Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.und zwar ein Riesenexemplar, lebendig ohne Schwanz (weil er nämlich keinen hat), Meine Trophäen aus dieser Jagdexpedition sind: die Tigerhant, die Bären¬ Bvorhaupore. In den ersten Tagen des Juni ging ich mit einigen meiner und zwar ein Riesenexemplar, lebendig ohne Schwanz (weil er nämlich keinen hat), Meine Trophäen aus dieser Jagdexpedition sind: die Tigerhant, die Bären¬ Bvorhaupore. In den ersten Tagen des Juni ging ich mit einigen meiner <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0293" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96998"/> <p xml:id="ID_867" prev="#ID_866"> und zwar ein Riesenexemplar, lebendig ohne Schwanz (weil er nämlich keinen hat),<lb/> 3 Fuß 9 Zoll lang, der größeste Bär, den man hier gesehen. Die Haut mißt<lb/> 7 Fuß 2 Zoll.</p><lb/> <p xml:id="ID_868"> Meine Trophäen aus dieser Jagdexpedition sind: die Tigerhant, die Bären¬<lb/> haut und die kleine Löwenhaut. Die Tigerhant ist leider wieder von ungeschickter<lb/> Gerk'erbaut verdorben; auf die Bärenhaut dagegen werde ich mich mit eurer<lb/> Erlaubniß bald legen und aus der Löwenhaut wird, wenn gut präparirt, ein<lb/> Muff nicht übel sein. Eine vierte Trophäe endlich besteht aus einem jungen<lb/> Papagei, von guter, grün und rother Art, dem ich nächstens deutsche Stunden<lb/> zu geben, und von dem ich darin das wieder zu lernen gedenke, was ich, wie ihr<lb/> merken werdet, bereits vergessen habe.</p><lb/> <p xml:id="ID_869" next="#ID_870"> Bvorhaupore. In den ersten Tagen des Juni ging ich mit einigen meiner<lb/> Sowars bis 20 engl. Meilen von hier zu den Usern des Pvorna, um Treibjagd<lb/> ans Tiger zu machen; da wir keine fanden, wurde Zuflucht zu einem andern Mittel<lb/> genommen. Wir banden Abends eine« zahmen Buffalo an einen Baum, und<lb/> richtig, am andern Morgen fanden wir ihn erschlagen und halb aufgezehrt. Nach¬<lb/> dem ich mich so meiner Sache vergewissert, ließ ich mir sofort aus Laub und<lb/> Strauchwerk eine Laube machen und bewachte, darin versteckt, deu Carcaß den<lb/> ganzen Tag — vergebens, die Tiger waren zu vorsichtig; nur einmal hörte ich<lb/> sie in der Ferne brüllen. Gegen Abend aber hatte ich eines der merkwürdigste»<lb/> Schauspiele. Wir kennen wol die Sage unter deu Eingeborenen, daß der Tiger<lb/> und der Pfau große Freunde seien, und wissen auch, daß beide oft zusammen<lb/> gefunden werden, allein die Freundschaft war mir doch bisher sehr zweifelhaft<lb/> gewesen. Gegen Abend sah ich nun plötzlich zu meiner Linken zwei Pfauen ans<lb/> dem Dickicht treten, die bald, wie sich selbst bewundernd, still standen, bald ab-<lb/> und zugehend, erwartungsvoll nach dem, Waldrande blickten. Dies mochte eine<lb/> halbe Stunde bis gegen Sonnenuntergang dauern, als ich mit einem Male ein<lb/> starkes Hissen hörte, von dem ich nicht unterscheiden konnte, ob es von einer<lb/> Schlange oder von einer Katze komme. Endlich zeigte sich ein Tiger, nur viel<lb/> dunkelfarbiger, als sonst Tiger sind. Er stand 200 Schritte zu meiner Linken,<lb/> sich auf eigenthümliche Art amüstrend, Deu groben Flußsand mit den Füßen<lb/> knirschend, rieb er seine Beine damit, krümmte den Rücken zu großer Höhe, den<lb/> Kops niedergebogen, die lange Zunge bis ans den Sand hängend, und schüttelte<lb/> sich dann wie ein Hund, der a»S dem Wasser kommt. Die dunkle Farbe setzte<lb/> mich in Erstaunen, doch überlegte ich mir, daß er sich wahrscheinlich im Wasser<lb/> ober Sande gerollt habe. Das merkwürdigste aber war, daß die beiden Pfauen<lb/> und bald noch mehre, wie Trabanten um ihn standen, ans ihn zugingen und<lb/> daß, wie ich deutlich sah, eiuer vou ihnen unter oder an seiner Zunge etwas ans¬<lb/> pielte. — Dieses Schauspiel nun betrachtete ich beiual) eine halbe Stunde laug in<lb/> großer Ungeduld und i» der Hoffnung, der Tiger werde zu dem erschlagenen Buffalo</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0293]
