Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.höchstens 75,000 Mann die Walachei und blos 6000 die Moldau occupiren. Den Solange die Armeen sich gegenseitig blos beobachteten, hatten die Türken Grenzboten. IV. 18S3. . 50
höchstens 75,000 Mann die Walachei und blos 6000 die Moldau occupiren. Den Solange die Armeen sich gegenseitig blos beobachteten, hatten die Türken Grenzboten. IV. 18S3. . 50
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höchstens 75,000 Mann die Walachei und blos 6000 die Moldau occupiren. Den
Mangel an Soldaten erkannte man beim Beginn der Feindseligkeiten auch daraus,
daß die walachischcn und moldauischen Milizen augenblicklich zum Dienste aufge¬
boten wurden. Aus den näheren Berichten über die Gefechte bei Oltenitza, Giur¬
gewo, Kalafat ?c. ersieht mau sogar, daß solche Milizen in die Fronte der vor¬
dersten Linie geschoben sind. Dies spricht nun äußerst wenig sür eine starke
Reserveaufstellnng, von welcher russische Berichte im gewohnten Stile versichern,
dieselbe sei so geschickt angeordnet, daß vom (höhern) bulgarischen Ufer von ihren
Bewegungen nicht das Geringste erspäht werden könne, während binnen drei
Stunden 30,000 Mann ans jedem beliebigen Punkte der Schlachtlinie zu concen-
triren seien. Diese erstreckt sich natürlich, der türkischen Aufstellung entsprechend,
vom äußersten Westen der kleinen Walachei bis zum Zusammenflüsse des Pruth
mit der Donan, während nnr im südlichen Theile der Moldau bei Birlat und
Tekutsch (beide am Barkal) und auf der möldau-walachischen Grenze (in Fokschau)
größere Concentrationen vorhanden sind. In Jassy blieb blos eine Garnison von
etwa 1000 Mann zurück. Die gegen Siebenbürgen grenzenden Districte waren
ganz unbesetzt und bis zum 31. October hatte anch das ans Bessarabien heran¬
ziehende Verstärknngscorps unter General Osten-Sacken den Prnth noch nicht
erreicht. In der Walachei war die ursprüngliche Aufstellung ebenfalls en eodelons
mit dem Hauptquaticr und dem Concentrationöpnnkt (20,000 Mann) Bukarest
(oder genauer 3 Posten südwestlich von Bukarest). Im übrigen theilt sich die
Operationsarmee in 13 Quartiere, deren Hanptconcentrationen von Westen
nach Osten in Kalafat gegenüber Widdin, in Severin gegenüber Cladowa, in
Zinnitza (Sinnitza) gegenüber Sistowa, in Giurgewo (Tschurtschuk, Jerköki) ge¬
genüber Rustschuk, in Brahila (Jbrahil) und Galadsch (Galacz) stattfanden. Ge¬
neral en Chef ist Fürst Gortschakoff, das Centrum führt General Dannenberg.
Aus halbem Wege zwischen dem Gencralstabsqnartier und Giurgewo waren die
Vorposten des Centrums aufgestellt, während Streifpatrouillen von Kosacken und
walachischcn Milizen die Donauufer überwachten.
Solange die Armeen sich gegenseitig blos beobachteten, hatten die Türken
unbestritten alle nur erdenkbaren Terrainvortheile vor den Russen voraus. Das
bulgarische Donanufer liegt höher als das walachische, ist gegen den Fluß hin
minder zcrweicht, minder durchschnitten und zerstückelt von Nebenflüssen und Zer-
spaltungen des Hauptstroms. So konnten die Türken ihre Beobachtungen un¬
mittelbar vom Ufer aus anstellen, und die ebenfalls bis dahin vorgeschobenen 18
festen Plätze, unter denen Widdiu, Nikopoli, Sistowa, Rustschuk, Silistria, Hir-
sowa, Matschin die wichtigsten, als vortreffliche Stützpunkte für alle vorbereitenden
Operationen benutzen. Ihre Hauptthätigkeit scheint denn auch, solange die Feind¬
seligkeiten noch nicht begonnen, auf die möglichste Vervollständigung der Befesti¬
gungen und auf die Verpallisadirung der dazwischen gelegenen kleinern Flecken gc-
Grenzboten. IV. 18S3. . 50
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