Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.auf dem Schiff und darum im Kampfe jsdeSmal gegen eine gleich starke Zahl Kronstäbe, Helsingfors mit Sweaborg und Neval sind die drei Stationsplätze Dagegen ist Kronstadts Wichtigkeit als Seefestnng und Hafen weltbekannt. Die ganze Insel trägt ihren heutigen Namen erst seit der Ort Kronstäbe auf dem Schiff und darum im Kampfe jsdeSmal gegen eine gleich starke Zahl Kronstäbe, Helsingfors mit Sweaborg und Neval sind die drei Stationsplätze Dagegen ist Kronstadts Wichtigkeit als Seefestnng und Hafen weltbekannt. Die ganze Insel trägt ihren heutigen Namen erst seit der Ort Kronstäbe <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0380" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97085"/> <p xml:id="ID_1159" prev="#ID_1158"> auf dem Schiff und darum im Kampfe jsdeSmal gegen eine gleich starke Zahl<lb/> tüchtiger Scesoldaten des Feindes im Nachtheil. Angestrengter als die Land-<lb/> truppen, verhältnismäßig weniger gut verpflegt als diese und überdies ans<lb/> einem ihrem Naturell nicht vertrauten Elemente, zeigt die russische Marine, im<lb/> Gegensatze zu alleu Mariner Europas, die schlechtesten Gesundheitszustande. Zu¬<lb/> nächst ist die scvrbutische Dialhese so sehr verbreitet, daß in der That alljährlich<lb/> mehr als die Hälfte der Mannschaft wegen daraus hervorgehender Leiden einer<lb/> ärztlichen Behandlung bedarf. Wie sehr sie durch die ungenügende Verpflegung<lb/> und Versorgung der Seeleute bedingt ist, erhellt sehr deutlich daraus, daß ihre<lb/> Behandlung und momentane Heilung fast ausschließlich durch bessere Kost und den<lb/> Aufenthalt in den. Hospitälern erreicht wird. An »ut für steh erreicht auch der<lb/> Scorbut selten einen tödlichen Grad, macht jedoch jede Krankheit mit der er sich<lb/> verbindet, oder die einen scvrbutischen Organismus ergreift, doppelt gefährlich<lb/> und langwierig. Ist nun aber Scorbut und scorbntische Anlage unter den Flot-<lb/> tenmannschaften fast aller Staaten ein wenigstens nicht seltenes Uebel, so gehören<lb/> dagegen Schwindsnchtskrankhciten zu den seltenen Erscheinungen. In der balti¬<lb/> schen Marine ists umgekehrt. Man braucht blos die Marinchvspitäler Kronstadts<lb/> und Petersburgs kennen zu lernen, um zu dem traurigen Ergebniß zu kommen,<lb/> daß der vierte Theil der dort eingebrachten Kranken der Schwindsucht verfallen<lb/> ist. Wie ferner unter allen Heeresabtheilungen Rußlands, so fordern auch in<lb/> der Marine vor allem die Syphilis, dann Typhuskrankheiten und verwandte Uebel<lb/> zahlreiche Opfer, so daß sich als erschreckendes Gesammtergebniß der Gesundheits¬<lb/> zustande eine Sterblichkeit von 1 zu 10 herausstellt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1160"> Kronstäbe, Helsingfors mit Sweaborg und Neval sind die drei Stationsplätze<lb/> der baltischen Flotte. Gewöhnlich liegt in Kronstäbe die -I. und 2., in Neval<lb/> die 3. Division. Während Kronstäbe und Sweaborg ausgezeichnete Secvcsten<lb/> genannt werden müssen, befindet sich die ganze Südküste der Ostsee in vertheidi-<lb/> gungslosen Zustande. Denn die beiden alten Forts am Kriegshafen von Neval ver¬<lb/> fallen, wie die dort angelegten Casernen bereits Ruinen geworden sind. Die<lb/> veralteten Bastionen von Riga mit den Vorwerken Bvlderaa und Dünamünde am<lb/> Einfluß der Dura in den Meerbusen sind kaum zu erwähren. Baltischport (zwi¬<lb/> schen Neval und Habsal) sollte einmal ein Kriegshase» werden, ist aber nunmehr<lb/> ebenso wieder vergessen, wie Windau, wo die vorbereitenden Wasserarbeiten den<lb/> Hafen so versandet haben, daß er jetzt von wirklichen Schiffen gar nicht mehr<lb/> angelaufen werden kann. Baltischport gegenüber liegt Gustavswärm an der fin¬<lb/> nischen Küste; es ist jedoch ein ganz isolirtes Seefort ohne größere Bedeutung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1161"> Dagegen ist Kronstadts Wichtigkeit als Seefestnng und Hafen weltbekannt.