und zwar ein Riesenexemplar, lebendig ohne Schwanz (weil er nämlich keinen hat),
3 Fuß 9 Zoll lang, der größeste Bär, den man hier gesehen. Die Haut mißt
7 Fuß 2 Zoll.
Meine Trophäen aus dieser Jagdexpedition sind: die Tigerhant, die Bären¬
haut und die kleine Löwenhaut. Die Tigerhant ist leider wieder von ungeschickter
Gerk'erbaut verdorben; auf die Bärenhaut dagegen werde ich mich mit eurer
Erlaubniß bald legen und aus der Löwenhaut wird, wenn gut präparirt, ein
Muff nicht übel sein. Eine vierte Trophäe endlich besteht aus einem jungen
Papagei, von guter, grün und rother Art, dem ich nächstens deutsche Stunden
zu geben, und von dem ich darin das wieder zu lernen gedenke, was ich, wie ihr
merken werdet, bereits vergessen habe.
Bvorhaupore. In den ersten Tagen des Juni ging ich mit einigen meiner
Sowars bis 20 engl. Meilen von hier zu den Usern des Pvorna, um Treibjagd
ans Tiger zu machen; da wir keine fanden, wurde Zuflucht zu einem andern Mittel
genommen. Wir banden Abends eine« zahmen Buffalo an einen Baum, und
richtig, am andern Morgen fanden wir ihn erschlagen und halb aufgezehrt. Nach¬
dem ich mich so meiner Sache vergewissert, ließ ich mir sofort aus Laub und
Strauchwerk eine Laube machen und bewachte, darin versteckt, deu Carcaß den
ganzen Tag — vergebens, die Tiger waren zu vorsichtig; nur einmal hörte ich
sie in der Ferne brüllen. Gegen Abend aber hatte ich eines der merkwürdigste»
Schauspiele. Wir kennen wol die Sage unter deu Eingeborenen, daß der Tiger
und der Pfau große Freunde seien, und wissen auch, daß beide oft zusammen
gefunden werden, allein die Freundschaft war mir doch bisher sehr zweifelhaft
gewesen. Gegen Abend sah ich nun plötzlich zu meiner Linken zwei Pfauen ans
dem Dickicht treten, die bald, wie sich selbst bewundernd, still standen, bald ab-
und zugehend, erwartungsvoll nach dem, Waldrande blickten. Dies mochte eine
halbe Stunde bis gegen Sonnenuntergang dauern, als ich mit einem Male ein
starkes Hissen hörte, von dem ich nicht unterscheiden konnte, ob es von einer
Schlange oder von einer Katze komme. Endlich zeigte sich ein Tiger, nur viel
dunkelfarbiger, als sonst Tiger sind. Er stand 200 Schritte zu meiner Linken,
sich auf eigenthümliche Art amüstrend, Deu groben Flußsand mit den Füßen
knirschend, rieb er seine Beine damit, krümmte den Rücken zu großer Höhe, den
Kops niedergebogen, die lange Zunge bis ans den Sand hängend, und schüttelte
sich dann wie ein Hund, der a»S dem Wasser kommt. Die dunkle Farbe setzte
mich in Erstaunen, doch überlegte ich mir, daß er sich wahrscheinlich im Wasser
ober Sande gerollt habe. Das merkwürdigste aber war, daß die beiden Pfauen
und bald noch mehre, wie Trabanten um ihn standen, ans ihn zugingen und
daß, wie ich deutlich sah, eiuer vou ihnen unter oder an seiner Zunge etwas ans¬
pielte. — Dieses Schauspiel nun betrachtete ich beiual) eine halbe Stunde laug in
großer Ungeduld und i» der Hoffnung, der Tiger werde zu dem erschlagenen Buffalo
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Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
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