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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.

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muß, ist auf das Uucoufortable der Pariser Häuser berechnet, und zwar auf die
Unzweckmäßigst und nicht exemplarische Sauberkeit gewisser kleiner Häuschen in
unsern sechsstockhohen Häuser". Herr Stefaui u. Comp. heißt der Manu, wel¬
cher allmälig ganz Paris mit ebenso geruch- als "ameiilosen Anstalten versehen
will. Damit ist "och ein An"o"ce"geschaft verbunden, nud diese einsamen Zelle"
sind mit eigens fabricirten, aus runden weiße", mit braunen Rändern eiligefaßtc"
Scheibe" bestehe"de" Tapete" bedeckt. Ans diese weiße" Scheiben werde" gedruckte
Aimoncen geklebt, welche jederma"" nach seiner persönlichen Beschaffenheit mit
mehr oder weniger Muße lese" kau". Dieser indnstriöse Herr Stefaui erinnert
mich an ein Drama, das ein hiesiger Schriftsteller in seinem Pulte bat, nachdem
es vergeblich vou einer Boulcvardbühne z"r ander" gewandert war. Diese
Theaterdircctore" verte"neu aber das wahre Genie hüben wie drüben. Der Held
wird uns als ein schöner Mann voll edler Gesinnungen und ausgestattet mit den
dramatischsten Tugenden aufgeführt. Er liebt die Tochter eines reichen Mannes,
er wird wieder von ihr geliebt und da er selbst ebenbürtige Renten besitzt, siegt
er über alle seine Nebenbuhler und führt die Braut heim. Der Anfang des
zweiten Actes bringt uns zu dem glücklichen Ehepaare. Der Held ist ein Muster
eines Ehemannes, er liebt seine Frau, seiue Kinder, sei" Benehme" ist tadellos,
er wird geschätzt von allen, die ihn kennen, er ist geistvoll und liebenswürdig
im Umgange und das Glück der jungen Frau wäre vollständig, wenn nicht ein
Geheimniß, das ihren Mann umhüllt, ihre Ruhe störte. Unser Held hatte
nämlich die Gewohnheit, sich el"ige Mal i" der Woche des Nachts a"ö dem
Hause zu schleiche". Die liebe"de Eifersucht der zärtliche" Ehegattin flüstert ihr
ein, ihre" Maun zu belauschen, und sie sieht zu ihrem Schrecken, wie ihr Geliebter
sich stets vollkomne" verkleidet, sei" Gesicht durch einen falschen Bart einstellt
und sich noch überdies i" einen weiten dunklen Mantel hüllt. Entsetze" erfüllt
das Herz des armen Weibes und sie beschließt ihrem Manne zu gestehen,
was sie gesehen. Todtenblässe überzieht das Gesicht des Helden -- er ge¬
steht, daß ein fürchterliches Geheimniß ihn zwüige, so zu handeln, aber
er beschwört seiue Geliebte, zu verheimliche", was sie gesehen. Sie werde
einmal alles erfahren. Da geschieht es, daß in derselben Nacht ein Raub¬
mord in Paris verübt worden, ohne daß die Polizei auch nur eine Ahnung
vom räthselhafte" Thäter hätte. Die Frau unseres Helden kann sich trotz
ihrer Liebe des grause" Verdachtes nicht enthalten, ihr Manu sei der Thäter.
I" ihrer Angst erzählt sie alles dem Vater -- dieser erzählt die Geschichte eiuciu
Freunde, einem ehemaligen Bewerber um die Hand seiner Tochter. Ans Rache
gibt dieser seinen Nebenbuhler bei der Polizei an; man verhaftet den Unglück¬
lichen, und da er sich über seine nächtlichen Gänge nicht ausweisen kau" und
noch verschiedene Anzeige" gegen ih" vorliege", wird er zum Tode verurtheilt.
Da erscheint el" treuer Diener des Verurtheilten und klärt das Räthsel ans.


