von Lowood von Chart. Birch, ist das beliebteste Stück dieser Saison. Von Dramen höheren Stils wird das Hans der Barncveldt von Dingelstedt Musik. Robert S esu in aun wird nach Leipzig übersiedeln. Fräulein W. Clauß, Die Sonette der Musikgcsellschaft Eutcrpe stehen auch in diesem Jahre unter der Literatur. Ludwig Tiecks gesammelte Novellen. Berlin, Reimer. -- Die 16.Lief., Vorsitzender sein Votum in die Wagschale der Verneinung. Kaum ist dies ge¬ Theater. — Von dem Drama: Mauprat v. George Sand wird eine deutsche Die Waise von Lowood von Chart. Birch, ist das beliebteste Stück dieser Saison. Von Dramen höheren Stils wird das Hans der Barncveldt von Dingelstedt Musik. Robert S esu in aun wird nach Leipzig übersiedeln. Fräulein W. Clauß, Die Sonette der Musikgcsellschaft Eutcrpe stehen auch in diesem Jahre unter der Literatur. Ludwig Tiecks gesammelte Novellen. Berlin, Reimer. — Die 16.Lief., <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0526" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97231"/> <p xml:id="ID_1528" prev="#ID_1527"> Vorsitzender sein Votum in die Wagschale der Verneinung. Kaum ist dies ge¬<lb/> schehn, so stellt sich heraus, daß die erste Zählung falsch gewesen und daß der An¬<lb/> trag bereits das erste Mal mit 20 gegen 19 Stimmen verworfen war. Sie kennen<lb/> den Götheschen Spruch'über den. welcher Pech haben soll. Sein Votum zu dcS-<lb/> avouircn ist hart, es aber ohne Noth zu desavouircn ist ein tückischer Hohn des Ge¬<lb/> schickes, ans dem wir die bekannte, so oft vernachlässigte Moral zieh»! „Was Deines<lb/><note type="byline"> ^</note> Amtes nicht ist, davon laß Deinen Vorwitz." </p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Theater. </head> <p xml:id="ID_1529"> — Von dem Drama: Mauprat v. George Sand wird eine deutsche<lb/> ,Uebersetzung für die Bühnen durch Sturm und Koppe in Leipzig angekündigt. Diana<lb/> de Lys ist durch A. Bahn für das deutsche Theater bearbeitet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1530"> Die Waise von Lowood von Chart. Birch, ist das beliebteste Stück dieser Saison.<lb/> Es ist dieses Erfolges nicht unwürdig, denn es ist eine außerordentliche Verbindung<lb/> aller Stimmungen, welche ans das gute Herz des Deutschen wirken. Eine gequälte<lb/> aber starke Unschuld, ein finstrer aber tugendhafter Lord, grausiger Hintergrund und ein<lb/> erhebender Schluß, in welchem die Tugend erhöht, die Brutalität bestraft wird, der<lb/> grausige Hintergrund sich als ganz unschädlich erweist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1531"> Von Dramen höheren Stils wird das Hans der Barncveldt von Dingelstedt<lb/> in, der neuen Bearbeitung mit Erfolg gegeben. Bei dem Mangel neuer Dramen, geht<lb/> man zu alten zurück. So steigen die Trauerspiele Uhlcmds hinter den Lampen auf,<lb/> fremdartige Gebilde in dem Tagestreiben unsrer Theater.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Musik. </head> <p xml:id="ID_1532"> Robert S esu in aun wird nach Leipzig übersiedeln. Fräulein W. Clauß,<lb/> die vortreffliche Pianistin, welche vor einigen Jahren in dem Gewandhausconccrt Leipzigs<lb/> ihre erfolgreiche Künstlerlaufbahn begann, mach?'in London ungewöhnliches Aussehen,<lb/> Sie wird von da über Paris und Leipzig nach Petersburg gehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1533"> Die Sonette der Musikgcsellschaft Eutcrpe stehen auch in diesem Jahre unter der<lb/> Leitung des Herrn Musikdirector Riccins. In den drei schon stattgefundenen Soireen,<lb/> zu welchen sich ein zahlreiches Publicum versammelt hatte, wurden folgende Orchcster-<lb/> werkc mit größter Präcision vorgetragen. Sinfonie in L von Schumanns Sinfonie<lb/> croica von Beethoven, und die 6-NoII-Sinfonic von Mozart, ferner die Ouver-<lb/> ,eure zu Enryanthc, Medea, Coriolan und Teil. Fräulein Koch und Fräulein<lb/> Niesberg, zwei jugendliche Sängerinnen, erwarben sich durch ihre Leistungen vielen<lb/> Beifall, vorzüglich die erstere durch den Vortrag einer neuen effectvollcn und interessan¬<lb/> ten Sonettarie von Niccins. Die Herren Jadassohn, Wahrere ans Dresden und<lb/> Köckcrt aus Prag bewährten sich als tüchtige Solospieler, die erste» beiden auf dem<lb/> Pianoforte, letzterer auf der Violine.