Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.nieder. Es ist ein enormes Thier; die Haut mißt mit dem Schwanz 11 Fuß, Für die nächsten fünf Monate hat die Jagd ein Ende, da man der Ge¬ Die Ueberfüllung der Gefängnisse in Preußen. Auf die frühere Ebbe in den Gefängnissen Preußens ist eine so überströ¬ Wer diesen Gesichtspunkt nicht festhält, gelangt anch nach andern Seiten zu nieder. Es ist ein enormes Thier; die Haut mißt mit dem Schwanz 11 Fuß, Für die nächsten fünf Monate hat die Jagd ein Ende, da man der Ge¬ Die Ueberfüllung der Gefängnisse in Preußen. Auf die frühere Ebbe in den Gefängnissen Preußens ist eine so überströ¬ Wer diesen Gesichtspunkt nicht festhält, gelangt anch nach andern Seiten zu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0296" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97001"/> <p xml:id="ID_875" prev="#ID_874"> nieder. Es ist ein enormes Thier; die Haut mißt mit dem Schwanz 11 Fuß,<lb/> und die Muskeln seiner Schulter sind so hart und dick, daß die erste Kugel nur<lb/> durch eine Schulter gedrungen war, und nicht, wie sonst bei einem Buffalo, durch<lb/> und durch. Die Haut bereite ich selbst.</p><lb/> <p xml:id="ID_876"> Für die nächsten fünf Monate hat die Jagd ein Ende, da man der Ge¬<lb/> sundheit halber nicht in die Waldung darf.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Ueberfüllung der Gefängnisse in Preußen.</head><lb/> <p xml:id="ID_877"> Auf die frühere Ebbe in den Gefängnissen Preußens ist eine so überströ¬<lb/> mende Flut gefolgt, daß sich an diese Erscheinung Staunen und Befremden knüpfen.<lb/> Mögen auch die Straßen deS Landes, die Schlupfwinkel des Verbrechens gereinigt sein,<lb/> so liegt doch die Frage nahe, ob in diesem Lande die Achtung vor dem Gesetze<lb/> geringer geworden, das sittliche Gesammtbild der Bevölkerung verändert und etwa<lb/> die Gesellschaft genöthigt sei, außerordentliche Mittel anzuwenden, um sich in ihrer<lb/> gefährdeten Grundlage zu stärken und zu befestigen. Folgen wir deshalb ruhig<lb/> und leidenschaftslos der Erscheinung und versuchen wir die nach und nach einge¬<lb/> tretene Ueberfüllung der Gefängnisse in ihren Gründen z» erkennen. Zwar liegen<lb/> uns ans dem vorigen Jahrhunderte keine Tabellen der preußischen Criminalstatistik<lb/> vor und auch für die Gegenwart sind diese nicht wie in Frankreich veröffent¬<lb/> licht worden, indeß würde anch die übersichtlichste Zahlenreihe die Vergleichung<lb/> zwischen der frühem und jetzigen Zeit nicht deutlich hervortreten lassen, da die<lb/> Sicherheits- und Rechtspflege eine völlige Umgestaltung in Preußen erlitten hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_878" next="#ID_879"> Wer diesen Gesichtspunkt nicht festhält, gelangt anch nach andern Seiten zu<lb/> ganz falschen Resultaten. Als so Jemand vor längerer Zeit die Vergehen und<lb/> Verbrechen in Preußen „lawinenartig" anschwellen sah, kam er bei einer Parallele<lb/> zwischen der Criminalstatistik Preußens und Rußlands zum Resultate, daß dieses<lb/> Land trotz seiner größeren Bevölkerung, seiner mangelhafteren staatlichen Einrich¬<lb/> tung, weit günstiger stehe als Preußen, bis der voreilige Splitterrichter zum Ge¬<lb/> ständnisse seines Irrthums geführt wurde. Denselben Standpunkt nehmen hente<lb/> die Männer ein, welche, von kirchliche» Vorurtheilen ausgehend, in ihrem Lichte<lb/> dieselbe Erscheinung beurtheilen und die frühere Zeit in einem so verklärten Lichte<lb/> sehen, weil sie ihr so fern stehen und sie unrichtig betrachten. Die ältesten<lb/> schriftlichen Urkunden des Menschengeschlechts enthalten ans den ersten Blättern<lb/> einen Brudermord, grobe Vergehen in punel.» puncti, die Zerstörung zweier Oer-<lb/> ter, eine radical strafende Flut und wenn man die bedeutendsten Männer des<lb/> alten Bundes nach den Paragraphen eines deutschen Strafrechtes beurtheilt, so<lb/> wird man zweifelhaft, ob es die Tugenden der Heiden allein sind, welche in den</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0296]
nieder. Es ist ein enormes Thier; die Haut mißt mit dem Schwanz 11 Fuß,
und die Muskeln seiner Schulter sind so hart und dick, daß die erste Kugel nur
durch eine Schulter gedrungen war, und nicht, wie sonst bei einem Buffalo, durch
und durch. Die Haut bereite ich selbst.