muß, ist auf das Uucoufortable der Pariser Häuser berechnet, und zwar auf die
Unzweckmäßigst und nicht exemplarische Sauberkeit gewisser kleiner Häuschen in
unsern sechsstockhohen Häuser». Herr Stefaui u. Comp. heißt der Manu, wel¬
cher allmälig ganz Paris mit ebenso geruch- als »ameiilosen Anstalten versehen
will. Damit ist »och ein An»o»ce»geschaft verbunden, nud diese einsamen Zelle»
sind mit eigens fabricirten, aus runden weiße», mit braunen Rändern eiligefaßtc»
Scheibe» bestehe»de» Tapete» bedeckt. Ans diese weiße» Scheiben werde» gedruckte
Aimoncen geklebt, welche jederma»» nach seiner persönlichen Beschaffenheit mit
mehr oder weniger Muße lese» kau». Dieser indnstriöse Herr Stefaui erinnert
mich an ein Drama, das ein hiesiger Schriftsteller in seinem Pulte bat, nachdem
es vergeblich vou einer Boulcvardbühne z»r ander» gewandert war. Diese
Theaterdircctore» verte»neu aber das wahre Genie hüben wie drüben. Der Held
wird uns als ein schöner Mann voll edler Gesinnungen und ausgestattet mit den
dramatischsten Tugenden aufgeführt. Er liebt die Tochter eines reichen Mannes,
er wird wieder von ihr geliebt und da er selbst ebenbürtige Renten besitzt, siegt
er über alle seine Nebenbuhler und führt die Braut heim. Der Anfang des
zweiten Actes bringt uns zu dem glücklichen Ehepaare. Der Held ist ein Muster
eines Ehemannes, er liebt seine Frau, seiue Kinder, sei» Benehme» ist tadellos,
er wird geschätzt von allen, die ihn kennen, er ist geistvoll und liebenswürdig
im Umgange und das Glück der jungen Frau wäre vollständig, wenn nicht ein
Geheimniß, das ihren Mann umhüllt, ihre Ruhe störte. Unser Held hatte
nämlich die Gewohnheit, sich el»ige Mal i» der Woche des Nachts a»ö dem
Hause zu schleiche». Die liebe»de Eifersucht der zärtliche» Ehegattin flüstert ihr
ein, ihre» Maun zu belauschen, und sie sieht zu ihrem Schrecken, wie ihr Geliebter
sich stets vollkomne» verkleidet, sei» Gesicht durch einen falschen Bart einstellt
und sich noch überdies i» einen weiten dunklen Mantel hüllt. Entsetze» erfüllt
das Herz des armen Weibes und sie beschließt ihrem Manne zu gestehen,
was sie gesehen. Todtenblässe überzieht das Gesicht des Helden — er ge¬
steht, daß ein fürchterliches Geheimniß ihn zwüige, so zu handeln, aber
er beschwört seiue Geliebte, zu verheimliche», was sie gesehen. Sie werde
einmal alles erfahren. Da geschieht es, daß in derselben Nacht ein Raub¬
mord in Paris verübt worden, ohne daß die Polizei auch nur eine Ahnung
vom räthselhafte» Thäter hätte. Die Frau unseres Helden kann sich trotz
ihrer Liebe des grause» Verdachtes nicht enthalten, ihr Manu sei der Thäter.
I» ihrer Angst erzählt sie alles dem Vater — dieser erzählt die Geschichte eiuciu
Freunde, einem ehemaligen Bewerber um die Hand seiner Tochter. Ans Rache
gibt dieser seinen Nebenbuhler bei der Polizei an; man verhaftet den Unglück¬
lichen, und da er sich über seine nächtlichen Gänge nicht ausweisen kau» und
noch verschiedene Anzeige» gegen ih» vorliege», wird er zum Tode verurtheilt.
Da erscheint el» treuer Diener des Verurtheilten und klärt das Räthsel ans.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96706/394>, abgerufen am 06.02.2025.