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Literatur. </head> <p xml:id="ID_1534" next="#ID_1535"> Ludwig Tiecks gesammelte Novellen. Berlin, Reimer. — Die 16.Lief.,<lb/> mit welcher das zweite Drittel der gegenwärtigen Sammlung geschlossn ist, enthält die<lb/> beiden Novellen „Eigensinn und Laune" (1836) und „die Gesellschaft aus dem Lande"<lb/> (1823). Die erste hat dem Dichter damals große Anfechtungen zugezogen, weil man<lb/> sie als eine Satyre auf daS junge Deutschland, auf die Ideen von der Fraueneman-<lb/> cipation u. f. w. ansah. Ob der Dichter wirklich so etwas im Sinn gehabt hat, wissen<lb/> wir nicht, wir müssen aber gestehen, daß in diesem Fall die Ironie ihn selber treffen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0526]
Vorsitzender sein Votum in die Wagschale der Verneinung. Kaum ist dies ge¬
schehn, so stellt sich heraus, daß die erste Zählung falsch gewesen und daß der An¬
trag bereits das erste Mal mit 20 gegen 19 Stimmen verworfen war. Sie kennen
den Götheschen Spruch'über den. welcher Pech haben soll. Sein Votum zu dcS-
avouircn ist hart, es aber ohne Noth zu desavouircn ist ein tückischer Hohn des Ge¬
schickes, ans dem wir die bekannte, so oft vernachlässigte Moral zieh»! „Was Deines
^ Amtes nicht ist, davon laß Deinen Vorwitz."
Theater. — Von dem Drama: Mauprat v. George Sand wird eine deutsche
,Uebersetzung für die Bühnen durch Sturm und Koppe in Leipzig angekündigt. Diana
de Lys ist durch A. Bahn für das deutsche Theater bearbeitet.
Die Waise von Lowood von Chart. Birch, ist das beliebteste Stück dieser Saison.
Es ist dieses Erfolges nicht unwürdig, denn es ist eine außerordentliche Verbindung
aller Stimmungen, welche ans das gute Herz des Deutschen wirken. Eine gequälte
aber starke Unschuld, ein finstrer aber tugendhafter Lord, grausiger Hintergrund und ein
erhebender Schluß, in welchem die Tugend erhöht, die Brutalität bestraft wird, der
grausige Hintergrund sich als ganz unschädlich erweist.
Von Dramen höheren Stils wird das Hans der Barncveldt von Dingelstedt
in, der neuen Bearbeitung mit Erfolg gegeben. Bei dem Mangel neuer Dramen, geht
man zu alten zurück. So steigen die Trauerspiele Uhlcmds hinter den Lampen auf,
fremdartige Gebilde in dem Tagestreiben unsrer Theater.
Musik. Robert S esu in aun wird nach Leipzig übersiedeln. Fräulein W. Clauß,
die vortreffliche Pianistin, welche vor einigen Jahren in dem Gewandhausconccrt Leipzigs
ihre erfolgreiche Künstlerlaufbahn begann, mach?'in London ungewöhnliches Aussehen,
Sie wird von da über Paris und Leipzig nach Petersburg gehen.
Die Sonette der Musikgcsellschaft Eutcrpe stehen auch in diesem Jahre unter der
Leitung des Herrn Musikdirector Riccins. In den drei schon stattgefundenen Soireen,
zu welchen sich ein zahlreiches Publicum versammelt hatte, wurden folgende Orchcster-
werkc mit größter Präcision vorgetragen. Sinfonie in L von Schumanns Sinfonie
croica von Beethoven, und die 6-NoII-Sinfonic von Mozart, ferner die Ouver-
,eure zu Enryanthc, Medea, Coriolan und Teil. Fräulein Koch und Fräulein
Niesberg, zwei jugendliche Sängerinnen, erwarben sich durch ihre Leistungen vielen
Beifall, vorzüglich die erstere durch den Vortrag einer neuen effectvollcn und interessan¬
ten Sonettarie von Niccins. Die Herren Jadassohn, Wahrere ans Dresden und
Köckcrt aus Prag bewährten sich als tüchtige Solospieler, die erste» beiden auf dem
Pianoforte, letzterer auf der Violine.
Literatur. Ludwig Tiecks gesammelte Novellen. Berlin, Reimer. — Die 16.Lief.,
mit welcher das zweite Drittel der gegenwärtigen Sammlung geschlossn ist, enthält die
beiden Novellen „Eigensinn und Laune" (1836) und „die Gesellschaft aus dem Lande"
(1823). Die erste hat dem Dichter damals große Anfechtungen zugezogen, weil man
sie als eine Satyre auf daS junge Deutschland, auf die Ideen von der Fraueneman-
cipation u. f. w. ansah. Ob der Dichter wirklich so etwas im Sinn gehabt hat, wissen
wir nicht, wir müssen aber gestehen, daß in diesem Fall die Ironie ihn selber treffen
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