Für die nächsten fünf Monate hat die Jagd ein Ende, da man der Ge¬
sundheit halber nicht in die Waldung darf.
Die Ueberfüllung der Gefängnisse in Preußen.
Auf die frühere Ebbe in den Gefängnissen Preußens ist eine so überströ¬
mende Flut gefolgt, daß sich an diese Erscheinung Staunen und Befremden knüpfen.
Mögen auch die Straßen deS Landes, die Schlupfwinkel des Verbrechens gereinigt sein,
so liegt doch die Frage nahe, ob in diesem Lande die Achtung vor dem Gesetze
geringer geworden, das sittliche Gesammtbild der Bevölkerung verändert und etwa
die Gesellschaft genöthigt sei, außerordentliche Mittel anzuwenden, um sich in ihrer
gefährdeten Grundlage zu stärken und zu befestigen. Folgen wir deshalb ruhig
und leidenschaftslos der Erscheinung und versuchen wir die nach und nach einge¬
tretene Ueberfüllung der Gefängnisse in ihren Gründen z» erkennen. Zwar liegen
uns ans dem vorigen Jahrhunderte keine Tabellen der preußischen Criminalstatistik
vor und auch für die Gegenwart sind diese nicht wie in Frankreich veröffent¬
licht worden, indeß würde anch die übersichtlichste Zahlenreihe die Vergleichung
zwischen der frühem und jetzigen Zeit nicht deutlich hervortreten lassen, da die
Sicherheits- und Rechtspflege eine völlige Umgestaltung in Preußen erlitten hat.
Wer diesen Gesichtspunkt nicht festhält, gelangt anch nach andern Seiten zu
ganz falschen Resultaten. Als so Jemand vor längerer Zeit die Vergehen und
Verbrechen in Preußen „lawinenartig" anschwellen sah, kam er bei einer Parallele
zwischen der Criminalstatistik Preußens und Rußlands zum Resultate, daß dieses
Land trotz seiner größeren Bevölkerung, seiner mangelhafteren staatlichen Einrich¬
tung, weit günstiger stehe als Preußen, bis der voreilige Splitterrichter zum Ge¬
ständnisse seines Irrthums geführt wurde. Denselben Standpunkt nehmen hente
die Männer ein, welche, von kirchliche» Vorurtheilen ausgehend, in ihrem Lichte
dieselbe Erscheinung beurtheilen und die frühere Zeit in einem so verklärten Lichte
sehen, weil sie ihr so fern stehen und sie unrichtig betrachten. Die ältesten
schriftlichen Urkunden des Menschengeschlechts enthalten ans den ersten Blättern
einen Brudermord, grobe Vergehen in punel.» puncti, die Zerstörung zweier Oer-
ter, eine radical strafende Flut und wenn man die bedeutendsten Männer des
alten Bundes nach den Paragraphen eines deutschen Strafrechtes beurtheilt, so
wird man zweifelhaft, ob es die Tugenden der Heiden allein sind, welche in den
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