<lb/> Einige nähere Angaben dürften darum nicht ohne Interesse sein. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1162" next="#ID_1163"> Die ganze Insel trägt ihren heutigen Namen erst seit der Ort Kronstäbe<lb/> entstand (1721) und heißt eigentlich Nitschar, Nctusari, Unzart. Sie streckt sich</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0380]
auf dem Schiff und darum im Kampfe jsdeSmal gegen eine gleich starke Zahl
tüchtiger Scesoldaten des Feindes im Nachtheil. Angestrengter als die Land-
truppen, verhältnismäßig weniger gut verpflegt als diese und überdies ans
einem ihrem Naturell nicht vertrauten Elemente, zeigt die russische Marine, im
Gegensatze zu alleu Mariner Europas, die schlechtesten Gesundheitszustande. Zu¬
nächst ist die scvrbutische Dialhese so sehr verbreitet, daß in der That alljährlich
mehr als die Hälfte der Mannschaft wegen daraus hervorgehender Leiden einer
ärztlichen Behandlung bedarf. Wie sehr sie durch die ungenügende Verpflegung
und Versorgung der Seeleute bedingt ist, erhellt sehr deutlich daraus, daß ihre
Behandlung und momentane Heilung fast ausschließlich durch bessere Kost und den
Aufenthalt in den. Hospitälern erreicht wird. An »ut für steh erreicht auch der
Scorbut selten einen tödlichen Grad, macht jedoch jede Krankheit mit der er sich
verbindet, oder die einen scvrbutischen Organismus ergreift, doppelt gefährlich
und langwierig. Ist nun aber Scorbut und scorbntische Anlage unter den Flot-
tenmannschaften fast aller Staaten ein wenigstens nicht seltenes Uebel, so gehören
dagegen Schwindsnchtskrankhciten zu den seltenen Erscheinungen. In der balti¬
schen Marine ists umgekehrt. Man braucht blos die Marinchvspitäler Kronstadts
und Petersburgs kennen zu lernen, um zu dem traurigen Ergebniß zu kommen,
daß der vierte Theil der dort eingebrachten Kranken der Schwindsucht verfallen
ist. Wie ferner unter allen Heeresabtheilungen Rußlands, so fordern auch in
der Marine vor allem die Syphilis, dann Typhuskrankheiten und verwandte Uebel
zahlreiche Opfer, so daß sich als erschreckendes Gesammtergebniß der Gesundheits¬
zustande eine Sterblichkeit von 1 zu 10 herausstellt.
Kronstäbe, Helsingfors mit Sweaborg und Neval sind die drei Stationsplätze
der baltischen Flotte. Gewöhnlich liegt in Kronstäbe die -I. und 2., in Neval
die 3. Division. Während Kronstäbe und Sweaborg ausgezeichnete Secvcsten
genannt werden müssen, befindet sich die ganze Südküste der Ostsee in vertheidi-
gungslosen Zustande. Denn die beiden alten Forts am Kriegshafen von Neval ver¬
fallen, wie die dort angelegten Casernen bereits Ruinen geworden sind. Die
veralteten Bastionen von Riga mit den Vorwerken Bvlderaa und Dünamünde am
Einfluß der Dura in den Meerbusen sind kaum zu erwähren. Baltischport (zwi¬
schen Neval und Habsal) sollte einmal ein Kriegshase» werden, ist aber nunmehr
ebenso wieder vergessen, wie Windau, wo die vorbereitenden Wasserarbeiten den
Hafen so versandet haben, daß er jetzt von wirklichen Schiffen gar nicht mehr
angelaufen werden kann. Baltischport gegenüber liegt Gustavswärm an der fin¬
nischen Küste; es ist jedoch ein ganz isolirtes Seefort ohne größere Bedeutung.
Dagegen ist Kronstadts Wichtigkeit als Seefestnng und Hafen weltbekannt.
Einige nähere Angaben dürften darum nicht ohne Interesse sein. —
Die ganze Insel trägt ihren heutigen Namen erst seit der Ort Kronstäbe
entstand (1721) und heißt eigentlich Nitschar, Nctusari, Unzart. Sie streckt sich
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